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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit IVLIANO geführten Kriege.
sehen, dessen sich Constantinus bedienet, um seine Veränderung der Armee
desto angenehmer zu machen . Darinnen kommen alle überein, daß er bey
diesen Umständen ein neues Haupt-Panier verfertigen lassen, auf welchem sich
das Zeichen des heiligen Creutzes, und die beyden Griechischen Buchstaben, die
den Namen unsers Erlösers abbilden, fürgestellet; und daß er dieses Zeichen,
als ein gewisses Pfand des zu hoffenden Sieges, seinen Soldaten angepriesen.
Dieses ist der Ursprung des Labari, welches seit dem sowohl den Kaisern
zu einem Zeichen ihrer höchsten Gewalt, als auch dem Krieges-Heer zur Haupt-
Fahne im Felde gedienet. Der glückliche Ausgang des Krieges bewährte diese
Veränderung, und als Constantinus seinen Einzug in Rom hielt, muste der
Rath, der für denen an den Feldzeichen hängenden Bildern der Kaiser die Knie
zu beugen pflegte, zugleich das über selbigen stehende Creutz anbethen. Con-
stantinus
ließ sich gleich, unter den ersten Früchten seines Sieges, angelegen
seyn die Verfolgung gegen die Christen aufzuheben. Man hat aber zu demjeni-
gen, so er damahls in Rom verrichtet, viele Fabeln hinzugesetzet, worunter der
berüchtigte Schenckungs-Brief wohl die gröbste ist : immassen es heutiges
Tages wohl niemand wagen dörffte ihn zu behaupten, da selbst der Cardinal
baronivs gestehet, er habe der Römischen Kirchen mehr Schaden als Nutzen
gebracht 4. Er unternahm aber doch nicht den Heydnischen Dienst der Römer
auszurotten, bey denen bis an die Zeiten Theodosii die Opffer, die Wahrsa-
gung aus dem Flug und Geschrey der Vögel, und andere Heydnische Gebräuche
in vollem Schwange geblieben. Er überließ es GOtt, der ihn so wunderlich
bekehret, auch die Hertzen des Volcks zu rühren: und die Christliche Religion, so
mitten unter den Verfolgungen sich ausgebreitet, wuste noch nichts vom Zwange,
sondern erwartete den völligen Sieg von der Wahrheit ihrer Lehre, die bey
Hofe zu herrschen anfieng, und von der mit selbiger verknüpfften Reinigkeit der
Sitten. Vielmehr haben sowohl Constantinus, als die folgenden Christli-
chen Kaiser bis an Gratianum, noch den Titul Pontifex Maximus, vielleicht
damit sie desto füglicher den Zustand der Religion verbessern könnten,
angenommen 5.

XXI.
[Beginn Spaltensatz] cantelivs hist. urbium metropolitanarum
P. II. diss. 2. cap. 2. n. 7. natalis alexan-
der
saec. IV. diss. 25. petri de marca,
antonii pagi, tillemonts
und anderer
nicht zu gedencken. Conf. cl. fabricii confessio &
donatio Constantino supposita l. c. p. 4. sq.
Hr. fa-
ericivs
hat angemercket, daß man die erste Erweh-
nung in aeneae Parisiensis Buch aduersus decem
obiectiones Graecorum
antreffe, der ums Jahr 854
geschrieben. tillemont im Leben Constan-
tini M. art. XXIX.
muthmaßet, daß sie aus eben der
Werckstadt hervorgekrochen, in welcher die falsche
Sammlung von Decretalibus geschmiedet worden,
die unter dem Namen isidori mercatoris
ans Licht gekommen. Zu den Anmerckungen die
Herr pabricivs von der Historie dieses Schen-
[Spaltenumbruch] ckung-Briefes macht, kan noch beygefüget werden,
daß der berühmte Groß-Cantzler des Königreichs
Pohlen, der Fürst Ossolinski, in einer Rede an den
Pabst Vrbanum VIII. so die erste unter seinen ge-
druckten Orationen ist, vorgiebt, Vladislaus habe bey
Eroberung der Stadt Moscau, das Original von die-
ser Schenckung, in dem Rußischen Schatz gefunden:
Seine Worte sind p. 2. qui [sc. Vladislaus] denique
desertori populo, Graecum Constantinianae do-
nationis diploma, e superba gaza eripuit, tan-
quam pro Romano pontifice pugnasset, cui Romam,
hostium etiam spoliis asseruit.
4 Conf. baronivs ad A. 324. §. 13. & 118.
5 Conf. baronivs ad A. 312. §. 93. Was der
p. pagi in critica annal. Baronii ad h. A. §. 15-19.
[Ende Spaltensatz]
dem
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bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege.
