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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVL. CAESARE.
theuer bezahlen müssen, als groß die Gefahr gewesen, dawieder sie dieselbige ge-
brauchet. Ariovist, König der Teutschen hatte Gallien so gut befunden, daß er
die Sequanen gezwungen, ihm den dritten Theil ihres Landes abzutreten. Er
hatte sich zugleich bey den Römern in solch Ansehen gesetzet, daß sie ihm unter I. Cae-
saris Consulat
den Königlichen Titel und Ceremoniel, womit sie sonst sehr spar-
sam thaten, zugestanden. Und weil er die meisten Gallischen Völcker, so sich wi-
der ihn verbunden hatten, in einen Haupt-Treffen bey Amagetobria erleget, sa-
he er ihr Land als ein Eigenthum an, das er durchs Schwerdt erobert hätte. Er
verlangte deswegen kurtz hernach von den Sequanen aufs neue einen Drittheil
Landes, den er den Haruden eingeben wollte, deren um diese Zeit 24000 über den
Rhein gegangen waren. Dieser Forderung wegen, waren die Sequanen in gros-
ser Bewegung, da I. Caesar Galliam Narbonensem als Proconsul zur Pro-
vintz erhielt, und ausser dem boht ihm das Glück noch eine andre Gelegenheit an,
sich in die Händel des übrigen Galliens zu mischen.

§. III. Diese Gelegenheit machten ihm die Helvetier, so zuvor das Land inneCaesaris
Krieg mit den
Helvetiern.

hatten, dem Caesar folgende Gräntzen setzet: Gegen Mittag den Lacum Le-
manum,
und die Rhone, welcher Fluß sie von der Provintz der Allobroger, und
Gallia Narbonensi absonderte: Gegen Osten, und zum Theil gegen Norden den
Rhein, der sie von den Teutschen, und gegen Westen den Berg Jurat, der sie von
den Sequanen abtheilte. Weil ihnen dieses Land zu enge zu werden schiene, fasse-
ten sie den Entschluß, ihr Vaterland zu verlassen, und sich anderwärts in Gallien zuL. Pisone A.
Gabinio
Coss. A. V.
695. a. C.
58.

setzen, in der angenehmen Hoffnung, sich vielleicht von gantz Gallien Meister zu ma-
chen. Jhr Vertrauen war so groß, daß sie ihre Häuser, Dörffer und Städte
nebst allem Vorrath, den sie nicht fortbringen konnten, verbrannten, um den Jh-
rigen alle Hoffnung der Zurückkehr abzuschneiden. 3 Sie wiegelten zugleich nicht
allein ihre Nachbarn, die Rauracos, 4 Tulingos, 5 und Latobrigos, 6 son-
dern auch die Boien auf, so an der andern Seite des Rheins im Norico wohneten,
da sie die Stadt Noreia erobert hatten. Jhr Vorhaben war bey Geneue, allwo
sie eine Brücke über die Rhone fanden, überzusetzen, und ferner ihren Weg
durch das Römische Gallien zu nehmen. So bald Caesar Nachricht von ihren
Bewegungen erhalten, eylte er nach seiner Provintz, und schlug ihnen nicht allein
den Durchzug ab, sondern setzte sich auch in Verfassung, sie mit Gewalt abzuhal-
ten. Sie suchten also bey den Sequanen, was sie von den Römern nicht er-
halten können, und gaben vor, sie wollten in das Land der Santonen gehen, die
bishero unter dem Schutz der Arverner gewesen waren. Darauf durchstreiffeten

sie
[Beginn Spaltensatz] Erzehlung hierinnen verdächtig zumachen.
3 hottomannvs. c. l. muthmasset nicht
unwahrscheinlich, daß es nicht eben die gantze Nation
der Helvetier gewesen.
4 Die Rauraci wohnten in der Gegend, wo ietzo
Basel liegt. Der Consul L. Munacius Plancus hat
eine Colonie unter ihnen angelegt, die nachmahls
vielleicht Augusto zu Ehren Augusta Rauracorum
zubenamt worden; ietzo ist es ein geringes Dorff am
[Spaltenumbruch] Rhein, nicht weit von Basel. valesivs in noti-
tia Galliae, in uoce Rauraci.
5 Man hat bisher noch nichts besseres vorgebracht,
als daß die Tulingi um Dutlingen, und Stulingen
mögen gewohnet haben.
6 Es ist ungewiß, wo die Latobrigen gewohnet. Die Muth-
massung, daß sie ihren Sitz im Brisgow gehabt, ist noch
die wahrscheinlichste, hat aber doch ein schwach Funda-
ment, weil sie sich auf der einigen Sylbe Bri gründet. v.
[Ende Spaltensatz]
vale-
C 2

