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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Drittes Buch. Geschichte der Teutschen
ches Bezeugen, so viel über die Gallier vermocht, daß sie nicht allein seine Siege, jenseit
des Rheins, durch keine Empörungen gestöhret, sondern auch die Teutschen Völcker,
die sie vormahls so offte zu Hülffe geruffen, mit ihrem Gute und Blute bestritten12, u
also zu Vergrösserung der Röm. Macht, sich, u. ihre Freunde aufreiben geholffen13.

XVIII. Das folgende Jahr rüstete Augustus einen neuen Zug gegen die
Tiberius ü-
bernimmt das
Commando
am Rhein.
Die Sigam-
bren müssen
sich ergeben.
Teutschen aus, und trug Tiberio, an Drusi Stelle, das Commando auf. Tibe-
rius
gieng über den Rhein, die Teutschen aber bathen um Frieden, den auch eini-
ge endlich erhielten. Die Sigambren aber musten sich den Römern völlig erge-
ben1, weil sie bisher, wenn sie gleich ihre Söhne, und Töchter, zu Geisseln gegeben
hatten, doch immer bey der ersten Gelegenheit wieder abgefallen waren, so brauch-
te Tiberius das Mittel, so man schon bey den Raetis angewandt hatte, und ließ in
diesem Jahre viele tausend über den Rhein führen, und daselbst in die Römischen
Oerter vertheilen2. Dieses schmertzte die Vornehmsten dieser Nation dergestalt,
daß sie sich lieber selbst das Leben nahmen, ehe sie in dergleichen traurigem Zustan-
de leben wollten3: daß also das gantze Volck der Sigambren ausgerottet wor-
den4. Wir finden nicht, was Melo, welcher der erste Urheber des Krieges
gewesen, oder sein Bruder Baitoritus, hierbey gelitten, oder gethan.
Ein Sohn dieses letztern aber, Namens Theadorix, ist nach 24 Jahren von Ger-
manico
im Triumph aufgeführet worden5. Die Tenchterer und Usipeter scheinen
sich hernach weiter ausgebreitet, und das Land der Sigambren mit bewohnet zu
haben, deren letzteren Name so berühmt blieben, daß auch die neuern Einwohner von
selbiger Provintz beym martiale, clavdiano, sidonio &c. noch Sigambri ge-
nennet werden. Tiberius gieng im Herbst mit Augusto wieder nach Rom: Augu-

stus
[Beginn Spaltensatz] lam prouinciarum, praesidia, atque costodias, ubique
disposuit: per Mosam flumen, per Albim, per Vi-
surgim. Nam per Rheni ripam quinquaginta am-
plius castella direxit. Bonnam, & Moguntiacum,
pontibus iunxit, classibusque firmauit.
Bey dem
golzio siehet man eine Müntze von Augusto mit
der Inscription:
COL. IVLIA BONNA,

die bvcherivs L. I. c. 17. §. 4. auf die Stadt
Bonn deutet.
12 Also findet sich z. E. bey dem Zuge von 744,
daß sich insonderheit die Nervier in dem Treffen wieder
die Teutschen herfürgethan. livii epit. 139. alias
141. Bellum contra transrhenanas gentes a Druso
gestum refertur. In quo inter primores pugnaue-
runt Senectius, & Anectius, tribuni ciuitatis
Neruiorum.
13 Daher nachmahls die Prouinciales bey dem
tacito A. L. III. c. 40. sagen. Nihil ualidum
in exercitibus Romanis, nisi quod externum.
1 §. XVIII. 1. dio p. 551. E. Post haec Augustus,
quum principatum deposuisset, (hoc enim prae se
ferebat) decennio altero, inuitus iterum suscepit,
& in Germanos bellum molitus, ipse domi
(en te oikia)
substitit. Tiberius autem Rhenum transiit. Eorum
[Spaltenumbruch] uim metuentes barbari omnes, exceptis Cantabris,
legatos miserunt, pacem petentes.
Die Cantabri sind
durch Jrrthum hier angebracht, da die Sicambri hät-
ten sollen genennet werden. Tiberius schreibet an
Germanicum bey tacito Ann. L. II. c. 26.
