Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.bis auf QVINTILII VARI Niederlage. versichert seyn konnte. Sein Land gräntzete mit Pannonien, und mit dem Norico,und die Römer hielten diese Nachbarschafft für desto gefährlicher, weil ihn gegen Westen, die unwegsamen Wälder, und gegen Norden, die Teutschen Völcker, so sich bis an die Ost-See erstrecketen, und den Römern noch unbekannt waren, be- decketen. Die ungebundene Gewalt, deren er sich, wieder die Gewohnheit der Teutschen, angemasset, setzte ihn in Stand, seine Kräffte desto besser zu gebrau- chen. Er hatte 70000 Mann alter und geübter Soldaten auf den Beinen, ohne daß man absehen konnte, wozu er sie brauchen wollte. Zwar hatte er sich bisher gegen die Römer sehr in acht genommen, aber man merckte doch wohl, wessen man sich mit der Zeit, wenn er sich recht eingerichtet, gegen ihn zu versehen habe. Wer nur einiges Mißvergnügen gegen die Römer hatte, fand bey Maroboduo Hülffe, und seine Gesandten liessen bereits zuweilen mercken, daß er verlangete, von Au- gusto, als ein Printz, der ihm gleich sey, tractiret zu werden. Tiberius nahm sich also für, ihn zu demüthigen. Sentius Saturninus, Landpfleger in Germanien, war durch das Land der Catten angezogen, und hatte sich, durch den Hercynischen Wald, durchhauen sollen. Tiberius selbst gieng nach Carnuntum, welches die vornehmste Vestung der Römer, in Pannonien, gegen die Marcomannen war, in der Gegend, wo die Mahr in die Donau fällt, und wo ietzo Haimburg, an der Gräntze zwischen Ungarn und Oesterreich, lieget. Von da zog er mit der Armee, so bisher im Illyrico gestanden, gegen Maraboduum aus, und beyde Heere, so zusam- men 12 Legionen ausmacheten, stunden nur fünff Tag-Reisen voneinander1. Aber, so bald die Römischen Truppen das Illyricum verlassen hatten, suchten die Pan- nonier, und Dalmatier das Römische Joch abzuschüttelen, und griffen, mit Zu- ziehung aller benachbarten Völcker, zu den Waffen. Tiberius, dem mehr an Erhaltung dieser Provintzen, als an allen Vortheilen gelegen war, die er über Marabo- [Beginn Spaltensatz]
praefectus, quod borum metu, bis Germani pacem accepissent. 1 §. XXIV. 1. patercvlvs, dessen Erzeh- lung von Maroboduo oben §. 19. angeführet worden, fähret fort. c. 108. Occupatis igitur, quos praedixi- mus, locis, finitimos omnes, aut bello domuit, aut condicionibus, iuris sui fecit. Corpus suum custodi- tum, imperium perpetuis exercitiis paene ad Roma- nae disciplinae formam redactum, breui in eminens, & nostro quoque imperio timendum, perduxit fasti- gium; gerebatque se ita aduersus Romanos, ut neque bello nos lacesseret, & si lacesseretur, superesse sibi uim, ac uoluntatem resistendi, declararet. Legati, quos mittebat ad Caesares, interdum ut supplicem commendabant, interdum ut pari loquebantur. Gentibus, hominibusque a nobis desciscentibus, erat apud eum perfugium, totumque ex male dissimulato agebat aemulum: exercitumque, quem LXX milli- um peditum, quatuor equitum fecerat, assiduis aduersus finitimos bellis exercendo, maiori, quam quod habebat operi, praeparabat. Eratque etiam eo timendus, quod, cum Germaniam ad laeuam, & [Spaltenumbruch] in fronte, Pannoniam ad dextram, a tergo sedium suarum haberet Noricos, tamquam in omnes semper uenturus, ab omnibus timebatur. Nec securam incrementi sui patiebatur esse Italiam: quippe cum a summis Alpium iugis, quae finem Italiae termi- nant, initium eius finium haut multo plus CC. milli- bus passuum abesset. Hunc uirum, & hanc regionem, proximo anno, diuersis e partibus, Tib. Caesar aggredi statuit. Sentio Saturnino mandatum, ut per Cat- tos, excisis continentibus Hercyniae siluis, legiones Boiohoemum (id regioni, quam incolebat Marobo- duus, nomen est) duceret: