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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Sechstes Buch. Geschichte der Teutschen
fectos praetorii, magistros militiae, und andere grosse Bediente zu belohnen,
als auch von ihren Bedienungen, unter dem Schein einer grössern Ehre, zu
entfernen. Wir werden inskünfftige vielmahls finden, daß Francken, Gothen,
und andere Teutsche zu diesen Ehrenstellen gestiegen, auch selbst verschiedene
Teutsche Könige, sowohl magistri militiae, als patritii gewesen.

XXX. Aber keine Aenderung konnte nützlicher seyn, als die in der Religion
Ursprünge der
Teutschen
Kirchen.
unter diesem Kaiser, nachdem er sich für die Christen erkläret, vorgegangen.
Jn Gallien war die Anzahl derselben desto grösser, weil schon sein Vater Con-
stantius
an den Verfolgungen seiner Reichs-Gehülffen keinen Antheil genom-
men: und wir treffen gleich nach seiner Bekehrung zwey berühmte Bischöffe von
Trier und Cölln an. Maternus, Bischoff von Cölln, stund bey ihm in besondern
Ansehen. Denn da in der Kirchen zu Carthago eine Spaltung durch Donati
Rotte entstanden, und die Donatisten sich, von dem Ausspruch des Römischen
Stuhls, an den Kaiser gewendet 1; beschied er sie nach Rom, und schickte Ma-
ternum,
nebst zwey andern Bischöffen aus Gallien dahin, die sammt dem Pabst
Melchiade, und einigen Bischöffen aus Jtalien, die Sache untersuchen, und
abthun solten 2. Wir finden ferner, daß auf dem concilio, so zu Arles A. 314.
dieser Sache wegen gehalten worden, Agroecius Bischoff von Trier, und eben
dieser Maternus zugegen gewesen 3. Es ist also wahrscheinlich, daß damahls
bereits mehrere Bischöffe in Germania und Belgica gewesen, oder doch unter
dieser Regierung verordnet worden. Wie denn der p. bvcherivs muth-
masset, daß unter derselbigen auch zuerst das Bißthum Tongern, ietzo Lüttich,
seinen eigenen Sprengel bekommen 4.

XXXI. Sowohl diese Kirchen, als diejenigen, so bereits damahls im No-
Bißthümer in
Rätien, No-
rico
und
Pannonien.
rico und Rätien floriret, haben nebst den übrigen Bißthümern den Gesetzen,
die Constantinus der Christlichen Religion zum besten ausgehen lassen, den
1

Anfang
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXX. 1. v. samvelis basnagii
annales politico-ecclesiasticos T. II. ad A. 314.
n.
6.
2 optatvs Milevitanus episcopus de
schismate Donatistarum L. I. p. 22. Et tamen
dati sunt iudices, Maternus ex Agrippina ciuitate,
Reticius ab Augustodune ciultate Marinus Are-
latensis, &c.
3 v. Epist. synodicam inter monumenta ue-
tera optato Milevitano subiuncta. p.
183.
4 aeg. bvcherivs in disput. historica de
primis Tungrorum s. Leodiensium episcopis c.
3. in fin. Quo tempore exactior dioeceseon sacra-
rum, ut & profanarum instituta partitio: ac pro-
babiliter tum primum Tungrensis ciuitas peculia-
rem obtinuit episcopum S. Seruatium, ut & Colonia
Maternum secundum.
1 §. XXXI. 1. sozomenvs L. I. c. 9. E. p. 206.
Illud porro est plane maximum reuerentiue impe-
[Spaltenumbruch] ratoris erga religionem argumentum, quod clericos
ubique per legem ob eam rem conditam immunitate
donari uoluit: quodque illis, qui erant in iudicium
uocati, dedit potestatem, si modo animum induce-
rent magistratus ciuiles reiicere, ad episcoporum
iudicium provocandi; atque eorum sententiam ra-
tam esse, & aliorum iudicum sententiis plus habere
auctoritatis, tanquam ab ipso imperatore prola-
tam, statuit. Quin etiam iussit, ut magistratus
res iudicatas re ipsa exequerentur, militesque eo-
rum uoluntati inseruirent: praeterea, ut concilio-
rum decisiones firmae & immutabiles existerent.

Der p. sirmond hat in append. ad cod.
Theodosianum
ein Gesetze von Constantino dru-
cken lassen, des Jnhalts, daß, wenn jemand auf den
Bischoff sich berieffe, der weltliche Richter die Sache,
ob sie gleich bereits vor ihm anhängig, an selbigen
zu verweisen hätte. Es hat aber bereits Msr. de
tillemont p.
467. dieses Stück für verdächtig
[Ende Spaltensatz]
erkannt.

Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen
fectos praetorii, magiſtros militiae, und andere groſſe Bediente zu belohnen,
als auch von ihren Bedienungen, unter dem Schein einer groͤſſern Ehre, zu
entfernen. Wir werden inskuͤnfftige vielmahls finden, daß Francken, Gothen,
und andere Teutſche zu dieſen Ehrenſtellen geſtiegen, auch ſelbſt verſchiedene
Teutſche Koͤnige, ſowohl magiſtri militiae, als patritii geweſen.

XXX. Aber keine Aenderung konnte nuͤtzlicher ſeyn, als die in der Religion
Urſpruͤnge der
Teutſchen
Kirchen.
unter dieſem Kaiſer, nachdem er ſich fuͤr die Chriſten erklaͤret, vorgegangen.
Jn Gallien war die Anzahl derſelben deſto groͤſſer, weil ſchon ſein Vater Con-
ſtantius
an den Verfolgungen ſeiner Reichs-Gehuͤlffen keinen Antheil genom-
men: und wir treffen gleich nach ſeiner Bekehrung zwey beruͤhmte Biſchoͤffe von
Trier und Coͤlln an. Maternus, Biſchoff von Coͤlln, ſtund bey ihm in beſondern
Anſehen. Denn da in der Kirchen zu Carthago eine Spaltung durch Donati
Rotte entſtanden, und die Donatiſten ſich, von dem Ausſpruch des Roͤmiſchen
Stuhls, an den Kaiſer gewendet 1; beſchied er ſie nach Rom, und ſchickte Ma-
ternum,
nebſt zwey andern Biſchoͤffen aus Gallien dahin, die ſammt dem Pabſt
Melchiade, und einigen Biſchoͤffen aus Jtalien, die Sache unterſuchen, und
abthun ſolten 2. Wir finden ferner, daß auf dem concilio, ſo zu Arles A. 314.
dieſer Sache wegen gehalten worden, Agroecius Biſchoff von Trier, und eben
dieſer Maternus zugegen geweſen 3. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß damahls
bereits mehrere Biſchoͤffe in Germania und Belgica geweſen, oder doch unter
dieſer Regierung verordnet worden. Wie denn der p. bvcherivs muth-
maſſet, daß unter derſelbigen auch zuerſt das Bißthum Tongern, ietzo Luͤttich,
ſeinen eigenen Sprengel bekommen 4.

XXXI. Sowohl dieſe Kirchen, als diejenigen, ſo bereits damahls im No-
Bißthuͤmer in
Raͤtien, No-
rico
und
Pannonien.
rico und Raͤtien floriret, haben nebſt den uͤbrigen Bißthuͤmern den Geſetzen,
die Conſtantinus der Chriſtlichen Religion zum beſten ausgehen laſſen, den
1

Anfang
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXX. 1. v. samvelis basnagii
annales politico-eccleſiaſticos T. II. ad A. 314.
n.
6.
2 optatvs Milevitanus epiſcopus de
ſchiſmate Donatiſtarum L. I. p. 22. Et tamen
dati ſunt iudices, Maternus ex Agrippina ciuitate,
Reticius ab Auguſtodune ciultate Marinus Are-
latenſis, &c.
3 v. Epiſt. ſynodicam inter monumenta ue-
tera optato Milevitano ſubiuncta. p.
183.
4 aeg. bvcherivs in diſput. hiſtorica de
primis Tungrorum ſ. Leodienſium epiſcopis c.
3. in fin. Quo tempore exactior dioeceſeon ſacra-
rum, ut & profanarum inſtituta partitio: ac pro-
babiliter tum primum Tungrenſis ciuitas peculia-
rem obtinuit epiſcopum S. Seruatium, ut & Colonia
Maternum ſecundum.
1 §. XXXI. 1. sozomenvs L. I. c. 9. E. p. 206.
Illud porro eſt plane maximum reuerentiue impe-
[Spaltenumbruch] ratoris erga religionem argumentum, quod clericos
ubique per legem ob eam rem conditam immunitate
donari uoluit: quodque illis, qui erant in iudicium
uocati, dedit poteſtatem, ſi modo animum induce-
rent magiſtratus ciuiles reiicere, ad epiſcoporum
iudicium provocandi; atque eorum ſententiam ra-
tam eſſe, & aliorum iudicum ſententiis plus habere
auctoritatis, tanquam ab ipſo imperatore prola-
tam, ſtatuit. Quin etiam iuſſit, ut magiſtratus
res iudicatas re ipſa exequerentur, militesque eo-
rum uoluntati inſeruirent: praeterea, ut concilio-
rum deciſiones firmae & immutabiles exiſterent.