mit IVL. CAESARE.
theuer bezahlen muͤſſen, als groß die Gefahr geweſen, dawieder ſie dieſelbige ge-
brauchet. Arioviſt, Koͤnig der Teutſchen hatte Gallien ſo gut befunden, daß er
die Sequanen gezwungen, ihm den dritten Theil ihres Landes abzutreten. Er
hatte ſich zugleich bey den Roͤmern in ſolch Anſehen geſetzet, daß ſie ihm unter I. Cae-
ſaris Conſulat
den Koͤniglichen Titel und Ceremoniel, womit ſie ſonſt ſehr ſpar-
ſam thaten, zugeſtanden. Und weil er die meiſten Galliſchen Voͤlcker, ſo ſich wi-
der ihn verbunden hatten, in einen Haupt-Treffen bey Amagetobria erleget, ſa-
he er ihr Land als ein Eigenthum an, das er durchs Schwerdt erobert haͤtte. Er
verlangte deswegen kurtz hernach von den Sequanen aufs neue einen Drittheil
Landes, den er den Haruden eingeben wollte, deren um dieſe Zeit 24000 uͤber den
Rhein gegangen waren. Dieſer Forderung wegen, waren die Sequanen in groſ-
ſer Bewegung, da I. Caeſar Galliam Narbonenſem als Proconſul zur Pro-
vintz erhielt, und auſſer dem boht ihm das Gluͤck noch eine andre Gelegenheit an,
ſich in die Haͤndel des uͤbrigen Galliens zu miſchen.

§. III. Dieſe Gelegenheit machten ihm die Helvetier, ſo zuvor das Land inneCaeſaris
Krieg mit den
Helvetiern.

hatten, dem Caeſar folgende Graͤntzen ſetzet: Gegen Mittag den Lacum Le-
manum,
und die Rhone, welcher Fluß ſie von der Provintz der Allobroger, und
Gallia Narbonenſi abſonderte: Gegen Oſten, und zum Theil gegen Norden den
Rhein, der ſie von den Teutſchen, und gegen Weſten den Berg Jurat, der ſie von
den Sequanen abtheilte. Weil ihnen dieſes Land zu enge zu werden ſchiene, faſſe-
ten ſie den Entſchluß, ihr Vaterland zu verlaſſen, und ſich anderwaͤrts in Gallien zuL. Piſone A.
Gabinio
Coſſ. A. V.
695. a. C.
58.

ſetzen, in der angenehmen Hoffnung, ſich vielleicht von gantz Gallien Meiſter zu ma-
chen. Jhr Vertrauen war ſo groß, daß ſie ihre Haͤuſer, Doͤrffer und Staͤdte
nebſt allem Vorrath, den ſie nicht fortbringen konnten, verbrannten, um den Jh-
rigen alle Hoffnung der Zuruͤckkehr abzuſchneiden. 3 Sie wiegelten zugleich nicht
allein ihre Nachbarn, die Rauracos, 4 Tulingos, 5 und Latobrigos, 6 ſon-
dern auch die Boien auf, ſo an der andern Seite des Rheins im Norico wohneten,
da ſie die Stadt Noreia erobert hatten. Jhr Vorhaben war bey Geneue, allwo
ſie eine Bruͤcke uͤber die Rhone fanden, uͤberzuſetzen, und ferner ihren Weg
durch das Roͤmiſche Gallien zu nehmen. So bald Caeſar Nachricht von ihren
Bewegungen erhalten, eylte er nach ſeiner Provintz, und ſchlug ihnen nicht allein
den Durchzug ab, ſondern ſetzte ſich auch in Verfaſſung, ſie mit Gewalt abzuhal-
ten. Sie ſuchten alſo bey den Sequanen, was ſie von den Roͤmern nicht er-
halten koͤnnen, und gaben vor, ſie wollten in das Land der Santonen gehen, die
bishero unter dem Schutz der Arverner geweſen waren. Darauf durchſtreiffeten

