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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVLIO CAESARE.

XXII. Denn die Trevirer hatten sich zum andermahle an Labienum ge-Labienus
schlägt die
Trevirer zum
andernmahl.

waget, und sich funffzehn Römische Meilen gegen ihn über gelagert. Labienus,
der sie gerne zum Treffen bringen wollte, ehe die Teutschen Völcker von jener Sei-
te des Rheins zu ihnen stossen könnten, aber sich nicht über den Fluß, der zwischen
beyde Lager war, getrauete, stellte sich, als wenn er flöhe, und lockte damit die
Trevirer, daß sie ihr vortheilhafftig Lager verliessen, und über den Fluß setzten, um
den Römern nachzujagen. Labienus wandte sich unvermuthet, und traff sie in
solcher Unordnung, daß sie kaum den ersten Angrieff aushielten, und hernach fast
alle, hier und dar, in die nächsten Wälder flohen. Die Zeitung von dieser Niederlage
erschreckte die Teutschen, die zum Theil schon über den Rhein gegangen waren, derge-
stalt, daß sie wiederum ihren Weg nach Hause nahmen. Die Vornehmsten von In-
duciomari
Hause, so bisher zum Kriege gerathen hatten, entwichen freywillig mit
ihnen, um dem Uberwinder nicht in die Hände zu fallen, der in wenig Tagen Mei-
ster des gantzen Volckes ward, und dem Cingetorich, der von Anfang den Römern
zugethan gewesen, zu der Ehre eines Fürsten und Feldherrn in seinem Vaterlande
verhalff.

XXIII. Caesar konnte numehro sein Vorhaben über den Rhein zu gehen,Caesar gehet
abermahls ü-
ber den Rhein.

und dem Ambiorich allen Beystand, so er von selbiger Seiten hoffete, abzuschnei-
den, desto leichter ausführen. Er führte zur Ursache des Krieges an, daß die
Teutschen den Trevirern Hülffe gegen die Römer geschicket, und schlug abermahls
eine Brücke über den Rhein, etwas oberhalb des Orts, wo er das erstemahl über-
gegangen war, und ließ im Trevirischen gute Besatzung, die Brücke zu bedecken,
und das Volck selbst im Zaum zu halten, zurücke. Die Ubier empfiengen ihn dies-
seits mit allen möglichen Freundschaffts-Bezeugungen, und thaten klärlich dar,
daß sie sich mit den Trevirern keinesweges eingelassen hätten. Nach genauer Er-
kundigung fand man, daß es die Sveven gewesen, die den Trevirern Hülffe ge-
schicket: und machte darauf Anstalt sie zu überfallen. Als die Sveven von Cae-
saris
Vorhaben Nachricht erhalten, zogen sie sich tieff ins Land, bis an einen un-
wegsamen Wald, der die Gräntze zwischen ihnen und den Cheruscern machte, zu-
rücke, und wollten ihn daselbst erwarten. 1 Caesar fand aber nicht rathsam, sich
so weit ins Land zu wagen, insonderheit, da er zuvor sahe, es würde ihm bey dem
schlechten Ackerbaue der Sveven nothwendig an Proviant gebrechen müssen. Er
gieng also wieder zurücke, ließ aber, die Teutschen in Furcht zu erhalten, nur den
Theil der Brücken, so an das Ufer der Ubier stieß, etwan an die zwey hundert
Schritt abwerffen, den andern aber trefflich bevestigen, und besetzen. *

XXIV. Darauf gieng es, so bald die Früchte im Felde begonten reiff zu
1
*

werden,
1 §. XXIII. 1. caesar L. VI. c. 10. Siluam esse
ibi infinitae magnitudinis, quae appellatur Bacenis:
hanc longe introrsus pertinere, & pro natiuo muro
obiectam, Cheruscos a Sueuis, Sueuosque a Cheru-
[Spaltenumbruch] scis, iniuriis incursionibusque prohibere, ad eius
initium siluae, Sueuos aduentum Romanorum expe-
ctare constituisse.
* idem L. VI. c. 9. 10. caesar nimmt hiebey
Gelegenheit von dem damahligen Zustand und Sit-
ten der Gallier und Teutschen zu handeln, vom 11 bis
zum 28. Cap.
[Ende Spaltensatz]
§. XXIV.
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXII. 1. caesar L. VI. c. 7. Difficili transitu
flumen, ripisque praeruptis.
* idem L. VI. c. 7. 8.
mit IVLIO CAESARE.

