Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
stus nahm, wegen dieses glücklichen Zuges, selbst den Titel Imperator an, und lege-
te ihn auch zugleich Tiberio bey. Er ernannte ihn anbey zum Consul aufs fol-
gende Jahr, überließ ihm allein die Ehre des Triumphs, und schloß den Janus-
Tempel zum drittenmahl6.

XIX. Der Sigambren Unglück machte unter den benachbarten TeutschenMarbod füh-
ret die Mar-
comannen ins
Boiohemum.
Ursprung der
Alemannen.

Völckern so vieles Nachdencken, daß sie sich in die inneren Theile von Teutschland
zurücke zogen.1 Es ist sehr wahrscheinlich, daß um diese Zeit die berühmte Wan-
derung der Marcomannen, und anderer Svevischen Völcker fürgegangen2.
Marbod, ihr Heerführer, war aus einem fürnehmen Marcomannischen Geschlechte
gebohren, und in seiner Jugend, man weiß nicht bey was vor Gelegenheit, nach
Rom gekommen, daselbst der Käiser ihm viel Gnade bezeigete. Sein trefflicher
Verstand lehrete ihn, aus genauer Beobachtung des Römischen Staats, gute Re-
geln von Einrichtung, und Erhaltung eines Reichs, machen. Sein Ehrgeitz aber er-
weckte die Begierde, selbige in seinem Vaterlande selbst zu versuchen, und seine
starcke Natur, die alle Krieges-Beschwehrden ausstehen konnte, machte ihm die
Gefahr und Mühe leichte. Bey seiner Zurückkunfft wollte ihm das Glück so wohl,
daß ihm die Marcomannen das Commando auftrugen3. Weil er aber sahe, daß
in der Nachbarschafft der Römer nichts grosses zu unternehmen wäre, führte er die
Marcomannen, und zugleich die Haruder, und Sedusier, oder zum wenigsten die
jungen tapffersten Leute derselben, in das Land, so die Boien bisher bewohnet, und
das von ihnen den Namen Boiohemum behalten4. Er vertrieb die Bojen, von
denen wir nicht finden, wo sie hingekommen, und griff dergestalt allenthalben
um sich, daß in kurtzer Zeit seine Macht den Römern selbst Besorgniß
5

machte
[Beginn Spaltensatz] die Ubiet und Sigambren zusammen. Jn Tiberii
Leben, ist nur von den letzteren alleine die Rede.
Hievon ist die Stelle bey dione p. 552.
A.
zu verstehen l. ult. Nam licet Sigambri quoque
ipsi legatos miserunt, pacem petentes, nihil tamen
profecerunt. Prorsus ut & ipsorum plerique, iique
praestantiores, interierint. Illos quippe, simul col-
lectos, Augustus, cum in quasdam urbes disposuisset,
ipsi id aegerrime ferentes, manus sibi uiolentas in-
tulerunt.
Es ist sonst bey dieser Stelle viel zu erin-
nern, siehe bvcherivm L. I. c. 18. §. 3. p. 44.
tacitvs Ann. L. XII. c. 39. Vt quondam
Sigambri excisi, & in Gallias traiecti, florent, ita
Silurum nomen penitus extinguendum.
add. stra-
bo
l. mox citando.
6 Welches bvcherivs zu erweisen bemühet
ist. L. I. c. 18. & 19.
1 §. XIX. 1. strabo L. VII. p. 290. Prima
Germaniae regio ad Rhenum, a fontibus eius, usque
ad ostia: atque hic fluminis tractus, latus est Germa-
niae occiduum. Huius partis populos Romani par-
tim in Galliam traduxerunt: reliqui migrauerunt
in penitiores Germaniae partes, ut Marsi.
2 [Spaltenumbruch] Daß Marobodui Migration in diese Zeiten ge-
höre, hat bvcherivs gar wahrscheinlich gemacht.
