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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen
Caesar sucht
den Fürsten
der Eburonen
auf, und giebt
sein Land den
Nachbarn
preiß.
werden, über den Ambiorich her. Caesar schickte L. Minucium Basilum mit
der Reuterey durch den Ardenner Wald voraus, der den Eburonen gantz un-
vermuthet über den Hals kam, so daß Ambiorich, der sich eben in selbiger Gegend, in
einem seiner Land-Häuser aufhielt, kaum vor seine Person entkam. Er retirirte
sich nach der Schelde zu, da die äusserste Spitze des Ardenner Waldes, die Grän-
tze zwischen den Nerviis und Eburonibus machte. Er breitete selbst das Schre-
cken allenthalben aus, und ließ den Unterthanen die traurige Ordre, daß ein ieder
sich helffen möchte, so gut er könnte. Cativulcus, der den andern Theil der Ebu-
ronen beherrschete, war Alters halber unvermögend etwas zu unternehmen; ver-
fluchete des Ambiorichs Anschläge und Vermessenheit, die ietzund ihn nebst dem gan-
tzen Volcke in solches Unglück brächten, und nahm sich selbst vor Unmuth das Leben.
Das Volck suchte meistens in dem dicken Gebüsch des Ardenner Waldes, und in
den Sümpffen seine Sicherheit. Die gegen die See-Küste wohneten, flohen auf
die nahe liegenden Jnseln, so die See und Ausflüsse der Ströhme machten: ein
grosser Theil flohe, wohin sie die erste Furcht trieb, weil sie glaubten, daß alles,
was ihnen nur immer begegnen könnte, erträglicher sey, als den Römern in die
Hände zu fallen. Caesar, der mit seinen Legionen folgte, fand daher das Land
wüste, und leer. Die Segni, und Condrusii, so zwischen den Eburonen und Trevi-
rern wohneten, schickten Gesandten an ihn, und bathen, er möchte ihnen den Feh-
ler ihrer Lands-Leute, dessen sie nicht theilhafftig wären, nicht entgelten lassen. 1
Caesar ließ alles Heergeräthe zu Atuatuca, welcher Ort fast mitten im Lande lag,
und woselbst kurtz zuvor Titurius und Aurunculeius ihr Winter-Quartier ge-
habt hatten. Die Armee aber theilte er in drey Hauffen. T. Labienus sollte die
Gegend, wo die Eburonen Seewärts mit den Menapiis; und C. Trebonius,
wo sie mit den Atuaticis an der Sambre gräntzeten, verwüsten. Jeder hatte drey
Legionen unter sich, und er selbst wandte sich mit dem dritten Hauffen gegen die
Schelde, den Ambiorich aufzusuchen. 2 Was sollte er aber in dem ungeheuren
Ardenner Wald anfangen, in welchem sich der Feind Hauffenweise, auf allen
Hügeln, und an allen Höhlen, oder, wo sonst ein Morast, u. unwegsames Gebüsch
Sicherheit versprach, gesetzet hatte: und da seine Soldaten, ohne die Wege zu
wissen, sich zerstreuen, und sich eintzeln wagen musten? Um also seiner Leute zu
schonen, und den Feind auf anderer Gefahr aufzusuchen, ließ er allenthalben aus-
ruffen, daß die Eburonen sammt allem, was ihnen zuständig, den Nachbarn preiß
seyn sollten. Viele, der herumwohnenden Gallier, so die Gegend besser, als die
Römer kenneten, spüreten darauf die Eburonen in allen Winckeln auf, und half-
fen den Römern ein Volck ausrotten, das sie kurtz vorher wieder dieselben um
Hülffe angeruffen hatten. *

XXV. Das Gerüchte von diesen Plünderungen hätte bald eine gantz ande-

re Wür-
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXIV. 1. caesar L. VI. c. 32. Ne se in ho-
stium numero duceret,
neve omnivm germa-
norvm, qvi essent citra rhenvm,
caussam esse
unam iudicaret.
2 [Spaltenumbruch] caesar. L. VI. c. 33. Ipse cum reliquis tri-
bus ad flumen Scaldim, quod influit in Mosam, ex-
tremasque Ardennae partes ire constituit, quo
cum paucis equitibus profectum Ambiorigem audie-

