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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Dieser Krach kam zum Ausbruch in Folge der Missernte von
1846. England und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren
von Lebensmitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die
Länder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Theil
in englischen Industrieprodukten dafür bezahlt werden; man musste
Edelmetall in Zahlung geben; Gold für mindestens 9 Millionen ging
ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 71/2 Millionen aus
dem Baarschatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit
auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gelähmt wurde; die
übrigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen,
thatsächlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, mussten
nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschränken; der rasch
und leicht dahinströmende Fluss der Zahlungen gerieth ins Stocken,
erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar
1847 noch 3--31/2 %, stieg im April, wo die erste Panik losbrach,
auf 7 %; dann kam, im Sommer, nochmals eine vorübergehende
kleine Erleichterung (6,5, 6 %), als aber auch die neue Ernte miss-
rieth, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle
Minimal-Diskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November
auf 10 %, d. h. die weitaus grösste Mehrzahl der Wechsel wurde
nur gegen kolossale Wucherzinsen, oder überhaupt nicht mehr
diskontirbar; die allgemeine Zahlungsstockung brachte eine Reihe
der ersten Häuser und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott;
die Bank selbst war in Gefahr, in Folge der ihr durch den
pfiffigen Bankakt von 1844 auferlegten Beschränkungen falliren
zu müssen -- da suspendirte, auf allgemeines Andringen, die
Regierung am 25. Oktober den Bankakt und entfernte damit die
der Bank auferlegten absurden gesetzlichen Fesseln. Nun konnte
sie ihren Notenschatz ungehindert in Cirkulation setzen; da der
Kredit dieser Banknoten thatsächlich durch den Kredit der Nation
garantirt, also unerschüttert war, trat damit sofort die entscheidende
Erleichterung der Geldklemme ein; natürlich fallirten noch eine
Menge grosser und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber
der Höhepunkt der Krise war überwunden, der Bank-Diskonto fiel
im September wieder auf 5 %, und schon im Laufe von 1848 be-
reitete sich jene erneuerte Geschäftsthätigkeit vor, die den revo-
lutionären Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze
abbrach, und die in den fünfziger Jahren zuerst eine bis dahin
unerhörte industrielle Prosperität herbeiführte, dann aber auch --
den Krach von 1857. -- F. E.]

I. Ueber die kolossale Entwerthung von Staatspapieren und Aktien

Dieser Krach kam zum Ausbruch in Folge der Missernte von
1846. England und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren
von Lebensmitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die
Länder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Theil
in englischen Industrieprodukten dafür bezahlt werden; man musste
Edelmetall in Zahlung geben; Gold für mindestens 9 Millionen ging
ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 7½ Millionen aus
dem Baarschatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit
auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gelähmt wurde; die
übrigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen,
thatsächlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, mussten
nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschränken; der rasch
und leicht dahinströmende Fluss der Zahlungen gerieth ins Stocken,
erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar
1847 noch 3—3½ %, stieg im April, wo die erste Panik losbrach,
auf 7 %; dann kam, im Sommer, nochmals eine vorübergehende
kleine Erleichterung (6,5, 6 %), als aber auch die neue Ernte miss-
rieth, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle
Minimal-Diskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November
auf 10 %, d. h. die weitaus grösste Mehrzahl der Wechsel wurde
nur gegen kolossale Wucherzinsen, oder überhaupt nicht mehr
diskontirbar; die allgemeine Zahlungsstockung brachte eine Reihe
der ersten Häuser und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott;
die Bank selbst war in Gefahr, in Folge der ihr durch den
pfiffigen Bankakt von 1844 auferlegten Beschränkungen falliren
zu müssen — da suspendirte, auf allgemeines Andringen, die
Regierung am 25. Oktober den Bankakt und entfernte damit die
der Bank auferlegten absurden gesetzlichen Fesseln. Nun konnte
sie ihren Notenschatz ungehindert in Cirkulation setzen; da der
Kredit dieser Banknoten thatsächlich durch den Kredit der Nation
garantirt, also unerschüttert war, trat damit sofort die entscheidende
Erleichterung der Geldklemme ein; natürlich fallirten noch eine
Menge grosser und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber
der Höhepunkt der Krise war überwunden, der Bank-Diskonto fiel
im September wieder auf 5 %, und schon im Laufe von 1848 be-
reitete sich jene erneuerte Geschäftsthätigkeit vor, die den revo-
lutionären Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze
abbrach, und die in den fünfziger Jahren zuerst eine bis dahin
unerhörte industrielle Prosperität herbeiführte, dann aber auch —
den Krach von 1857. — F. E.]

I. Ueber die kolossale Entwerthung von Staatspapieren und Aktien

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[394/0428] Dieser Krach kam zum Ausbruch in Folge der Missernte von 1846. England und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren von Lebensmitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die Länder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Theil in englischen Industrieprodukten dafür bezahlt werden; man musste Edelmetall in Zahlung geben; Gold für mindestens 9 Millionen ging ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 7½ Millionen aus dem Baarschatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gelähmt wurde; die übrigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen, thatsächlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, mussten nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschränken; der rasch und leicht dahinströmende Fluss der Zahlungen gerieth ins Stocken, erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar 1847 noch 3—3½ %, stieg im April, wo die erste Panik losbrach, auf 7 %; dann kam, im Sommer, nochmals eine vorübergehende kleine Erleichterung (6,5, 6 %), als aber auch die neue Ernte miss- rieth, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle Minimal-Diskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November auf 10 %, d. h. die weitaus grösste Mehrzahl der Wechsel wurde nur gegen kolossale Wucherzinsen, oder überhaupt nicht mehr diskontirbar; die allgemeine Zahlungsstockung brachte eine Reihe der ersten Häuser und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott; die Bank selbst war in Gefahr, in Folge der ihr durch den pfiffigen Bankakt von 1844 auferlegten Beschränkungen falliren zu müssen — da suspendirte, auf allgemeines Andringen, die Regierung am 25. Oktober den Bankakt und entfernte damit die der Bank auferlegten absurden gesetzlichen Fesseln. Nun konnte sie ihren Notenschatz ungehindert in Cirkulation setzen; da der Kredit dieser Banknoten thatsächlich durch den Kredit der Nation garantirt, also unerschüttert war, trat damit sofort die entscheidende Erleichterung der Geldklemme ein; natürlich fallirten noch eine Menge grosser und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber der Höhepunkt der Krise war überwunden, der Bank-Diskonto fiel im September wieder auf 5 %, und schon im Laufe von 1848 be- reitete sich jene erneuerte Geschäftsthätigkeit vor, die den revo- lutionären Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze abbrach, und die in den fünfziger Jahren zuerst eine bis dahin unerhörte industrielle Prosperität herbeiführte, dann aber auch — den Krach von 1857. — F. E.] I. Ueber die kolossale Entwerthung von Staatspapieren und Aktien

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/428>, abgerufen am 24.11.2024.