ſehen, deſſen ſich Conſtantinus bedienet, um ſeine Veraͤnderung der Armee
deſto angenehmer zu machen . Darinnen kommen alle uͤberein, daß er bey
dieſen Umſtaͤnden ein neues Haupt-Panier verfertigen laſſen, auf welchem ſich
das Zeichen des heiligen Creutzes, und die beyden Griechiſchen Buchſtaben, die
den Namen unſers Erloͤſers abbilden, fuͤrgeſtellet; und daß er dieſes Zeichen,
als ein gewiſſes Pfand des zu hoffenden Sieges, ſeinen Soldaten angeprieſen.
Dieſes iſt der Urſprung des Labari, welches ſeit dem ſowohl den Kaiſern
zu einem Zeichen ihrer hoͤchſten Gewalt, als auch dem Krieges-Heer zur Haupt-
Fahne im Felde gedienet. Der gluͤckliche Ausgang des Krieges bewaͤhrte dieſe
Veraͤnderung, und als Conſtantinus ſeinen Einzug in Rom hielt, muſte der
Rath, der fuͤr denen an den Feldzeichen haͤngenden Bildern der Kaiſer die Knie
zu beugen pflegte, zugleich das uͤber ſelbigen ſtehende Creutz anbethen. Con-
ſtantinus
ließ ſich gleich, unter den erſten Fruͤchten ſeines Sieges, angelegen
ſeyn die Verfolgung gegen die Chriſten aufzuheben. Man hat aber zu demjeni-
gen, ſo er damahls in Rom verrichtet, viele Fabeln hinzugeſetzet, worunter der
beruͤchtigte Schenckungs-Brief wohl die groͤbſte iſt : immaſſen es heutiges
Tages wohl niemand wagen doͤrffte ihn zu behaupten, da ſelbſt der Cardinal
baronivs geſtehet, er habe der Roͤmiſchen Kirchen mehr Schaden als Nutzen
gebracht 4. Er unternahm aber doch nicht den Heydniſchen Dienſt der Roͤmer
auszurotten, bey denen bis an die Zeiten Theodoſii die Opffer, die Wahrſa-
gung aus dem Flug und Geſchrey der Voͤgel, und andere Heydniſche Gebraͤuche
in vollem Schwange geblieben. Er uͤberließ es GOtt, der ihn ſo wunderlich
bekehret, auch die Hertzen des Volcks zu ruͤhren: und die Chriſtliche Religion, ſo
mitten unter den Verfolgungen ſich ausgebreitet, wuſte noch nichts vom Zwange,
ſondern erwartete den voͤlligen Sieg von der Wahrheit ihrer Lehre, die bey
Hofe zu herrſchen anfieng, und von der mit ſelbiger verknuͤpfften Reinigkeit der
Sitten. Vielmehr haben ſowohl Conſtantinus, als die folgenden Chriſtli-
chen Kaiſer bis an Gratianum, noch den Titul Pontifex Maximus, vielleicht
damit ſie deſto fuͤglicher den Zuſtand der Religion verbeſſern koͤnnten,
angenommen 5.

XXI.
[Beginn Spaltensatz] cantelivs hiſt. urbium metropolitanarum
P. II. diſſ. 2. cap. 2. n. 7. natalis alexan-
der
ſaec. IV. diſſ. 25. petri de marca,
antonii pagi, tillemonts
und anderer
nicht zu gedencken. Conf. cl. fabricii confeſſio &
donatio Conſtantino ſuppoſita l. c. p. 4. ſq.
Hr. fa-
ericivs
hat angemercket, daß man die erſte Erweh-
nung in aeneae Pariſienſis Buch aduerſus decem
obiectiones Graecorum
antreffe, der ums Jahr 854
geſchrieben. tillemont im Leben Conſtan-
tini M. art. XXIX.
muthmaßet, daß ſie aus eben der
Werckſtadt hervorgekrochen, in welcher die falſche
Sammlung von Decretalibus geſchmiedet worden,
die unter dem Namen isidori mercatoris
ans Licht gekommen. Zu den Anmerckungen die
Herr pabricivs von der Hiſtorie dieſes Schen-
[Spaltenumbruch] ckung-Briefes macht, kan noch beygefuͤget werden,
daß der beruͤhmte Groß-Cantzler des Koͤnigreichs
Pohlen, der Fuͤrſt Oſſolinski, in einer Rede an den
Pabſt Vrbanum VIII. ſo die erſte unter ſeinen ge-
druckten Orationen iſt, vorgiebt, Vladislaus habe bey
Eroberung der Stadt Moſcau, das Original von die-
ſer Schenckung, in dem Rußiſchen Schatz gefunden:
Seine Worte ſind p. 2. qui [ſc. Vladislaus] denique
deſertori populo, Graecum Conſtantinianae do-
nationis diploma, e ſuperba gaza eripuit, tan-
quam pro Romano pontifice pugnaſſet, cui Romam,
hoſtium etiam ſpoliis aſſeruit.
