Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch. Geschichte der Teutschen

XL. Constantius selbst gieng A. 354. im Frühling von Arles nach Valence,
Constantius
gehet in der
Gegend von
Basel über den
Rhein, und
tractiret mit
den Alemannen.
um den Feldzug gegen die beyden Alemannischen Fürsten Gundomad und Va-
domar
zu veranstalten, so an den bißherigen Einbrüchen grossen Antheil hatten,
und derer Gebieth, wie man aus den Umständen siehet, sich durch die Gegenden,
wo ietzo der Schwartzwald, Brißgou, und das Gebieth von Baaden lieget,
mag erstrecket haben. Die Armee selbst muste sich zu Chalons sur Saonne
versammlen 1; von dannen zog man mit großer Beschwehrlichkeit über das Ge-
bürge, gen Augustam Rauracorum, so nicht weit von dem ietzigen Basel
gelegen, da der Kaiser eine Schiff-Brücke über den Rhein wolte schlagen lassen.
Aber die Alemannen thaten unaufhörlich den Römern durch ihre Pfeile und
Wurff-Spiesse so viel Schaden 2, daß es ihnen unmöglich fiel, solches Vorhaben
auszuführen. Hingegen zeigte ihnen iemand, welcher derselbigen Gegend kun-
dig, einen Ort, da der Fluß so seichte, daß die Armee in einer Nacht durchsetzen
konte. Die Alemannen waren hierüber um so viel bestürtzter, weil ihre Wahr-
sager ihnen kein gut Glück zum schlagen versprechen wolten 3. Es waren aber
einige Alemannen in des Kaisers Diensten, die ihren Lands-Leuten heimlich
wissen liessen 4, wie solche Zeitungen aus Orient bey Hofe eingelauffen, daß
der Kaiser eben so gerne Friede hätte, als sie ihn vielleicht selbst wünschen könten.
Denn Gallus, des grossen Constantini Brudern-Sohn, welchen der Kaiser,
weil er selbst mit keinen männlichen Erben versehen, zum Caesar ernennet, und
über den Orient gesetzt hatte, gab sein tyrannisch Naturel und üble Absichten
gegen seinen Vetter so bloß, daß man eine Rebellion befürchten muste. Die
beyden Fürsten schickten also eine Gesandschafft an den Kaiser, liessen um Ver-
zeihung, wegen der gethanen Einfälle, und zugleich um Friede bitten, den sie
inskünftige heilig zu halten versprachen. Constantius hörte in der That diesen
Antrag nicht ungerne; die Teutschen Generale unterstützten die Sache im Kriegs-

Rath,
[Beginn Spaltensatz] actione pro confulatu, paneg. X. n. 13. aus eben
dergleichen Ursache, um Iuliano zu schmeicheln,
Siluanum, als einen gantz wollüstigen Menschen,
beschreibet.
1 §. XL. 1. ammianvs marcellinvs L.
XIV. c. 10. Haec dum oriens diu perferret, coeli
reserato tepore, Constantius consulatu suo septies,
& caesaris ter, egressus Arelate, Valentiam petit,
in Gundomadum & Vadomarium fratres, Ala-
mannorum reges, arma moturus, quorum crebris
excursibus uastabantur consines limitibus terrae
Gallorum.
2 ammianvs marcell. L. XIV. c. 10.
Emensis itaque difficultatibus multis, & niue ob-
rutis callibus pluribus, ubi prope Rauracum uen-
tum est, ad supercilia fluminis Rheni, resistente
multitudine Alamanna, pontem suspendere nauium
compage, Romani ui nimia uetabantur, ritu gran-
dinis, undique conuolantibus telis.
3 [Spaltenumbruch] idem l. c. cap. 10. Dirimentibus forte au-
spiciis, uel congredi prohibentibus.