I. c. L. I. c. 25. p. 50.
3 strabo l. c. In quem locum (scil. Boiohe-
mum) is cum alios plures transtulit, tum Marco-
mannos, gentiles suos. Is enim Roma reuersus, (ubi
inuenis fuit, & ab Augusto benesiciis affectus) e pri-
uato statu ad occupandam dominationem se contulit,
ac, praeter Marcomannos, sibi etiam subiecit Luros,
magnam gentem, Zumos, Butones, Mugilones, Si-
binos, & de ipsis Sueuis magnam nationem Semno-
nas.
clvverivs
hat die Stelle gar wahrschein-
lich ausgebessert, und ließt: Lugios, magnam gen-
tem, & Lemouios, Gutones, Burgundiones, Sibi-
nos.
patercvlvs
macht uns ein gut Bild von
ihm L. II. c. 105. Maroboduus, genere nobilis, cor-
pore praeualens, animo ferox, natione magis, quam
ratione barbarus, non tumultuarium, neque fortui-
tum, neque mobilem & ex uoluntate parentium con-
stantem inter suos occupauit principatum; sed cer-
tum imperium, uimque regiam complexus animo,
statuit auocata procul a Romanis gente sua, eo pro-
gredi, ubi, cum propter potentiora arma resugisset, sua
faceret potentissima &c.
4 tacitvs de M. G. c. 42. Praecipua Mar-
[Ende Spaltensatz]
coman-
5 Siehe bvcherivm L. I. c. 20. §. 3.

bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
ſtus nahm, wegen dieſes gluͤcklichen Zuges, ſelbſt den Titel Imperator an, und lege-
te ihn auch zugleich Tiberio bey. Er ernannte ihn anbey zum Conſul aufs fol-
gende Jahr, uͤberließ ihm allein die Ehre des Triumphs, und ſchloß den Janus-
Tempel zum drittenmahl6.

XIX. Der Sigambren Ungluͤck machte unter den benachbarten TeutſchenMarbod fuͤh-
ret die Mar-
comannen ins
Boiohemum.
Urſprung der
Alemannen.

Voͤlckern ſo vieles Nachdencken, daß ſie ſich in die inneren Theile von Teutſchland
zuruͤcke zogen.1 Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß um dieſe Zeit die beruͤhmte Wan-
derung der Marcomannen, und anderer Sveviſchen Voͤlcker fuͤrgegangen2.
Marbod, ihr Heerfuͤhrer, war aus einem fuͤrnehmen Marcomanniſchen Geſchlechte
gebohren, und in ſeiner Jugend, man weiß nicht bey was vor Gelegenheit, nach
Rom gekommen, daſelbſt der Kaͤiſer ihm viel Gnade bezeigete. Sein trefflicher
Verſtand lehrete ihn, aus genauer Beobachtung des Roͤmiſchen Staats, gute Re-
geln von Einrichtung, und Erhaltung eines Reichs, machen. Sein Ehrgeitz aber er-
weckte die Begierde, ſelbige in ſeinem Vaterlande ſelbſt zu verſuchen, und ſeine
ſtarcke Natur, die alle Krieges-Beſchwehrden ausſtehen konnte, machte ihm die
Gefahr und Muͤhe leichte. Bey ſeiner Zuruͤckkunfft wollte ihm das Gluͤck ſo wohl,
daß ihm die Marcomannen das Commando auftrugen3. Weil er aber ſahe, daß
in der Nachbarſchafft der Roͤmer nichts groſſes zu unternehmen waͤre, fuͤhrte er die
Marcomannen, und zugleich die Haruder, und Seduſier, oder zum wenigſten die
jungen tapfferſten Leute derſelben, in das Land, ſo die Boien bisher bewohnet, und
das von ihnen den Namen Boiohemum behalten4. Er vertrieb die Bojen, von
denen wir nicht finden, wo ſie hingekommen, und griff dergeſtalt allenthalben
um ſich, daß in kurtzer Zeit ſeine Macht den Roͤmern ſelbſt Beſorgniß
5

machte
[Beginn Spaltensatz] die Ubiet und Sigambren zuſammen. Jn Tiberii
Leben, iſt nur von den letzteren alleine die Rede.
Hievon iſt die Stelle bey dione p. 552.
A.
zu verſtehen l. ult. Nam licet Sigambri quoque
ipſi legatos miſerunt, pacem petentes, nihil tamen
profecerunt. Prorſus ut & ipſorum plerique, iique
praeſtantiores, interierint. Illos quippe, ſimul col-
lectos, Auguſtus, cum in quasdam urbes diſpoſuiſſet,
ipſi id aegerrime ferentes, manus ſibi uiolentas in-
tulerunt.