Se nouies a D. Augusto in Germaniam missum, plu-
ra consilio, quam ui perfecisse. Sic Sigambros in
deditionem acceptos, sic Sueuos, Regemque Maro-
boduum, pace obstrictum.
horativs
zielet auf
diesen Frieden L. IV. od. pen.
Te caede gaudentes Sicambri
Compositis uenerantur armis.
2 svetonivs in Augusto c. 21. Sueuos, ac
Sigambros, dedentes se, traduxit in Galliam, atque, in
proximis Rheno agris, collocauit.
idem in Tibe-
rio c. 9. Bello hoc Germanico patrato, XLM. (alii
XCM) dedititiorum traiecit in Galliam, iuxtaque
ripam Rheni, in sedibus assignatis collocauit.
bv-
cherivs
l. c. c. 20. §. 5. p.
49. meinet, die
Spuhren von den Sveven, die damahls umgepflantzet
worden, in Flandern, um die Gegend von Cortrai, zu
finden. Es ist aber nicht ausgemacht, ob man nicht
bey svetonio in Augusto c. 21. an statt
Sueuos, mit casavbono und grvtero,
Vbios
lesen solle. Jm Leben Augusti nimmt er
[Ende Spaltensatz]
die
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Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen
ches Bezeugen, ſo viel uͤber die Gallier vermocht, daß ſie nicht allein ſeine Siege, jenſeit
des Rheins, durch keine Empoͤrungen geſtoͤhret, ſondern auch die Teutſchen Voͤlcker,
die ſie vormahls ſo offte zu Huͤlffe geruffen, mit ihrem Gute und Blute beſtritten12, u
alſo zu Vergroͤſſerung der Roͤm. Macht, ſich, u. ihre Freunde aufreiben geholffen13.

XVIII. Das folgende Jahr ruͤſtete Auguſtus einen neuen Zug gegen die
Tiberius uͤ-
bernimmt das
Commando
am Rhein.
Die Sigam-
bren muͤſſen
ſich ergeben.
Teutſchen aus, und trug Tiberio, an Druſi Stelle, das Commando auf. Tibe-
rius
gieng uͤber den Rhein, die Teutſchen aber bathen um Frieden, den auch eini-
ge endlich erhielten. Die Sigambren aber muſten ſich den Roͤmern voͤllig erge-
ben1, weil ſie bisher, wenn ſie gleich ihre Soͤhne, und Toͤchter, zu Geiſſeln gegeben
hatten, doch immer bey der erſten Gelegenheit wieder abgefallen waren, ſo brauch-
te Tiberius das Mittel, ſo man ſchon bey den Raetis angewandt hatte, und ließ in
dieſem Jahre viele tauſend uͤber den Rhein fuͤhren, und daſelbſt in die Roͤmiſchen
Oerter vertheilen2. Dieſes ſchmertzte die Vornehmſten dieſer Nation dergeſtalt,
daß ſie ſich lieber ſelbſt das Leben nahmen, ehe ſie in dergleichen traurigem Zuſtan-
de leben wollten3: daß alſo das gantze Volck der Sigambren ausgerottet wor-
den4. Wir finden nicht, was Melo, welcher der erſte Urheber des Krieges
geweſen, oder ſein Bruder Baitoritus, hierbey gelitten, oder gethan.
Ein Sohn dieſes letztern aber, Namens Theadorix, iſt nach 24 Jahren von Ger-
manico
im Triumph aufgefuͤhret worden5. Die Tenchterer und Uſipeter ſcheinen
ſich hernach weiter ausgebreitet, und das Land der Sigambren mit bewohnet zu
haben, deren letzteren Name ſo beruͤhmt blieben, daß auch die neuern Einwohner von
ſelbiger Provintz beym martiale, clavdiano, sidonio &c. noch Sigambri ge-
nennet werden. Tiberius gieng im Herbſt mit Auguſto wieder nach Rom: Augu-

ſtus
[Beginn Spaltensatz] lam prouinciarum, praeſidia, atque coſtodias, ubique
diſpoſuit: per Moſam flumen, per Albim, per Vi-
ſurgim. Nam per Rheni ripam quinquaginta am-
plius caſtella direxit. Bonnam, & Moguntiacum,
pontibus iunxit, claſſibusque firmauit.
