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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Vandalischen, Svevischen etc. Reichs.
lien von selbigem Jahr an zehlen wollen. Die Gothen mögen bis dahin, dienum übern
Haufen. Der
Vergleich mit
Honorio
kommt dennoch
nicht zu Stan-
de.

niedern Theile von Jtalien, und zuletzt Toscana, starck mitgenommen haben 1.
Wir finden nicht deutlich, wodurch er zu diesem Entschluß gebracht worden.
Denn wo es von der einen Seite das Ansehen hat, daß er mit Honorio Tra-
ctaten gehabt, wie auch iornandis Meynung zu seyn scheinet 2, so will
von der andern sein Bezeugen in Gallien nicht damit überein kommen, und
vielmehr darthun, daß er Absicht, sich mit Iovino zu vereinigen, gehabt. Der
berühmte Gothische General Sarus, dessen bereits oben gedacht worden, hatte
sich ebenfalls wegen eines, an Honorii Hofe gehabten Verdrusses, nach Gal-
lien gewendet, und wollte daselbst sein Glück versuchen: Aber Ataulph suchte
ihn auf, und grieff ihn an: da denn Sarus, nach tapfferm Wiederstand,
endlich die Feindschafft, so zwischen ihm und Ataulpho gewesen, mit seinem
Blute beschliessen müssen 3. Es mochten Anfangs einige Tractaten zwischen
Iovino und Ataulpho für seyn: aber Iovinus zerfiel gar bald mit den Go-
then: und hat olympiodorvs insonderheit angemercket, daß es Alarich
nicht gern gesehen, als Iovinus seinen Bruder, Sebastianum, zum Reichs-Ge-
hülffen angenommen. Jm übrigen sind die Nachrichten bey den historicis
so kurtz, und so dunckel, daß die Ursache, so er haben können, sich deßwegen
zu beschweren, nicht ausgedruckt ist 4. Cl. Posthumus Dardanus, ein vor-
nehmer Gallier, der verschiedene Ehren-Stellen, und selbst die praefecturam

prae-
[Beginn Spaltensatz] tus obsidionis Constantini mensis agebatur, cum
repente ex ulteriori Gallia nuntii ueniunt, Ioui-
num assumsisse ornatus regios, & cum Burgundio-
nibus, Alamannis, Francis, Alanis, omnique
exercitu imminente
[forte, imminere] obsiden-
tibus, ita, acceleratis moris, reserata urbe, Con-
stantius deditur. Confestimque ad Italiam dire-
ctus, missis a principe obuiam percussoribus, su-
pra Mincium flumen capite truncatus est.
1 §. XXXV. 1. Dieses bekommt einiges Licht aus
honorii Rescript vom 18. May A. 413., in wel-
chem er die Steuren von selbigen Ländern auf ein
Fünfftheil, ohne Zweifel wegen der erlittenen Ein-
quartierungen, und Brandschatzungen, herunter setzt.
L. 7. Cod. Theod. de indulgentiis creditorum.
Campaniae, Tusciae, Piceno, Samnio, Apuliae,
Calabriae, sed & Bruttiis & Lucaniae, ex omni
praestationis modo, quem antiqua solemnitas de-
tinebat, quatuor partes iubemus auferri, &c.
add.
ia. gothofredi commentarius ad h. l.

Was Toscana insonderheit anbetrifft, so gedenckt
rvtilivs, daß er eben deßwegen seine Reise
von Rom aus zu Wasser angetreten, weil Tosca-
na
sich noch gar nicht von den Gothischen Kriegen
erhohlet, so, daß nicht wohl darinnen fortzukom-
men gewesen.
Electum pelagus, quoniam terrena uiarum
[Spaltenumbruch] Plana madent fluuiis, cautibus alta rigent.
Postquam Tuscus ager, postquamque Aurelius
agger
Perpessus Geticas, ense uel igne manus,
Non siluas domibus, non flumina ponte coercet
In certo satius credere uela mari.