4 Conf. baronivs ad A. 324. §. 13. & 118.
5 Conf. baronivs ad A. 312. §. 93. Was der
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[219/0253] bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege. ſehen, deſſen ſich Conſtantinus bedienet, um ſeine Veraͤnderung der Armee deſto angenehmer zu machen 2. Darinnen kommen alle uͤberein, daß er bey dieſen Umſtaͤnden ein neues Haupt-Panier verfertigen laſſen, auf welchem ſich das Zeichen des heiligen Creutzes, und die beyden Griechiſchen Buchſtaben, die den Namen unſers Erloͤſers abbilden, fuͤrgeſtellet; und daß er dieſes Zeichen, als ein gewiſſes Pfand des zu hoffenden Sieges, ſeinen Soldaten angeprieſen. Dieſes iſt der Urſprung des Labari, welches ſeit dem ſowohl den Kaiſern zu einem Zeichen ihrer hoͤchſten Gewalt, als auch dem Krieges-Heer zur Haupt- Fahne im Felde gedienet. Der gluͤckliche Ausgang des Krieges bewaͤhrte dieſe Veraͤnderung, und als Conſtantinus ſeinen Einzug in Rom hielt, muſte der Rath, der fuͤr denen an den Feldzeichen haͤngenden Bildern der Kaiſer die Knie zu beugen pflegte, zugleich das uͤber ſelbigen ſtehende Creutz anbethen. Con- ſtantinus ließ ſich gleich, unter den erſten Fruͤchten ſeines Sieges, angelegen ſeyn die Verfolgung gegen die Chriſten aufzuheben. Man hat aber zu demjeni- gen, ſo er damahls in Rom verrichtet, viele Fabeln hinzugeſetzet, worunter der beruͤchtigte Schenckungs-Brief wohl die groͤbſte iſt 3: immaſſen es heutiges Tages wohl niemand wagen doͤrffte ihn zu behaupten, da ſelbſt der Cardinal baronivs geſtehet, er habe der Roͤmiſchen Kirchen mehr Schaden als Nutzen gebracht 4. Er unternahm aber doch nicht den Heydniſchen Dienſt der Roͤmer auszurotten, bey denen bis an die Zeiten Theodoſii die Opffer, die Wahrſa- gung aus dem Flug und Geſchrey der Voͤgel, und andere Heydniſche Gebraͤuche in vollem Schwange geblieben. Er uͤberließ es GOtt, der ihn ſo wunderlich bekehret, auch die Hertzen des Volcks zu ruͤhren: und die Chriſtliche Religion, ſo mitten unter den Verfolgungen ſich ausgebreitet, wuſte noch nichts vom Zwange, ſondern erwartete den voͤlligen Sieg von der Wahrheit ihrer Lehre, die bey Hofe zu herrſchen anfieng, und von der mit ſelbiger verknuͤpfften Reinigkeit der Sitten. Vielmehr haben ſowohl Conſtantinus, als die folgenden Chriſtli- chen Kaiſer bis an Gratianum, noch den Titul Pontifex Maximus, vielleicht damit ſie deſto fuͤglicher den Zuſtand der Religion verbeſſern koͤnnten, angenommen 5. XXI. 2 3 cantelivs hiſt. urbium metropolitanarum P. II. diſſ. 2. cap. 2. n. 7. natalis alexan- der ſaec. IV. diſſ. 25. petri de marca, antonii pagi, tillemonts und anderer nicht zu gedencken. Conf. cl. fabricii confeſſio & donatio Conſtantino ſuppoſita l. c. p. 4. ſq. Hr. fa- ericivs hat angemercket, daß man die erſte Erweh- nung in aeneae Pariſienſis Buch aduerſus decem obiectiones Graecorum antreffe, der ums Jahr 854 geſchrieben. tillemont im Leben Conſtan- tini M. art. XXIX. muthmaßet, daß ſie aus eben der Werckſtadt hervorgekrochen, in welcher die falſche Sammlung von Decretalibus geſchmiedet worden, die unter dem Namen isidori mercatoris ans Licht gekommen. Zu den Anmerckungen die Herr pabricivs von der Hiſtorie dieſes Schen- ckung-Briefes macht, kan noch beygefuͤget werden, daß der beruͤhmte Groß-Cantzler des Koͤnigreichs Pohlen, der Fuͤrſt Oſſolinski, in einer Rede an den Pabſt Vrbanum VIII. ſo die erſte unter ſeinen ge- druckten Orationen iſt, vorgiebt, Vladislaus habe bey Eroberung der Stadt Moſcau, das Original von die- ſer Schenckung, in dem Rußiſchen Schatz gefunden: Seine Worte ſind p. 2. qui [ſc. Vladislaus] denique deſertori populo, Graecum Conſtantinianae do- nationis diploma, e ſuperba gaza eripuit, tan- quam pro Romano pontifice pugnaſſet, cui Romam, hoſtium etiam ſpoliis aſſeruit. 4 Conf. baronivs ad A. 324. §. 13. & 118. 5 Conf. baronivs ad A. 312. §. 93. Was der p. pagi in critica annal. Baronii ad h. A. §. 15-19. dem E e 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/253>, abgerufen am 02.06.2024.