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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Drittes Buch. Geschichte der Teutschen
Meer2, bemächtigte sich der, an der Küsten gegen Nord-Ost, gelegenen Jnseln, un-
ter welchen strabo insonderheit Borckum namhafft macht3, und lenckte end-
lich in die Ems ein. Die Friesen, so mit diesen ihren Nachbarn in Unfrieden lebe-
ten, und mit Druso Bündniß gemacht hatten, waren indessen von der Landes-Sei-
ten eingefallen, welches den Römern sehr wohl zu statten kam. Denn die Ebbe
übereilete einmahl die Flotte, daß sie fast gantz im trockenen bliebe, welchen Zufall sich
die Bructerer unfehlbar würden zu Nutzen gemacht haben, wenn sie nicht von
der andern Seiten mit den Friesen zu thun gehabt hätten. Sonst waren die Bru-
cterer auch zu Wasser wohl geübet, wie denn strabo angemercket, daß ein
Treffen zwischen ihren Schiffen, und Druso, auf der Ems vorgefallen4, in welchem
aber die Römer die Oberhand behalten. Der herannahende Winter nöthigte
Drusum, zurücke zu eilen. Er legte aber zuvor, an der Münde der Ems, eine Vestung
an, sowohl den Bructerern, und Chautzen, die zur rechten Seiten der Ems, um
die Weser herum, und bis an den Ausfluß der Elbe wohneten, zum Schrecken,
als auch einen sichern Aufenthalt für die Römischen Flotten ins künfftige zu haben.
Einige haben gemeynet, dieses sey der Ursprung der berühmten Stadt Embden5,
die aber altingivs bereits wiederleget hat: indem das Römische Castel zur
lincken der Ems gewesen ist.

XV. Drusus ward, bey seiner Zurückkunfft in Rom, zum Praetore urbano
Drusi neuer
Feldzug wider
die Sigam-
bren und Che-
ruscer.
Q. Aelio Tu-
berone Paul-
lo Fabio Ma-
ximo Coss.
A. V. C.
743.
gemacht. Aber sein hoher Geist konnte sich zu der friedsamen Ver-
waltung des Richtstuhls nicht bequehmen. Er gieng also zu Anfang
des folgenden Jahres wiederum nach Gallien, und von da, nach Teutsch-
land. Er setzete über den Rhein, in eben der Gegend, wo er im vorigen Jahre dar-
über gegangen war, durchstreiffete das Land der Usipeter, ließ eine Brücke über
die Lippe schlagen, und rückete ins Land der Sigambren. Diese waren eben nicht
zu Hause. Sie hatten alle ihre Nachbarn in ein Bündniß gegen die Römer zu
ziehen gesuchet, und die Tenchterer, Bructerer, Cheruscer, und Sveven hatten
1

sich
[Beginn Spaltensatz] gronovivs in orat. de tempore immigrationis Ba-
tauorum in insulam suam,
muthmasset, daß sie kurtz
vor I. Caesaris Gallischen Kriegen geschehen, und ietzt
die Batavi mit den Römern Bündniß gemacht, um
sich an den Catten, so sie vertrieben, desto leichter zu
rächen.
2 dio L. LIV. p. 544. A. Inde secundo Rheno
in Oceanum deuectus, Frisios subegit, ac per palu-
dem in Chaucorum fines profectus, in periculo fuit,
nauibus propter defluxum maris in sicco destitutis:
tamen Frisiorum opera, qui pedestri milite se ei iun-
xerant, superato discrimine, inde digressus, iam
enim hyems appetebat, Romam peruenit.
taci-
tvs
ist von diesem Zuge mit zu verstehen, wenn er von
den Frisiis sagt: de Mor, Germ. c. 34. Vsque ad
Oceanum Rheno praeteguntur, ambiuntque immen-
sos insuper lacus, & Romanis elassibus nauigatos.
3 strabo L. VII. p. 291. Hic non gentes
modo plurimas subegit, sed & insulas, in legendo lito-
[Spaltenumbruch] re obuias: inter quas est Byrchanis, ab eo tunc expugna-
ta.
Derselben gedenckt auch plinivs: Insula-
rum, infra Cimbrorum Promontorium, quae Roma-
norum armis cognitae, nobilissima est Burchana,
fabaria a nostris dicta, a frugis similitudine, sponte
prouenientis.
4 strabo L. VII. p. 290. Inter hos & alia
sunt nau igabilia flumina, de quibus est Amasia, in quo
Bructeros Drusus nauali proelio uicit.
5 bvcherivs l. c. p. 39. §. 3. Igitur, quod re-
liquum erat, quo eos, iuxta & Bructeros, fraenaret
in posterum, castrum in utrorumque, ut & Frisio-
rum consinio, ad ipsum fere Amisiae ostium, munimen-
tum amni cognomine (hodie Embden) erexit.
1 §. XV. 1. l. c. p. 544. B. Initio neris rursus ad
Bellum profectus, Rhenum transiit, Vsipetas subiu-
ganit: Lupiaeque fluminis ripis, ponte iunctis, in Si-
cambros irrupit, perque eos in Cheruscorum regio-
nem, usque ad Visurgim processit. Id, ut ei liceret,

