so bald aber die Teutschen Völcker nach seinem Tode die Freyheit ergreiffen, breiten sich die Ost-Gothen desto wei- ter aus: worauf denn die Geschichte der Francken, Ale- mannen, Burgunder, der Ost- und West-Gothen, der Vandalen in Africa, der Sveven in Spanien ausgefüh- ret, die Ursprünge der Bayern, und Thüringer angezei- get, und alle eintzele Historien der Teutschen Völcker bis auf den Grad der Höhe geführet werden, von welchem sie in den Lauf der Fränckischen einfliessen.
Was die Schreib-Art anbetrifft, so hat zwar der für- treffliche Herr Autor von Friedrichs des Ersten Leben auch in diesem Stück gewiesen, wieviel man inskünfftige von einem, der sich an die Teutsche Geschichte macht, for- dern könne. Mich aber entschuldiget die Finsterniß, und, ich möchte fast sagen, das Grausen, so über diesem Anfang der Historie schwebet. Jch habe nur, so viel möglich gewe- sen, Gewißheit, Ordnung, und Deutlichkeit zu erhalten gesucht. Von so entferneten Sachen kan keine weitere Gewähr gefordert werden, als welche sich durch alte Hi- storicos bestellen lässet, die, so lange ihr Zeugniß nicht der Parteylichkeit oder Nachläßigkeit halber verdächtig ist, von den Gelehrten ohne Wiederspruch angenommen wer- den. Die Gewißheit, so hier gefordert wird, gehet am meisten die Haupt-Begebenheiten an. Die Züge der
Völ-
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Vorrede.
ſo bald aber die Teutſchen Voͤlcker nach ſeinem Tode die Freyheit ergreiffen, breiten ſich die Oſt-Gothen deſto wei- ter aus: worauf denn die Geſchichte der Francken, Ale- mannen, Burgunder, der Oſt- und Weſt-Gothen, der Vandalen in Africa, der Sveven in Spanien ausgefuͤh- ret, die Urſpruͤnge der Bayern, und Thuͤringer angezei- get, und alle eintzele Hiſtorien der Teutſchen Voͤlcker bis auf den Grad der Hoͤhe gefuͤhret werden, von welchem ſie in den Lauf der Fraͤnckiſchen einflieſſen.
Was die Schreib-Art anbetrifft, ſo hat zwar der fuͤr- treffliche Herr Autor von Friedrichs des Erſten Leben auch in dieſem Stuͤck gewieſen, wieviel man inskuͤnfftige von einem, der ſich an die Teutſche Geſchichte macht, for- dern koͤnne. Mich aber entſchuldiget die Finſterniß, und, ich moͤchte faſt ſagen, das Grauſen, ſo uͤber dieſem Anfang der Hiſtorie ſchwebet. Jch habe nur, ſo viel moͤglich gewe- ſen, Gewißheit, Ordnung, und Deutlichkeit zu erhalten geſucht. Von ſo entferneten Sachen kan keine weitere Gewaͤhr gefordert werden, als welche ſich durch alte Hi- ſtoricos beſtellen laͤſſet, die, ſo lange ihr Zeugniß nicht der Parteylichkeit oder Nachlaͤßigkeit halber verdaͤchtig iſt, von den Gelehrten ohne Wiederſpruch angenommen wer- den. Die Gewißheit, ſo hier gefordert wird, gehet am meiſten die Haupt-Begebenheiten an. Die Zuͤge der
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[0015]
Vorrede.
ſo bald aber die Teutſchen Voͤlcker nach ſeinem Tode die
Freyheit ergreiffen, breiten ſich die Oſt-Gothen deſto wei-
ter aus: worauf denn die Geſchichte der Francken, Ale-
mannen, Burgunder, der Oſt- und Weſt-Gothen, der
Vandalen in Africa, der Sveven in Spanien ausgefuͤh-
ret, die Urſpruͤnge der Bayern, und Thuͤringer angezei-
get, und alle eintzele Hiſtorien der Teutſchen Voͤlcker bis
auf den Grad der Hoͤhe gefuͤhret werden, von welchem ſie
in den Lauf der Fraͤnckiſchen einflieſſen.
Was die Schreib-Art anbetrifft, ſo hat zwar der fuͤr-
treffliche Herr Autor von Friedrichs des Erſten Leben
auch in dieſem Stuͤck gewieſen, wieviel man inskuͤnfftige
von einem, der ſich an die Teutſche Geſchichte macht, for-
dern koͤnne. Mich aber entſchuldiget die Finſterniß, und,
ich moͤchte faſt ſagen, das Grauſen, ſo uͤber dieſem Anfang
der Hiſtorie ſchwebet. Jch habe nur, ſo viel moͤglich gewe-
ſen, Gewißheit, Ordnung, und Deutlichkeit zu erhalten
geſucht. Von ſo entferneten Sachen kan keine weitere
Gewaͤhr gefordert werden, als welche ſich durch alte Hi-
ſtoricos beſtellen laͤſſet, die, ſo lange ihr Zeugniß nicht der
Parteylichkeit oder Nachlaͤßigkeit halber verdaͤchtig iſt,
von den Gelehrten ohne Wiederſpruch angenommen wer-
den. Die Gewißheit, ſo hier gefordert wird, gehet am
meiſten die Haupt-Begebenheiten an. Die Zuͤge der
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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/15>, abgerufen am 21.11.2024.
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