4 ammianvs nennet l. c. insonderheit drey
Personen, auf die man Verdacht gehabt: Latinum,
der comes domesticorum, Agilonem, der tribu-
nus stabuli,
und Scudilonem, der scutariorum
rector
war. Ecce autem ex improuiso index qui-
dam regionum gnarus aduenit, & mercede accepta
uadosum locum nocte monstrauit, unde superari
potuit flumen, & potuisset, aliorsum intentis hosti-
bus, exercitus inde transgressus, nullo id opinante,
cuncta uastare, ni pauci ex eadem gente, quibus
erat honoratioris militiae cura commissa, popula-
res suos haec per nuntios docuissent occultos, ut
quidam existimabant. Infamabat autem haec
suspicio Latinum, domesticorum comitem, & Agi-
lonem, tribunum stabuli, atque Scutilonem, scu-
tariorum rectorem, qui tunc, ut dextris suis gestan-
tes rempublicam colebantur.
Der letztere ist in
besonderem Ansehen beym Kaiser gewesen, der ihn
[Ende Spaltensatz]
gleich
Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen

XL. Conſtantius ſelbſt gieng A. 354. im Fruͤhling von Arles nach Valence,
Conſtantius
gehet in der
Gegend von
Baſel uͤbeꝛ den
Rhein, und
tractiret mit
den Alemañen.
um den Feldzug gegen die beyden Alemanniſchen Fuͤrſten Gundomad und Va-
domar
zu veranſtalten, ſo an den bißherigen Einbruͤchen groſſen Antheil hatten,
und derer Gebieth, wie man aus den Umſtaͤnden ſiehet, ſich durch die Gegenden,
wo ietzo der Schwartzwald, Brißgou, und das Gebieth von Baaden lieget,
mag erſtrecket haben. Die Armee ſelbſt muſte ſich zu Chalons ſur Saonne
verſammlen 1; von dannen zog man mit großer Beſchwehrlichkeit uͤber das Ge-
buͤrge, gen Auguſtam Rauracorum, ſo nicht weit von dem ietzigen Baſel
gelegen, da der Kaiſer eine Schiff-Bruͤcke uͤber den Rhein wolte ſchlagen laſſen.
Aber die Alemannen thaten unaufhoͤrlich den Roͤmern durch ihre Pfeile und
Wurff-Spieſſe ſo viel Schaden 2, daß es ihnen unmoͤglich fiel, ſolches Vorhaben
auszufuͤhren. Hingegen zeigte ihnen iemand, welcher derſelbigen Gegend kun-
dig, einen Ort, da der Fluß ſo ſeichte, daß die Armee in einer Nacht durchſetzen
konte. Die Alemannen waren hieruͤber um ſo viel beſtuͤrtzter, weil ihre Wahr-
ſager ihnen kein gut Gluͤck zum ſchlagen verſprechen wolten 3. Es waren aber
einige Alemannen in des Kaiſers Dienſten, die ihren Lands-Leuten heimlich
wiſſen lieſſen 4, wie ſolche Zeitungen aus Orient bey Hofe eingelauffen, daß
der Kaiſer eben ſo gerne Friede haͤtte, als ſie ihn vielleicht ſelbſt wuͤnſchen koͤnten.
Denn Gallus, des groſſen Conſtantini Brudern-Sohn, welchen der Kaiſer,
weil er ſelbſt mit keinen maͤnnlichen Erben verſehen, zum Caeſar ernennet, und
uͤber den Orient geſetzt hatte, gab ſein tyranniſch Naturel und uͤble Abſichten
gegen ſeinen Vetter ſo bloß, daß man eine Rebellion befuͤrchten muſte. Die
beyden Fuͤrſten ſchickten alſo eine Geſandſchafft an den Kaiſer, lieſſen um Ver-
zeihung, wegen der gethanen Einfaͤlle, und zugleich um Friede bitten, den ſie
inskuͤnftige heilig zu halten verſprachen. Conſtantius hoͤrte in der That dieſen
Antrag nicht ungerne; die Teutſchen Generale unterſtuͤtzten die Sache im Kriegs-

Rath,
[Beginn Spaltensatz] actione pro confulatu, paneg. X. n. 13. aus eben
dergleichen Urſache, um Iuliano zu ſchmeicheln,
Siluanum, als einen gantz wolluͤſtigen Menſchen,
beſchreibet.