[Ende Spaltensatz]
bat.
*

Andres Buch. Kriege der Teutſchen
Caeſar ſucht
den Fuͤrſten
der Eburonen
auf, und giebt
ſein Land den
Nachbarn
preiß.
werden, uͤber den Ambiorich her. Caeſar ſchickte L. Minucium Baſilum mit
der Reuterey durch den Ardenner Wald voraus, der den Eburonen gantz un-
vermuthet uͤber den Hals kam, ſo daß Ambiorich, der ſich eben in ſelbiger Gegend, in
einem ſeiner Land-Haͤuſer aufhielt, kaum vor ſeine Perſon entkam. Er retirirte
ſich nach der Schelde zu, da die aͤuſſerſte Spitze des Ardenner Waldes, die Graͤn-
tze zwiſchen den Nerviis und Eburonibus machte. Er breitete ſelbſt das Schre-
cken allenthalben aus, und ließ den Unterthanen die traurige Ordre, daß ein ieder
ſich helffen moͤchte, ſo gut er koͤnnte. Cativulcus, der den andern Theil der Ebu-
ronen beherrſchete, war Alters halber unvermoͤgend etwas zu unternehmen; ver-
fluchete des Ambiorichs Anſchlaͤge und Vermeſſenheit, die ietzund ihn nebſt dem gan-
tzen Volcke in ſolches Ungluͤck braͤchten, und nahm ſich ſelbſt vor Unmuth das Leben.
Das Volck ſuchte meiſtens in dem dicken Gebuͤſch des Ardenner Waldes, und in
den Suͤmpffen ſeine Sicherheit. Die gegen die See-Kuͤſte wohneten, flohen auf
die nahe liegenden Jnſeln, ſo die See und Ausfluͤſſe der Stroͤhme machten: ein
groſſer Theil flohe, wohin ſie die erſte Furcht trieb, weil ſie glaubten, daß alles,
was ihnen nur immer begegnen koͤnnte, ertraͤglicher ſey, als den Roͤmern in die
Haͤnde zu fallen. Caeſar, der mit ſeinen Legionen folgte, fand daher das Land
wuͤſte, und leer. Die Segni, und Condruſii, ſo zwiſchen den Eburonen und Trevi-
rern wohneten, ſchickten Geſandten an ihn, und bathen, er moͤchte ihnen den Feh-
ler ihrer Lands-Leute, deſſen ſie nicht theilhafftig waͤren, nicht entgelten laſſen. 1
Caeſar ließ alles Heergeraͤthe zu Atuatuca, welcher Ort faſt mitten im Lande lag,
und woſelbſt kurtz zuvor Titurius und Aurunculeius ihr Winter-Quartier ge-
habt hatten. Die Armee aber theilte er in drey Hauffen. T. Labienus ſollte die
Gegend, wo die Eburonen Seewaͤrts mit den Menapiis; und C. Trebonius,
wo ſie mit den Atuaticis an der Sambre graͤntzeten, verwuͤſten. Jeder hatte drey
Legionen unter ſich, und er ſelbſt wandte ſich mit dem dritten Hauffen gegen die
Schelde, den Ambiorich aufzuſuchen. 2 Was ſollte er aber in dem ungeheuren
Ardenner Wald anfangen, in welchem ſich der Feind Hauffenweiſe, auf allen
Huͤgeln, und an allen Hoͤhlen, oder, wo ſonſt ein Moraſt, u. unwegſames Gebuͤſch
Sicherheit verſprach, geſetzet hatte: und da ſeine Soldaten, ohne die Wege zu
wiſſen, ſich zerſtreuen, und ſich eintzeln wagen muſten? Um alſo ſeiner Leute zu
ſchonen, und den Feind auf anderer Gefahr aufzuſuchen, ließ er allenthalben aus-
ruffen, daß die Eburonen ſammt allem, was ihnen zuſtaͤndig, den Nachbarn preiß
ſeyn ſollten. Viele, der herumwohnenden Gallier, ſo die Gegend beſſer, als die
Roͤmer kenneten, ſpuͤreten darauf die Eburonen in allen Winckeln auf, und half-
fen den Roͤmern ein Volck ausrotten, das ſie kurtz vorher wieder dieſelben um
Huͤlffe angeruffen hatten. *

XXV. Das Geruͤchte von dieſen Pluͤnderungen haͤtte bald eine gantz ande-

re Wuͤr-
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXIV. 1. caesar L. VI. c. 32. Ne ſe in ho-
ſtium numero duceret,
neve omnivm germa-
norvm, qvi essent citra rhenvm,
cauſſam eſſe
unam iudicaret.
2 [Spaltenumbruch] caesar. L. VI. c. 33. Ipſe cum reliquis tri-
bus ad flumen Scaldim, quod influit in Moſam, ex-
tremasque Ardennae partes ire conſtituit, quo
cum paucis equitibus profectum Ambiorigem audie-

