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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Drittes Buch. Geschichte der Teutschen
bey Q. Vari Niederlage, den Teutschen zu Theile worden, und Segesti, oder seinen
Anhängern, zugefallen waren. Wie man denn auch, in Rom selbst, diese Verrich-
tungen für so wichtig angesehen, daß Tiberius ihm den Titel, Imperator, beylegen
lassen.*

V. Arminius hingegen bewegete Himmel und Erden wieder die Römer,
Germanicus
ziehet gegen
Arminium.
und sein Vetter Jngviomar, den die Römer selbst als einen tapfferen, und erfah-
renen Krieges-Held, hoch hielten, unterstützete sein Unternehmen. Germani-
cus
wollte ihnen zuvor kommen, und schrieb seinen Leuten ihren Sammel-Platz an
der Ems aus. Caecina nahm, mit seinen vier Legionen, den Weg durchs Land der
Bructerer; Pedo1, mit der Reuterey, durch Frießland. Germanicus aber
gieng, mit vier Legionen, den Rhein herunter, und über die Süder-See. Die
gantze Armee kam glücklich an dem bestimmten Orte zusammen, und die Chaucen
bothen den Römern ihre Hülffe an. Hingegen sengeten, und brenneten, die Bru-
cterer ihr eigen Land, damit die Römer darinnen keinen Auffenthalt finden möch-
ten. Endlich schickete Germanicus L. Stertinium wieder sie, der sie zu paaren
trieb, und, unter der Beute, den Adler der neunzehenden Legion wieder fand. Dar-
auf plünderten die Römer bis an die äussersten Gräntzen der Bructerer alles, was
zwischen der Lippe, und Ems, gelegen. Weil sie also nicht mehr weit von dem Teu-
toburgischen Forste, und der Gegend, wo Q. Varus geschlagen worden, in wel-
cher die Gebeine der Römischen Soldaten noch unbegraben lagen; nahm sich
Germanicus vor, vollend dahin zu gehen, und sowohl Varo, der sonst bey
Augusto sehr wohl gestanden, als den gesammten Todten, die letzte Ehre, und
Schuldigkeit, auf welche auch der geringste Römer viel zu halten pflegte, zu erwei-
sen. Caecina muste voran, um die Wege auszukundschafften, und wo es nöthig,
Dämme, und Brücken, zu legen. Germanicus fand, bey seiner Ankunfft, einen
traurigen Anblick an den zerstreueten Gebeinen der Römer, ließ sie alle zusammen
verscharren, und, zum Andencken, einen Hügel aufwerffen, zu dem er selbst den er-
sten Rasen legete2. Er verfolgete darauf ferner Arminium, und hohlete ihn end-
lich, wiewohl zu schlechtem Vortheile, ein. Denn tacitvs weiß von dem Tref-
fen, zur Ehre der Römer, sonst nichts anzumercken, als daß die Teutschen sich des
Sieges nicht haben rühmen können. Wie denn auch Germanicus gleich an die
Ems zurücke ging, und daselbst die Armee wiederum theilete.*

VI. Caecina sollte mit seinen Legionen nach dem Rheine zu gehen, und den
Caecina muß
sich auf dem
Rückwege
durch die Che-
ruseer durch-
schlagen.
ordentlichen Weg zu Lande nehmen, den vormahls L. Domitius1 durch die Mo-
räste hatte aufdammen lassen. Dieser Damm war aber, hin und wieder,
eingegangen, und die Römischen Soldaten konnten in dem weichen Erdreiche, und
vielen Morästen, weder selbst in ihrer schweren Rüstung fortkommen, noch ihr
2

Krieges-
* [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L.I. c. 57. 58.
1 §. V. 1. Vielleicht ist dieses eben der pedo, von
dem wir ein fragmentum de nauigatione Oceani
übrig haben. Siehe unten den §. XIV.
2 tacitvs L. I. c. 61. Primum, exstruendo
tumulo, cespitem Caesar posuit.
* [Spaltenumbruch] tacitvs Annal. L. I. c. 59-63.
1 §. VI. 1. Siehe oben das III. Buch §. 21. not. 2.
conf. menso altingivs l. c. Tab. II.
2 lipsivs ad tac. c. 69. schreibet: Qua parte
Rheni ipse pons? ne trahant ad se Agrippinenses:
falluntur, apud Treueros fuit. Nam Agrippina, di-

[Ende Spaltensatz]
scedens

Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen
bey Q. Vari Niederlage, den Teutſchen zu Theile worden, und Segeſti, oder ſeinen
Anhaͤngern, zugefallen waren. Wie man denn auch, in Rom ſelbſt, dieſe Verrich-
tungen fuͤr ſo wichtig angeſehen, daß Tiberius ihm den Titel, Imperator, beylegen
laſſen.*