[Ende Spaltensatz]
Sicam-

Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Meer2, bemaͤchtigte ſich der, an der Kuͤſten gegen Nord-Oſt, gelegenen Jnſeln, un-
ter welchen strabo inſonderheit Borckum namhafft macht3, und lenckte end-
lich in die Ems ein. Die Frieſen, ſo mit dieſen ihren Nachbarn in Unfrieden lebe-
ten, und mit Druſo Buͤndniß gemacht hatten, waren indeſſen von der Landes-Sei-
ten eingefallen, welches den Roͤmern ſehr wohl zu ſtatten kam. Denn die Ebbe
uͤbereilete einmahl die Flotte, daß ſie faſt gantz im trockenen bliebe, welchen Zufall ſich
die Bructerer unfehlbar wuͤrden zu Nutzen gemacht haben, wenn ſie nicht von
der andern Seiten mit den Frieſen zu thun gehabt haͤtten. Sonſt waren die Bru-
cterer auch zu Waſſer wohl geuͤbet, wie denn strabo angemercket, daß ein
Treffen zwiſchen ihren Schiffen, und Druſo, auf der Ems vorgefallen4, in welchem
aber die Roͤmer die Oberhand behalten. Der herannahende Winter noͤthigte
Druſum, zuruͤcke zu eilen. Er legte aber zuvor, an der Muͤnde der Ems, eine Veſtung
an, ſowohl den Bructerern, und Chautzen, die zur rechten Seiten der Ems, um
die Weſer herum, und bis an den Ausfluß der Elbe wohneten, zum Schrecken,
als auch einen ſichern Aufenthalt fuͤr die Roͤmiſchen Flotten ins kuͤnfftige zu haben.
Einige haben gemeynet, dieſes ſey der Urſprung der beruͤhmten Stadt Embden5,
die aber altingivs bereits wiederleget hat: indem das Roͤmiſche Caſtel zur
lincken der Ems geweſen iſt.

XV. Druſus ward, bey ſeiner Zuruͤckkunfft in Rom, zum Praetore urbano
Druſi neuer
Feldzug wider
die Sigam-
bren und Che-
ruſcer.
Q. Aelio Tu-
berone Paul-
lo Fabio Ma-
ximo Coſſ.
A. V. C.
743.
gemacht. Aber ſein hoher Geiſt konnte ſich zu der friedſamen Ver-
waltung des Richtſtuhls nicht bequehmen. Er gieng alſo zu Anfang
des folgenden Jahres wiederum nach Gallien, und von da, nach Teutſch-
land. Er ſetzete uͤber den Rhein, in eben der Gegend, wo er im vorigen Jahre dar-
uͤber gegangen war, durchſtreiffete das Land der Uſipeter, ließ eine Bruͤcke uͤber
die Lippe ſchlagen, und ruͤckete ins Land der Sigambren. Dieſe waren eben nicht
zu Hauſe. Sie hatten alle ihre Nachbarn in ein Buͤndniß gegen die Roͤmer zu
ziehen geſuchet, und die Tenchterer, Bructerer, Cheruſcer, und Sveven hatten
1

