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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Markt bot einen neuen Vorwand zu der, bereits in vollem Schwung
begriffnen Ausdehnung, namentlich der Baumwollindustrie. "Wie
können wir je zuviel produciren? Wir haben 300 Millionen
Menschen zu kleiden" -- sagte dem Schreiber dieses damals ein
Fabrikant in Manchester. Aber alle die neuerrichteten Fabrik-
gebäude, Dampf- und Spinnmaschinen und Webstühle waren nicht
hinreichend, den massenweise hereinströmenden Mehrwerth von Lanca-
shire zu absorbiren. Mit derselben Leidenschaft, womit man die
Produktion steigerte, warf man sich auf den Bau von Eisenbahnen;
hier fand das Spekulationsgelüst der Fabrikanten und Kaufleute
zuerst Befriedigung, und zwar schon seit Sommer 1844. Man
zeichnete Aktien so viel man konnte, d. h. soweit das Geld zur
Deckung der ersten Einzahlungen reichte; für das weitere wird
sich schon Rath finden! Als dann die weiteren Einzahlungen
kamen, -- nach Frage 1059, C. D. 1848/57, betrug das 1846/47
in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen £ -- musste
der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche
Geschäft der Firma musste meist auch noch bluten.

Und dies eigentliche Geschäft war in den meisten Fällen auch
schon überlastet. Die lockenden hohen Profite hatten zu weit
ausgedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen flüssigen
Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlangbar
und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844
13/4--23/4 %, 1845 bis Oktober unter 3 %, dann eine kurze Zeit
steigend bis 5 % (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 31/4 %
im Decbr. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Gold-
vorrath von unerhörtem Betrag. Alle inländischen Börsenwerthe
standen so hoch wie nie vorher. Warum also die schöne Ge-
legenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn?
Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden
fremden Märkten alle Waaren zuschicken, die man nur fabriciren
konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den doppelten
Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes
im fernen Osten, und aus dem Verkauf der dafür erhaltenen Rück-
fracht in England erwuchs?

So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen
Vorschuss, nach Indien und China, das sehr bald sich fortent-
wickelte zu einem System von Konsignationen, bloss um des Vor-
schusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im Einzelnen
geschildert ist, und wie es mit Nothwendigkeit enden musste in
massenhafter Ueberführung der Märkte und im Krach.


Markt bot einen neuen Vorwand zu der, bereits in vollem Schwung
begriffnen Ausdehnung, namentlich der Baumwollindustrie. „Wie
können wir je zuviel produciren? Wir haben 300 Millionen
Menschen zu kleiden“ — sagte dem Schreiber dieses damals ein
Fabrikant in Manchester. Aber alle die neuerrichteten Fabrik-
gebäude, Dampf- und Spinnmaschinen und Webstühle waren nicht
hinreichend, den massenweise hereinströmenden Mehrwerth von Lanca-
shire zu absorbiren. Mit derselben Leidenschaft, womit man die
Produktion steigerte, warf man sich auf den Bau von Eisenbahnen;
hier fand das Spekulationsgelüst der Fabrikanten und Kaufleute
zuerst Befriedigung, und zwar schon seit Sommer 1844. Man
zeichnete Aktien so viel man konnte, d. h. soweit das Geld zur
Deckung der ersten Einzahlungen reichte; für das weitere wird
sich schon Rath finden! Als dann die weiteren Einzahlungen
kamen, — nach Frage 1059, C. D. 1848/57, betrug das 1846/47
in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen £ — musste
der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche
Geschäft der Firma musste meist auch noch bluten.

Und dies eigentliche Geschäft war in den meisten Fällen auch
schon überlastet. Die lockenden hohen Profite hatten zu weit
ausgedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen flüssigen
Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlangbar
und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844
1¾—2¾ %, 1845 bis Oktober unter 3 %, dann eine kurze Zeit
steigend bis 5 % (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 3¼ %
im Decbr. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Gold-
vorrath von unerhörtem Betrag. Alle inländischen Börsenwerthe
standen so hoch wie nie vorher. Warum also die schöne Ge-
legenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn?
Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden
fremden Märkten alle Waaren zuschicken, die man nur fabriciren
konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den doppelten
Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes
im fernen Osten, und aus dem Verkauf der dafür erhaltenen Rück-
fracht in England erwuchs?

So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen
Vorschuss, nach Indien und China, das sehr bald sich fortent-
wickelte zu einem System von Konsignationen, bloss um des Vor-
schusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im Einzelnen
geschildert ist, und wie es mit Nothwendigkeit enden musste in
massenhafter Ueberführung der Märkte und im Krach.


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[393/0427] Markt bot einen neuen Vorwand zu der, bereits in vollem Schwung begriffnen Ausdehnung, namentlich der Baumwollindustrie. „Wie können wir je zuviel produciren? Wir haben 300 Millionen Menschen zu kleiden“ — sagte dem Schreiber dieses damals ein Fabrikant in Manchester. Aber alle die neuerrichteten Fabrik- gebäude, Dampf- und Spinnmaschinen und Webstühle waren nicht hinreichend, den massenweise hereinströmenden Mehrwerth von Lanca- shire zu absorbiren. Mit derselben Leidenschaft, womit man die Produktion steigerte, warf man sich auf den Bau von Eisenbahnen; hier fand das Spekulationsgelüst der Fabrikanten und Kaufleute zuerst Befriedigung, und zwar schon seit Sommer 1844. Man zeichnete Aktien so viel man konnte, d. h. soweit das Geld zur Deckung der ersten Einzahlungen reichte; für das weitere wird sich schon Rath finden! Als dann die weiteren Einzahlungen kamen, — nach Frage 1059, C. D. 1848/57, betrug das 1846/47 in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen £ — musste der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche Geschäft der Firma musste meist auch noch bluten. Und dies eigentliche Geschäft war in den meisten Fällen auch schon überlastet. Die lockenden hohen Profite hatten zu weit ausgedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen flüssigen Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlangbar und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844 1¾—2¾ %, 1845 bis Oktober unter 3 %, dann eine kurze Zeit steigend bis 5 % (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 3¼ % im Decbr. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Gold- vorrath von unerhörtem Betrag. Alle inländischen Börsenwerthe standen so hoch wie nie vorher. Warum also die schöne Ge- legenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn? Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden fremden Märkten alle Waaren zuschicken, die man nur fabriciren konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den doppelten Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes im fernen Osten, und aus dem Verkauf der dafür erhaltenen Rück- fracht in England erwuchs? So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen Vorschuss, nach Indien und China, das sehr bald sich fortent- wickelte zu einem System von Konsignationen, bloss um des Vor- schusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im Einzelnen geschildert ist, und wie es mit Nothwendigkeit enden musste in massenhafter Ueberführung der Märkte und im Krach.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/427>, abgerufen am 24.11.2024.