[Ende Spaltensatz]
bat.
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[40/0074] Andres Buch. Kriege der Teutſchen werden, uͤber den Ambiorich her. Caeſar ſchickte L. Minucium Baſilum mit der Reuterey durch den Ardenner Wald voraus, der den Eburonen gantz un- vermuthet uͤber den Hals kam, ſo daß Ambiorich, der ſich eben in ſelbiger Gegend, in einem ſeiner Land-Haͤuſer aufhielt, kaum vor ſeine Perſon entkam. Er retirirte ſich nach der Schelde zu, da die aͤuſſerſte Spitze des Ardenner Waldes, die Graͤn- tze zwiſchen den Nerviis und Eburonibus machte. Er breitete ſelbſt das Schre- cken allenthalben aus, und ließ den Unterthanen die traurige Ordre, daß ein ieder ſich helffen moͤchte, ſo gut er koͤnnte. Cativulcus, der den andern Theil der Ebu- ronen beherrſchete, war Alters halber unvermoͤgend etwas zu unternehmen; ver- fluchete des Ambiorichs Anſchlaͤge und Vermeſſenheit, die ietzund ihn nebſt dem gan- tzen Volcke in ſolches Ungluͤck braͤchten, und nahm ſich ſelbſt vor Unmuth das Leben. Das Volck ſuchte meiſtens in dem dicken Gebuͤſch des Ardenner Waldes, und in den Suͤmpffen ſeine Sicherheit. Die gegen die See-Kuͤſte wohneten, flohen auf die nahe liegenden Jnſeln, ſo die See und Ausfluͤſſe der Stroͤhme machten: ein groſſer Theil flohe, wohin ſie die erſte Furcht trieb, weil ſie glaubten, daß alles, was ihnen nur immer begegnen koͤnnte, ertraͤglicher ſey, als den Roͤmern in die Haͤnde zu fallen. Caeſar, der mit ſeinen Legionen folgte, fand daher das Land wuͤſte, und leer. Die Segni, und Condruſii, ſo zwiſchen den Eburonen und Trevi- rern wohneten, ſchickten Geſandten an ihn, und bathen, er moͤchte ihnen den Feh- ler ihrer Lands-Leute, deſſen ſie nicht theilhafftig waͤren, nicht entgelten laſſen. 1 Caeſar ließ alles Heergeraͤthe zu Atuatuca, welcher Ort faſt mitten im Lande lag, und woſelbſt kurtz zuvor Titurius und Aurunculeius ihr Winter-Quartier ge- habt hatten. Die Armee aber theilte er in drey Hauffen. T. Labienus ſollte die Gegend, wo die Eburonen Seewaͤrts mit den Menapiis; und C. Trebonius, wo ſie mit den Atuaticis an der Sambre graͤntzeten, verwuͤſten. Jeder hatte drey Legionen unter ſich, und er ſelbſt wandte ſich mit dem dritten Hauffen gegen die Schelde, den Ambiorich aufzuſuchen. 2 Was ſollte er aber in dem ungeheuren Ardenner Wald anfangen, in welchem ſich der Feind Hauffenweiſe, auf allen Huͤgeln, und an allen Hoͤhlen, oder, wo ſonſt ein Moraſt, u. unwegſames Gebuͤſch Sicherheit verſprach, geſetzet hatte: und da ſeine Soldaten, ohne die Wege zu wiſſen, ſich zerſtreuen, und ſich eintzeln wagen muſten? Um alſo ſeiner Leute zu ſchonen, und den Feind auf anderer Gefahr aufzuſuchen, ließ er allenthalben aus- ruffen, daß die Eburonen ſammt allem, was ihnen zuſtaͤndig, den Nachbarn preiß ſeyn ſollten. Viele, der herumwohnenden Gallier, ſo die Gegend beſſer, als die Roͤmer kenneten, ſpuͤreten darauf die Eburonen in allen Winckeln auf, und half- fen den Roͤmern ein Volck ausrotten, das ſie kurtz vorher wieder dieſelben um Huͤlffe angeruffen hatten. * Caeſar ſucht den Fuͤrſten der Eburonen auf, und giebt ſein Land den Nachbarn preiß. XXV. Das Geruͤchte von dieſen Pluͤnderungen haͤtte bald eine gantz ande- re Wuͤr- 1 §. XXIV. 1. caesar L. VI. c. 32. Ne ſe in ho- ſtium numero duceret, neve omnivm germa- norvm, qvi essent citra rhenvm, cauſſam eſſe unam iudicaret. 2 caesar. L. VI. c. 33. Ipſe cum reliquis tri- bus ad flumen Scaldim, quod influit in Moſam, ex- tremasque Ardennae partes ire conſtituit, quo cum paucis equitibus profectum Ambiorigem audie- bat. *

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/74>, abgerufen am 24.11.2024.