rvtilivs
hat seine Reise im Herbst des Jahres
416. angetreten. Es haben zwar einige dieselbe
ins Jahr 417 oder 420 setzen wollen, derer Grün-
de tillemont p. 335. anführet. Es ergiebt
sich aber aus dem Gedichte selbst u. 140. seq. daß es
vor dem Gothischen Frieden gemacht worden.
2 Siehe oben §. XXX. not. 4.
3 olympiodorvs S. die Stelle beym §.
XXXIV. not. 3. sozomenvs Lib. IX. c. 15.
Nec multo post, praeter expectationem, interi-
muntur Iouianus
(lege Iouinus) & Maximus, tyran-
ni praedicti: tum etiam SARVS, & alii pluri-
mi cum his, qui imperio Honorii fuerant insidiati.
4 olympiodorvs l. c. p. 7. C. Iouinus
fratrem suum, Sebastianum, inuito Ataulpho impe-
ratorem creans, in eius odium incurrit. Ataul-
phus itaque per internuntios capita se tyranno-
rum missurum, pacemque initurum, Honorio pol-
licetur. Hi domum ubi redierunt, & iusiuran-

[Ende Spaltensatz]
dum

Vandaliſchen, Sveviſchen ꝛc. Reichs.
lien von ſelbigem Jahr an zehlen wollen. Die Gothen moͤgen bis dahin, dienum uͤbern
Haufen. Der
Vergleich mit
Honorio
kommt deñoch
nicht zu Stan-
de.

niedern Theile von Jtalien, und zuletzt Toſcana, ſtarck mitgenommen haben 1.
Wir finden nicht deutlich, wodurch er zu dieſem Entſchluß gebracht worden.
Denn wo es von der einen Seite das Anſehen hat, daß er mit Honorio Tra-
ctaten gehabt, wie auch iornandis Meynung zu ſeyn ſcheinet 2, ſo will
von der andern ſein Bezeugen in Gallien nicht damit uͤberein kommen, und
vielmehr darthun, daß er Abſicht, ſich mit Iovino zu vereinigen, gehabt. Der
beruͤhmte Gothiſche General Sarus, deſſen bereits oben gedacht worden, hatte
ſich ebenfalls wegen eines, an Honorii Hofe gehabten Verdruſſes, nach Gal-
lien gewendet, und wollte daſelbſt ſein Gluͤck verſuchen: Aber Ataulph ſuchte
ihn auf, und grieff ihn an: da denn Sarus, nach tapfferm Wiederſtand,
endlich die Feindſchafft, ſo zwiſchen ihm und Ataulpho geweſen, mit ſeinem
Blute beſchlieſſen muͤſſen 3. Es mochten Anfangs einige Tractaten zwiſchen
Iovino und Ataulpho fuͤr ſeyn: aber Iovinus zerfiel gar bald mit den Go-
then: und hat olympiodorvs inſonderheit angemercket, daß es Alarich
nicht gern geſehen, als Iovinus ſeinen Bruder, Sebaſtianum, zum Reichs-Ge-
huͤlffen angenommen. Jm uͤbrigen ſind die Nachrichten bey den hiſtoricis
ſo kurtz, und ſo dunckel, daß die Urſache, ſo er haben koͤnnen, ſich deßwegen
zu beſchweren, nicht ausgedruckt iſt 4. Cl. Poſthumus Dardanus, ein vor-
nehmer Gallier, der verſchiedene Ehren-Stellen, und ſelbſt die praefecturam

