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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVLIO CAESARE.
ihn vor einen Kundschaffter angesehen, und in Ketten legen lassen. Man hatte
hernach schon dreymal das Los über ihn geworffen, ob man ihn gleich verbrennen,
oder auf eine andre Zeit aufheben sollte: Aber das Los war allemal für das letzte-
re ausgefallen. 8 Von Ariovisto findet man weiter nichts aufgezeichnet, ausser,
daß sich aus einer Stelle Caesaris schliessen lässet, er sey bald darauf verstorben. 9
Was aber die Völcker selbst, die in diesem Krieg unter ihm gedienet, anbetrifft, so
sind die Marcomannen nachmahls unter Marobodui Anführung ins Boiohe-
mum
gezogen. Die Tribocher, Nemeter und Vangionen aber haben entweder
ihre Wohnung am Gallischen Ufer, ungeachtet der erlittenen Niederlage behaup-
tet, oder haben sie doch bald darauf, gleichwie die Ubier, von den Römern aufs neue
erhalten. 10 Denn wir finden, daß sie beständig in dem obern Germanien gewoh-
net, 11 und sich unter die Hoheit der Römer bequehmen müssen. Die andern Sve-
ven hingegen, so sich dem Rhein genähert hatten, zogen sich, so bald sie von Ario-
visti
Niederlage gehöret, zurücke. Die Ubier aber, so damahls in selbiger Gegend
am Rhein wohneten, und vorhin von ihnen feindlich waren gehalten worden,
machten sich ihr Schrecken zu Nutze, und hieben ihrer viele auf der Flucht nieder. 13
Caesar legte seine Soldaten bey den Sequanen in die Winter-Quartiere, unge-
achtet es noch nicht späte im Jahr war, und gieng über die Alpen. *

VII. Jm folgenden Jahr hatte Caesar im Belgischen Gallien einen bluthi-Caesar be-
zwinget das
Belgische Gal-
lien.
P. Cornelio
Lentulo
Caecilio Me-
tello. Coss.

gen Feldzug, der hier zu berühren ist, nicht allein, weil die Belgen, zum wenigsten
die, so um die Mosel, Maas und Schelde gewohnet, 1 Teutscher Ankunfft gewesen,
wie bereits oben angemercket worden, und ein Theil ihrer Länder nachmahls an
das Teutsche Reich gekommen, sondern auch, weil Caesar bey dieser Gelegenheit
etlichemahl mit den Teutschen Völckern, die an der andern Seite des Rheins ih-
ren Sitz hatten, zu thun bekommen. Die Belgen waren mit der Römer Nachbar-
schafft nicht sehr zu frieden, und wurden noch dazu von den Celten, die der Römi-
schen Winter-Quartiere damahls eben so sehr, als zuvor des Ariovisti loß zu wer-
den wünschten, unter der Hand aufgewiegelt. Es verbunden sich also die Bello-

uaci,
[Beginn Spaltensatz] geredet, unterschieden gewesen.
8 ib. c. 53.
9 caesar L. V. c. 29. Vbi Titurius Sabinus:
Magno esse Germanis dolori Airouisti mortem, &
superiores Romanorum uictorias.
ph. clvveri-
vs
L. III. Germ. ant. c. III.
will zwar lieber sortem
lesen, aber die alten Codices sind seiner Muthmas-
sung alle zuwieder, so wohl als die Griechische Uberse-
tzung, die Thanaton brauchet.
10 Sie können mit unter den Sueuis dedititiis
gewesen seyn, die Tiberius über den Rhein geführet.
Siehe das dritte Buch §. XVIII. not. 2.
11 tacitvs de M. G. c. 28. Ipsam Rheni ri-
pam haud dubie Germanorum populi colunt, Vangi-
ones, Tribocci, Nemetes
add. plinii H. N. L. IV.
c. 17. caesar
selbst setzt die Tribocher schon nach
Ariouisti Niederlage unter die Völcker, so in Gallien
längst dem Rhein gewohnet. L. IV. de B. G. c. 10.
[Spaltenumbruch] Rhenus autem oritur ex Lepontiis, qui Alpes incolunt,
& longo spatio per fines Nantuatium, Heluetiorum,
Sequanorum, Mediomatricorum,
Triboccorum, Tre-
uirorum citatus fertur.
Die Gräntzen dieser Völcker
sind so genau nicht ausgemachet. Es kan uns aber
auch hier zu unserm Zwecke genug seyn, daß wir die Lage
ihrer vornehmsten Oerter wissen. Der Tribocher
Haupt-Stadt ist Straßburg gewesen. Ciuitas Ne-
metum,
oder Nouiomagus, ist das ietzige Speyer.
Ciuitas Vangionum, so auch Borbetomagus, (for-
te pro Vorbetomagus)
ist das ietzige Worms.
13 idem L. I. c. 54. Quos Vbii, qui proxime Rhe-
num incolunt, perterritos insecuti, magnum ex his
numerum occiderunt.
* ib. c. 48, bis zu Ende des Buchs.
1 §. VII. 1. Also sagt: tacitvs de M. G. c. 28.
besonders von den Treuiris: Circa affectationem
Germanicae originis ultro ambitiosi sunt, per
quam a similitudine & inertia Gallorum separentur.