Es iſt ſonſt bey dieſer Stelle viel zu erin-
nern, ſiehe bvcherivm L. I. c. 18. §. 3. p. 44.
tacitvs Ann. L. XII. c. 39. Vt quondam
Sigambri exciſi, & in Gallias traiecti, florent, ita
Silurum nomen penitus extinguendum.
add. stra-
bo
l. mox citando.
6 Welches bvcherivs zu erweiſen bemuͤhet
iſt. L. I. c. 18. & 19.
1 §. XIX. 1. strabo L. VII. p. 290. Prima
Germaniae regio ad Rhenum, a fontibus eius, usque
ad oſtia: atque hic fluminis tractus, latus eſt Germa-
niae occiduum. Huius partis populos Romani par-
tim in Galliam traduxerunt: reliqui migrauerunt
in penitiores Germaniae partes, ut Marſi.
2 [Spaltenumbruch] Daß Marobodui Migration in dieſe Zeiten ge-
hoͤre, hat bvcherivs gar wahrſcheinlich gemacht.
I. c. L. I. c. 25. p. 50.
3 strabo l. c. In quem locum (ſcil. Boiohe-
mum) is cum alios plures transtulit, tum Marco-
mannos, gentiles ſuos. Is enim Roma reuerſus, (ubi
inuenis fuit, & ab Auguſto beneſiciis affectus) e pri-
uato ſtatu ad occupandam dominationem ſe contulit,
ac, praeter Marcomannos, ſibi etiam ſubiecit Luros,
magnam gentem, Zumos, Butones, Mugilones, Si-
binos, & de ipſis Sueuis magnam nationem Semno-
nas.
clvverivs
hat die Stelle gar wahrſchein-
lich ausgebeſſert, und ließt: Lugios, magnam gen-
tem, & Lemouios, Gutones, Burgundiones, Sibi-
nos.
patercvlvs
macht uns ein gut Bild von
ihm L. II. c. 105. Maroboduus, genere nobilis, cor-
pore praeualens, animo ferox, natione magis, quam
ratione barbarus, non tumultuarium, neque fortui-
tum, neque mobilem & ex uoluntate parentium con-
ſtantem inter ſuos occupauit principatum; ſed cer-
tum imperium, uimque regiam complexus animo,
ſtatuit auocata procul a Romanis gente ſua, eo pro-
gredi, ubi, cum propter potentiora arma reſugiſſet, ſua
faceret potentiſſima &c.
4 tacitvs de M. G. c. 42. Praecipua Mar-
[Ende Spaltensatz]
coman-
5 Siehe bvcherivm L. I. c. 20. §. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">QVINTILII VARI</hi></hi> Niederlage.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;tus</hi> nahm, wegen die&#x017F;es glu&#x0364;cklichen Zuges, &#x017F;elb&#x017F;t den Titel <hi rendition="#aq">Imperator</hi> an, und lege-<lb/>
te ihn auch zugleich <hi rendition="#aq">Tiberio</hi> bey. Er ernannte ihn anbey zum <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ul</hi> aufs fol-<lb/>
gende Jahr, u&#x0364;berließ ihm allein die Ehre des Triumphs, und &#x017F;chloß den Janus-<lb/>
Tempel zum drittenmahl<note place="foot" n="6">Welches <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivs</hi></hi></hi> zu erwei&#x017F;en bemu&#x0364;het<lb/>
i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">L. I. c.</hi> 18. &amp; 19.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Der Sigambren Unglu&#x0364;ck machte unter den benachbarten Teut&#x017F;chen<note place="right">Marbod fu&#x0364;h-<lb/>
ret die Mar-<lb/>
comannen ins<lb/><hi rendition="#aq">Boiohemum.</hi><lb/>
Ur&#x017F;prung der<lb/>
Alemannen.</note><lb/>
Vo&#x0364;lckern &#x017F;o vieles Nachdencken, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in die inneren Theile von Teut&#x017F;chland<lb/>
zuru&#x0364;cke zogen.<note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XIX</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> L. VII. p. 290. <hi rendition="#i">Prima<lb/>
Germaniae regio ad Rhenum, a fontibus eius, usque<lb/>
ad o&#x017F;tia: atque hic fluminis tractus, latus e&#x017F;t Germa-<lb/>
niae occiduum. Huius partis populos Romani par-<lb/>
tim in Galliam traduxerunt: reliqui migrauerunt<lb/>
