Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle andern Umstände als gleich annehmen. Ausser der Mehrwerthsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch die procentige Zusammensetzung gleich. Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100 C, welches mit einer Mehrwerthsrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt:
160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate be- rechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwerth von 200, sondern auf den vorgeschossnen von 100, und erhalten so p' = 40 %.
Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200 C, das mit derselben Mehrwerthsrate von 100 %, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben:
160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen auf ein vorgeschossnes Kapital von 200, dies ergibt für die Profit- rate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.
Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher procentiger Zu- sammensetzung, bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeits- tag verhalten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung, oder die Mehrwerthsrate, oder der Arbeitstag oder Arbeitslohn in den beiden verglichenen Fällen nicht gleich, so werden dadurch aller- dings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt; diese aber sind unabhängig vom Umschlag und gehn uns daher hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III erörtert.
Die direkte Wirkung der verkürzten Umschlagszeit auf die Produktion von Mehrwerth, also auch von Profit, besteht in der gesteigerten Wirksamkeit, die dem variablen Kapitaltheil dadurch gegeben wird, worüber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Um- schlag des variablen Kapitals. Es zeigte sich da, dass ein variables Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschlägt, in dieser Zeit ebensoviel Mehrwerth aneignet, wie ein variables Kapital von 5000, das bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeitslohn nur einmal im Jahr umschlägt.
Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10,000 fixem Kapital, dessen jährlicher Verschleiss 10 % = 1000 betrage, 500 cirku- lirendem, konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer Mehrwerthsrate von 100 %, schlage das variable Kapital zehnmal im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehmen wir in allen folgen- den Beispielen an, dass das cirkulirende konstante Kapital in der-
Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle andern Umstände als gleich annehmen. Ausser der Mehrwerthsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch die procentige Zusammensetzung gleich. Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100 C, welches mit einer Mehrwerthsrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt:
160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate be- rechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwerth von 200, sondern auf den vorgeschossnen von 100, und erhalten so p' = 40 %.
Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200 C, das mit derselben Mehrwerthsrate von 100 %, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben:
160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen auf ein vorgeschossnes Kapital von 200, dies ergibt für die Profit- rate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.
Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher procentiger Zu- sammensetzung, bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeits- tag verhalten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung, oder die Mehrwerthsrate, oder der Arbeitstag oder Arbeitslohn in den beiden verglichenen Fällen nicht gleich, so werden dadurch aller- dings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt; diese aber sind unabhängig vom Umschlag und gehn uns daher hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III erörtert.
Die direkte Wirkung der verkürzten Umschlagszeit auf die Produktion von Mehrwerth, also auch von Profit, besteht in der gesteigerten Wirksamkeit, die dem variablen Kapitaltheil dadurch gegeben wird, worüber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Um- schlag des variablen Kapitals. Es zeigte sich da, dass ein variables Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschlägt, in dieser Zeit ebensoviel Mehrwerth aneignet, wie ein variables Kapital von 5000, das bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeitslohn nur einmal im Jahr umschlägt.
Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10,000 fixem Kapital, dessen jährlicher Verschleiss 10 % = 1000 betrage, 500 cirku- lirendem, konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer Mehrwerthsrate von 100 %, schlage das variable Kapital zehnmal im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehmen wir in allen folgen- den Beispielen an, dass das cirkulirende konstante Kapital in der-
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[46/0080]
Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden
zwei Kapitalen alle andern Umstände als gleich annehmen. Ausser
der Mehrwerthsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch
die procentige Zusammensetzung gleich. Nehmen wir nun ein
Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100 C, welches
mit einer Mehrwerthsrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt.
Dann ist das Jahresprodukt:
160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate be-
rechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwerth
von 200, sondern auf den vorgeschossnen von 100, und erhalten
so p' = 40 %.
Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200 C,
das mit derselben Mehrwerthsrate von 100 %, aber nur einmal im
Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben:
160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen
auf ein vorgeschossnes Kapital von 200, dies ergibt für die Profit-
rate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.
Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher procentiger Zu-
sammensetzung, bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeits-
tag verhalten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie
ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung, oder
die Mehrwerthsrate, oder der Arbeitstag oder Arbeitslohn in den
beiden verglichenen Fällen nicht gleich, so werden dadurch aller-
dings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt;
diese aber sind unabhängig vom Umschlag und gehn uns daher
hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III erörtert.
Die direkte Wirkung der verkürzten Umschlagszeit auf die
Produktion von Mehrwerth, also auch von Profit, besteht in der
gesteigerten Wirksamkeit, die dem variablen Kapitaltheil dadurch
gegeben wird, worüber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Um-
schlag des variablen Kapitals. Es zeigte sich da, dass ein variables
Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschlägt, in dieser Zeit
ebensoviel Mehrwerth aneignet, wie ein variables Kapital von 5000,
das bei gleicher Mehrwerthsrate und gleichem Arbeitslohn nur
einmal im Jahr umschlägt.
Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10,000 fixem Kapital,
dessen jährlicher Verschleiss 10 % = 1000 betrage, 500 cirku-
lirendem, konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer
Mehrwerthsrate von 100 %, schlage das variable Kapital zehnmal
im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehmen wir in allen folgen-
den Beispielen an, dass das cirkulirende konstante Kapital in der-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/80>, abgerufen am 24.11.2024.
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