ſich
[Beginn Spaltensatz] gronovivs in orat. de tempore immigrationis Ba-
tauorum in inſulam ſuam,
muthmaſſet, daß ſie kurtz
vor I. Caeſaris Galliſchen Kriegen geſchehen, und ietzt
die Batavi mit den Roͤmern Buͤndniß gemacht, um
ſich an den Catten, ſo ſie vertrieben, deſto leichter zu
raͤchen.
2 dio L. LIV. p. 544. A. Inde ſecundo Rheno
in Oceanum deuectus, Friſios ſubegit, ac per palu-
dem in Chaucorum fines profectus, in periculo fuit,
nauibus propter defluxum maris in ſicco deſtitutis:
tamen Friſiorum opera, qui pedeſtri milite ſe ei iun-
xerant, ſuperato diſcrimine, inde digreſſus, iam
enim hyems appetebat, Romam peruenit.
taci-
tvs
iſt von dieſem Zuge mit zu verſtehen, wenn er von
den Friſiis ſagt: de Mor, Germ. c. 34. Vsque ad
Oceanum Rheno praeteguntur, ambiuntque immen-
ſos inſuper lacus, & Romanis elaſſibus nauigatos.
3 strabo L. VII. p. 291. Hic non gentes
modo plurimas ſubegit, ſed & inſulas, in legendo lito-
[Spaltenumbruch] re obuias: inter quas eſt Byrchanis, ab eo tunc expugna-
ta.
Derſelben gedenckt auch plinivs: Inſula-
rum, infra Cimbrorum Promontorium, quae Roma-
norum armis cognitae, nobiliſſima eſt Burchana,
fabaria a noſtris dicta, a frugis ſimilitudine, ſponte
prouenientis.
4 strabo L. VII. p. 290. Inter hos & alia
ſunt nau igabilia flumina, de quibus eſt Amaſia, in quo
Bructeros Druſus nauali proelio uicit.
5 bvcherivs l. c. p. 39. §. 3. Igitur, quod re-
liquum erat, quo eos, iuxta & Bructeros, fraenaret
in poſterum, caſtrum in utrorumque, ut & Friſio-
rum conſinio, ad ipſum fere Amiſiae oſtium, munimen-
tum amni cognomine (hodie Embden) erexit.
1 §. XV. 1. l. c. p. 544. B. Initio neris rurſus ad
Bellum profectus, Rhenum tranſiit, Vſipetas ſubiu-
ganit: Lupiaeque fluminis ripis, ponte iunctis, in Si-
cambros irrupit, perque eos in Cheruſcorum regio-
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[66/0100] Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen Meer 2, bemaͤchtigte ſich der, an der Kuͤſten gegen Nord-Oſt, gelegenen Jnſeln, un- ter welchen strabo inſonderheit Borckum namhafft macht 3, und lenckte end- lich in die Ems ein. Die Frieſen, ſo mit dieſen ihren Nachbarn in Unfrieden lebe- ten, und mit Druſo Buͤndniß gemacht hatten, waren indeſſen von der Landes-Sei- ten eingefallen, welches den Roͤmern ſehr wohl zu ſtatten kam. Denn die Ebbe uͤbereilete einmahl die Flotte, daß ſie faſt gantz im trockenen bliebe, welchen Zufall ſich die Bructerer unfehlbar wuͤrden zu Nutzen gemacht haben, wenn ſie nicht von der andern Seiten mit den Frieſen zu thun gehabt haͤtten. Sonſt waren die Bru- cterer auch zu Waſſer wohl geuͤbet, wie denn strabo angemercket, daß ein Treffen zwiſchen ihren Schiffen, und Druſo, auf der Ems vorgefallen 4, in welchem aber die Roͤmer die Oberhand behalten. Der herannahende Winter noͤthigte Druſum, zuruͤcke zu eilen. Er legte aber zuvor, an der Muͤnde der Ems, eine Veſtung an, ſowohl den Bructerern, und Chautzen, die zur rechten Seiten der Ems, um die Weſer herum, und bis an den Ausfluß der Elbe