Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.bis auf QVINTILII VARI Niederlage. sich auch dazu anheischig gemacht, aber die Catten, mit denen sie gegen Mittaggräntzeten, u. die im vorigen Jahre sich mit den Römern mochten gesetzet haben, hat- ten nichts mit dem Kriege zu thun haben wollen. Sie waren also wieder dieselben ausgezogen, als ietzo Drusus ihnen ins Land fiel, und weil er keinen Wiederstand fand, ferner in das Gebiethe der Cheruscer, und bis an die Weser, fortgieng . Er getrauete sich aber nicht über den Fluß zu setzen, weil er besorgete, daß es an Pro- viant mangeln möchte. Es trug sich eben zu, daß sich ein Bienen-Schwarm in dem Römischen Lager setzete2, welches er entweder in der That für eine böse Vorbe- deutung hielte, oder sich doch zum wenigsten so stellte, damit seine Soldaten nicht glau- ben möchten, daß irgend was anders in der Welt, als der Götter Wille, ihn abzuhal- ten, fähig sey. Er wäre aber bald der Erfüllung seiner Auslegung, da er sie ver- meiden wollen, entgegen gegangen. Die Cheruscer, Sigambren, und Sve- ven hatten die Pässe wohl besetzet, und kriegten ihn einmahl so in die Falle, daß ihn nichts errettete, als die grosse Sicherheit der Feinde, die in ihren Gedancken schon die Beute theileten, und nicht glaubten, daß es nöthig wäre, die Römer ordentlich anzugreiffen3: da sich denn dieselben, obgleich mit grossem Verluste, durchschlugen. Auf diesem Feldzuge hat er zwey feste Schlösser anlegen lassen, eins an dem Ort, wo die Else in die Lippe fließt4, das andere am Rheine, im Gebiethe der Catten5. Der Rath in Rom erkannte ihm wegen dieser glücklichen Verrichtungen die Ovation zu, und wollte zugleich, daß er nach geendigter Praetur, den Rang, und das Comman- do, als Proconsul haben sollte. Seine Soldaten hatten ihm zwar auch den Ti- tel Imperator beygeleget, aber Augustus stund damit an, in Hoffnung, es würde sich schon wieder eine Gelegenheit finden, da dieser Aufschub die Ehre desto grösser mache. XVI. Jm Jahre 744 that Augustus abermahls eine Reise nach Gallien,Drusi neuer Tibe- [Beginn Spaltensatz]
Sicambrorum in Chattos, qui soli sinitimorum auxi- lia negauerant, totius populi uiribus facta expeditio effecerat. Quo tempore Drusus, iis imprudentibus, regionem peragrauit. Visurgim etiam transiturus, ni eum inopia alimentorum, ac hyemis propinquitas, practerea examen apum, in castris uisum, deterruis- sent. dio nennet die übrigen Nachbarn nicht. Es erhellet aber aus livii epit. und noch mehr aus floro, und orosio, daß es die Tenchterer, Cheruseer, Chautzen, Brueterer, und Sveven gewesen. 2 dio l. c. ivlivs obseqvens de prodigiis L. I. c. 132. beschreibet es, vermuthlich aus livio: In Germania, in castris Drusi, examen apum in tabernaculo Hostilii Rutilii, castrorum prae- fecti, consedit: ita, ut funem praetendentem, praesi- xamque tentorio lanceam, amplecteretur. Multitu- do Romanorum per insidias subacta est. Siehe scheffervm ad h. l. 3 dio l. c. C. Ingressus in sociorum terram, [Spaltenumbruch] in summum deuenit periculum, insidiis hostium fre- quenter laesus, & aliquando in loco angusto, conca- uoque circumclusus, haud procul abfuit, quin cum toto exercitu periret. A qua eum pernicie nihil aliud eripuit, quam hostium temeritas. Qui, cum contemtis Romanis, quasi iam captis, & uno uelut ictu concidendis, nullo ordine eos aggressi essent: ui- cti inde, ferociaque sua fracta, discessere. Ex eo namque barbari, propius adire ueriti, eminus tan- tum hostem infestauere. Ita, ut Drusus, iis uicissim contemtis, castellum contra eos ad Lupiae, & Elisonis, fluuiorum confluentes, aliudque in Chattis ad ipsum Rhenum exstruxerit. 4 Castrum Alisonis ad Lupiae, & Alisonis, con- fluentes: ietzt Elsen, im Stiffte Paderborn. 5 bvcherivs p. 40. §. 9. In monte Tauno, ubi postea Traiani monumentum, Moguntiam inter, & amnem Lonam. 1 §. XVI. 1. dio L. LIV. circ. finem: Chatti [Ende Spaltensatz] quippe J 2
bis auf QVINTILII VARI Niederlage. ſich auch dazu anheiſchig gemacht, aber die Catten, mit denen ſie gegen Mittaggraͤntzeten, u. die im vorigen Jahre ſich mit den Roͤmern mochten geſetzet haben, hat- ten nichts mit dem Kriege zu thun haben wollen. Sie waren alſo wieder dieſelben ausgezogen, als ietzo Druſus ihnen ins Land fiel, und weil er keinen Wiederſtand fand, ferner in das Gebiethe der Cheruſcer, und bis an die Weſer, fortgieng . Er getrauete ſich aber nicht uͤber den Fluß zu ſetzen, weil er beſorgete, daß es an Pro- viant mangeln moͤchte. Es trug ſich eben zu, daß ſich ein Bienen-Schwarm in dem Roͤmiſchen Lager ſetzete2, welches er entweder in der That fuͤr eine boͤſe Vorbe- deutung