a la Overstone zu bereichern. Freund Samuel Gurney drückt sich darüber sehr naiv aus vor dem Committee of Lords, C. D. 1848: "1324. Sind Sie der Ansicht, dass die grossen Schwankungen des Zinsfusses, die im vorigen Jahre stattgefunden, den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft waren oder nicht? -- Ich glaube sie waren den Geldhändlern vortheilhaft. Alle Schwankungen des Geschäfts sind vortheilhaft für den der Bescheid weiss (to the knowing men). -- 1325. Sollte nicht der Bankier schliesslich doch bei dem hohen Zinsfuss verlieren in Folge der Verarmung seiner besten Kunden? -- Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass diese Wirkung in bemerkbarem Grade besteht." -- Voila ce que parler veut dire.
Auf die Beeinflussung des Zinsfusses durch die Summe des vor- handnen Geldes werden wir zurückkommen. Aber man muss schon jetzt bemerken, dass Overstone hier wieder ein quid pro quo be- geht. Die Nachfrage nach Geldkapital 1847 (vor Oktober bestand keine Sorge wegen Geldknappheit, "Quantität des vorhandnen Geldes", wie er es oben nannte) nahm zu aus verschiednen Gründen. Korntheuerung, steigende Baumwollpreise, Unverkäuflichkeit des Zuckers wegen Ueberproduktion, Eisenbahnspekulation und Krach, Ueberfüllung der auswärtigen Märkte mit Baumwollwaaren, die oben beschriebne Zwangsausfuhr nach und Zwangseinfuhr von Indien zum Zweck blosser Wechselreiterei. Alle diese Dinge, die Ueberproduktion in der Industrie so gut wie die Unterproduktion im Ackerbau, also ganz verschiedne Ursachen, verursachten Steige- rung der Nachfrage nach Geldkapital, d. h. nach Kredit und Geld. Die gesteigerte Nachfrage nach Geldkapital hatte ihre Ursachen im Gang des Produktionsprocesses selbst. Aber, welches immer die Ursache, es war die Nachfrage nach Geldkapital, die den Zins- fuss, den Werth des Geldkapitals steigen machte. Will Overstone sagen, dass der Werth des Geldkapitals stieg, weil er stieg, so ist dies Tautologie. Versteht er aber unter "Werth des Kapitals" hier Steigen der Profitrate als Ursache des Steigens des Zinsfusses, so wird sich die Sache gleich als falsch herausstellen. Die Nach- frage nach Geldkapital, und daher der "Werth des Kapitals", kann steigen, obgleich der Profit fällt; sobald das relative Angebot von Geldkapital fällt, steigt sein "Werth". Was Overstone nachweisen will, ist, dass die Krise von 1847, und die hohe Zinsrate, die sie begleitete, nichts zu thun hatte mit der "Quantität des vorhandnen Geldes", d. h. mit den Bestimmungen des von ihm inspirirten Bankakts von 1844; obgleich sie in der That damit zu thun hatte,
à la Overstone zu bereichern. Freund Samuel Gurney drückt sich darüber sehr naiv aus vor dem Committee of Lords, C. D. 1848: „1324. Sind Sie der Ansicht, dass die grossen Schwankungen des Zinsfusses, die im vorigen Jahre stattgefunden, den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft waren oder nicht? — Ich glaube sie waren den Geldhändlern vortheilhaft. Alle Schwankungen des Geschäfts sind vortheilhaft für den der Bescheid weiss (to the knowing men). — 1325. Sollte nicht der Bankier schliesslich doch bei dem hohen Zinsfuss verlieren in Folge der Verarmung seiner besten Kunden? — Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass diese Wirkung in bemerkbarem Grade besteht.“ — Voilà ce que parler veut dire.