1 §. XL. 1. ammianvs marcellinvs L.
XIV. c. 10. Haec dum oriens diu perferret, coeli
reſerato tepore, Conſtantius conſulatu ſuo ſepties,
& caeſaris ter, egreſſus Arelate, Valentiam petit,
in Gundomadum & Vadomarium fratres, Ala-
mannorum reges, arma moturus, quorum crebris
excurſibus uaſtabantur conſines limitibus terrae
Gallorum.
2 ammianvs marcell. L. XIV. c. 10.
Emenſis itaque difficultatibus multis, & niue ob-
rutis callibus pluribus, ubi prope Rauracum uen-
tum eſt, ad ſupercilia fluminis Rheni, reſiſtente
multitudine Alamanna, pontem ſuſpendere nauium
compage, Romani ui nimia uetabantur, ritu gran-
dinis, undique conuolantibus telis.
3 [Spaltenumbruch] idem l. c. cap. 10. Dirimentibus forte au-
ſpiciis, uel congredi prohibentibus.
4 ammianvs nennet l. c. inſonderheit drey
Perſonen, auf die man Verdacht gehabt: Latinum,
der comes domeſticorum, Agilonem, der tribu-
nus ſtabuli,
und Scudilonem, der ſcutariorum
rector
war. Ecce autem ex improuiſo index qui-
dam regionum gnarus aduenit, & mercede accepta
uadoſum locum nocte monſtrauit, unde ſuperari
potuit flumen, & potuiſſet, aliorſum intentis hoſti-
bus, exercitus inde transgreſſus, nullo id opinante,
cuncta uaſtare, ni pauci ex eadem gente, quibus
erat honoratioris militiae cura commiſſa, popula-
res ſuos haec per nuntios docuiſſent occultos, ut
quidam exiſtimabant. Infamabat autem haec
ſuſpicio Latinum, domeſticorum comitem, & Agi-
lonem, tribunum ſtabuli, atque Scutilonem, ſcu-
tariorum rectorem, qui tunc, ut dextris ſuis geſtan-
tes rempublicam colebantur.
Der letztere iſt in
beſonderem Anſehen beym Kaiſer geweſen, der ihn
[Ende Spaltensatz]
gleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0272" n="238"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XL. Con&#x017F;tantius</hi> &#x017F;elb&#x017F;t gieng <hi rendition="#aq">A.</hi> 354. im Fru&#x0364;hling von <hi rendition="#aq">Arles</hi> nach <hi rendition="#aq">Valence,</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantius</hi><lb/>
gehet in der<lb/>
Gegend von<lb/>
Ba&#x017F;el u&#x0364;be&#xA75B; den<lb/><hi rendition="#g">Rhein,</hi> und<lb/>
tractiret mit<lb/>
den Aleman&#x0303;en.</note>um den Feldzug gegen die beyden Alemanni&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Gundomad</hi> und <hi rendition="#aq">Va-<lb/>
domar</hi> zu veran&#x017F;talten, &#x017F;o an den bißherigen Einbru&#x0364;chen gro&#x017F;&#x017F;en Antheil hatten,<lb/>
und derer Gebieth, wie man aus den Um&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;iehet, &#x017F;ich durch die Gegenden,<lb/>
wo ietzo der Schwartzwald, Brißgou, und das Gebieth von Baaden lieget,<lb/>
mag er&#x017F;trecket haben. Die Armee &#x017F;elb&#x017F;t mu&#x017F;te &#x017F;ich zu <hi rendition="#aq">Chalons &#x017F;ur Saonne</hi><lb/>
ver&#x017F;ammlen <note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XL</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ammianvs marcellinvs</hi></hi> L.<lb/>
XIV. c. 10. <hi rendition="#i">Haec dum oriens diu perferret, coeli<lb/>
re&#x017F;erato tepore, Con&#x017F;tantius con&#x017F;ulatu &#x017F;uo &#x017F;epties,<lb/>
&amp; cae&#x017F;aris ter, egre&#x017F;&#x017F;us Arelate, Valentiam petit,<lb/>