XXII. Denn die Trevirer hatten ſich zum andermahle an Labienum ge-Labienus
ſchlaͤgt die
Trevirer zum
andernmahl.

waget, und ſich funffzehn Roͤmiſche Meilen gegen ihn uͤber gelagert. Labienus,
der ſie gerne zum Treffen bringen wollte, ehe die Teutſchen Voͤlcker von jener Sei-
te des Rheins zu ihnen ſtoſſen koͤnnten, aber ſich nicht uͤber den Fluß, der zwiſchen
beyde Lager war, getrauete, ſtellte ſich, als wenn er floͤhe, und lockte damit die
Trevirer, daß ſie ihr vortheilhafftig Lager verlieſſen, und uͤber den Fluß ſetzten, um
den Roͤmern nachzujagen. Labienus wandte ſich unvermuthet, und traff ſie in
ſolcher Unordnung, daß ſie kaum den erſten Angrieff aushielten, und hernach faſt
alle, hier und dar, in die naͤchſten Waͤlder flohen. Die Zeitung von dieſer Niederlage
erſchreckte die Teutſchen, die zum Theil ſchon uͤber den Rhein gegangen waren, derge-
ſtalt, daß ſie wiederum ihren Weg nach Hauſe nahmen. Die Vornehmſten von In-
duciomari
Hauſe, ſo bisher zum Kriege gerathen hatten, entwichen freywillig mit
ihnen, um dem Uberwinder nicht in die Haͤnde zu fallen, der in wenig Tagen Mei-
ſter des gantzen Volckes ward, und dem Cingetorich, der von Anfang den Roͤmern
zugethan geweſen, zu der Ehre eines Fuͤrſten und Feldherrn in ſeinem Vaterlande
verhalff.

XXIII. Caeſar konnte numehro ſein Vorhaben uͤber den Rhein zu gehen,Caeſar gehet
abermahls uͤ-
ber den Rhein.

und dem Ambiorich allen Beyſtand, ſo er von ſelbiger Seiten hoffete, abzuſchnei-
den, deſto leichter ausfuͤhren. Er fuͤhrte zur Urſache des Krieges an, daß die
Teutſchen den Trevirern Huͤlffe gegen die Roͤmer geſchicket, und ſchlug abermahls
eine Bruͤcke uͤber den Rhein, etwas oberhalb des Orts, wo er das erſtemahl uͤber-
gegangen war, und ließ im Treviriſchen gute Beſatzung, die Bruͤcke zu bedecken,
und das Volck ſelbſt im Zaum zu halten, zuruͤcke. Die Ubier empfiengen ihn dieſ-
ſeits mit allen moͤglichen Freundſchaffts-Bezeugungen, und thaten klaͤrlich dar,
daß ſie ſich mit den Trevirern keinesweges eingelaſſen haͤtten. Nach genauer Er-
kundigung fand man, daß es die Sveven geweſen, die den Trevirern Huͤlffe ge-
ſchicket: und machte darauf Anſtalt ſie zu uͤberfallen. Als die Sveven von Cae-
ſaris
Vorhaben Nachricht erhalten, zogen ſie ſich tieff ins Land, bis an einen un-
wegſamen Wald, der die Graͤntze zwiſchen ihnen und den Cheruſcern machte, zu-
ruͤcke, und wollten ihn daſelbſt erwarten. 1 Caeſar fand aber nicht rathſam, ſich
ſo weit ins Land zu wagen, inſonderheit, da er zuvor ſahe, es wuͤrde ihm bey dem
ſchlechten Ackerbaue der Sveven nothwendig an Proviant gebrechen muͤſſen. Er
gieng alſo wieder zuruͤcke, ließ aber, die Teutſchen in Furcht zu erhalten, nur den
Theil der Bruͤcken, ſo an das Ufer der Ubier ſtieß, etwan an die zwey hundert
Schritt abwerffen, den andern aber trefflich beveſtigen, und beſetzen. *