V. Arminius hingegen bewegete Himmel und Erden wieder die Roͤmer,
Germanicus
ziehet gegen
Arminium.
und ſein Vetter Jngviomar, den die Roͤmer ſelbſt als einen tapfferen, und erfah-
renen Krieges-Held, hoch hielten, unterſtuͤtzete ſein Unternehmen. Germani-
cus
wollte ihnen zuvor kommen, und ſchrieb ſeinen Leuten ihren Sammel-Platz an
der Ems aus. Caecina nahm, mit ſeinen vier Legionen, den Weg durchs Land der
Bructerer; Pedo1, mit der Reuterey, durch Frießland. Germanicus aber
gieng, mit vier Legionen, den Rhein herunter, und uͤber die Suͤder-See. Die
gantze Armee kam gluͤcklich an dem beſtimmten Orte zuſammen, und die Chaucen
bothen den Roͤmern ihre Huͤlffe an. Hingegen ſengeten, und brenneten, die Bru-
cterer ihr eigen Land, damit die Roͤmer darinnen keinen Auffenthalt finden moͤch-
ten. Endlich ſchickete Germanicus L. Stertinium wieder ſie, der ſie zu paaren
trieb, und, unter der Beute, den Adler der neunzehenden Legion wieder fand. Dar-
auf pluͤnderten die Roͤmer bis an die aͤuſſerſten Graͤntzen der Bructerer alles, was
zwiſchen der Lippe, und Ems, gelegen. Weil ſie alſo nicht mehr weit von dem Teu-
toburgiſchen Forſte, und der Gegend, wo Q. Varus geſchlagen worden, in wel-
cher die Gebeine der Roͤmiſchen Soldaten noch unbegraben lagen; nahm ſich
Germanicus vor, vollend dahin zu gehen, und ſowohl Varo, der ſonſt bey
Auguſto ſehr wohl geſtanden, als den geſammten Todten, die letzte Ehre, und
Schuldigkeit, auf welche auch der geringſte Roͤmer viel zu halten pflegte, zu erwei-
ſen. Caecina muſte voran, um die Wege auszukundſchafften, und wo es noͤthig,
Daͤmme, und Bruͤcken, zu legen. Germanicus fand, bey ſeiner Ankunfft, einen
traurigen Anblick an den zerſtreueten Gebeinen der Roͤmer, ließ ſie alle zuſammen
verſcharren, und, zum Andencken, einen Huͤgel aufwerffen, zu dem er ſelbſt den er-
ſten Raſen legete2. Er verfolgete darauf ferner Arminium, und hohlete ihn end-
lich, wiewohl zu ſchlechtem Vortheile, ein. Denn tacitvs weiß von dem Tref-
fen, zur Ehre der Roͤmer, ſonſt nichts anzumercken, als daß die Teutſchen ſich des
Sieges nicht haben ruͤhmen koͤnnen. Wie denn auch Germanicus gleich an die
Ems zuruͤcke ging, und daſelbſt die Armee wiederum theilete.*

VI. Caecina ſollte mit ſeinen Legionen nach dem Rheine zu gehen, und den
Caecina muß
ſich auf dem
Ruͤckwege
durch die Che-
ruſeer durch-
ſchlagen.
ordentlichen Weg zu Lande nehmen, den vormahls L. Domitius1 durch die Mo-
raͤſte hatte aufdammen laſſen. Dieſer Damm war aber, hin und wieder,
eingegangen, und die Roͤmiſchen Soldaten konnten in dem weichen Erdreiche, und
vielen Moraͤſten, weder ſelbſt in ihrer ſchweren Ruͤſtung fortkommen, noch ihr
2

