Chapman: "5062. Es können Zeiten vorkommen, wo die Bank- noten in der Hand des Publikums einen sehr grossen Betrag aus- machen, und dennoch keine zu haben sind." Geld ist auch während der Panik da; aber jeder hütet sich wohl, es in leihbares Kapital, in leihbares Geld zu verwandeln; jeder hält es fest für wirkliches Zahlungsbedürfniss.
"5099. Die Banken in den ländlichen Bezirken schicken ihre unbeschäftigten Ueberschüsse an Sie und andre Londoner Häuser? -- Jawohl. -- 5100. Auf der andren Seite lassen die Fabrik- distrikte von Lancashire und Yorkshire Wechsel bei Ihnen dis- kontiren für ihre Geschäftszwecke? -- Jawohl. -- 5101. Sodass auf diesem Wege das überschüssige Geld eines Landestheils nutzbar gemacht wird für die Anforderungen eines andern Landestheils? -- Ganz richtig."
Chapman sagt, die Sitte der Banken, ihr überschüssiges Geld- kapital für kürzere Zeit im Ankauf von Konsols und Schatz- scheinen anzulegen, habe in der letzten Zeit sehr abgenommen, seitdem es Gebrauch geworden sei, dies Geld at call (von Tag zu Tag, jederzeit rückforderbar) auszuleihn. Er selbst hält den An- kauf solcher Papiere für sein Geschäft für höchst unzweckmäßig. Er legt es desshalb in guten Wechseln an, von denen täglich ein Theil verfällt, sodass er stets weiss auf wieviel flüssiges Geld er jeden Tag zu rechnen hat. [5001--5005.] --
Selbst das Wachsen der Ausfuhr stellt sich mehr oder weniger für jedes Land, zumeist aber für das Land, das Kredit gibt, als wachsende Anforderung auf den inländischen Geldmarkt dar, die aber erst in Zeiten der Klemme als solche gefühlt wird. In Zeiten wo die Ausfuhr zunimmt, werden gegen Konsignationen brittischer Fabrikate in der Regel langsichtige Wechsel von Fabrikanten auf den Exportkaufmann gezogen. (5126.) "5127. Ist es nicht häufig der Fall, dass ein Uebereinkommen existirt, dass diese Wechsel von Zeit zu Zeit erneuert werden? -- [Chapman.] Dies ist eine Sache, die sie uns geheimhalten; wir würden keinen Wechsel derart zulassen. ... Es mag sicherlich geschehn, aber ich kann über etwas derartiges nichts sagen." [Der unschuldige Chapman.] -- "5123. Wenn eine grosse Zunahme der Ausfuhr stattfindet, wie allein im letzten Jahr von 20 Mill. £, führt das nicht von selbst zu einer grossen Nachfrage nach Kapital für den Diskonto von Wechseln, die diese Ausfuhren vorstellen? -- Unzweifelhaft. -- 5130. Da England in der Regel dem Ausland für alle seine Aus- fuhren Kredit gibt, würde das nicht die Absorption eines ent-
Chapman: „5062. Es können Zeiten vorkommen, wo die Bank- noten in der Hand des Publikums einen sehr grossen Betrag aus- machen, und dennoch keine zu haben sind.“ Geld ist auch während der Panik da; aber jeder hütet sich wohl, es in leihbares Kapital, in leihbares Geld zu verwandeln; jeder hält es fest für wirkliches Zahlungsbedürfniss.