Der p. sirmond hat in append. ad cod.
Theodoſianum
ein Geſetze von Conſtantino dru-
cken laſſen, des Jnhalts, daß, wenn jemand auf den
Biſchoff ſich berieffe, der weltliche Richter die Sache,
ob ſie gleich bereits vor ihm anhaͤngig, an ſelbigen
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[230/0264] Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen fectos praetorii, magiſtros militiae, und andere groſſe Bediente zu belohnen, als auch von ihren Bedienungen, unter dem Schein einer groͤſſern Ehre, zu entfernen. Wir werden inskuͤnfftige vielmahls finden, daß Francken, Gothen, und andere Teutſche zu dieſen Ehrenſtellen geſtiegen, auch ſelbſt verſchiedene Teutſche Koͤnige, ſowohl magiſtri militiae, als patritii geweſen. XXX. Aber keine Aenderung konnte nuͤtzlicher ſeyn, als die in der Religion unter dieſem Kaiſer, nachdem er ſich fuͤr die Chriſten erklaͤret, vorgegangen. Jn Gallien war die Anzahl derſelben deſto groͤſſer, weil ſchon ſein Vater Con- ſtantius an den Verfolgungen ſeiner Reichs-Gehuͤlffen keinen Antheil genom- men: und wir treffen gleich nach ſeiner Bekehrung zwey beruͤhmte Biſchoͤffe von Trier und Coͤlln an. Maternus, Biſchoff von Coͤlln, ſtund bey ihm in beſondern Anſehen. Denn da in der Kirchen zu Carthago eine Spaltung durch Donati Rotte entſtanden, und die Donatiſten ſich, von dem Ausſpruch des Roͤmiſchen Stuhls, an den Kaiſer gewendet 1; beſchied er ſie nach Rom, und ſchickte Ma- ternum, nebſt zwey andern Biſchoͤffen aus Gallien dahin, die ſammt dem Pabſt Melchiade, und einigen Biſchoͤffen aus Jtalien, die Sache unterſuchen, und abthun ſolten 2. Wir finden ferner, daß auf dem concilio, ſo zu Arles A. 314. dieſer Sache wegen gehalten worden, Agroecius Biſchoff von Trier, und eben dieſer Maternus zugegen geweſen 3. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß damahls bereits mehrere Biſchoͤffe in Germania und Belgica geweſen, oder doch unter dieſer Regierung verordnet worden. Wie denn der p. bvcherivs muth- maſſet, daß unter derſelbigen auch zuerſt das Bißthum Tongern, ietzo Luͤttich, ſeinen eigenen Sprengel bekommen 4. Urſpruͤnge der Teutſchen Kirchen. XXXI. Sowohl dieſe Kirchen, als diejenigen, ſo bereits damahls im No- rico und Raͤtien floriret, haben nebſt den uͤbrigen Bißthuͤmern den Geſetzen, die Conſtantinus der Chriſtlichen Religion zum beſten ausgehen laſſen, den Anfang 1 Bißthuͤmer in Raͤtien, No- rico und Pannonien. 1 §. XXX. 1. v. samvelis basnagii annales politico-eccleſiaſticos T. II. ad A. 314. n. 6. 2 optatvs Milevitanus epiſcopus de ſchiſmate Donatiſtarum L. I. p. 22. Et tamen dati ſunt iudices, Maternus ex Agrippina ciuitate, Reticius ab Auguſtodune ciultate Marinus Are- latenſis, &c. 3 v. Epiſt. ſynodicam inter monumenta ue- tera optato Milevitano ſubiuncta. p. 183. 4 aeg. bvcherivs in diſput. hiſtorica de primis Tungrorum ſ. Leodienſium epiſcopis c. 3. in fin. Quo tempore exactior dioeceſeon ſacra- rum, ut & profanarum inſtituta partitio: ac pro- babiliter tum primum Tungrenſis ciuitas peculia- rem obtinuit epiſcopum S. Seruatium, ut & Colonia Maternum ſecundum. 1 §. XXXI. 1. sozomenvs L. I. c. 9. E. p. 206. Illud porro eſt plane maximum reuerentiue impe- ratoris erga religionem argumentum, quod clericos ubique per legem ob eam rem conditam immunitate donari uoluit: quodque illis, qui erant in iudicium uocati, dedit poteſtatem, ſi modo animum induce- rent magiſtratus ciuiles reiicere, ad epiſcoporum iudicium provocandi; atque eorum ſententiam ra- tam eſſe, & aliorum iudicum ſententiis plus habere auctoritatis, tanquam ab ipſo imperatore prola- tam, ſtatuit. Quin etiam iuſſit, ut magiſtratus res iudicatas re ipſa exequerentur, militesque eo- rum uoluntati inſeruirent: praeterea, ut concilio- rum deciſiones firmae & immutabiles exiſterent. Der p. sirmond hat in append. ad cod. Theodoſianum ein Geſetze von Conſtantino dru- cken laſſen, des Jnhalts, daß, wenn jemand auf den Biſchoff ſich berieffe, der weltliche Richter die Sache, ob ſie gleich bereits vor ihm anhaͤngig, an ſelbigen zu verweiſen haͤtte. Es hat aber bereits Mſr. de tillemont p. 467. dieſes Stuͤck fuͤr verdaͤchtig erkannt.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/264>, abgerufen am 26.11.2024.