Krieges-
* [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L.I. c. 57. 58.
1 §. V. 1. Vielleicht iſt dieſes eben der pedo, von
dem wir ein fragmentum de nauigatione Oceani
uͤbrig haben. Siehe unten den §. XIV.
2 tacitvs L. I. c. 61. Primum, exſtruendo
tumulo, ceſpitem Caeſar poſuit.
* [Spaltenumbruch] tacitvs Annal. L. I. c. 59-63.
1 §. VI. 1. Siehe oben das III. Buch §. 21. not. 2.
conf. menso altingivs l. c. Tab. II.
2 lipsivs ad tac. c. 69. ſchreibet: Qua parte
Rheni ipſe pons? ne trahant ad ſe Agrippinenſes:
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[88/0122] Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen bey Q. Vari Niederlage, den Teutſchen zu Theile worden, und Segeſti, oder ſeinen Anhaͤngern, zugefallen waren. Wie man denn auch, in Rom ſelbſt, dieſe Verrich- tungen fuͤr ſo wichtig angeſehen, daß Tiberius ihm den Titel, Imperator, beylegen laſſen. * V. Arminius hingegen bewegete Himmel und Erden wieder die Roͤmer, und ſein Vetter Jngviomar, den die Roͤmer ſelbſt als einen tapfferen, und erfah- renen Krieges-Held, hoch hielten, unterſtuͤtzete ſein Unternehmen. Germani- cus wollte ihnen zuvor kommen, und ſchrieb ſeinen Leuten ihren Sammel-Platz an der Ems aus. Caecina nahm, mit ſeinen vier Legionen, den Weg durchs Land der Bructerer; Pedo 1, mit der Reuterey, durch Frießland. Germanicus aber gieng, mit vier Legionen, den Rhein herunter, und uͤber die Suͤder-See. Die gantze Armee kam gluͤcklich an dem beſtimmten Orte zuſammen, und die Chaucen bothen den Roͤmern ihre Huͤlffe an. Hingegen ſengeten, und brenneten, die Bru- cterer ihr eigen Land, damit die Roͤmer darinnen keinen Auffenthalt finden moͤch- ten. Endlich ſchickete Germanicus L. Stertinium wieder ſie, der ſie zu paaren trieb, und, unter der Beute, den Adler der neunzehenden Legion wieder fand. Dar- auf pluͤnderten die Roͤmer bis an die aͤuſſerſten Graͤntzen der Bructerer alles, was zwiſchen der Lippe, und Ems, gelegen. Weil ſie alſo nicht mehr weit von dem Teu- toburgiſchen Forſte, und der Gegend, wo Q. Varus geſchlagen worden, in wel- cher die Gebeine der Roͤmiſchen Soldaten noch unbegraben lagen; nahm ſich Germanicus vor, vollend dahin zu gehen, und ſowohl Varo, der ſonſt bey Auguſto ſehr wohl geſtanden, als den geſammten Todten, die letzte Ehre, und Schuldigkeit, auf welche auch der geringſte Roͤmer viel zu halten pflegte, zu erwei- ſen. Caecina muſte voran, um die Wege auszukundſchafften, und wo es noͤthig, Daͤmme, und Bruͤcken, zu legen. Germanicus fand, bey ſeiner Ankunfft, einen traurigen Anblick an den zerſtreueten Gebeinen der Roͤmer, ließ ſie alle zuſammen verſcharren, und, zum Andencken, einen Huͤgel aufwerffen, zu dem er ſelbſt den er- ſten Raſen legete 2. Er verfolgete darauf ferner Arminium, und hohlete ihn end- lich, wiewohl zu ſchlechtem Vortheile, ein. Denn tacitvs weiß von dem Tref- fen, zur Ehre der Roͤmer, ſonſt nichts anzumercken, als daß die Teutſchen ſich des Sieges nicht haben ruͤhmen koͤnnen. Wie denn auch Germanicus gleich an die Ems zuruͤcke ging, und daſelbſt die Armee wiederum theilete. * Germanicus ziehet gegen Arminium. VI. Caecina ſollte mit ſeinen Legionen nach dem Rheine zu gehen, und den ordentlichen Weg zu Lande nehmen, den vormahls L. Domitius 1 durch die Mo- raͤſte hatte aufdammen laſſen. Dieſer Damm war aber, hin und wieder, eingegangen, und die Roͤmiſchen Soldaten konnten in dem weichen Erdreiche, und vielen Moraͤſten, weder ſelbſt in ihrer ſchweren Ruͤſtung fortkommen, noch ihr Krieges- 2 Caecina muß ſich auf dem Ruͤckwege durch die Che- ruſeer durch- ſchlagen. * tacitvs Ann. L.I. c. 57. 58. 1 §. V. 1. Vielleicht iſt dieſes eben der pedo, von dem wir ein fragmentum de nauigatione Oceani uͤbrig haben. Siehe unten den §. XIV. 2 tacitvs L. I. c. 61. Primum, exſtruendo tumulo, ceſpitem Caeſar poſuit. * tacitvs Annal. L. I. c. 59-63. 1 §. VI. 1. Siehe oben das III. Buch §. 21. not. 2. conf. menso altingivs l. c. Tab. II. 2 lipsivs ad tac. c. 69. ſchreibet: Qua parte Rheni ipſe pons? ne trahant ad ſe Agrippinenſes: falluntur, apud Treueros fuit. Nam Agrippina, di- ſcedens

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/122>, abgerufen am 21.11.2024.