in penitiores Germaniae partes, ut Mar&#x017F;i.</hi></hi></note> Es i&#x017F;t &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich, daß um die&#x017F;e Zeit die beru&#x0364;hmte Wan-<lb/>
derung der Marcomannen, und anderer Svevi&#x017F;chen Vo&#x0364;lcker fu&#x0364;rgegangen<note place="foot" n="2"><cb/>
Daß <hi rendition="#aq">Marobodui</hi> Migration in die&#x017F;e Zeiten ge-<lb/>
ho&#x0364;re, hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivs</hi></hi></hi> gar wahr&#x017F;cheinlich gemacht.<lb/><hi rendition="#aq">I. c. L. I. c. 25. p.</hi> 50.</note>.<lb/>
Marbod, ihr Heerfu&#x0364;hrer, war aus einem fu&#x0364;rnehmen Marcomanni&#x017F;chen Ge&#x017F;chlechte<lb/>
gebohren, und in &#x017F;einer Jugend, man weiß nicht bey was vor Gelegenheit, nach<lb/>
Rom gekommen, da&#x017F;elb&#x017F;t der Ka&#x0364;i&#x017F;er ihm viel Gnade bezeigete. Sein trefflicher<lb/>
Ver&#x017F;tand lehrete ihn, aus genauer Beobachtung des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Staats, gute Re-<lb/>
geln von Einrichtung, und Erhaltung eines Reichs, machen. Sein Ehrgeitz aber er-<lb/>
weckte die Begierde, &#x017F;elbige in &#x017F;einem Vaterlande &#x017F;elb&#x017F;t zu ver&#x017F;uchen, und &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;tarcke Natur, die alle Krieges-Be&#x017F;chwehrden aus&#x017F;tehen konnte, machte ihm die<lb/>
Gefahr und Mu&#x0364;he leichte. Bey &#x017F;einer Zuru&#x0364;ckkunfft wollte ihm das Glu&#x0364;ck &#x017F;o wohl,<lb/>
daß ihm die Marcomannen das Commando auftrugen<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> l. c. <hi rendition="#i">In quem locum</hi> (&#x017F;cil. Boiohe-<lb/>
mum) <hi rendition="#i">is cum alios plures transtulit, tum Marco-<lb/>
mannos, gentiles &#x017F;uos. Is enim Roma reuer&#x017F;us, (ubi<lb/>
inuenis fuit, &amp; ab Augu&#x017F;to bene&#x017F;iciis affectus) e pri-<lb/>
uato &#x017F;tatu ad occupandam dominationem &#x017F;e contulit,<lb/>
ac, praeter Marcomannos, &#x017F;ibi etiam &#x017F;ubiecit Luros,<lb/>
magnam gentem, Zumos, Butones, Mugilones, Si-<lb/>
binos, &amp; de ip&#x017F;is Sueuis magnam nationem Semno-<lb/>
nas.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">clvverivs</hi></hi></hi> hat die Stelle gar wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich ausgebe&#x017F;&#x017F;ert, und ließt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lugios, magnam gen-<lb/>
tem, &amp; Lemouios, Gutones, Burgundiones, Sibi-<lb/>
nos.</hi><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi></hi> macht uns ein gut Bild von<lb/>
ihm <hi rendition="#aq">L. II. c. 105. <hi rendition="#i">Maroboduus, genere nobilis, cor-<lb/>
pore praeualens, animo ferox, natione magis, quam<lb/>
ratione barbarus, non tumultuarium, neque fortui-<lb/>
tum, neque mobilem &amp; ex uoluntate parentium con-<lb/>
&#x017F;tantem inter &#x017F;uos occupauit principatum; &#x017F;ed cer-<lb/>
tum imperium, uimque regiam complexus animo,<lb/>
&#x017F;tatuit auocata procul a Romanis gente &#x017F;ua, eo pro-<lb/>
gredi, ubi, cum propter potentiora arma re&#x017F;ugi&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;ua<lb/>
faceret potenti&#x017F;&#x017F;ima &amp;c.</hi></hi></note>. Weil er aber &#x017F;ahe, daß<lb/>
in der Nachbar&#x017F;chafft der Ro&#x0364;mer nichts gro&#x017F;&#x017F;es zu unternehmen wa&#x0364;re, fu&#x0364;hrte er die<lb/>
Marcomannen, und zugleich die Haruder, und Sedu&#x017F;ier, oder zum wenig&#x017F;ten die<lb/>
jungen tapffer&#x017F;ten Leute der&#x017F;elben, in das Land, &#x017F;o die Boien bisher bewohnet, und<lb/>