prae-
[Beginn Spaltensatz] tus obſidionis Conſtantini menſis agebatur, cum
repente ex ulteriori Gallia nuntii ueniunt, Ioui-
num aſſumſiſſe ornatus regios, & cum Burgundio-
nibus, Alamannis, Francis, Alanis, omnique
exercitu imminente
[forte, imminere] obſiden-
tibus, ita, acceleratis moris, reſerata urbe, Con-
ſtantius deditur. Confeſtimque ad Italiam dire-
ctus, miſſis a principe obuiam percuſſoribus, ſu-
pra Mincium flumen capite truncatus eſt.
1 §. XXXV. 1. Dieſes bekommt einiges Licht aus
honorii Reſcript vom 18. May A. 413., in wel-
chem er die Steuren von ſelbigen Laͤndern auf ein
Fuͤnfftheil, ohne Zweifel wegen der erlittenen Ein-
quartierungen, und Brandſchatzungen, herunter ſetzt.
L. 7. Cod. Theod. de indulgentiis creditorum.
Campaniae, Tuſciae, Piceno, Samnio, Apuliae,
Calabriae, ſed & Bruttiis & Lucaniae, ex omni
praeſtationis modo, quem antiqua ſolemnitas de-
tinebat, quatuor partes iubemus auferri, &c.
add.
ia. gothofredi commentarius ad h. l.

Was Toſcana inſonderheit anbetrifft, ſo gedenckt
rvtilivs, daß er eben deßwegen ſeine Reiſe
von Rom aus zu Waſſer angetreten, weil Toſca-
na
ſich noch gar nicht von den Gothiſchen Kriegen
erhohlet, ſo, daß nicht wohl darinnen fortzukom-
men geweſen.
Electum pelagus, quoniam terrena uiarum
[Spaltenumbruch] Plana madent fluuiis, cautibus alta rigent.
Poſtquam Tuſcus ager, poſtquamque Aurelius
agger
Perpeſſus Geticas, enſe uel igne manus,
Non ſiluas domibus, non flumina ponte coercet
In certo ſatius credere uela mari.

rvtilivs
hat ſeine Reiſe im Herbſt des Jahres
416. angetreten. Es haben zwar einige dieſelbe
ins Jahr 417 oder 420 ſetzen wollen, derer Gruͤn-
de tillemont p. 335. anfuͤhret. Es ergiebt
ſich aber aus dem Gedichte ſelbſt u. 140. ſeq. daß es
vor dem Gothiſchen Frieden gemacht worden.
2 Siehe oben §. XXX. not. 4.
3 olympiodorvs S. die Stelle beym §.
XXXIV. not. 3. sozomenvs Lib. IX. c. 15.
Nec multo poſt, praeter expectationem, interi-
muntur Iouianus
(lege Iouinus) & Maximus, tyran-
ni praedicti: tum etiam SARVS, & alii pluri-
mi cum his, qui imperio Honorii fuerant inſidiati.
4 olympiodorvs l. c. p. 7. C. Iouinus
fratrem ſuum, Sebaſtianum, inuito Ataulpho impe-
ratorem creans, in eius odium incurrit. Ataul-
phus itaque per internuntios capita ſe tyranno-
rum miſſurum, pacemque initurum, Honorio pol-
licetur. Hi domum ubi redierunt, & iusiuran-

