Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

derselben Bodenquantität," hätte er hinzufügen müssen, soweit
es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit überhaupt
handelt.

In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch
zufällige Begebenheiten im Cirkulationsprocess erzeugt, wird immer
producirt als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen
Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt
sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit
auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt
werden. Es ist übrigens keineswegs unbedingt erforderlich, dass
dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Mengen
von beschäftigtem Kapital entspringt. Es können auch in den ver-
schiednen Anlagen ungleich grosse Kapitale beschäftigt sein; dies
ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportionelle
Theile, also z. B. 100 £ von jedem, geben ungleiche Resultate;
d. h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Vor-
aussetzung für das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen
Sphäre der Kapitalanlage überhaupt. Das zweite ist die Ver-
wandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (über-
haupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es
muss immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Um-
ständen diese Verwandlung stattfindet.

Ricardo hat ferner Recht mit Bezug auf den folgenden Satz,
sofern er auf Differentialrente eingeschränkt wird:

"Whatever diminishes the inequality in the produce obtained on
the same or on new land, tends to lower rent; and whatever in-
creases that inequality, necessarily produces an opposite effect,
and tends to raise it." (p. 74.)

Unter diese Ursachen aber gehören nicht nur die allgemeinen
(Fruchtbarkeit und Lage) sondern 1) die Steuervertheilung, je nach-
dem sie gleichmäßig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der
Fall, wenn sie, wie in England, nicht centralisirt ist und wenn die
Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird;
2) die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der
Agrikultur in verschiednen Landestheilen hervorgehn, indem sich
dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters wegen,
schwerer nivellirt als die Manufaktur, und 3) die Ungleichheit,
worin Kapital unter die Pächter vertheilt ist. Da die Besitzer-
greifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktionsweise,
die Verwandlung der selbstwirthschaftenden Bauern in Lohnarbeiter,
in der That die letzte Eroberung dieser Produktionsweise über-

derselben Bodenquantität,“ hätte er hinzufügen müssen, soweit
es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit überhaupt
handelt.

In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch
zufällige Begebenheiten im Cirkulationsprocess erzeugt, wird immer
producirt als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen
Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt
sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit
auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt
werden. Es ist übrigens keineswegs unbedingt erforderlich, dass
dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Mengen
von beschäftigtem Kapital entspringt. Es können auch in den ver-
schiednen Anlagen ungleich grosse Kapitale beschäftigt sein; dies
ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportionelle
Theile, also z. B. 100 £ von jedem, geben ungleiche Resultate;
d. h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Vor-
aussetzung für das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen
Sphäre der Kapitalanlage überhaupt. Das zweite ist die Ver-
wandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (über-
haupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es
muss immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Um-
ständen diese Verwandlung stattfindet.

Ricardo hat ferner Recht mit Bezug auf den folgenden Satz,
sofern er auf Differentialrente eingeschränkt wird:

„Whatever diminishes the inequality in the produce obtained on
the same or on new land, tends to lower rent; and whatever in-
creases that inequality, necessarily produces an opposite effect,
and tends to raise it.“ (p. 74.)