XXIV. Darauf gieng es, ſo bald die Fruͤchte im Felde begonten reiff zu
1
*

werden,
1 §. XXIII. 1. caesar L. VI. c. 10. Siluam eſſe
ibi infinitae magnitudinis, quae appellatur Bacenis:
hanc longe introrſus pertinere, & pro natiuo muro
obiectam, Cheruſcos a Sueuis, Sueuosque a Cheru-
[Spaltenumbruch] ſcis, iniuriis incurſionibusque prohibere, ad eius
initium ſiluae, Sueuos aduentum Romanorum expe-
ctare conſtituiſſe.
* idem L. VI. c. 9. 10. caesar nimmt hiebey
Gelegenheit von dem damahligen Zuſtand und Sit-
ten der Gallier und Teutſchen zu handeln, vom 11 bis
zum 28. Cap.
[Ende Spaltensatz]
§. XXIV.
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXII. 1. caesar L. VI. c. 7. Difficili tranſitu
flumen, ripisque praeruptis.
* idem L. VI. c. 7. 8.
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[39/0073] mit IVLIO CAESARE. XXII. Denn die Trevirer hatten ſich zum andermahle an Labienum ge- waget, und ſich funffzehn Roͤmiſche Meilen gegen ihn uͤber gelagert. Labienus, der ſie gerne zum Treffen bringen wollte, ehe die Teutſchen Voͤlcker von jener Sei- te des Rheins zu ihnen ſtoſſen koͤnnten, aber ſich nicht uͤber den Fluß, der zwiſchen beyde Lager war, getrauete, ſtellte ſich, als wenn er floͤhe, und lockte damit die Trevirer, daß ſie ihr vortheilhafftig Lager verlieſſen, und uͤber den Fluß ſetzten, um den Roͤmern nachzujagen. Labienus wandte ſich unvermuthet, und traff ſie in ſolcher Unordnung, daß ſie kaum den erſten Angrieff aushielten, und hernach faſt alle, hier und dar, in die naͤchſten Waͤlder flohen. Die Zeitung von dieſer Niederlage erſchreckte die Teutſchen, die zum Theil ſchon uͤber den Rhein gegangen waren, derge- ſtalt, daß ſie wiederum ihren Weg nach Hauſe nahmen. Die Vornehmſten von In- duciomari Hauſe, ſo bisher zum Kriege gerathen hatten, entwichen freywillig mit ihnen, um dem Uberwinder nicht in die Haͤnde zu fallen, der in wenig Tagen Mei- ſter des gantzen Volckes ward, und dem Cingetorich, der von Anfang den Roͤmern zugethan geweſen, zu der Ehre eines Fuͤrſten und Feldherrn in ſeinem Vaterlande verhalff. Labienus ſchlaͤgt die Trevirer zum andernmahl. XXIII. Caeſar konnte numehro ſein Vorhaben uͤber den Rhein zu gehen, und dem Ambiorich allen Beyſtand, ſo er von ſelbiger Seiten hoffete, abzuſchnei- den, deſto leichter ausfuͤhren. Er fuͤhrte zur Urſache des Krieges an, daß die Teutſchen den Trevirern Huͤlffe gegen die Roͤmer geſchicket, und ſchlug abermahls eine Bruͤcke uͤber den Rhein, etwas oberhalb des Orts, wo er das erſtemahl uͤber- gegangen war, und ließ im Treviriſchen gute Beſatzung, die Bruͤcke zu bedecken, und das Volck ſelbſt im Zaum zu halten, zuruͤcke. Die Ubier empfiengen ihn dieſ- ſeits mit allen moͤglichen Freundſchaffts-Bezeugungen, und thaten klaͤrlich dar, daß ſie ſich mit den Trevirern keinesweges eingelaſſen haͤtten. Nach genauer Er- kundigung fand man, daß es die Sveven geweſen, die den Trevirern Huͤlffe ge- ſchicket: und machte darauf Anſtalt ſie zu uͤberfallen. Als die Sveven von Cae- ſaris Vorhaben Nachricht erhalten, zogen ſie ſich tieff ins Land, bis an einen un- wegſamen Wald, der die Graͤntze zwiſchen ihnen und den Cheruſcern machte, zu- ruͤcke, und wollten ihn daſelbſt erwarten. 1 Caeſar fand aber nicht rathſam, ſich ſo weit ins Land zu wagen, inſonderheit, da er zuvor ſahe, es wuͤrde ihm bey dem ſchlechten Ackerbaue der Sveven nothwendig an Proviant gebrechen muͤſſen. Er gieng alſo wieder zuruͤcke, ließ aber, die Teutſchen in Furcht zu erhalten, nur den Theil der Bruͤcken, ſo an das Ufer der Ubier ſtieß, etwan an die zwey hundert Schritt abwerffen, den andern aber trefflich beveſtigen, und beſetzen. * Caeſar gehet abermahls uͤ- ber den Rhein. XXIV. Darauf gieng es, ſo bald die Fruͤchte im Felde begonten reiff zu werden, 1 * 1 §. XXIII. 1. caesar L. VI. c. 10. Siluam eſſe ibi infinitae magnitudinis, quae appellatur Bacenis: hanc longe introrſus pertinere, & pro natiuo muro obiectam, Cheruſcos a Sueuis, Sueuosque a Cheru- ſcis, iniuriis incurſionibusque prohibere, ad eius initium ſiluae, Sueuos aduentum Romanorum expe- ctare conſtituiſſe. * idem L. VI. c. 9. 10. caesar nimmt hiebey Gelegenheit von dem damahligen Zuſtand und Sit- ten der Gallier und Teutſchen zu handeln, vom 11 bis zum 28. Cap. §. XXIV. 1 §. XXII. 1. caesar L. VI. c. 7. Difficili tranſitu flumen, ripisque praeruptis. * idem L. VI. c. 7. 8.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/73>, abgerufen am 24.11.2024.