„5099. Die Banken in den ländlichen Bezirken schicken ihre unbeschäftigten Ueberschüsse an Sie und andre Londoner Häuser? — Jawohl. — 5100. Auf der andren Seite lassen die Fabrik- distrikte von Lancashire und Yorkshire Wechsel bei Ihnen dis- kontiren für ihre Geschäftszwecke? — Jawohl. — 5101. Sodass auf diesem Wege das überschüssige Geld eines Landestheils nutzbar gemacht wird für die Anforderungen eines andern Landestheils? — Ganz richtig.“
Chapman sagt, die Sitte der Banken, ihr überschüssiges Geld- kapital für kürzere Zeit im Ankauf von Konsols und Schatz- scheinen anzulegen, habe in der letzten Zeit sehr abgenommen, seitdem es Gebrauch geworden sei, dies Geld at call (von Tag zu Tag, jederzeit rückforderbar) auszuleihn. Er selbst hält den An- kauf solcher Papiere für sein Geschäft für höchst unzweckmäßig. Er legt es desshalb in guten Wechseln an, von denen täglich ein Theil verfällt, sodass er stets weiss auf wieviel flüssiges Geld er jeden Tag zu rechnen hat. [5001—5005.] —
Selbst das Wachsen der Ausfuhr stellt sich mehr oder weniger für jedes Land, zumeist aber für das Land, das Kredit gibt, als wachsende Anforderung auf den inländischen Geldmarkt dar, die aber erst in Zeiten der Klemme als solche gefühlt wird. In Zeiten wo die Ausfuhr zunimmt, werden gegen Konsignationen brittischer Fabrikate in der Regel langsichtige Wechsel von Fabrikanten auf den Exportkaufmann gezogen. (5126.) „5127. Ist es nicht häufig der Fall, dass ein Uebereinkommen existirt, dass diese Wechsel von Zeit zu Zeit erneuert werden? — [Chapman.] Dies ist eine Sache, die sie uns geheimhalten; wir würden keinen Wechsel derart zulassen. … Es mag sicherlich geschehn, aber ich kann über etwas derartiges nichts sagen.“ [Der unschuldige Chapman.] — „5123. Wenn eine grosse Zunahme der Ausfuhr stattfindet, wie allein im letzten Jahr von 20 Mill. £, führt das nicht von selbst zu einer grossen Nachfrage nach Kapital für den Diskonto von Wechseln, die diese Ausfuhren vorstellen? — Unzweifelhaft. — 5130. Da England in der Regel dem Ausland für alle seine Aus- fuhren Kredit gibt, würde das nicht die Absorption eines ent-
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Chapman: „5062. Es können Zeiten vorkommen, wo die Bank-
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der Panik da; aber jeder hütet sich wohl, es in leihbares Kapital,
in leihbares Geld zu verwandeln; jeder hält es fest für wirkliches
Zahlungsbedürfniss.
„5099. Die Banken in den ländlichen Bezirken schicken ihre
unbeschäftigten Ueberschüsse an Sie und andre Londoner Häuser?
— Jawohl. — 5100. Auf der andren Seite lassen die Fabrik-
distrikte von Lancashire und Yorkshire Wechsel bei Ihnen dis-
kontiren für ihre Geschäftszwecke? — Jawohl. — 5101. Sodass
auf diesem Wege das überschüssige Geld eines Landestheils nutzbar
gemacht wird für die Anforderungen eines andern Landestheils? —
Ganz richtig.“
Chapman sagt, die Sitte der Banken, ihr überschüssiges Geld-
kapital für kürzere Zeit im Ankauf von Konsols und Schatz-
scheinen anzulegen, habe in der letzten Zeit sehr abgenommen,
seitdem es Gebrauch geworden sei, dies Geld at call (von Tag zu
Tag, jederzeit rückforderbar) auszuleihn. Er selbst hält den An-
kauf solcher Papiere für sein Geschäft für höchst unzweckmäßig.
Er legt es desshalb in guten Wechseln an, von denen täglich ein
Theil verfällt, sodass er stets weiss auf wieviel flüssiges Geld er
jeden Tag zu rechnen hat. [5001—5005.] —
Selbst das Wachsen der Ausfuhr stellt sich mehr oder weniger
für jedes Land, zumeist aber für das Land, das Kredit gibt, als
wachsende Anforderung auf den inländischen Geldmarkt dar, die
aber erst in Zeiten der Klemme als solche gefühlt wird. In Zeiten
wo die Ausfuhr zunimmt, werden gegen Konsignationen brittischer
Fabrikate in der Regel langsichtige Wechsel von Fabrikanten auf
den Exportkaufmann gezogen. (5126.) „5127. Ist es nicht häufig
der Fall, dass ein Uebereinkommen existirt, dass diese Wechsel
von Zeit zu Zeit erneuert werden? — [Chapman.] Dies ist eine
Sache, die sie uns geheimhalten; wir würden keinen Wechsel derart
zulassen. … Es mag sicherlich geschehn, aber ich kann über
etwas derartiges nichts sagen.“ [Der unschuldige Chapman.] —
„5123. Wenn eine grosse Zunahme der Ausfuhr stattfindet, wie
allein im letzten Jahr von 20 Mill. £, führt das nicht von selbst
zu einer grossen Nachfrage nach Kapital für den Diskonto von
Wechseln, die diese Ausfuhren vorstellen? — Unzweifelhaft. —
5130. Da England in der Regel dem Ausland für alle seine Aus-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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