Unter diese Ursachen aber gehören nicht nur die allgemeinen
(Fruchtbarkeit und Lage) sondern 1) die Steuervertheilung, je nach-
dem sie gleichmäßig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der
Fall, wenn sie, wie in England, nicht centralisirt ist und wenn die
Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird;
2) die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der
Agrikultur in verschiednen Landestheilen hervorgehn, indem sich
dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters wegen,
schwerer nivellirt als die Manufaktur, und 3) die Ungleichheit,
worin Kapital unter die Pächter vertheilt ist. Da die Besitzer-
greifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktionsweise,
die Verwandlung der selbstwirthschaftenden Bauern in Lohnarbeiter,
in der That die letzte Eroberung dieser Produktionsweise über-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="189"/>
derselben Bodenquantität,&#x201C; hätte er hinzufügen müssen, soweit<lb/>
es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit überhaupt<lb/>
handelt.</p><lb/>
            <p>In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch<lb/>
zufällige Begebenheiten im Cirkulationsprocess erzeugt, wird immer<lb/>
producirt als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen<lb/>
Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt<lb/>
sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit<lb/>
auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt<lb/>
werden. Es ist übrigens keineswegs unbedingt erforderlich, dass<lb/>
dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Mengen<lb/>
von beschäftigtem Kapital entspringt. Es können auch in den ver-<lb/>
schiednen Anlagen ungleich grosse Kapitale beschäftigt sein; dies<lb/>
ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportionelle<lb/>
Theile, also z. B. 100 <hi rendition="#i">£</hi> von jedem, geben ungleiche Resultate;<lb/>
d. h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Vor-<lb/>
aussetzung für das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen<lb/>
Sphäre der Kapitalanlage überhaupt. Das zweite ist die Ver-<lb/>
wandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (über-<lb/>
haupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es<lb/>
muss immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Um-<lb/>
ständen diese Verwandlung stattfindet.</p><lb/>
            <p>Ricardo hat ferner Recht mit Bezug auf den folgenden Satz,<lb/>
sofern er auf Differentialrente eingeschränkt wird:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Whatever diminishes the inequality in the produce obtained on<lb/>
the same or on new land, tends to lower rent; and whatever in-<lb/>
creases that inequality, necessarily produces an opposite effect,<lb/>
and tends to raise it.&#x201C; (p. 74.)</p><lb/>
            <p>Unter diese Ursachen aber gehören nicht nur die allgemeinen<lb/>
(Fruchtbarkeit und Lage) sondern 1) die Steuervertheilung, je nach-<lb/>
dem sie gleichmäßig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der<lb/>
Fall, wenn sie, wie in England, nicht centralisirt ist und wenn die<lb/>
Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird;<lb/>
2) die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der<lb/>
Agrikultur in verschiednen Landestheilen hervorgehn, indem sich<lb/>
dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters wegen,<lb/>
schwerer nivellirt als die Manufaktur, und 3) die Ungleichheit,<lb/>
worin Kapital unter die Pächter vertheilt ist. Da die Besitzer-<lb/>
greifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktionsweise,<lb/>
die Verwandlung der selbstwirthschaftenden Bauern in Lohnarbeiter,<lb/>
in der That die letzte Eroberung dieser Produktionsweise über-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0198] derselben Bodenquantität,“ hätte er hinzufügen müssen, soweit es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit überhaupt handelt. In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch zufällige Begebenheiten im Cirkulationsprocess erzeugt, wird immer producirt als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt werden. Es ist übrigens keineswegs unbedingt erforderlich, dass dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Mengen von beschäftigtem Kapital entspringt. Es können auch in den ver- schiednen Anlagen ungleich grosse Kapitale beschäftigt sein; dies ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportionelle Theile, also z. B. 100 £ von jedem, geben ungleiche Resultate; d. h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Vor- aussetzung für das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen Sphäre der Kapitalanlage überhaupt. Das zweite ist die Ver- wandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (über- haupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es muss immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Um- ständen diese Verwandlung stattfindet. Ricardo hat ferner Recht mit Bezug auf den folgenden Satz, sofern er auf Differentialrente eingeschränkt wird: „Whatever diminishes the inequality in the produce obtained on the same or on new land, tends to lower rent; and whatever in- creases that inequality, necessarily produces an opposite effect, and tends to raise it.“ (p. 74.) Unter diese Ursachen aber gehören nicht nur die allgemeinen (Fruchtbarkeit und Lage) sondern 1) die Steuervertheilung, je nach- dem sie gleichmäßig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der Fall, wenn sie, wie in England, nicht centralisirt ist und wenn die Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird; 2) die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der Agrikultur in verschiednen Landestheilen hervorgehn, indem sich dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters wegen, schwerer nivellirt als die Manufaktur, und 3) die Ungleichheit, worin Kapital unter die Pächter vertheilt ist. Da die Besitzer- greifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktionsweise, die Verwandlung der selbstwirthschaftenden Bauern in Lohnarbeiter, in der That die letzte Eroberung dieser Produktionsweise über-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/198
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/198>, abgerufen am 29.11.2024.