ipse a Carnunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte erat, exer- citum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marco- mannos orsus est. Rumpit, interdum moratur pro- posita hominum fortuna. Praeparauerat iam hiber- na Caesar ad Danubium, admotoq; exercitu non plus, quam V. dierum iter a primis hostium, Saturninum admoueri placuerat. [cui9 copiae] paene aequali diuisae interuallo ab hoste, intra paucos dies in praedicto loco cum Caesare iuncturae erant; cum uniuersa Pannonia insolens longae pacis bonis, & adulta uiri- [Ende Spaltensatz] bus K 2
bis auf QVINTILII VARI Niederlage. verſichert ſeyn konnte. Sein Land graͤntzete mit Pannonien, und mit dem Norico,und die Roͤmer hielten dieſe Nachbarſchafft fuͤr deſto gefaͤhrlicher, weil ihn gegen Weſten, die unwegſamen Waͤlder, und gegen Norden, die Teutſchen Voͤlcker, ſo ſich bis an die Oſt-See erſtrecketen, und den Roͤmern noch unbekannt waren, be- decketen. Die ungebundene Gewalt, deren er ſich, wieder die Gewohnheit der Teutſchen, angemaſſet, ſetzte ihn in Stand, ſeine Kraͤffte deſto beſſer zu gebrau- chen. Er hatte 70000 Mann alter und geuͤbter Soldaten auf den Beinen, ohne daß man abſehen konnte, wozu er ſie brauchen wollte. Zwar hatte er ſich bisher gegen die Roͤmer ſehr in acht genommen, aber man merckte doch wohl, weſſen man ſich mit der Zeit, wenn er ſich recht eingerichtet, gegen ihn zu verſehen habe. Wer nur einiges Mißvergnuͤgen gegen die Roͤmer hatte, fand bey Maroboduo Huͤlffe, und ſeine Geſandten lieſſen bereits zuweilen mercken, daß er verlangete, von Au- guſto, als ein Printz, der ihm gleich ſey, tractiret zu werden. Tiberius nahm ſich alſo fuͤr, ihn zu demuͤthigen. Sentius Saturninus, Landpfleger in Germanien, war durch das Land der Catten angezogen, und hatte ſich, durch den Hercyniſchen Wald, durchhauen ſollen. Tiberius ſelbſt gieng nach Carnuntum, welches die vornehmſte Veſtung der Roͤmer, in Pannonien, gegen die Marcomannen war, in der Gegend, wo die Mahr in die Donau faͤllt, und wo ietzo Haimburg, an der Graͤntze zwiſchen Ungarn und Oeſterreich, lieget. Von da zog er mit der Armee, ſo bisher im Illyrico geſtanden, gegen Maraboduum aus, und beyde Heere, ſo zuſam- men 12 Legionen ausmacheten, ſtunden nur fuͤnff Tag-Reiſen voneinander1. Aber, ſo bald die Roͤmiſchen Truppen das Illyricum verlaſſen hatten, ſuchten die Pan- nonier, und Dalmatier das Roͤmiſche Joch abzuſchuͤttelen, und griffen, mit Zu- ziehung aller benachbarten Voͤlcker, zu den Waffen. Tiberius, dem mehr an Erhaltung dieſer Provintzen, als an allen Vortheilen gelegen war, die er uͤber Marabo- [Beginn Spaltensatz]
praefectus, quod borum metu, bis Germani pacem accepiſſent. 1 §. XXIV. 1. patercvlvs, deſſen Erzeh- lung von Maroboduo oben §. 19. angefuͤhret worden, faͤhret fort. c. 108. Occupatis igitur, quos praedixi- mus, locis, finitimos omnes, aut bello domuit, aut condicionibus, iuris ſui fecit. Corpus ſuum cuſtodi- tum, imperium perpetuis exercitiis paene ad Roma- nae diſciplinae formam redactum, breui in eminens, & noſtro quoque imperio timendum, perduxit faſti- gium; gerebatque ſe ita aduerſus Romanos, ut neque bello nos laceſſeret, & ſi laceſſeretur, ſupereſſe ſibi uim, ac uoluntatem reſiſtendi, declararet. Legati, quos mittebat ad Caeſares, interdum ut ſupplicem commendabant, interdum ut pari loquebantur. Gentibus, hominibusque a nobis deſciſcentibus, erat apud eum perfugium, totumque ex male diſſimulato agebat aemulum: exercitumque, quem LXX milli- um peditum, quatuor equitum fecerat, aſſiduis aduerſus finitimos bellis exercendo, maiori, quam quod habebat operi, praeparabat. Eratque etiam eo timendus, quod, cum Germaniam ad laeuam, & [Spaltenumbruch] in