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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit IVLIANO geführten Kriege.
Anfang ihres Reichthums und Ansehens zu dancken. Jnmassen er nicht allein
Freyheit gab, die Christlichen Kirchen im Testament zu bedencken, und den
Geistlichen allerhand Befreyungen zustund; sondern man auch Spuhren findet ,
daß er den Bischöffen, aus grossem Vertrauen zu deren Unschuld und Gerechtig-
keit, einige Gerichtsbarkeit angewiesen, welches alles unter vielen guten Wür-
ckungen, so daraus erfolget, auch gleich von Anfang einige Mißbräuche, nach
der gemeinen Beschaffenheit aller menschlichen Dinge, veranlasset.

XXXII. Es fieng auch das geistliche Regiment an, eine besondere GestaltOrdnung
unter den
Bischöffen.

zu gewinnen. Die Bischöffe waren bereits von den übrigen Priestern abgesondert,
und machten einen besondern Orden aus. Die Kirche hatte sich nach
der politischen Verfassung des Reichs in so weit gerichtet, daß die Bischöffe
in den Provintzen zusammen hielten, und diejenigen, so in den Haupt-Städten
waren, den Vorsitz hatten. Welche Ordnung ietzo bestätiget, und auch in Gal-
lien, da man nach des p. antonii pagi Meynung, bis dahin, noch keine
metropoles ecclesiasticas gehabt hatte, eingeführet worden 1. Also hatten die
Bischöffe von den Haupt-Städten einer jeden Provintz bey den Versamm-
lungen der Bischöffe den Vorsitz, und die Anordnung der abzuhandlenden Sachen:
daher der Name der Metropolitanen, und endlich der Ertz-Bischöffe erwach-
sen. Wie nun ferner gewisse Provintzen zusammen eine dioeces ausmachten,
so hatte der Bischoff von der Haupt-Stadt der gantzen dioeces den Vorsitz
unter den Metropolitanen. Man hat sie dannenhero primates, und die vor-
nehmsten unter ihnen, nemlich die Bischöffe von Rom, Alexandria und Antio-
chia
Patriarchen genennet, bis hernachmahls diese Ehre gleichfalls dem Bischoff
von Constantinopel, und endlich auch dem von Jerusalem zugetheilet worden. Wie
nun der praefectus praetorii Galliarum seinen Sitz zu Trier, der Haupt-
Stadt von gantz Gallien 2 gehabt, so ist daher entstanden, daß auch der Bischoff
von Trier, als primas der Bischöffe von Gallien angesehen worden.

XXXIII.
[Beginn Spaltensatz] erkannt. Es ist auch noch ein anderes Gesetze, fast
gleiches Jnhalts vorhanden, das iac. gotho-
[f]redvs
ebenfals verwirfft: v. eius extravagans,
seu subdititius titulus de episcopali iudicio in fin.
codicis Theodosiani. Msr. de. tillemont

aber bemühet sich seine Einwürffe zu beantworten,
Vid. not. 71. ad uit. Constantini.
1 §. XXXII. 1. Der p. pagi hält ad A. 401. n. L.
dafür, daß vor Constantini M. Zeiten keine me-
tropoles ecclesiasticae
in Gallien so wenig, als in
Spanien gewesen, ob schon er die metropoles ciui-
les
nicht leugnet: Seine Worte sind: Scriptores
antiquos a quibus aliqua lux affulgere potest, dili-
genter inter se contuli, nihilque ex illis eruere potui,
quod ostendat, ante Constantini magni imperium
metropolitanos in Galliis aliquo iure potitos esse.
Quare sicut in Hispaniis ante concilium Eliberita-
num, & Constantiniana tempora, nullae fuere
metropoles ecclesiasticae, licet in iis essent metro-
[Spaltenumbruch] poles ciuiles, & sicut ibidem post introductos me-
tropolitanos nulli primates extitere, ut ostendit
Ioannes de Segouia, marchio Agripolitanus, uir in
antiquitate uersatissimus, in suis dissertationibus
ecclesiasticis lingua Hispanica nuper editis; ita &
in Gallia ante Constantini imperium nullas metro-
poles ecclesiasticas fuisse autumo.
2 Daß Trier die Haupt-Stadt von Gallien ge-
wesen, beweiset der p. pagi ad A. 332. n. V. & VI.
unter andern Gründen, aus den Worten atha-
nasii
in historia Arianor. ad monachos c.
33.
in welchen er Paulini, Bischoffs von Trier, gedencket:
Ex quorum numero clarissimae sunt confessionis
uiri religiosi, & episcopi boni, Paulinus, episcopus
Treuirorum, quae Galliarum metropolis est: Lu-
cifer, metropolitanus Sardiniae: Eusebius, Vercellis
ciuitate Italiae: Dionysius, Mediolani, quod & ipsum
est Italiae metropolis.