[Ende Spaltensatz]
2. Siehe
D

mit IVLIO CAESARE.
ihn vor einen Kundſchaffter angeſehen, und in Ketten legen laſſen. Man hatte
hernach ſchon dreymal das Los uͤber ihn geworffen, ob man ihn gleich verbrennen,
oder auf eine andre Zeit aufheben ſollte: Aber das Los war allemal fuͤr das letzte-
re ausgefallen. 8 Von Arioviſto findet man weiter nichts aufgezeichnet, auſſer,
daß ſich aus einer Stelle Caeſaris ſchlieſſen laͤſſet, er ſey bald darauf verſtorben. 9
Was aber die Voͤlcker ſelbſt, die in dieſem Krieg unter ihm gedienet, anbetrifft, ſo
ſind die Marcomannen nachmahls unter Marobodui Anfuͤhrung ins Boiohe-
mum
gezogen. Die Tribocher, Nemeter und Vangionen aber haben entweder
ihre Wohnung am Galliſchen Ufer, ungeachtet der erlittenen Niederlage behaup-
tet, oder haben ſie doch bald darauf, gleichwie die Ubier, von den Roͤmern aufs neue
erhalten. 10 Denn wir finden, daß ſie beſtaͤndig in dem obern Germanien gewoh-
net, 11 und ſich unter die Hoheit der Roͤmer bequehmen muͤſſen. Die andern Sve-
ven hingegen, ſo ſich dem Rhein genaͤhert hatten, zogen ſich, ſo bald ſie von Ario-
viſti
Niederlage gehoͤret, zuruͤcke. Die Ubier aber, ſo damahls in ſelbiger Gegend
am Rhein wohneten, und vorhin von ihnen feindlich waren gehalten worden,
machten ſich ihr Schrecken zu Nutze, und hieben ihrer viele auf der Flucht nieder. 13
Caeſar legte ſeine Soldaten bey den Sequanen in die Winter-Quartiere, unge-
achtet es noch nicht ſpaͤte im Jahr war, und gieng uͤber die Alpen. *

VII. Jm folgenden Jahr hatte Caeſar im Belgiſchen Gallien einen bluthi-Caeſar be-
zwinget das
Belgiſche Gal-
lien.
P. Cornelio
Lentulo
Caecilio Me-
tello. Coſſ.

gen Feldzug, der hier zu beruͤhren iſt, nicht allein, weil die Belgen, zum wenigſten
die, ſo um die Moſel, Maas und Schelde gewohnet, 1 Teutſcher Ankunfft geweſen,
wie bereits oben angemercket worden, und ein Theil ihrer Laͤnder nachmahls an
das Teutſche Reich gekommen, ſondern auch, weil Caeſar bey dieſer Gelegenheit
etlichemahl mit den Teutſchen Voͤlckern, die an der andern Seite des Rheins ih-
ren Sitz hatten, zu thun bekommen. Die Belgen waren mit der Roͤmer Nachbar-
ſchafft nicht ſehr zu frieden, und wurden noch dazu von den Celten, die der Roͤmi-
ſchen Winter-Quartiere damahls eben ſo ſehr, als zuvor des Arioviſti loß zu wer-
den wuͤnſchten, unter der Hand aufgewiegelt. Es verbunden ſich alſo die Bello-