fronte, Pannoniam ad dextram, a tergo ſedium ſuarum haberet Noricos, tamquam in omnes ſemper uenturus, ab omnibus timebatur. Nec ſecuram incrementi ſui patiebatur eſſe Italiam: quippe cum a ſummis Alpium iugis, quae finem Italiae termi- nant, initium eius finium haut multo plus CC. milli- bus paſſuum abeſſet. Hunc uirum, & hanc regionem, proximo anno, diuerſis e partibus, Tib. Caeſar aggredi ſtatuit. Sentio Saturnino mandatum, ut per Cat- tos, exciſis continentibus Hercyniae ſiluis, legiones Boiohoemum (id regioni, quam incolebat Marobo- duus, nomen eſt) duceret: ipſe a Carnunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte erat, exer- citum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marco- mannos orſus eſt. Rumpit, interdum moratur pro- poſita hominum fortuna. Praeparauerat iam hiber- na Caeſar ad Danubium, admotoq; exercitu non plus, quam V. dierum iter a primis hoſtium, Saturninum admoueri placuerat. [cui9 copiæ] paene aequali diuiſæ interuallo ab hoſte, intra paucos dies in praedicto loco cum Caeſare iuncturae erant; cum uniuerſa Pannonia inſolens longae pacis bonis, & adulta uiri- [Ende Spaltensatz] bus K 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0109" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">QVINTILII VARI</hi></hi> Niederlage.</hi></fw><lb/> verſichert ſeyn konnte. Sein Land graͤntzete mit Pannonien, und mit dem <hi rendition="#aq">Norico,</hi><lb/> und die Roͤmer hielten dieſe Nachbarſchafft fuͤr deſto gefaͤhrlicher, weil ihn gegen<lb/> Weſten, die unwegſamen Waͤlder, und gegen Norden, die Teutſchen Voͤlcker, ſo<lb/> ſich bis an die Oſt-See erſtrecketen, und den Roͤmern noch unbekannt waren, be-<lb/> decketen. Die ungebundene Gewalt, deren er ſich, wieder die Gewohnheit der<lb/> Teutſchen, angemaſſet, ſetzte ihn in Stand, ſeine Kraͤffte deſto beſſer zu gebrau-<lb/> chen. Er hatte 70000 Mann alter und geuͤbter Soldaten auf den Beinen, ohne<lb/> daß man abſehen konnte, wozu er ſie brauchen wollte. Zwar hatte er ſich bisher<lb/> gegen die Roͤmer ſehr in acht genommen, aber man merckte doch wohl, weſſen man<lb/> ſich mit der Zeit, wenn er ſich recht eingerichtet, gegen ihn zu verſehen habe. Wer<lb/> nur einiges Mißvergnuͤgen gegen die Roͤmer hatte, fand bey <hi rendition="#aq">Maroboduo</hi> Huͤlffe,<lb/> und ſeine Geſandten lieſſen bereits zuweilen mercken, daß er verlangete, von <hi rendition="#aq">Au-<lb/> guſto,</hi> als ein Printz, der ihm gleich ſey, tractiret zu werden. <hi rendition="#aq">Tiberius</hi> nahm<lb/> ſich alſo fuͤr, ihn zu demuͤthigen. <hi rendition="#aq">Sentius Saturninus,</hi> Landpfleger in Germanien,<lb/> war durch das Land der Catten angezogen, und hatte ſich, durch den Hercyniſchen<lb/> Wald, durchhauen ſollen. <hi rendition="#aq">Tiberius</hi> ſelbſt gieng nach <hi rendition="#aq">Carnuntum,</hi> welches die<lb/> vornehmſte Veſtung der Roͤmer, in Pannonien, gegen die Marcomannen war, in<lb/> der Gegend, wo die Mahr in die Donau faͤllt, und wo ietzo Haimburg, an der<lb/> Graͤntze zwiſchen Ungarn und Oeſterreich, lieget. Von da zog er mit der Armee, ſo<lb/> bisher im <hi rendition="#aq">Illyrico</hi> geſtanden, gegen <hi rendition="#aq">Maraboduum</hi> aus, und beyde Heere, ſo zuſam-<lb/> men 12 Legionen ausmacheten, ſtunden nur fuͤnff Tag-Reiſen voneinander<note xml:id="FN109_01_01" next="#FN109_01_02" place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XXIV</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs,</hi></hi></hi> deſſen Erzeh-<lb/> lung von <hi rendition="#aq">Maroboduo</hi> oben §. 