[Ende Spaltensatz]
§. XXXIII.

bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege.
Anfang ihres Reichthums und Anſehens zu dancken. Jnmaſſen er nicht allein
Freyheit gab, die Chriſtlichen Kirchen im Teſtament zu bedencken, und den
Geiſtlichen allerhand Befreyungen zuſtund; ſondern man auch Spuhren findet ,
daß er den Biſchoͤffen, aus groſſem Vertrauen zu deren Unſchuld und Gerechtig-
keit, einige Gerichtsbarkeit angewieſen, welches alles unter vielen guten Wuͤr-
ckungen, ſo daraus erfolget, auch gleich von Anfang einige Mißbraͤuche, nach
der gemeinen Beſchaffenheit aller menſchlichen Dinge, veranlaſſet.

XXXII. Es fieng auch das geiſtliche Regiment an, eine beſondere GeſtaltOrdnung
unter den
Biſchoͤffen.

zu gewinnen. Die Biſchoͤffe waren bereits von den uͤbrigen Prieſtern abgeſondert,
und machten einen beſondern Orden aus. Die Kirche hatte ſich nach
der politiſchen Verfaſſung des Reichs in ſo weit gerichtet, daß die Biſchoͤffe
in den Provintzen zuſammen hielten, und diejenigen, ſo in den Haupt-Staͤdten
waren, den Vorſitz hatten. Welche Ordnung ietzo beſtaͤtiget, und auch in Gal-
lien, da man nach des p. antonii pagi Meynung, bis dahin, noch keine
metropoles eccleſiaſticas gehabt hatte, eingefuͤhret worden 1. Alſo hatten die
Biſchoͤffe von den Haupt-Staͤdten einer jeden Provintz bey den Verſamm-
lungen der Biſchoͤffe den Vorſitz, und die Anordnung der abzuhandlenden Sachen:
daher der Name der Metropolitanen, und endlich der Ertz-Biſchoͤffe erwach-
ſen. Wie nun ferner gewiſſe Provintzen zuſammen eine dioeces ausmachten,
ſo hatte der Biſchoff von der Haupt-Stadt der gantzen dioeces den Vorſitz
unter den Metropolitanen. Man hat ſie dannenhero primates, und die vor-
nehmſten unter ihnen, nemlich die Biſchoͤffe von Rom, Alexandria und Antio-
chia
Patriarchen genennet, bis hernachmahls dieſe Ehre gleichfalls dem Biſchoff
von Conſtantinopel, und endlich auch dem von Jeruſalem zugetheilet worden. Wie
nun der praefectus praetorii Galliarum ſeinen Sitz zu Trier, der Haupt-
Stadt von gantz Gallien 2 gehabt, ſo iſt daher entſtanden, daß auch der Biſchoff
von Trier, als primas der Biſchoͤffe von Gallien angeſehen worden.

XXXIII.
[Beginn Spaltensatz] erkannt. Es iſt auch noch ein anderes Geſetze, faſt
gleiches Jnhalts vorhanden, das iac. gotho-
[f]redvs
ebenfals verwirfft: v. eius extravagans,
ſeu ſubdititius titulus de epiſcopali iudicio in fin.
codicis Theodoſiani. Mſr. de. tillemont

aber bemuͤhet ſich ſeine Einwuͤrffe zu beantworten,
Vid. not. 71. ad uit. Conſtantini.
1 §. XXXII. 1. Der p. pagi haͤlt ad A. 401. n. L.
dafuͤr, daß vor Conſtantini M. Zeiten keine me-
tropoles eccleſiaſticae
in Gallien ſo wenig, als in
Spanien geweſen, ob ſchon er die metropoles ciui-
les
nicht leugnet: Seine Worte ſind: Scriptores
antiquos a quibus aliqua lux affulgere poteſt, dili-
genter inter ſe contuli, nihilque ex illis eruere potui,
quod oſtendat, ante Conſtantini magni imperium
metropolitanos in Galliis aliquo iure potitos eſſe.
Quare ſicut in Hiſpaniis ante concilium Eliberita-
num, & Conſtantiniana tempora, nullae fuere
metropoles eccleſiaſticae, licet in iis eſſent metro-
[Spaltenumbruch] poles ciuiles, & ſicut ibidem poſt introductos me-
tropolitanos nulli primates extitere, ut oſtendit
Ioannes de Segouia, marchio Agripolitanus, uir in
antiquitate uerſatiſſimus, in ſuis diſſertationibus
eccleſiaſticis lingua Hiſpanica nuper editis; ita &
in Gallia ante Conſtantini imperium nullas metro-
poles eccleſiaſticas fuiſſe autumo.
2 Daß Trier die Haupt-Stadt von Gallien ge-
weſen, beweiſet der p. pagi ad A. 332. n. V. & VI.
unter andern Gruͤnden, aus den Worten atha-
nasii
in hiſtoria Arianor. ad monachos c.
33.
in welchen er Paulini, Biſchoffs von Trier, gedencket:
Ex quorum numero clariſſimae ſunt confeſſionis
uiri religioſi, & epiſcopi boni, Paulinus, epiſcopus
Treuirorum, quae Galliarum metropolis eſt: Lu-
cifer, metropolitanus Sardiniae: Euſebius, Vercellis
ciuitate Italiae: Dionyſius, Mediolani, quod & ipſum
eſt Italiae metropolis.