das von ihnen den Namen <hi rendition="#aq">Boiohemum</hi> behalten<note xml:id="FN105_04_01" next="#FN105_04_02" place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> de M. G. c. 42. <hi rendition="#i">Praecipua Mar-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">coman-</hi></hi></fw><cb type="end"/></note>. Er vertrieb die Bojen, von<lb/>
denen wir nicht finden, wo &#x017F;ie hingekommen, und griff derge&#x017F;talt allenthalben<lb/>
um &#x017F;ich, daß in kurtzer Zeit &#x017F;eine Macht den Ro&#x0364;mern &#x017F;elb&#x017F;t Be&#x017F;orgniß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">machte</fw><lb/><note xml:id="FN104_02_02" prev="#FN104_02_01" place="foot" n="2"><cb type="start"/>
die Ubiet und Sigambren zu&#x017F;ammen. Jn <hi rendition="#aq">Tiberii</hi><lb/>
Leben, i&#x017F;t nur von den letzteren alleine die Rede.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/><note xml:id="FN104_03_02" prev="#FN104_03_01" place="foot" n="3">Hievon i&#x017F;t die Stelle bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">dione</hi></hi> p. 552.<lb/>
A.</hi> zu ver&#x017F;tehen <hi rendition="#aq">l. ult. <hi rendition="#i">Nam licet Sigambri quoque<lb/>
ip&#x017F;i legatos mi&#x017F;erunt, pacem petentes, nihil tamen<lb/>
profecerunt. Pror&#x017F;us ut &amp; ip&#x017F;orum plerique, iique<lb/>
prae&#x017F;tantiores, interierint. Illos quippe, &#x017F;imul col-<lb/>
lectos, Augu&#x017F;tus, cum in quasdam urbes di&#x017F;po&#x017F;ui&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
ip&#x017F;i id aegerrime ferentes, manus &#x017F;ibi uiolentas in-<lb/>
tulerunt.</hi></hi> Es i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t bey die&#x017F;er Stelle viel zu erin-<lb/>
nern, &#x017F;iehe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivm</hi></hi> L. I. c. 18. §. 3. p.</hi> 44.<note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an zweiter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/><note xml:id="FN104_04_02" prev="#FN104_04_01" place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Ann. L. XII. c. 39. <hi rendition="#i">Vt quondam<lb/>
Sigambri exci&#x017F;i, &amp; in Gallias traiecti, florent, ita<lb/>
Silurum nomen penitus extinguendum.</hi> add. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">stra-<lb/>
bo</hi></hi> l. mox citando.</hi><note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an dritter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/><note xml:id="FN104_05_02" next="#FN104_05_01" place="foot" n="5">Siehe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivm</hi></hi> L. I. c.</hi> 20. §. 3.<note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an vierter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0105] bis auf QVINTILII VARI Niederlage. ſtus nahm, wegen dieſes gluͤcklichen Zuges, ſelbſt den Titel Imperator an, und lege- te ihn auch zugleich Tiberio bey. Er ernannte ihn anbey zum Conſul aufs fol- gende Jahr, uͤberließ ihm allein die Ehre des Triumphs, und ſchloß den Janus- Tempel zum drittenmahl 6. XIX. Der Sigambren Ungluͤck machte unter den benachbarten Teutſchen Voͤlckern ſo vieles Nachdencken, daß ſie ſich in die inneren Theile von Teutſchland zuruͤcke zogen. 