in Gundomadum &amp; Vadomarium fratres, Ala-<lb/>
mannorum reges, arma moturus, quorum crebris<lb/>
excur&#x017F;ibus ua&#x017F;tabantur con&#x017F;ines limitibus terrae<lb/>
Gallorum.</hi></hi></note>; von dannen zog man mit großer Be&#x017F;chwehrlichkeit u&#x0364;ber das Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge, gen <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tam Rauracorum,</hi> &#x017F;o nicht weit von dem ietzigen Ba&#x017F;el<lb/>
gelegen, da der Kai&#x017F;er eine Schiff-Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber den Rhein wolte &#x017F;chlagen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Aber die Alemannen thaten unaufho&#x0364;rlich den Ro&#x0364;mern durch ihre Pfeile und<lb/>
Wurff-Spie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o viel Schaden <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ammianvs marcell.</hi></hi> L. XIV. c. 10.<lb/><hi rendition="#i">Emen&#x017F;is itaque difficultatibus multis, &amp; niue ob-<lb/>
rutis callibus pluribus, ubi prope Rauracum uen-<lb/>
tum e&#x017F;t, ad &#x017F;upercilia fluminis Rheni, re&#x017F;i&#x017F;tente<lb/>
multitudine Alamanna, pontem &#x017F;u&#x017F;pendere nauium<lb/>
compage, Romani ui nimia uetabantur, ritu gran-<lb/>
dinis, undique conuolantibus telis.</hi></hi></note>, daß es ihnen unmo&#x0364;glich fiel, &#x017F;olches Vorhaben<lb/>
auszufu&#x0364;hren. Hingegen zeigte ihnen iemand, welcher der&#x017F;elbigen Gegend kun-<lb/>
dig, einen Ort, da der Fluß &#x017F;o &#x017F;eichte, daß die Armee in einer Nacht durch&#x017F;etzen<lb/>
konte. Die Alemannen waren hieru&#x0364;ber um &#x017F;o viel be&#x017F;tu&#x0364;rtzter, weil ihre Wahr-<lb/>
&#x017F;ager ihnen kein gut Glu&#x0364;ck zum &#x017F;chlagen ver&#x017F;prechen wolten <note place="foot" n="3"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idem</hi></hi> l. c. cap. 10. <hi rendition="#i">Dirimentibus forte au-<lb/>
&#x017F;piciis, uel congredi prohibentibus.</hi></hi></note>. Es waren aber<lb/>
einige Alemannen in des Kai&#x017F;ers Dien&#x017F;ten, die ihren Lands-Leuten heimlich<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en lie&#x017F;&#x017F;en <note xml:id="FN272_04_01" next="#FN272_04_02" place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ammianvs</hi></hi></hi> nennet <hi rendition="#aq">l. c.</hi> in&#x017F;onderheit drey<lb/>
Per&#x017F;onen, auf die man Verdacht gehabt: <hi rendition="#aq">Latinum,</hi><lb/>
der <hi rendition="#aq">comes dome&#x017F;ticorum, Agilonem,</hi> der <hi rendition="#aq">tribu-<lb/>
nus &#x017F;tabuli,</hi> und <hi rendition="#aq">Scudilonem,</hi> der <hi rendition="#aq">&#x017F;cutariorum<lb/>
rector</hi> war. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ecce autem ex improui&#x017F;o index qui-<lb/>
dam regionum gnarus aduenit, &amp; mercede accepta<lb/>
uado&#x017F;um locum nocte mon&#x017F;trauit, unde &#x017F;uperari<lb/>
potuit flumen, &amp; potui&#x017F;&#x017F;et, alior&#x017F;um intentis ho&#x017F;ti-<lb/>
bus, exercitus inde transgre&#x017F;&#x017F;us, nullo id opinante,<lb/>
cuncta ua&#x017F;tare, ni pauci ex eadem gente, quibus<lb/>
erat honoratioris militiae cura commi&#x017F;&#x017F;a, popula-<lb/>