uaci,
[Beginn Spaltensatz] geredet, unterſchieden geweſen.
8 ib. c. 53.
9 caesar L. V. c. 29. Vbi Titurius Sabinus:
Magno eſſe Germanis dolori Airouiſti mortem, &
ſuperiores Romanorum uictorias.
ph. clvveri-
vs
L. III. Germ. ant. c. III.
will zwar lieber ſortem
leſen, aber die alten Codices ſind ſeiner Muthmaſ-
ſung alle zuwieder, ſo wohl als die Griechiſche Uberſe-
tzung, die Θάνατον brauchet.
10 Sie koͤnnen mit unter den Sueuis dedititiis
geweſen ſeyn, die Tiberius uͤber den Rhein gefuͤhret.
Siehe das dritte Buch §. XVIII. not. 2.
11 tacitvs de M. G. c. 28. Ipſam Rheni ri-
pam haud dubie Germanorum populi colunt, Vangi-
ones, Tribocci, Nemetes
add. plinii H. N. L. IV.
c. 17. caesar
ſelbſt ſetzt die Tribocher ſchon nach
Ariouiſti Niederlage unter die Voͤlcker, ſo in Gallien
laͤngſt dem Rhein gewohnet. L. IV. de B. G. c. 10.
[Spaltenumbruch] Rhenus autem oritur ex Lepontiis, qui Alpes incolunt,
& longo ſpatio per fines Nantuatium, Heluetiorum,
Sequanorum, Mediomatricorum,
Triboccorum, Tre-
uirorum citatus fertur.
Die Graͤntzen dieſer Voͤlcker
ſind ſo genau nicht ausgemachet. Es kan uns aber
auch hier zu unſerm Zwecke genug ſeyn, daß wir die Lage
ihrer vornehmſten Oerter wiſſen. Der Tribocher
Haupt-Stadt iſt Straßburg geweſen. Ciuitas Ne-
metum,
oder Nouiomagus, iſt das ietzige Speyer.
Ciuitas Vangionum, ſo auch Borbetomagus, (for-
te pro Vorbetomagus)
iſt das ietzige Worms.
13 idem L. I. c. 54. Quos Vbii, qui proxime Rhe-
num incolunt, perterritos inſecuti, magnum ex his
numerum occiderunt.
* ib. c. 48, bis zu Ende des Buchs.
1 §. VII. 1. Alſo ſagt: tacitvs de M. G. c. 28.
beſonders von den Treuiris: Circa affectationem
Germanicæ originis ultro ambitioſi ſunt, per
quam a ſimilitudine & inertia Gallorum ſeparentur.