Auf die Beeinflussung des Zinsfusses durch die Summe des vor- handnen Geldes werden wir zurückkommen. Aber man muss schon jetzt bemerken, dass Overstone hier wieder ein quid pro quo be- geht. Die Nachfrage nach Geldkapital 1847 (vor Oktober bestand keine Sorge wegen Geldknappheit, „Quantität des vorhandnen Geldes“, wie er es oben nannte) nahm zu aus verschiednen Gründen. Korntheuerung, steigende Baumwollpreise, Unverkäuflichkeit des Zuckers wegen Ueberproduktion, Eisenbahnspekulation und Krach, Ueberfüllung der auswärtigen Märkte mit Baumwollwaaren, die oben beschriebne Zwangsausfuhr nach und Zwangseinfuhr von Indien zum Zweck blosser Wechselreiterei. Alle diese Dinge, die Ueberproduktion in der Industrie so gut wie die Unterproduktion im Ackerbau, also ganz verschiedne Ursachen, verursachten Steige- rung der Nachfrage nach Geldkapital, d. h. nach Kredit und Geld. Die gesteigerte Nachfrage nach Geldkapital hatte ihre Ursachen im Gang des Produktionsprocesses selbst. Aber, welches immer die Ursache, es war die Nachfrage nach Geldkapital, die den Zins- fuss, den Werth des Geldkapitals steigen machte. Will Overstone sagen, dass der Werth des Geldkapitals stieg, weil er stieg, so ist dies Tautologie. Versteht er aber unter „Werth des Kapitals“ hier Steigen der Profitrate als Ursache des Steigens des Zinsfusses, so wird sich die Sache gleich als falsch herausstellen. Die Nach- frage nach Geldkapital, und daher der „Werth des Kapitals“, kann steigen, obgleich der Profit fällt; sobald das relative Angebot von Geldkapital fällt, steigt sein „Werth“. Was Overstone nachweisen will, ist, dass die Krise von 1847, und die hohe Zinsrate, die sie begleitete, nichts zu thun hatte mit der „Quantität des vorhandnen Geldes“, d. h. mit den Bestimmungen des von ihm inspirirten Bankakts von 1844; obgleich sie in der That damit zu thun hatte,
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à la Overstone zu bereichern. Freund Samuel Gurney drückt sich
darüber sehr naiv aus vor dem Committee of Lords, C. D. 1848:
„1324. Sind Sie der Ansicht, dass die grossen Schwankungen des
Zinsfusses, die im vorigen Jahre stattgefunden, den Bankiers und
Geldhändlern vortheilhaft waren oder nicht? — Ich glaube sie
waren den Geldhändlern vortheilhaft. Alle Schwankungen des
Geschäfts sind vortheilhaft für den der Bescheid weiss (to the
knowing men). — 1325. Sollte nicht der Bankier schliesslich doch
bei dem hohen Zinsfuss verlieren in Folge der Verarmung seiner
besten Kunden? — Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass diese
Wirkung in bemerkbarem Grade besteht.“ — Voilà ce que parler
veut dire.
Auf die Beeinflussung des Zinsfusses durch die Summe des vor-
handnen Geldes werden wir zurückkommen. Aber man muss schon
jetzt bemerken, dass Overstone hier wieder ein quid pro quo be-
geht. Die Nachfrage nach Geldkapital 1847 (vor Oktober bestand
keine Sorge wegen Geldknappheit, „Quantität des vorhandnen
Geldes“, wie er es oben nannte) nahm zu aus verschiednen Gründen.
Korntheuerung, steigende Baumwollpreise, Unverkäuflichkeit des
Zuckers wegen Ueberproduktion, Eisenbahnspekulation und Krach,
Ueberfüllung der auswärtigen Märkte mit Baumwollwaaren, die
oben beschriebne Zwangsausfuhr nach und Zwangseinfuhr von
Indien zum Zweck blosser Wechselreiterei. Alle diese Dinge, die
Ueberproduktion in der Industrie so gut wie die Unterproduktion
im Ackerbau, also ganz verschiedne Ursachen, verursachten Steige-
rung der Nachfrage nach Geldkapital, d. h. nach Kredit und Geld.
Die gesteigerte Nachfrage nach Geldkapital hatte ihre Ursachen
im Gang des Produktionsprocesses selbst. Aber, welches immer
die Ursache, es war die Nachfrage nach Geldkapital, die den Zins-
fuss, den Werth des Geldkapitals steigen machte. Will Overstone
sagen, dass der Werth des Geldkapitals stieg, weil er stieg, so ist
dies Tautologie. Versteht er aber unter „Werth des Kapitals“
hier Steigen der Profitrate als Ursache des Steigens des Zinsfusses,
so wird sich die Sache gleich als falsch herausstellen. Die Nach-
frage nach Geldkapital, und daher der „Werth des Kapitals“, kann
steigen, obgleich der Profit fällt; sobald das relative Angebot von
Geldkapital fällt, steigt sein „Werth“. Was Overstone nachweisen
will, ist, dass die Krise von 1847, und die hohe Zinsrate, die sie
begleitete, nichts zu thun hatte mit der „Quantität des vorhandnen
Geldes“, d. h. mit den Bestimmungen des von ihm inspirirten
Bankakts von 1844; obgleich sie in der That damit zu thun hatte,
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/440>, abgerufen am 24.11.2024.
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