res &#x017F;uos haec per nuntios docui&#x017F;&#x017F;ent occultos, ut<lb/>
quidam exi&#x017F;timabant. Infamabat autem haec<lb/>
&#x017F;u&#x017F;picio Latinum, dome&#x017F;ticorum comitem, &amp; Agi-<lb/>
lonem, tribunum &#x017F;tabuli, atque Scutilonem, &#x017F;cu-<lb/>
tariorum rectorem, qui tunc, ut dextris &#x017F;uis ge&#x017F;tan-<lb/>
tes rempublicam colebantur.</hi></hi> Der letztere i&#x017F;t in<lb/>
be&#x017F;onderem An&#x017F;ehen beym Kai&#x017F;er gewe&#x017F;en, der ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><cb type="end"/>
</note>, wie &#x017F;olche Zeitungen aus Orient bey Hofe eingelauffen, daß<lb/>
der Kai&#x017F;er eben &#x017F;o gerne Friede ha&#x0364;tte, als &#x017F;ie ihn vielleicht &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;n&#x017F;chen ko&#x0364;nten.<lb/>
Denn <hi rendition="#aq">Gallus,</hi> des gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantini</hi> Brudern-Sohn, welchen der Kai&#x017F;er,<lb/>
weil er &#x017F;elb&#x017F;t mit keinen ma&#x0364;nnlichen Erben ver&#x017F;ehen, zum <hi rendition="#aq">Cae&#x017F;ar</hi> ernennet, und<lb/>
u&#x0364;ber den Orient ge&#x017F;etzt hatte, gab &#x017F;ein tyranni&#x017F;ch Naturel und u&#x0364;ble Ab&#x017F;ichten<lb/>
gegen &#x017F;einen Vetter &#x017F;o bloß, daß man eine Rebellion befu&#x0364;rchten mu&#x017F;te. Die<lb/>
beyden Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;chickten al&#x017F;o eine Ge&#x017F;and&#x017F;chafft an den Kai&#x017F;er, lie&#x017F;&#x017F;en um Ver-<lb/>
zeihung, wegen der gethanen Einfa&#x0364;lle, und zugleich um Friede bitten, den &#x017F;ie<lb/>
insku&#x0364;nftige heilig zu halten ver&#x017F;prachen. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantius</hi> ho&#x0364;rte in der That die&#x017F;en<lb/>
Antrag nicht ungerne; die Teut&#x017F;chen Generale unter&#x017F;tu&#x0364;tzten die Sache im Kriegs-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Rath,</fw><lb/><note xml:id="FN271_03_02" prev="#FN271_03_01" place="foot" n="3"><cb type="start"/><hi rendition="#aq">actione pro confulatu, paneg. X. n.</hi> 13. aus eben<lb/>
dergleichen Ur&#x017F;ache, um <hi rendition="#aq">Iuliano</hi> zu &#x017F;chmeicheln,<lb/><hi rendition="#aq">Siluanum,</hi> als einen gantz wollu&#x0364;&#x017F;tigen Men&#x017F;chen,<lb/>
be&#x017F;chreibet.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0272] Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen XL. Conſtantius ſelbſt gieng A. 354. im Fruͤhling von Arles nach Valence, um den Feldzug gegen die beyden Alemanniſchen Fuͤrſten Gundomad und Va- domar zu veranſtalten, ſo an den bißherigen Einbruͤchen groſſen Antheil hatten, und derer Gebieth, wie man aus den Umſtaͤnden ſiehet, ſich durch die Gegenden, wo ietzo der Schwartzwald, Brißgou, und das Gebieth von Baaden lieget, mag erſtrecket haben. Die Armee ſelbſt muſte ſich zu Chalons ſur Saonne verſammlen 1; von dannen zog man mit großer Beſchwehrlichkeit uͤber das Ge- buͤrge, gen Auguſtam Rauracorum, ſo nicht weit von dem ietzigen Baſel gelegen, da der Kaiſer eine Schiff-Bruͤcke uͤber den Rhein wolte ſchlagen laſſen. Aber die Alemannen thaten unaufhoͤrlich den Roͤmern durch ihre Pfeile und Wurff-Spieſſe ſo viel Schaden 2, daß es