[Ende Spaltensatz]
2. Siehe
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[25/0059] mit IVLIO CAESARE. ihn vor einen Kundſchaffter angeſehen, und in Ketten legen laſſen. Man hatte hernach ſchon dreymal das Los uͤber ihn geworffen, ob man ihn gleich verbrennen, oder auf eine andre Zeit aufheben ſollte: Aber das Los war allemal fuͤr das letzte- re ausgefallen. 8 Von Arioviſto findet man weiter nichts aufgezeichnet, auſſer, daß ſich aus einer Stelle Caeſaris ſchlieſſen laͤſſet, er ſey bald darauf verſtorben. 9 Was aber die Voͤlcker ſelbſt, die in dieſem Krieg unter ihm gedienet, anbetrifft, ſo ſind die Marcomannen nachmahls unter Marobodui Anfuͤhrung ins Boiohe- mum gezogen. Die Tribocher, Nemeter und Vangionen aber haben entweder ihre Wohnung am Galliſchen Ufer, ungeachtet der erlittenen Niederlage behaup- tet, oder haben ſie doch bald darauf, gleichwie die Ubier, von den Roͤmern aufs neue erhalten. 10 Denn wir finden, daß ſie beſtaͤndig in dem obern Germanien gewoh- net, 11 und ſich unter die Hoheit der Roͤmer bequehmen muͤſſen. Die andern Sve- ven hingegen, ſo ſich dem Rhein genaͤhert hatten, zogen ſich, ſo bald ſie von Ario- viſti Niederlage gehoͤret, zuruͤcke. Die Ubier aber, ſo damahls in ſelbiger Gegend am Rhein wohneten, und vorhin von ihnen feindlich waren gehalten worden, machten ſich ihr Schrecken zu Nutze, und hieben ihrer viele auf der Flucht nieder. 13 Caeſar legte ſeine Soldaten bey den Sequanen in die Winter-Quartiere, unge- achtet es noch nicht ſpaͤte im Jahr war, und gieng uͤber die Alpen. * VII. Jm folgenden Jahr hatte Caeſar im Belgiſchen Gallien einen bluthi- gen Feldzug, der hier zu beruͤhren iſt, nicht allein, weil die Belgen, zum wenigſten die, ſo um die Moſel, Maas und Schelde gewohnet, 1 Teutſcher Ankunfft geweſen, wie bereits oben angemercket worden, und ein Theil ihrer Laͤnder nachmahls an das Teutſche Reich gekommen, ſondern auch, weil Caeſar bey dieſer Gelegenheit etlichemahl mit den Teutſchen Voͤlckern, die an der andern Seite des Rheins ih- ren Sitz hatten, zu thun bekommen. Die Belgen waren mit der Roͤmer Nachbar- ſchafft nicht ſehr zu frieden, und wurden noch dazu von den Celten, die der Roͤmi- ſchen Winter-Quartiere damahls eben ſo ſehr, als zuvor des Arioviſti loß zu wer- den wuͤnſchten, unter der Hand aufgewiegelt. Es verbunden ſich alſo die Bello- uaci, 7 Caeſar be- zwinget das Belgiſche Gal- lien. P. Cornelio Lentulo Caecilio Me- tello. Coſſ. 8 ib. c. 53. 9 caesar L. V. c. 29. Vbi Titurius Sabinus: Magno eſſe Germanis dolori Airouiſti mortem, & ſuperiores Romanorum uictorias. ph. clvveri- vs L. III. Germ. ant. c. III. will zwar lieber ſortem leſen, aber die alten Codices ſind ſeiner Muthmaſ- ſung alle zuwieder, ſo wohl als die Griechiſche Uberſe- tzung, die Θάνατον brauchet. 10 Sie koͤnnen mit unter den Sueuis dedititiis geweſen ſeyn, die Tiberius uͤber den Rhein gefuͤhret. Siehe das dritte Buch §. XVIII. not. 2. 11 tacitvs de M. G. c. 28. Ipſam Rheni ri- pam haud dubie Germanorum populi colunt, Vangi- ones, Tribocci, Nemetes add. plinii H. N. L. IV. c. 17. caesar ſelbſt ſetzt die Tribocher ſchon nach Ariouiſti Niederlage unter die Voͤlcker, ſo in Gallien laͤngſt dem Rhein gewohnet. L. IV. de B. G. c. 10. Rhenus autem oritur ex Lepontiis, qui Alpes incolunt, & longo ſpatio per fines Nantuatium, Heluetiorum, Sequanorum, Mediomatricorum, Triboccorum, Tre- uirorum citatus fertur. Die Graͤntzen dieſer Voͤlcker ſind ſo genau nicht ausgemachet. Es kan uns aber auch hier zu unſerm Zwecke genug ſeyn, daß wir die Lage ihrer vornehmſten Oerter wiſſen. Der Tribocher Haupt-Stadt iſt Straßburg geweſen. Ciuitas Ne- metum, oder Nouiomagus, iſt das ietzige Speyer. Ciuitas Vangionum, ſo auch Borbetomagus, (for- te pro Vorbetomagus) iſt das ietzige Worms. 13 idem L. I. c. 54. Quos Vbii, qui proxime Rhe- num incolunt, perterritos inſecuti, magnum ex his numerum occiderunt. * ib. c. 48, bis zu Ende des Buchs. 1 §. VII. 1. Alſo ſagt: tacitvs de M. G. c. 28. beſonders von den Treuiris: Circa affectationem Germanicæ originis ultro ambitioſi ſunt, per quam a ſimilitudine & inertia Gallorum ſeparentur. 2. Siehe 7 geredet, unterſchieden geweſen. D

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/59>, abgerufen am 21.11.2024.