[Ende Spaltensatz]
§. XXXIII.
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[231/0265] bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege. Anfang ihres Reichthums und Anſehens zu dancken. Jnmaſſen er nicht allein Freyheit gab, die Chriſtlichen Kirchen im Teſtament zu bedencken, und den Geiſtlichen allerhand Befreyungen zuſtund; ſondern man auch Spuhren findet 1, daß er den Biſchoͤffen, aus groſſem Vertrauen zu deren Unſchuld und Gerechtig- keit, einige Gerichtsbarkeit angewieſen, welches alles unter vielen guten Wuͤr- ckungen, ſo daraus erfolget, auch gleich von Anfang einige Mißbraͤuche, nach der gemeinen Beſchaffenheit aller menſchlichen Dinge, veranlaſſet. XXXII. Es fieng auch das geiſtliche Regiment an, eine beſondere Geſtalt zu gewinnen. Die Biſchoͤffe waren bereits von den uͤbrigen Prieſtern abgeſondert, und machten einen beſondern Orden aus. Die Kirche hatte ſich nach der politiſchen Verfaſſung des Reichs in ſo weit gerichtet, daß die Biſchoͤffe in den Provintzen zuſammen hielten, und diejenigen, ſo in den Haupt-Staͤdten waren, den Vorſitz hatten. Welche Ordnung ietzo beſtaͤtiget, und auch in Gal- lien, da man nach des p. antonii pagi Meynung, bis dahin, noch keine metropoles eccleſiaſticas gehabt hatte, eingefuͤhret worden 1. Alſo hatten die Biſchoͤffe von den Haupt-Staͤdten einer jeden Provintz bey den Verſamm- lungen der Biſchoͤffe den Vorſitz, und die Anordnung der abzuhandlenden Sachen: daher der Name der Metropolitanen, und endlich der Ertz-Biſchoͤffe erwach- ſen. Wie nun ferner gewiſſe Provintzen zuſammen eine dioeces ausmachten, ſo hatte der Biſchoff von der Haupt-Stadt der gantzen dioeces den Vorſitz unter den Metropolitanen. Man hat ſie dannenhero primates, und die vor- nehmſten unter ihnen, nemlich die Biſchoͤffe von Rom, Alexandria und Antio- chia Patriarchen genennet, bis hernachmahls dieſe Ehre gleichfalls dem Biſchoff von Conſtantinopel, und endlich auch dem von Jeruſalem zugetheilet worden. Wie nun der praefectus praetorii Galliarum ſeinen Sitz zu Trier, der Haupt- Stadt von gantz Gallien 2 gehabt, ſo iſt daher entſtanden, daß auch der Biſchoff von Trier, als primas der Biſchoͤffe von Gallien angeſehen worden. Ordnung unter den Biſchoͤffen. XXXIII. 1 erkannt. Es iſt auch noch ein anderes Geſetze, faſt gleiches Jnhalts vorhanden, das iac. gotho- fredvs ebenfals verwirfft: v. eius extravagans, ſeu ſubdititius titulus de epiſcopali iudicio in fin. codicis Theodoſiani. Mſr. de. tillemont aber bemuͤhet ſich ſeine Einwuͤrffe zu beantworten, Vid. not. 71. ad uit. Conſtantini. 1 §. XXXII. 1. Der p. pagi haͤlt ad A. 401. n. L. dafuͤr, daß vor Conſtantini M. Zeiten keine me- tropoles eccleſiaſticae in Gallien ſo wenig, als in Spanien geweſen, ob ſchon er die metropoles ciui- les nicht leugnet: Seine Worte ſind: Scriptores antiquos a quibus aliqua lux affulgere poteſt, dili- genter inter ſe contuli, nihilque ex illis eruere potui, quod oſtendat, ante Conſtantini magni imperium metropolitanos in Galliis aliquo iure potitos eſſe. Quare ſicut in Hiſpaniis ante concilium Eliberita- num, & Conſtantiniana tempora, nullae fuere metropoles eccleſiaſticae, licet in iis eſſent metro- poles ciuiles, & ſicut ibidem poſt introductos me- tropolitanos nulli primates extitere, ut oſtendit Ioannes de Segouia, marchio Agripolitanus, uir in antiquitate uerſatiſſimus, in ſuis diſſertationibus eccleſiaſticis lingua Hiſpanica nuper editis; ita & in Gallia ante Conſtantini imperium nullas metro- poles eccleſiaſticas fuiſſe autumo. 2 Daß Trier die Haupt-Stadt von Gallien ge- weſen, beweiſet der p. pagi ad A. 332. n. V. & VI. unter andern Gruͤnden, aus den Worten atha- nasii in hiſtoria Arianor. ad monachos c. 33. in welchen er Paulini, Biſchoffs von Trier, gedencket: Ex quorum numero clariſſimae ſunt confeſſionis uiri religioſi, & epiſcopi boni, Paulinus, epiſcopus Treuirorum, quae Galliarum metropolis eſt: Lu- cifer, metropolitanus Sardiniae: Euſebius, Vercellis ciuitate Italiae: Dionyſius, Mediolani, quod & ipſum eſt Italiae metropolis. §. XXXIII.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/265>, abgerufen am 26.11.2024.