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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Sechstes Buch. Geschichte der Teutschen
lieget *, geschlagen: auch ferner einen Schwarm Teutscher Völcker, die einen
neuen Einfall in die Jnsel Batavien gethan, so eingetrieben 3, daß ein Theil sich
gefangen geben müssen, um für die übrigen einen freyen Abzug zu erhalten.

XII. Hingegen lebten die Römischen Kaiser mit den Gothen in Friede.
Angelegenhei-
ten mit den
Gothen.
evmenivs rühmet Diocletianum, daß er sie um Friede zu bitten gezwun-
gen 1: und die Armee, so Galerius A. 297. im Illyrico auf brachte, um sie gegen
die Perser zu führen, bestand guten Theils aus Gothischen Hülffs-Völckern 2.
Wir finden sonst von den Gothen, daß sie ein benachbartes Volck, dessen Na-
me aber nicht mit angezeiget wird, vertrieben; und selbiges sich darauf den Römern
ergeben 3. Jm übrigen wie diese glückliche Verrichtungen an der Donau, da-
durch das Ufer gegen die Marcomannen, Quaden, Sarmaten und Gothen
gesichert worden, zu den Namen Gothicus und Sarmaticus Anlaß gegeben;
so ist kein Zweiffel, es werden bey dem prächtigen Triumph, den die beyden
Kaiser A. 303. bey Begehung des zwantzigsten Jahres ihrer Regierung in Rom
hielten 4, die Donau sowohl, als der Rhein, denselbigen mit haben zieren müssen.

XIII. Jm Jahr 305. legten Diocletianus und Maximianus die Regierung
Diocletia-
nus
und Ma-
ximianus
ü-
berlassen den
Kaiserlichen
Titel Con-
stantio
und
Galerio.
nieder, und heissen sie in den Inscriptionibus, so nachher gesetzt worden, Se-
niores Augusti. Constantius
hingegen und Galerius, welcher diese Verän-
derung am eyfrigsten gesuchet hatte, nahmen den Käiserlichen Titel an. Gale-
rius
hatte zugleich erhalten, daß Fl. Valerius Severus, und seiner Schwester
Sohn, C. Galerius Valerius Maximinus, derer beyder er sich versichert hielt,
zu Caesaribus ernennet wurden: ungeachtet Maximiani Herculii Sohn, Ma-
gnentius,
und Constantii Sohn, Constantinus, bereits in solchem Alter
waren, daß sie zu dieser Würde sich hätten Hoffnung machen können. Die
Ceremonie geschah den 1. Mai. Diocletianus legte die Kaiserliche Würde zu
Nicomedia ab, ernennte Galerium zum Augusto, und Maximinum zum Cae-
sare.
Worauf er sich als eine Privat-Person in sein Vaterland begab, allwo
er nicht weit von Salona, in seinem Pallast 1, noch gantzer 9. Jahre gelebet.

Maxi-
* [Beginn Spaltensatz] Jn der Gegend, wo die Rüß und die Aar zu-
sammen fliessen.
3 evmenivs ib. c. 6. Quid immanem ex di-
uersis Germanorum populis multitudinem, quam
duratus gelu Rhenus illexerat, ut insulam, quam di-
uortio sui idem amnis amplectitur, pedestri agmine
ausa transmittere, repente laxato flumine claudere-
tur, &, demissis statim obsessa nauigiis, ita se dedere
cogeretur, ut, quod difficilius est, SORTE COM-
MVNI,
eligeret ex se, quos captiuitati traderet,
relatura cum reliquiis suis infamiam proditionis suo-
rum.
Die Jnsel, so der Redner hier beschreibet,
scheinet keine andere, als die insula Batauorum
zu seyn.
1 §. XII. 1. Siehe oben §. IX. not. 4.
2 iornandes de reb. Get. c. 21. Posthaec
[Spaltenumbruch] a Maximiano imperatore ducuntur in auxilia Ro-
manorum contra Parthos rogati, ubi datis auxilia-
riis fideliter decertauerunt. Sed postquam Caesar
Maximianus paene cum eorum solatio Narsem regem
Persarum, Saporis magni nepotem, fugasset, eius-
que omnes opes, simulque uxores & filios depraedas-
set, Achillemque in Alexandria cum Diocletiano su-
perasset, & Maximianus Herculius in Africa quin-
quegentianos adtriuisset, pacem reipublicae nacti,
coepere quasi Gothos negligere.
3 lactantivs sagt de mort. persec. c. 38.
von maximino: Mediocrium filias, ut cuique
libuerat, rapiebat. Primariae, quae rapi non po-
terant, in benesiciis petebantur; nec recusari lice-
bat subscribente imperatore, quin aut pereun-
dum esset, aut habendus gener aliquis barbarus.
Nam fere nullus stipator in latere ei, nisi ex gente eo-

[Ende Spaltensatz]
rum,
4
1

Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen
lieget *, geſchlagen: auch ferner einen Schwarm Teutſcher Voͤlcker, die einen
neuen Einfall in die Jnſel Batavien gethan, ſo eingetrieben 3, daß ein Theil ſich
gefangen geben muͤſſen, um fuͤr die uͤbrigen einen freyen Abzug zu erhalten.