ſie
[Beginn Spaltensatz] Erzehlung hierinnen verdaͤchtig zumachen.
3 hottomannvs. c. l. muthmaſſet nicht
unwahrſcheinlich, daß es nicht eben die gantze Nation
der Helvetier geweſen.
4 Die Rauraci wohnten in der Gegend, wo ietzo
Baſel liegt. Der Conſul L. Munacius Plancus hat
eine Colonie unter ihnen angelegt, die nachmahls
vielleicht Auguſto zu Ehren Auguſta Rauracorum
zubenamt worden; ietzo iſt es ein geringes Dorff am
[Spaltenumbruch] Rhein, nicht weit von Baſel. valesivs in noti-
tia Galliae, in uoce Rauraci.
5 Man hat bisher noch nichts beſſeres vorgebracht,
als daß die Tulingi um Dutlingen, und Stulingen
moͤgen gewohnet haben.
6 Es iſt ungewiß, wo die Latobꝛigẽ gewohnet. Die Muth-
maſſung, daß ſie ihren Sitz im Brisgow gehabt, iſt noch
die wahrſcheinlichſte, hat aber doch ein ſchwach Funda-
ment, weil ſie ſich auf der einigen Sylbe Bri gruͤndet. v.
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[19/0053] mit IVL. CAESARE. theuer bezahlen muͤſſen, als groß die Gefahr geweſen, dawieder ſie dieſelbige ge- brauchet. Arioviſt, Koͤnig der Teutſchen hatte Gallien ſo gut befunden, daß er die Sequanen gezwungen, ihm den dritten Theil ihres Landes abzutreten. Er hatte ſich zugleich bey den Roͤmern in ſolch Anſehen geſetzet, daß ſie ihm unter I. Cae- ſaris Conſulat den Koͤniglichen Titel und Ceremoniel, womit ſie ſonſt ſehr ſpar- ſam thaten, 1 zugeſtanden. 2 Und weil er die meiſten Galliſchen Voͤlcker, ſo ſich wi- der ihn verbunden hatten, in einen Haupt-Treffen bey Amagetobria erleget, ſa- he er ihr Land als ein Eigenthum an, das er durchs Schwerdt erobert haͤtte. Er verlangte deswegen kurtz hernach von den Sequanen aufs neue einen Drittheil Landes, den er den Haruden eingeben wollte, deren um dieſe Zeit 24000 uͤber den Rhein gegangen waren. Dieſer Forderung wegen, waren die Sequanen in groſ- ſer Bewegung, da I. Caeſar Galliam Narbonenſem als Proconſul zur Pro- vintz erhielt, * und auſſer dem boht ihm das Gluͤck noch eine andre Gelegenheit an, ſich in die Haͤndel des uͤbrigen Galliens zu miſchen. §. III. Dieſe Gelegenheit machten ihm die Helvetier, ſo zuvor das Land inne hatten, dem Caeſar folgende Graͤntzen ſetzet: 1 Gegen Mittag den Lacum Le- manum, und die Rhone, welcher Fluß ſie von der Provintz der Allobroger, und Gallia Narbonenſi abſonderte: Gegen Oſten, und zum Theil gegen Norden den Rhein, der ſie von den Teutſchen, und gegen Weſten den Berg Jurat, der ſie von den Sequanen abtheilte. Weil ihnen dieſes Land zu enge zu werden ſchiene, faſſe- ten ſie den Entſchluß, ihr Vaterland zu verlaſſen, und ſich anderwaͤrts in Gallien zu ſetzen, in der angenehmen Hoffnung, ſich vielleicht von gantz Gallien Meiſter zu ma- chen. 2 Jhr Vertrauen war ſo groß, daß ſie ihre Haͤuſer, Doͤrffer und Staͤdte nebſt allem Vorrath, den ſie nicht fortbringen konnten, verbrannten, um den Jh- rigen alle Hoffnung der Zuruͤckkehr abzuſchneiden. 3 Sie wiegelten zugleich nicht allein ihre Nachbarn, die Rauracos, 4 Tulingos, 5 und Latobrigos, 6 ſon- dern auch die Boien auf, ſo an der andern Seite des Rheins im Norico wohneten, da ſie die Stadt Noreia erobert hatten. Jhr Vorhaben war bey Geneue, allwo ſie eine Bruͤcke uͤber die Rhone fanden, uͤberzuſetzen, und ferner ihren Weg durch das Roͤmiſche Gallien zu nehmen. So bald Caeſar Nachricht von ihren Bewegungen erhalten, eylte er nach ſeiner Provintz, und ſchlug ihnen nicht allein den Durchzug ab, ſondern ſetzte ſich auch in Verfaſſung, ſie mit Gewalt abzuhal- ten. Sie ſuchten alſo bey den Sequanen, was ſie von den Roͤmern nicht er- halten koͤnnen, und gaben vor, ſie wollten in das Land der Santonen gehen, die bishero unter dem Schutz der Arverner geweſen waren. Darauf durchſtreiffeten ſie Caeſaris Krieg mit den Helvetiern. L. Piſone A. Gabinio Coſſ. A. V. 695. a. C. 58. 1 2 * 1 2 Erzehlung hierinnen verdaͤchtig zumachen. 3 hottomannvs. c. l. muthmaſſet nicht unwahrſcheinlich, daß es nicht eben die gantze Nation der Helvetier geweſen. 4 Die Rauraci wohnten in der Gegend, wo ietzo Baſel liegt. Der Conſul L. Munacius Plancus hat eine Colonie unter ihnen angelegt, die nachmahls vielleicht Auguſto zu Ehren Auguſta Rauracorum zubenamt worden; ietzo iſt es ein geringes Dorff am Rhein, nicht weit von Baſel. valesivs in noti- tia Galliae, in uoce Rauraci. 5 Man hat bisher noch nichts beſſeres vorgebracht, als daß die Tulingi um Dutlingen, und Stulingen moͤgen gewohnet haben. 6 Es iſt ungewiß, wo die Latobꝛigẽ gewohnet. Die Muth- maſſung, daß ſie ihren Sitz im Brisgow gehabt, iſt noch die wahrſcheinlichſte, hat aber doch ein ſchwach Funda- ment, weil ſie ſich auf der einigen Sylbe Bri gruͤndet. v. vale- C 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/53>, abgerufen am 19.05.2024.