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[375/0409] Vandaliſchen, Sveviſchen ꝛc. Reichs. lien von ſelbigem Jahr an zehlen wollen. Die Gothen moͤgen bis dahin, die niedern Theile von Jtalien, und zuletzt Toſcana, ſtarck mitgenommen haben 1. Wir finden nicht deutlich, wodurch er zu dieſem Entſchluß gebracht worden. Denn wo es von der einen Seite das Anſehen hat, daß er mit Honorio Tra- ctaten gehabt, wie auch iornandis Meynung zu ſeyn ſcheinet 2, ſo will von der andern ſein Bezeugen in Gallien nicht damit uͤberein kommen, und vielmehr darthun, daß er Abſicht, ſich mit Iovino zu vereinigen, gehabt. Der beruͤhmte Gothiſche General Sarus, deſſen bereits oben gedacht worden, hatte ſich ebenfalls wegen eines, an Honorii Hofe gehabten Verdruſſes, nach Gal- lien gewendet, und wollte daſelbſt ſein Gluͤck verſuchen: Aber Ataulph ſuchte ihn auf, und grieff ihn an: da denn Sarus, nach tapfferm Wiederſtand, endlich die Feindſchafft, ſo zwiſchen ihm und Ataulpho geweſen, mit ſeinem Blute beſchlieſſen muͤſſen 3. Es mochten Anfangs einige Tractaten zwiſchen Iovino und Ataulpho fuͤr ſeyn: aber Iovinus zerfiel gar bald mit den Go- then: und hat olympiodorvs inſonderheit angemercket, daß es Alarich nicht gern geſehen, als Iovinus ſeinen Bruder, Sebaſtianum, zum Reichs-Ge- huͤlffen angenommen. Jm uͤbrigen ſind die Nachrichten bey den hiſtoricis ſo kurtz, und ſo dunckel, daß die Urſache, ſo er haben koͤnnen, ſich deßwegen zu beſchweren, nicht ausgedruckt iſt 4. Cl. Poſthumus Dardanus, ein vor- nehmer Gallier, der verſchiedene Ehren-Stellen, und ſelbſt die praefecturam prae- 4 num uͤbern Haufen. Der Vergleich mit Honorio kommt deñoch nicht zu Stan- de. 1 §. XXXV. 1. Dieſes bekommt einiges Licht aus honorii Reſcript vom 18. May A. 413., in wel- chem er die Steuren von ſelbigen Laͤndern auf ein Fuͤnfftheil, ohne Zweifel wegen der erlittenen Ein- quartierungen, und Brandſchatzungen, herunter ſetzt. L. 7. Cod. Theod. de indulgentiis creditorum. Campaniae, Tuſciae, Piceno, Samnio, Apuliae, Calabriae, ſed & Bruttiis & Lucaniae, ex omni praeſtationis modo, quem antiqua ſolemnitas de- tinebat, quatuor partes iubemus auferri, &c. add. ia. gothofredi commentarius ad h. l. Was Toſcana inſonderheit anbetrifft, ſo gedenckt rvtilivs, daß er eben deßwegen ſeine Reiſe von Rom aus zu Waſſer angetreten, weil Toſca- na ſich noch gar nicht von den Gothiſchen Kriegen erhohlet, ſo, daß nicht wohl darinnen fortzukom- men geweſen. Electum pelagus, quoniam terrena uiarum Plana madent fluuiis, cautibus alta rigent. Poſtquam Tuſcus ager, poſtquamque Aurelius agger Perpeſſus Geticas, enſe uel igne manus, Non ſiluas domibus, non flumina ponte coercet In certo ſatius credere uela mari. rvtilivs hat ſeine Reiſe im Herbſt des Jahres 416. angetreten. Es haben zwar einige dieſelbe ins Jahr 417 oder 420 ſetzen wollen, derer Gruͤn- de tillemont p. 335. anfuͤhret. Es ergiebt ſich aber aus dem Gedichte ſelbſt u. 140. ſeq. daß es vor dem Gothiſchen Frieden gemacht worden. 2 Siehe oben §. XXX. not. 4. 3 olympiodorvs S. die Stelle beym §. XXXIV. not. 3. sozomenvs Lib. IX. c. 15. Nec multo poſt, praeter expectationem, interi- muntur Iouianus (lege Iouinus) & Maximus, tyran- ni praedicti: tum etiam SARVS, & alii pluri- mi cum his, qui imperio Honorii fuerant inſidiati. 4 olympiodorvs l. c. p. 7. C. Iouinus fratrem ſuum, Sebaſtianum, inuito Ataulpho impe- ratorem creans, in eius odium incurrit. Ataul- phus itaque per internuntios capita ſe tyranno- rum miſſurum, pacemque initurum, Honorio pol- licetur. Hi domum ubi redierunt, & iusiuran- dum 4 tus obſidionis Conſtantini menſis agebatur, cum repente ex ulteriori Gallia nuntii ueniunt, Ioui- num aſſumſiſſe ornatus regios, & cum Burgundio- nibus, Alamannis, Francis, Alanis, omnique exercitu imminente [forte, imminere] obſiden- tibus, ita, acceleratis moris, reſerata urbe, Con- ſtantius deditur. Confeſtimque ad Italiam dire- ctus, miſſis a principe obuiam percuſſoribus, ſu- pra Mincium flumen capite truncatus eſt.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/409>, abgerufen am 23.11.2024.