1 Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß um dieſe Zeit die beruͤhmte Wan- derung der Marcomannen, und anderer Sveviſchen Voͤlcker fuͤrgegangen 2. Marbod, ihr Heerfuͤhrer, war aus einem fuͤrnehmen Marcomanniſchen Geſchlechte gebohren, und in ſeiner Jugend, man weiß nicht bey was vor Gelegenheit, nach Rom gekommen, daſelbſt der Kaͤiſer ihm viel Gnade bezeigete. Sein trefflicher Verſtand lehrete ihn, aus genauer Beobachtung des Roͤmiſchen Staats, gute Re- geln von Einrichtung, und Erhaltung eines Reichs, machen. Sein Ehrgeitz aber er- weckte die Begierde, ſelbige in ſeinem Vaterlande ſelbſt zu verſuchen, und ſeine ſtarcke Natur, die alle Krieges-Beſchwehrden ausſtehen konnte, machte ihm die Gefahr und Muͤhe leichte. Bey ſeiner Zuruͤckkunfft wollte ihm das Gluͤck ſo wohl, daß ihm die Marcomannen das Commando auftrugen 3. Weil er aber ſahe, daß in der Nachbarſchafft der Roͤmer nichts groſſes zu unternehmen waͤre, fuͤhrte er die Marcomannen, und zugleich die Haruder, und Seduſier, oder zum wenigſten die jungen tapfferſten Leute derſelben, in das Land, ſo die Boien bisher bewohnet, und das von ihnen den Namen Boiohemum behalten 4. Er vertrieb die Bojen, von denen wir nicht finden, wo ſie hingekommen, und griff dergeſtalt allenthalben um ſich, daß in kurtzer Zeit ſeine Macht den Roͤmern ſelbſt Beſorgniß machte 2 3 4 5 Marbod fuͤh- ret die Mar- comannen ins Boiohemum. Urſprung der Alemannen. 6 Welches bvcherivs zu erweiſen bemuͤhet iſt. L. I. c. 18. & 19. 1 §. XIX. 1. strabo L. VII. p. 290. Prima Germaniae regio ad Rhenum, a fontibus eius, usque ad oſtia: atque hic fluminis tractus, latus eſt Germa- niae occiduum. Huius partis populos Romani par- tim in Galliam traduxerunt: reliqui migrauerunt in penitiores Germaniae partes, ut Marſi. 2 Daß Marobodui Migration in dieſe Zeiten ge- hoͤre, hat bvcherivs gar wahrſcheinlich gemacht. I. c. L. I. c. 25. p. 50. 3 strabo l. c. In quem locum (ſcil. Boiohe- mum) is cum alios plures transtulit, tum Marco- mannos, gentiles ſuos. Is enim Roma reuerſus, (ubi inuenis fuit, & ab Auguſto beneſiciis affectus) e pri- uato ſtatu ad occupandam dominationem ſe contulit, ac, praeter Marcomannos, ſibi etiam ſubiecit Luros, magnam gentem, Zumos, Butones, Mugilones, Si- binos, & de ipſis Sueuis magnam nationem Semno- nas. clvverivs hat die Stelle gar wahrſchein- lich ausgebeſſert, und ließt: Lugios, magnam gen- tem, & Lemouios, Gutones, Burgundiones, Sibi- nos. patercvlvs macht uns ein gut Bild von ihm L. II. c. 105. Maroboduus, genere nobilis, cor- pore praeualens, animo ferox, natione magis, quam ratione barbarus, non tumultuarium, neque fortui- tum, neque mobilem & ex uoluntate parentium con- ſtantem inter ſuos occupauit principatum; ſed cer- tum imperium, uimque regiam complexus animo, ſtatuit auocata procul a Romanis gente ſua, eo pro- gredi, ubi, cum propter potentiora arma reſugiſſet, ſua faceret potentiſſima &c. 4 tacitvs de M. G. c. 42. Praecipua Mar- coman- 2 die Ubiet und Sigambren zuſammen. Jn Tiberii Leben, iſt nur von den letzteren alleine die Rede. 3 Hievon iſt die Stelle bey dione p. 552. A. zu verſtehen l. ult. Nam licet Sigambri quoque ipſi legatos miſerunt, pacem petentes, nihil tamen profecerunt. Prorſus ut & ipſorum plerique, iique praeſtantiores, interierint. Illos quippe, ſimul col- lectos, Auguſtus, cum in quasdam urbes diſpoſuiſſet, ipſi id aegerrime ferentes, manus ſibi uiolentas in- tulerunt. Es iſt ſonſt bey dieſer Stelle viel zu erin- nern, ſiehe bvcherivm L. I. c. 18. §. 3. p. 44. 4 tacitvs Ann. L. XII. c. 39. Vt quondam Sigambri exciſi, & in Gallias traiecti, florent, ita Silurum nomen penitus extinguendum. add. stra- bo l. mox citando. 5 Siehe bvcherivm L. I. c. 20. §. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/105
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/105>, abgerufen am 24.11.2024.