wohneten, zum Schrecken, als auch einen ſichern Aufenthalt fuͤr die Roͤmiſchen Flotten ins kuͤnfftige zu haben. Einige haben gemeynet, dieſes ſey der Urſprung der beruͤhmten Stadt Embden 5, die aber altingivs bereits wiederleget hat: indem das Roͤmiſche Caſtel zur lincken der Ems geweſen iſt. XV. Druſus ward, bey ſeiner Zuruͤckkunfft in Rom, zum Praetore urbano gemacht. Aber ſein hoher Geiſt konnte ſich zu der friedſamen Ver- waltung des Richtſtuhls nicht bequehmen. Er gieng alſo zu Anfang des folgenden Jahres wiederum nach Gallien, und von da, nach Teutſch- land. Er ſetzete uͤber den Rhein, in eben der Gegend, wo er im vorigen Jahre dar- uͤber gegangen war, durchſtreiffete das Land der Uſipeter, ließ eine Bruͤcke uͤber die Lippe ſchlagen, und ruͤckete ins Land der Sigambren. Dieſe waren eben nicht zu Hauſe. Sie hatten alle ihre Nachbarn in ein Buͤndniß gegen die Roͤmer zu ziehen geſuchet, und die Tenchterer, Bructerer, Cheruſcer, und Sveven hatten ſich 1 1 Druſi neuer Feldzug wider die Sigam- bren und Che- ruſcer. Q. Aelio Tu- berone Paul- lo Fabio Ma- ximo Coſſ. A. V. C. 743. 2 dio L. LIV. p. 544. A. Inde ſecundo Rheno in Oceanum deuectus, Friſios ſubegit, ac per palu- dem in Chaucorum fines profectus, in periculo fuit, nauibus propter defluxum maris in ſicco deſtitutis: tamen Friſiorum opera, qui pedeſtri milite ſe ei iun- xerant, ſuperato diſcrimine, inde digreſſus, iam enim hyems appetebat, Romam peruenit. taci- tvs iſt von dieſem Zuge mit zu verſtehen, wenn er von den Friſiis ſagt: de Mor, Germ. c. 34. Vsque ad Oceanum Rheno praeteguntur, ambiuntque immen- ſos inſuper lacus, & Romanis elaſſibus nauigatos. 3 strabo L. VII. p. 291. Hic non gentes modo plurimas ſubegit, ſed & inſulas, in legendo lito- re obuias: inter quas eſt Byrchanis, ab eo tunc expugna- ta. Derſelben gedenckt auch plinivs: Inſula- rum, infra Cimbrorum Promontorium, quae Roma- norum armis cognitae, nobiliſſima eſt Burchana, fabaria a noſtris dicta, a frugis ſimilitudine, ſponte prouenientis. 4 strabo L. VII. p. 290. Inter hos & alia ſunt nau igabilia flumina, de quibus eſt Amaſia, in quo Bructeros Druſus nauali proelio uicit. 5 bvcherivs l. c. p. 39. §. 3. Igitur, quod re- liquum erat, quo eos, iuxta & Bructeros, fraenaret in poſterum, caſtrum in utrorumque, ut & Friſio- rum conſinio, ad ipſum fere Amiſiae oſtium, munimen- tum amni cognomine (hodie Embden) erexit. 1 gronovivs in orat. de tempore immigrationis Ba- tauorum in inſulam ſuam, muthmaſſet, daß ſie kurtz vor I. Caeſaris Galliſchen Kriegen geſchehen, und ietzt die Batavi mit den Roͤmern Buͤndniß gemacht, um ſich an den Catten, ſo ſie vertrieben, deſto leichter zu raͤchen. 1 §. XV. 1. l. c. p. 544. B. Initio neris rurſus ad Bellum profectus, Rhenum tranſiit, Vſipetas ſubiu- ganit: Lupiaeque fluminis ripis, ponte iunctis, in Si- cambros irrupit, perque eos in Cheruſcorum regio- nem, usque ad Viſurgim proceſſit. Id, ut ei liceret, Sicam-

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/100>, abgerufen am 21.11.2024.