XII. Hingegen lebten die Roͤmiſchen Kaiſer mit den Gothen in Friede.
Angelegenhei-
ten mit den
Gothen.
evmenivs ruͤhmet Diocletianum, daß er ſie um Friede zu bitten gezwun-
gen 1: und die Armee, ſo Galerius A. 297. im Illyrico auf brachte, um ſie gegen
die Perſer zu fuͤhren, beſtand guten Theils aus Gothiſchen Huͤlffs-Voͤlckern 2.
Wir finden ſonſt von den Gothen, daß ſie ein benachbartes Volck, deſſen Na-
me aber nicht mit angezeiget wird, vertrieben; und ſelbiges ſich darauf den Roͤmern
ergeben 3. Jm uͤbrigen wie dieſe gluͤckliche Verrichtungen an der Donau, da-
durch das Ufer gegen die Marcomannen, Quaden, Sarmaten und Gothen
geſichert worden, zu den Namen Gothicus und Sarmaticus Anlaß gegeben;
ſo iſt kein Zweiffel, es werden bey dem praͤchtigen Triumph, den die beyden
Kaiſer A. 303. bey Begehung des zwantzigſten Jahres ihrer Regierung in Rom
hielten 4, die Donau ſowohl, als der Rhein, denſelbigen mit haben zieren muͤſſen.

XIII. Jm Jahr 305. legten Diocletianus und Maximianus die Regierung
Diocletia-
nus
und Ma-
ximianus
uͤ-
berlaſſen den
Kaiſerlichen
Titel Con-
ſtantio
und
Galerio.
nieder, und heiſſen ſie in den Inſcriptionibus, ſo nachher geſetzt worden, Se-
niores Auguſti. Conſtantius
hingegen und Galerius, welcher dieſe Veraͤn-
derung am eyfrigſten geſuchet hatte, nahmen den Kaͤiſerlichen Titel an. Gale-
rius
hatte zugleich erhalten, daß Fl. Valerius Severus, und ſeiner Schweſter
Sohn, C. Galerius Valerius Maximinus, derer beyder er ſich verſichert hielt,
zu Caeſaribus ernennet wurden: ungeachtet Maximiani Herculii Sohn, Ma-
gnentius,
und Conſtantii Sohn, Conſtantinus, bereits in ſolchem Alter
waren, daß ſie zu dieſer Wuͤrde ſich haͤtten Hoffnung machen koͤnnen. Die
Ceremonie geſchah den 1. Mai. Diocletianus legte die Kaiſerliche Wuͤrde zu
Nicomedia ab, ernennte Galerium zum Auguſto, und Maximinum zum Cae-
ſare.
Worauf er ſich als eine Privat-Perſon in ſein Vaterland begab, allwo
er nicht weit von Salona, in ſeinem Pallaſt 1, noch gantzer 9. Jahre gelebet.