hielte, oder ſich doch zum wenigſtẽ ſo ſtellte, damit ſeine Soldaten nicht glau- ben moͤchten, daß irgend was anders in der Welt, als der Goͤtter Wille, ihn abzuhal- ten, faͤhig ſey. Er waͤre aber bald der Erfuͤllung ſeiner Auslegung, da er ſie ver- meiden wollen, entgegen gegangen. Die Cheruscer, Sigambren, und Sve- ven hatten die Paͤſſe wohl beſetzet, und kriegten ihn einmahl ſo in die Falle, daß ihn nichts errettete, als die groſſe Sicherheit der Feinde, die in ihren Gedancken ſchon die Beute theileten, und nicht glaubten, daß es noͤthig waͤre, die Roͤmer ordentlich anzugreiffen3: da ſich denn dieſelben, obgleich mit groſſem Verluſte, durchſchlugen. Auf dieſem Feldzuge hat er zwey feſte Schloͤſſer anlegen laſſen, eins an dem Ort, wo die Elſe in die Lippe fließt4, das andere am Rheine, im Gebiethe der Catten5. Der Rath in Rom erkannte ihm wegen dieſer gluͤcklichen Verrichtungen die Ovation zu, und wollte zugleich, daß er nach geendigter Praetur, den Rang, und das Comman- do, als Proconſul haben ſollte. Seine Soldaten hatten ihm zwar auch den Ti- tel Imperator beygeleget, aber Auguſtus ſtund damit an, in Hoffnung, es wuͤrde ſich ſchon wieder eine Gelegenheit finden, da dieſer Aufſchub die Ehre deſto groͤſſer mache. XVI. Jm Jahre 744 that Auguſtus abermahls eine Reiſe nach Gallien,Druſi neuer Tibe- [Beginn Spaltensatz]
Sicambrorum in Chattos, qui ſoli ſinitimorum auxi- lia negauerant, totius populi uiribus facta expeditio effecerat. Quo tempore Druſus, iis imprudentibus, regionem peragrauit. Viſurgim etiam tranſiturus, ni eum inopia alimentorum, ac hyemis propinquitas, practerea examen apum, in caſtris uiſum, deterruiſ- ſent. dio nennet die uͤbrigen Nachbarn nicht. Es erhellet aber aus livii epit. und noch mehr aus floro, und orosio, daß es die Tenchterer, Cheruſeer, Chautzen, Brueterer, und Sveven geweſen. 2 dio l. c. ivlivs obseqvens de prodigiis L. I. c. 132. beſchreibet es, vermuthlich aus livio: In Germania, in caſtris Druſi, examen apum in tabernaculo Hoſtilii Rutilii, caſtrorum prae- fecti, conſedit: ita, ut funem praetendentem, praeſi- xamque tentorio lanceam, amplecteretur. Multitu- do Romanorum per inſidias ſubacta eſt. Siehe scheffervm ad h. l. 3 dio l. c. C. Ingreſſus in ſociorum terram, [Spaltenumbruch] in ſummum deuenit periculum, inſidiis hoſtium fre- quenter laeſus, & aliquando in loco anguſto, conca- uoque circumcluſus, haud procul abfuit, quin cum toto exercitu periret. A qua eum pernicie nihil aliud eripuit, quam hoſtium temeritas. Qui, cum contemtis Romanis, quaſi iam captis, & uno uelut ictu concidendis, nullo ordine eos aggreſſi eſſent: ui- cti inde, ferociaque ſua fracta, diſceſſere. Ex eo namque barbari, propius adire ueriti, eminus tan- tum hoſtem infeſtauere. Ita, ut Druſus, iis uiciſſim contemtis, caſtellum contra eos ad Lupiae, & Eliſonis, fluuiorum confluentes, aliudque in Chattis ad ipſum Rhenum exſtruxerit. 4 Caſtrum Aliſonis ad Lupiae, & Aliſonis, con- fluentes: ietzt Elſen, im Stiffte Paderborn. 5 bvcherivs p. 40. §. 9. In monte Tauno, ubi poſtea Traiani monumentum, Moguntiam inter, & amnem Lonam. 1 §. XVI. 1. dio L. LIV. circ. finem: Chatti [Ende Spaltensatz] quippe J 2
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bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
ſich auch dazu anheiſchig gemacht, aber die Catten, mit denen ſie gegen Mittag
graͤntzeten, u. die im vorigen Jahre ſich mit den Roͤmern mochten geſetzet haben, hat-
ten nichts mit dem Kriege zu thun haben wollen. Sie waren alſo wieder dieſelben
ausgezogen, als ietzo Druſus ihnen ins Land fiel, und weil er keinen Wiederſtand
fand, ferner in das Gebiethe der Cheruſcer, und bis an die Weſer, fortgieng 1. Er
getrauete ſich aber nicht uͤber den Fluß zu ſetzen, weil er beſorgete, daß es an Pro-
viant mangeln moͤchte. Es trug ſich eben zu, daß ſich ein Bienen-Schwarm in
dem Roͤmiſchen Lager ſetzete 2, welches er entweder in der That fuͤr eine boͤſe Vorbe-
deutung hielte, oder ſich doch zum wenigſtẽ ſo ſtellte, damit ſeine Soldaten nicht glau-
ben moͤchten, daß irgend was anders in der Welt, als der Goͤtter Wille, ihn abzuhal-
ten, faͤhig ſey. Er waͤre aber bald der Erfuͤllung ſeiner Auslegung, da er ſie ver-
meiden wollen, entgegen gegangen. Die Cheruscer, Sigambren, und Sve-
ven hatten die Paͤſſe wohl beſetzet, und kriegten ihn einmahl ſo in die Falle, daß ihn
nichts errettete, als die groſſe Sicherheit der Feinde, die in ihren Gedancken ſchon
die Beute theileten, und nicht glaubten, daß es noͤthig waͤre, die Roͤmer ordentlich
anzugreiffen 3: da ſich denn dieſelben, obgleich mit groſſem Verluſte, durchſchlugen.