Bey dem
golzio ſiehet man eine Muͤntze von Auguſto mit
der Inſcription:
COL. IVLIA BONNA,

die bvcherivs L. I. c. 17. §. 4. auf die Stadt
Bonn deutet.
12 Alſo findet ſich z. E. bey dem Zuge von 744,
daß ſich inſonderheit die Nervier in dem Treffen wieder
die Teutſchen herfuͤrgethan. livii epit. 139. alias
141. Bellum contra transrhenanas gentes a Druſo
geſtum refertur. In quo inter primores pugnaue-
runt Senectius, & Anectius, tribuni ciuitatis
Neruiorum.
13 Daher nachmahls die Prouinciales bey dem
tacito A. L. III. c. 40. ſagen. Nihil ualidum
in exercitibus Romanis, niſi quod externum.
1 §. XVIII. 1. dio p. 551. E. Poſt haec Auguſtus,
quum principatum depoſuiſſet, (hoc enim prae ſe
ferebat) decennio altero, inuitus iterum ſuſcepit,
& in Germanos bellum molitus, ipſe domi
(ἐν τῇ οὶϰίᾳ)
ſubſtitit. Tiberius autem Rhenum tranſiit. Eorum
[Spaltenumbruch] uim metuentes barbari omnes, exceptis Cantabris,
legatos miſerunt, pacem petentes.
Die Cantabri ſind
durch Jrrthum hier angebracht, da die Sicambri haͤt-
ten ſollen genennet werden. Tiberius ſchreibet an
Germanicum bey tacito Ann. L. II. c. 26.
Se nouies a D. Auguſto in Germaniam miſſum, plu-
ra conſilio, quam ui perfeciſſe. Sic Sigambros in
deditionem acceptos, ſic Sueuos, Regemque Maro-
boduum, pace obſtrictum.
horativs
zielet auf
dieſen Frieden L. IV. od. pen.
Te caede gaudentes Sicambri
Compoſitis uenerantur armis.
2 svetonivs in Auguſto c. 21. Sueuos, ac
Sigambros, dedentes ſe, traduxit in Galliam, atque, in
proximis Rheno agris, collocauit.
idem in Tibe-
rio c. 9. Bello hoc Germanico patrato, XLM. (alii
XCM) dedititiorum traiecit in Galliam, iuxtaque
ripam Rheni, in ſedibus aſſignatis collocauit.
bv-
cherivs
l. c. c. 20. §. 5. p.
49. meinet, die
Spuhren von den Sveven, die damahls umgepflantzet
worden, in Flandern, um die Gegend von Cortrai, zu
finden. Es iſt aber nicht ausgemacht, ob man nicht
bey svetonio in Auguſto c. 21. an ſtatt
Sueuos, mit casavbono und grvtero,
Vbios
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die
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[70/0104] Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen ches Bezeugen, ſo viel uͤber die Gallier vermocht, daß ſie nicht allein ſeine Siege, jenſeit des Rheins, durch keine Empoͤrungen geſtoͤhret, ſondern auch die Teutſchen Voͤlcker, die ſie vormahls ſo offte zu Huͤlffe geruffen, mit ihrem Gute und Blute beſtritten 12, u alſo zu Vergroͤſſerung der Roͤm. Macht, ſich, u. ihre Freunde aufreiben geholffen 13. XVIII. Das folgende Jahr ruͤſtete Auguſtus einen neuen Zug gegen die Teutſchen aus, und trug Tiberio, an Druſi Stelle, das Commando auf. Tibe- rius gieng uͤber den Rhein, die Teutſchen aber bathen um Frieden, den auch eini- ge endlich erhielten. Die Sigambren aber muſten ſich den Roͤmern voͤllig erge- ben 1, weil ſie bisher, wenn ſie gleich ihre Soͤhne, und Toͤchter, zu Geiſſeln gegeben hatten, doch immer bey der erſten Gelegenheit wieder abgefallen waren, ſo brauch- te Tiberius das Mittel, ſo man ſchon bey den Raetis angewandt hatte, und ließ in dieſem Jahre viele tauſend uͤber den Rhein fuͤhren, und daſelbſt in die Roͤmiſchen Oerter vertheilen 2. Dieſes ſchmertzte die Vornehmſten dieſer