Maxi-
* [Beginn Spaltensatz] Jn der Gegend, wo die Ruͤß und die Aar zu-
ſammen flieſſen.
3 evmenivs ib. c. 6. Quid immanem ex di-
uerſis Germanorum populis multitudinem, quam
duratus gelu Rhenus illexerat, ut inſulam, quam di-
uortio ſui idem amnis amplectitur, pedeſtri agmine
auſa transmittere, repente laxato flumine claudere-
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cogeretur, ut, quod difficilius eſt, SORTE COM-
MVNI,
eligeret ex ſe, quos captiuitati traderet,
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rum.
Die Jnſel, ſo der Redner hier beſchreibet,
ſcheinet keine andere, als die inſula Batauorum
zu ſeyn.
1 §. XII. 1. Siehe oben §. IX. not. 4.
2 iornandes de reb. Get. c. 21. Poſthaec
[Spaltenumbruch] a Maximiano imperatore ducuntur in auxilia Ro-
manorum contra Parthos rogati, ubi datis auxilia-
riis fideliter decertauerunt. Sed poſtquam Caeſar
Maximianus paene cum eorum ſolatio Narſem regem
Perſarum, Saporis magni nepotem, fugaſſet, eius-
que omnes opes, ſimulque uxores & filios depraedaſ-
ſet, Achillemque in Alexandria cum Diocletiano ſu-
peraſſet, & Maximianus Herculius in Africa quin-
quegentianos adtriuiſſet, pacem reipublicae nacti,
coepere quaſi Gothos negligere.
3 lactantivs ſagt de mort. perſec. c. 38.
von maximino: Mediocrium filias, ut cuique
libuerat, rapiebat. Primariae, quae rapi non po-
terant, in beneſiciis petebantur; nec recuſari lice-
bat ſubſcribente imperatore, quin aut pereun-
dum eſſet, aut habendus gener aliquis barbarus.
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[212/0246] Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen lieget *, geſchlagen: auch ferner einen Schwarm Teutſcher Voͤlcker, die einen neuen Einfall in die Jnſel Batavien gethan, ſo eingetrieben 3, daß ein Theil ſich gefangen geben muͤſſen, um fuͤr die uͤbrigen einen freyen Abzug zu erhalten. XII. Hingegen lebten die Roͤmiſchen Kaiſer mit den Gothen in Friede. evmenivs ruͤhmet Diocletianum, daß er ſie um Friede zu bitten gezwun- gen 1: und die Armee, ſo Galerius A. 297. im Illyrico auf brachte, um ſie gegen die Perſer zu fuͤhren, beſtand guten Theils aus Gothiſchen Huͤlffs-Voͤlckern 2. Wir finden ſonſt von den Gothen, daß ſie ein benachbartes Volck, deſſen Na- me aber nicht mit angezeiget wird, vertrieben; und ſelbiges ſich darauf den Roͤmern ergeben 3. Jm uͤbrigen wie dieſe gluͤckliche Verrichtungen an der Donau, da- durch das Ufer gegen die Marcomannen, Quaden, Sarmaten und Gothen geſichert worden, zu den Namen Gothicus und Sarmaticus Anlaß gegeben; ſo iſt kein Zweiffel, es werden bey dem praͤchtigen Triumph, den die beyden Kaiſer A. 303. bey Begehung des zwantzigſten Jahres ihrer Regierung in Rom hielten 4, die Donau ſowohl, als der Rhein, denſelbigen mit haben zieren muͤſſen. Angelegenhei- ten mit den Gothen. XIII. Jm Jahr 305. legten Diocletianus und Maximianus die Regierung nieder, und heiſſen ſie in den Inſcriptionibus, ſo nachher geſetzt worden, Se- niores Auguſti. Conſtantius hingegen und Galerius, welcher dieſe Veraͤn- derung am eyfrigſten geſuchet hatte, nahmen den Kaͤiſerlichen Titel an. Gale- rius hatte zugleich erhalten, daß Fl. Valerius Severus, und ſeiner Schweſter Sohn, C. Galerius Valerius Maximinus, derer beyder er ſich verſichert hielt, zu Caeſaribus ernennet wurden: ungeachtet Maximiani Herculii Sohn, Ma- gnentius, und Conſtantii Sohn, Conſtantinus, bereits in ſolchem Alter waren, daß ſie zu dieſer Wuͤrde ſich haͤtten Hoffnung machen koͤnnen. Die Ceremonie geſchah den 1. Mai. Diocletianus legte die Kaiſerliche Wuͤrde zu Nicomedia ab, ernennte Galerium zum Auguſto, und Maximinum zum Cae- ſare. Worauf er ſich als eine Privat-Perſon in ſein Vaterland begab, allwo er nicht weit von Salona, in ſeinem Pallaſt 1, noch gantzer 9. Jahre gelebet. Maxi- Diocletia- nus und Ma- ximianus uͤ- berlaſſen den Kaiſerlichen Titel Con- ſtantio und Galerio. * Jn der Gegend, wo die Ruͤß und die Aar zu- ſammen flieſſen. 3 evmenivs ib. c. 6. Quid immanem ex di- uerſis Germanorum populis multitudinem, quam duratus gelu Rhenus illexerat, ut inſulam, quam di- uortio ſui idem amnis amplectitur, pedeſtri agmine auſa transmittere, repente laxato flumine claudere- tur, &, demiſſis ſtatim obſeſſa nauigiis, ita ſe dedere cogeretur, ut, quod difficilius eſt, SORTE COM- MVNI, eligeret ex ſe, quos captiuitati traderet, relatura cum reliquiis ſuis infamiam proditionis ſuo- rum. Die Jnſel, ſo der Redner hier beſchreibet, ſcheinet keine andere, als die inſula Batauorum zu ſeyn. 1 §. XII. 1. Siehe oben §. IX. not. 4. 2 iornandes de reb. Get. c. 21. Poſthaec a Maximiano imperatore ducuntur in auxilia Ro- manorum contra Parthos rogati, ubi datis auxilia- riis fideliter decertauerunt. Sed poſtquam Caeſar Maximianus paene cum eorum ſolatio Narſem regem Perſarum, Saporis magni nepotem, fugaſſet, eius- que omnes opes, ſimulque uxores & filios depraedaſ- ſet, Achillemque in Alexandria cum Diocletiano ſu- peraſſet, & Maximianus Herculius in Africa quin- quegentianos adtriuiſſet, pacem reipublicae nacti, coepere quaſi Gothos negligere. 3 lactantivs ſagt de mort. perſec. c. 38. von maximino: Mediocrium filias, ut cuique libuerat, rapiebat. Primariae, quae rapi non po- terant, in beneſiciis petebantur; nec recuſari lice- bat ſubſcribente imperatore, quin aut pereun- dum eſſet, aut habendus gener aliquis barbarus. Nam fere nullus ſtipator in latere ei, niſi ex gente eo- rum, 4 1

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/246>, abgerufen am 21.11.2024.