Auf dieſem Feldzuge hat er zwey feſte Schloͤſſer anlegen laſſen, eins an dem Ort, wo
die Elſe in die Lippe fließt 4, das andere am Rheine, im Gebiethe der Catten 5. Der
Rath in Rom erkannte ihm wegen dieſer gluͤcklichen Verrichtungen die Ovation zu,
und wollte zugleich, daß er nach geendigter Praetur, den Rang, und das Comman-
do, als Proconſul haben ſollte. Seine Soldaten hatten ihm zwar auch den Ti-
tel Imperator beygeleget, aber Auguſtus ſtund damit an, in Hoffnung, es wuͤrde ſich
ſchon wieder eine Gelegenheit finden, da dieſer Aufſchub die Ehre deſto groͤſſer mache.
XVI. Jm Jahre 744 that Auguſtus abermahls eine Reiſe nach Gallien,
in Begleitung Tiberii, und Druſi. Druſus ſetzete den Krieg wieder die Teutſchen
fort: inſonderheit traff es die Catten, welche das gute Vernehmen, darinnen
ſie mit den Roͤmern geſtanden, verlaſſen, und ſich zu den Sigambren geſellet hatten 1.
Tibe-
Druſi neuer
Feldzug gegen
die Chatten.
1
Sicambrorum in Chattos, qui ſoli ſinitimorum auxi-
lia negauerant, totius populi uiribus facta expeditio
effecerat. Quo tempore Druſus, iis imprudentibus,
regionem peragrauit. Viſurgim etiam tranſiturus,
ni eum inopia alimentorum, ac hyemis propinquitas,
practerea examen apum, in caſtris uiſum, deterruiſ-
ſent. dio nennet die uͤbrigen Nachbarn nicht. Es erhellet
aber aus livii epit. und noch mehr aus
floro, und orosio, daß es die Tenchterer,
Cheruſeer, Chautzen, Brueterer, und Sveven geweſen.
2 dio l. c. ivlivs obseqvens de
prodigiis L. I. c. 132. beſchreibet es, vermuthlich aus
livio: In Germania, in caſtris Druſi, examen
apum in tabernaculo Hoſtilii Rutilii, caſtrorum prae-
fecti, conſedit: ita, ut funem praetendentem, praeſi-
xamque tentorio lanceam, amplecteretur. Multitu-
do Romanorum per inſidias ſubacta eſt. Siehe
scheffervm ad h. l.
3 dio l. c. C. Ingreſſus in ſociorum terram,
in ſummum deuenit periculum, inſidiis hoſtium fre-
quenter laeſus, & aliquando in loco anguſto, conca-
uoque circumcluſus, haud procul abfuit, quin cum
toto exercitu periret. A qua eum pernicie nihil
aliud eripuit, quam hoſtium temeritas. Qui, cum
contemtis Romanis, quaſi iam captis, & uno uelut
ictu concidendis, nullo ordine eos aggreſſi eſſent: ui-
cti inde, ferociaque ſua fracta, diſceſſere. Ex eo
namque barbari, propius adire ueriti, eminus tan-
tum hoſtem infeſtauere. Ita, ut Druſus, iis uiciſſim
contemtis, caſtellum contra eos ad Lupiae, & Eliſonis,
fluuiorum confluentes, aliudque in Chattis ad ipſum
Rhenum exſtruxerit.
4 Caſtrum Aliſonis ad Lupiae, & Aliſonis, con-
fluentes: ietzt Elſen, im Stiffte Paderborn.
5 bvcherivs p. 40. §. 9. In monte Tauno,
ubi poſtea Traiani monumentum, Moguntiam inter,
& amnem Lonam.
1 §. XVI. 1. dio L. LIV. circ. finem: Chatti
quippe
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