ihnen unmoͤglich fiel, ſolches Vorhaben auszufuͤhren. Hingegen zeigte ihnen iemand, welcher derſelbigen Gegend kun- dig, einen Ort, da der Fluß ſo ſeichte, daß die Armee in einer Nacht durchſetzen konte. Die Alemannen waren hieruͤber um ſo viel beſtuͤrtzter, weil ihre Wahr- ſager ihnen kein gut Gluͤck zum ſchlagen verſprechen wolten 3. Es waren aber einige Alemannen in des Kaiſers Dienſten, die ihren Lands-Leuten heimlich wiſſen lieſſen 4, wie ſolche Zeitungen aus Orient bey Hofe eingelauffen, daß der Kaiſer eben ſo gerne Friede haͤtte, als ſie ihn vielleicht ſelbſt wuͤnſchen koͤnten. Denn Gallus, des groſſen Conſtantini Brudern-Sohn, welchen der Kaiſer, weil er ſelbſt mit keinen maͤnnlichen Erben verſehen, zum Caeſar ernennet, und uͤber den Orient geſetzt hatte, gab ſein tyranniſch Naturel und uͤble Abſichten gegen ſeinen Vetter ſo bloß, daß man eine Rebellion befuͤrchten muſte. Die beyden Fuͤrſten ſchickten alſo eine Geſandſchafft an den Kaiſer, lieſſen um Ver- zeihung, wegen der gethanen Einfaͤlle, und zugleich um Friede bitten, den ſie inskuͤnftige heilig zu halten verſprachen. Conſtantius hoͤrte in der That dieſen Antrag nicht ungerne; die Teutſchen Generale unterſtuͤtzten die Sache im Kriegs- Rath, 3 Conſtantius gehet in der Gegend von Baſel uͤbeꝛ den Rhein, und tractiret mit den Alemañen. 1 §. XL. 1. ammianvs marcellinvs L. XIV. c. 10. Haec dum oriens diu perferret, coeli reſerato tepore, Conſtantius conſulatu ſuo ſepties, & caeſaris ter, egreſſus Arelate, Valentiam petit, in Gundomadum & Vadomarium fratres, Ala- mannorum reges, arma moturus, quorum crebris excurſibus uaſtabantur conſines limitibus terrae Gallorum. 2 ammianvs marcell. L. XIV. c. 10. Emenſis itaque difficultatibus multis, & niue ob- rutis callibus pluribus, ubi prope Rauracum uen- tum eſt, ad ſupercilia fluminis Rheni, reſiſtente multitudine Alamanna, pontem ſuſpendere nauium compage, Romani ui nimia uetabantur, ritu gran- dinis, undique conuolantibus telis. 3 idem l. c. cap. 10. Dirimentibus forte au- ſpiciis, uel congredi prohibentibus. 4 ammianvs nennet l. c. inſonderheit drey Perſonen, auf die man Verdacht gehabt: Latinum, der comes domeſticorum, Agilonem, der tribu- nus ſtabuli, und Scudilonem, der ſcutariorum rector war. Ecce autem ex improuiſo index qui- dam regionum gnarus aduenit, & mercede accepta uadoſum locum nocte monſtrauit, unde ſuperari potuit flumen, & potuiſſet, aliorſum intentis hoſti- bus, exercitus inde transgreſſus, nullo id opinante, cuncta uaſtare, ni pauci ex eadem gente, quibus erat honoratioris militiae cura commiſſa, popula- res ſuos haec per nuntios docuiſſent occultos, ut quidam exiſtimabant. Infamabat autem haec ſuſpicio Latinum, domeſticorum comitem, & Agi- lonem, tribunum ſtabuli, atque Scutilonem, ſcu- tariorum rectorem, qui tunc, ut dextris ſuis geſtan- tes rempublicam colebantur. Der letztere iſt in beſonderem Anſehen beym Kaiſer geweſen, der ihn gleich 3 actione pro confulatu, paneg. X. n. 13. aus eben dergleichen Urſache, um Iuliano zu ſchmeicheln, Siluanum, als einen gantz wolluͤſtigen Menſchen, beſchreibet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/272
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/272>, abgerufen am 16.07.2024.