19. angefuͤhret worden,<lb/> faͤhret fort. <hi rendition="#aq">c. 108. <hi rendition="#i">Occupatis igitur, quos praedixi-<lb/> mus, locis, finitimos omnes, aut bello domuit, aut<lb/> condicionibus, iuris ſui fecit. Corpus ſuum cuſtodi-<lb/> tum, imperium perpetuis exercitiis paene ad Roma-<lb/> nae diſciplinae formam redactum, breui in eminens,<lb/> & noſtro quoque imperio timendum, perduxit faſti-<lb/> gium; gerebatque ſe ita aduerſus Romanos, ut neque<lb/> bello nos laceſſeret, & ſi laceſſeretur, ſupereſſe ſibi<lb/> uim, ac uoluntatem reſiſtendi, declararet. Legati,<lb/> quos mittebat ad Caeſares, interdum ut ſupplicem<lb/> commendabant, interdum ut pari loquebantur.<lb/> Gentibus, hominibusque a nobis deſciſcentibus, erat<lb/> apud eum perfugium, totumque ex male diſſimulato<lb/> agebat aemulum: exercitumque, quem LXX milli-<lb/> um peditum, quatuor equitum fecerat, aſſiduis<lb/> aduerſus finitimos bellis exercendo, maiori, quam<lb/> quod habebat operi, praeparabat. Eratque etiam<lb/> eo timendus, quod, cum Germaniam ad laeuam, &<lb/><cb/> in fronte, Pannoniam ad dextram, a tergo ſedium<lb/> ſuarum haberet Noricos, tamquam in omnes ſemper<lb/> uenturus, ab omnibus timebatur. Nec ſecuram<lb/> incrementi ſui patiebatur eſſe Italiam: quippe cum<lb/> a ſummis Alpium iugis, quae finem Italiae termi-<lb/> nant, initium eius finium haut multo plus CC. milli-<lb/> bus paſſuum abeſſet. Hunc uirum, & hanc regionem,<lb/> proximo anno, diuerſis e partibus, Tib. Caeſar aggredi<lb/> ſtatuit. Sentio Saturnino mandatum, ut per Cat-<lb/> tos, exciſis continentibus Hercyniae ſiluis, legiones<lb/> Boiohoemum (id regioni, quam incolebat Marobo-<lb/> duus, nomen eſt) duceret: ipſe a Carnunto, qui<lb/> locus Norici regni proximus ab hac parte erat, exer-<lb/> citum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marco-<lb/> mannos orſus eſt. Rumpit, interdum moratur pro-<lb/> poſita hominum fortuna. Praeparauerat iam hiber-<lb/> na Caeſar ad Danubium, admotoq; exercitu non plus,<lb/> quam V. dierum iter a primis hoſtium, Saturninum<lb/> admoueri placuerat.</hi> [<hi rendition="#i">cui9 copiæ</hi>] <hi rendition="#i">paene aequali diuiſæ<lb/> interuallo ab hoſte, intra paucos dies in praedicto<lb/> loco cum Caeſare iuncturae erant; cum uniuerſa<lb/> Pannonia inſolens longae pacis bonis, & adulta uiri-</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bus</hi></hi></fw><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><lb/><cb type="end"/> </note>. Aber,<lb/> ſo bald die Roͤmiſchen Truppen das <hi rendition="#aq">Illyricum</hi> verlaſſen hatten, ſuchten die Pan-<lb/> nonier, und Dalmatier das Roͤmiſche Joch abzuſchuͤttelen, und griffen, mit Zu-<lb/> ziehung aller benachbarten Voͤlcker, zu den Waffen. <hi rendition="#aq">Tiberius,</hi> dem mehr an<lb/> Erhaltung dieſer Provintzen, als an allen Vortheilen gelegen war, die er uͤber<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Marabo-</hi></fw><lb/><note xml:id="FN108_03_02" prev="#FN108_03_01" place="foot" n="3"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">praefectus, quod borum metu, bis Germani pacem<lb/> accepiſſent.</hi></hi><note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0109]
bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
verſichert ſeyn konnte. Sein Land graͤntzete mit Pannonien, und mit dem Norico,
und die Roͤmer hielten dieſe Nachbarſchafft fuͤr deſto gefaͤhrlicher, weil ihn gegen
Weſten, die unwegſamen Waͤlder, und gegen Norden, die Teutſchen Voͤlcker, ſo
ſich bis an die Oſt-See erſtrecketen, und den Roͤmern noch unbekannt waren, be-
decketen. Die ungebundene Gewalt, deren er ſich, wieder die Gewohnheit der
Teutſchen, angemaſſet, ſetzte ihn in Stand, ſeine Kraͤffte deſto beſſer zu gebrau-
chen. Er hatte 70000 Mann alter und geuͤbter Soldaten auf den Beinen, ohne
daß man abſehen konnte, wozu er ſie brauchen wollte. Zwar hatte er ſich bisher