Nation dergeſtalt, daß ſie ſich lieber ſelbſt das Leben nahmen, ehe ſie in dergleichen traurigem Zuſtan- de leben wollten 3: daß alſo das gantze Volck der Sigambren ausgerottet wor- den 4. Wir finden nicht, was Melo, welcher der erſte Urheber des Krieges geweſen, oder ſein Bruder Baitoritus, hierbey gelitten, oder gethan. Ein Sohn dieſes letztern aber, Namens Theadorix, iſt nach 24 Jahren von Ger- manico im Triumph aufgefuͤhret worden 5. Die Tenchterer und Uſipeter ſcheinen ſich hernach weiter ausgebreitet, und das Land der Sigambren mit bewohnet zu haben, deren letzteren Name ſo beruͤhmt blieben, daß auch die neuern Einwohner von ſelbiger Provintz beym martiale, clavdiano, sidonio &c. noch Sigambri ge- nennet werden. Tiberius gieng im Herbſt mit Auguſto wieder nach Rom: Augu- ſtus 11 Tiberius uͤ- bernimmt das Commando am Rhein. Die Sigam- bren muͤſſen ſich ergeben. 12 Alſo findet ſich z. E. bey dem Zuge von 744, daß ſich inſonderheit die Nervier in dem Treffen wieder die Teutſchen herfuͤrgethan. livii epit. 139. alias 141. Bellum contra transrhenanas gentes a Druſo geſtum refertur. In quo inter primores pugnaue- runt Senectius, & Anectius, tribuni ciuitatis Neruiorum. 13 Daher nachmahls die Prouinciales bey dem tacito A. L. III. c. 40. ſagen. Nihil ualidum in exercitibus Romanis, niſi quod externum. 1 §. XVIII. 1. dio p. 551. E. Poſt haec Auguſtus, quum principatum depoſuiſſet, (hoc enim prae ſe ferebat) decennio altero, inuitus iterum ſuſcepit, & in Germanos bellum molitus, ipſe domi (ἐν τῇ οὶϰίᾳ) ſubſtitit. Tiberius autem Rhenum tranſiit. Eorum uim metuentes barbari omnes, exceptis Cantabris, legatos miſerunt, pacem petentes. Die Cantabri ſind durch Jrrthum hier angebracht, da die Sicambri haͤt- ten ſollen genennet werden. Tiberius ſchreibet an Germanicum bey tacito Ann. L. II. c. 26. Se nouies a D. Auguſto in Germaniam miſſum, plu- ra conſilio, quam ui perfeciſſe. Sic Sigambros in deditionem acceptos, ſic Sueuos, Regemque Maro- boduum, pace obſtrictum. horativs zielet auf dieſen Frieden L. IV. od. pen. Te caede gaudentes Sicambri Compoſitis uenerantur armis. 2 svetonivs in Auguſto c. 21. Sueuos, ac Sigambros, dedentes ſe, traduxit in Galliam, atque, in proximis Rheno agris, collocauit. idem in Tibe- rio c. 9. Bello hoc Germanico patrato, XLM. (alii XCM) dedititiorum traiecit in Galliam, iuxtaque ripam Rheni, in ſedibus aſſignatis collocauit. bv- cherivs l. c. c. 20. §. 5. p. 49. meinet, die Spuhren von den Sveven, die damahls umgepflantzet worden, in Flandern, um die Gegend von Cortrai, zu finden. Es iſt aber nicht ausgemacht, ob man nicht bey svetonio in Auguſto c. 21. an ſtatt Sueuos, mit casavbono und grvtero, Vbios leſen ſolle. Jm Leben Auguſti nimmt er die 3 4 5 11 lam prouinciarum, praeſidia, atque coſtodias, ubique diſpoſuit: per Moſam flumen, per Albim, per Vi- ſurgim. Nam per Rheni ripam quinquaginta am- plius caſtella direxit. Bonnam, & Moguntiacum, pontibus iunxit, claſſibusque firmauit. Bey dem golzio ſiehet man eine Muͤntze von Auguſto mit der Inſcription: COL. IVLIA BONNA, die bvcherivs L. I. c. 17. §. 4. auf die Stadt Bonn deutet.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/104>, abgerufen am 24.11.2024.