gegen die Roͤmer ſehr in acht genommen, aber man merckte doch wohl, weſſen man
ſich mit der Zeit, wenn er ſich recht eingerichtet, gegen ihn zu verſehen habe. Wer
nur einiges Mißvergnuͤgen gegen die Roͤmer hatte, fand bey Maroboduo Huͤlffe,
und ſeine Geſandten lieſſen bereits zuweilen mercken, daß er verlangete, von Au-
guſto, als ein Printz, der ihm gleich ſey, tractiret zu werden. Tiberius nahm
ſich alſo fuͤr, ihn zu demuͤthigen. Sentius Saturninus, Landpfleger in Germanien,
war durch das Land der Catten angezogen, und hatte ſich, durch den Hercyniſchen
Wald, durchhauen ſollen. Tiberius ſelbſt gieng nach Carnuntum, welches die
vornehmſte Veſtung der Roͤmer, in Pannonien, gegen die Marcomannen war, in
der Gegend, wo die Mahr in die Donau faͤllt, und wo ietzo Haimburg, an der
Graͤntze zwiſchen Ungarn und Oeſterreich, lieget. Von da zog er mit der Armee, ſo
bisher im Illyrico geſtanden, gegen Maraboduum aus, und beyde Heere, ſo zuſam-
men 12 Legionen ausmacheten, ſtunden nur fuͤnff Tag-Reiſen voneinander 1. Aber,
ſo bald die Roͤmiſchen Truppen das Illyricum verlaſſen hatten, ſuchten die Pan-
nonier, und Dalmatier das Roͤmiſche Joch abzuſchuͤttelen, und griffen, mit Zu-
ziehung aller benachbarten Voͤlcker, zu den Waffen. Tiberius, dem mehr an
Erhaltung dieſer Provintzen, als an allen Vortheilen gelegen war, die er uͤber
Marabo-
3
1 §. XXIV. 1. patercvlvs, deſſen Erzeh-
lung von Maroboduo oben §. 19. angefuͤhret worden,
faͤhret fort. c. 108. Occupatis igitur, quos praedixi-
mus, locis, finitimos omnes, aut bello domuit, aut
condicionibus, iuris ſui fecit. Corpus ſuum cuſtodi-
tum, imperium perpetuis exercitiis paene ad Roma-
nae diſciplinae formam redactum, breui in eminens,
& noſtro quoque imperio timendum, perduxit faſti-
gium; gerebatque ſe ita aduerſus Romanos, ut neque
bello nos laceſſeret, & ſi laceſſeretur, ſupereſſe ſibi
uim, ac uoluntatem reſiſtendi, declararet. Legati,
quos mittebat ad Caeſares, interdum ut ſupplicem
commendabant, interdum ut pari loquebantur.
Gentibus, hominibusque a nobis deſciſcentibus, erat
apud eum perfugium, totumque ex male diſſimulato
agebat aemulum: exercitumque, quem LXX milli-
um peditum, quatuor equitum fecerat, aſſiduis
aduerſus finitimos bellis exercendo, maiori, quam
quod habebat operi, praeparabat. Eratque etiam
eo timendus, quod, cum Germaniam ad laeuam, &
in fronte, Pannoniam ad dextram, a tergo ſedium
ſuarum haberet Noricos, tamquam in omnes ſemper
uenturus, ab omnibus timebatur. Nec ſecuram
incrementi ſui patiebatur eſſe Italiam: quippe cum
a ſummis Alpium iugis, quae finem Italiae termi-
nant, initium eius finium haut multo plus CC. milli-
bus paſſuum abeſſet. Hunc uirum, & hanc regionem,
proximo anno, diuerſis e partibus, Tib. Caeſar aggredi
ſtatuit. Sentio Saturnino mandatum, ut per Cat-
tos, exciſis continentibus Hercyniae ſiluis, legiones
Boiohoemum (id regioni, quam incolebat Marobo-
duus, nomen eſt) duceret: ipſe a Carnunto, qui
locus Norici regni proximus ab hac parte erat, exer-
citum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marco-
mannos orſus eſt. Rumpit, interdum moratur pro-
poſita hominum fortuna. Praeparauerat iam hiber-
na Caeſar ad Danubium, admotoq; exercitu non plus,
quam V. dierum iter a primis hoſtium, Saturninum
admoueri placuerat. [cui9 copiæ] paene aequali diuiſæ
interuallo ab hoſte, intra paucos dies in praedicto
loco cum Caeſare iuncturae erant; cum uniuerſa
Pannonia inſolens longae pacis bonis, & adulta uiri-
bus
3
praefectus, quod borum metu, bis Germani pacem
accepiſſent.
K 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeErgänzungsvorschlag vom DWB [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |