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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen
als die Römischen waren 9. Sie hielten weder auf Sattel, noch auf Steigbügel 10,
und waren zum Theil geübet, wenn es die Noth erforderte, abzusteigen, und zu
Fuß zu schlagen 11. Caesar hat fast in allen seinen Kriegen Teutsche Reuter gehabt,
und rühmet offt die guten Dienste, so sie ihm geleistet 12. Jhre Schlacht-Ord-
nung bestand gemeiniglich aus verschiedenen Hauffen: wo die von einer Familie
und District beysammen hielten. Doch wird bisweilen, und insonderheit von den
Cimbern angemercket, daß das gesammte Fuß-Volck ein geviertes Heer geschlos-
sen. Die Weiber und Kinder aber liessen sie auf der Wagenburg. Jhre Waffen
waren mit den Römischen nicht zu vergleichen. Der Reuter hatte seinen Schild u.
Pique, die Fuß-Knechte bedieneten sich, über das auch nach Gelegenheit, der Wurff-
Spiesse, des Bogens, u. der Schleuder 13. Selten geschahe es, daß es an die grossen
Lantzen, u. Schlacht-Schwerdter kam 14. Pantzer u. Harnische, und selbst auch nur
Sturmhauben, waren sehr rar: die aber welche hatten, pflegten oben auf die Hel-
me, Hörner, oder Köpffe von wilden Thieren, zusetzen, daher die förchterli-
chen Figuren entstanden, die plvtarchvs bey der Cimbrischen Reuterey an-
gemercket, und die man auch auf den Siegeln der mitlern Zeit, und andern alten
Wapen siehet: in welchen sich auch die Sorgfalt, so sie für ihre Schilde gehabt,
erhalten, die sie bloß, mit dem Unterschied der Farben, distinguirten, Der Schild
war bey ihnen gleichsam so heilig, daß es für die gröste Schande geachtet ward,
wenn ihn iemand im Treffen verlohren, inmassen er sich weder bey dem Gottes-
dienst, noch auf Land-Tägen dorffte sehen lassen. Jhr Gewehr war ihr liebstes
Geräthe: sie legten es fast nicht von sich, und die jungen Leute freueten sich auf
nichts so sehr, als auf den Tag, da sie sollten wehrhafft gemacht werden 15.
Es war die gröste Betheurung, wenn sie bey ihren Schwerdtern schwuh-
ren 16, und es gieng fast nichts solennes unter ihnen vor, dabey nicht
Wehr und Waffen wären zum Vorschein gekommen. Die Gallier, und an-
dre Nachbarn waren den Teutschen nicht gewachsen. Aber die Römer, die so lange
Zeit den Krieg ausgeübet, waren ihnen an Disciplin, und Rüstung, überlegen. Wel-
che Vortheile sich am meisten in Belagerungen, und wenn es in öffentlichem Felde

zum
[Beginn Spaltensatz] traduntur. Excipit Filius, non ut caetera maxi-
mus natu, sed prout ferox bello, & melior.
9 Conf. not. praecedens. Von den Teutschen
Pferden fagt sonst caesar L. IV. c. 2. Quin
etiam iumentis, quibus maxime Gallia delectatur,
quaeque impenso parat pretio, Germani importatis,
non utuntur; sed quae sunt apud eos nata, praua
atque deformia, haec quotidiana exercitatione,
summi ut sint laboris, efficiunt.
10 caesar L. IV. c. 2. Neque eorum
moribus turpius quidquant, aut inertius ha-
betur, quam ephippiis uti. Itaque ad quemuis numerum
ephippiatorum equitum, quamuis pauci, adire audent.
11 Ibid. Equestribus proeliis saepe ex equis desili-
unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema-
nere uestigio assuefaciunt; ad quos se celeriter, cum
usus poscit, recipiunt.
12 caesaar de B. G. L. VII. c. 13. add. A.
[Spaltenumbruch] hirtivs de bello Alexandrino c.
29.
13 tacitvs de M. G. c. 6. Rari gladiis,
aut maioribus lanceis utuntur. Hastas, uel ipsorum
uocabulo frameas, gerunt, angusto & breui ferro;
sed ita acri, & ad usum habili, ut eadem telo, prout
ratio pescit, uel cominus, uel eminus pugnent. Et
eques quidem scuto, frameaque contentus est. Pe-
dites & missilia spargunt, pluraque singuli, atque in
immensum uibrant, nudi aut sagulo leues. Nulla cultus
iactatio. Scuta tantum lectissimis coloribus distin-
guunt. Paucis loricae, uix uni alteriue cassis, aut galea.
14 Von den Schwerdtern der Cimbren siehe das
I. Buch §. XIV. not. 1.
15 tacitvs c. 13. Nihil autem, neque pu-
blicae, neque priuatae rei, nisi armati agunt. Sed
arma sumere non ante cuiquam moris, quam ciuitas
suffecturum probauerit. Tum in ipso concilio, uel
principum aliquis, uel pater, uel propinquus scuto

[Ende Spaltensatz]
fra-
16

Andres Buch. Kriege der Teutſchen
als die Roͤmiſchen waren 9. Sie hielten weder auf Sattel, noch auf Steigbuͤgel 10,
und waren zum Theil geuͤbet, wenn es die Noth erforderte, abzuſteigen, und zu
Fuß zu ſchlagen 11. Caeſar hat faſt in allen ſeinen Kriegen Teutſche Reuter gehabt,
und ruͤhmet offt die guten Dienſte, ſo ſie ihm geleiſtet 12. Jhre Schlacht-Ord-
nung beſtand gemeiniglich aus verſchiedenen Hauffen: wo die von einer Familie
und Diſtrict beyſammen hielten. Doch wird bisweilen, und inſonderheit von den
Cimbern angemercket, daß das geſammte Fuß-Volck ein geviertes Heer geſchloſ-
ſen. Die Weiber und Kinder aber lieſſen ſie auf der Wagenburg. Jhre Waffen
waren mit den Roͤmiſchen nicht zu vergleichen. Der Reuter hatte ſeinen Schild u.
Pique, die Fuß-Knechte bedieneten ſich, uͤber das auch nach Gelegenheit, der Wurff-
Spieſſe, des Bogens, u. der Schleuder 13. Selten geſchahe es, daß es an die groſſen
Lantzen, u. Schlacht-Schwerdter kam 14. Pantzer u. Harniſche, und ſelbſt auch nur
Sturmhauben, waren ſehr rar: die aber welche hatten, pflegten oben auf die Hel-
me, Hoͤrner, oder Koͤpffe von wilden Thieren, zuſetzen, daher die foͤrchterli-
chen Figuren entſtanden, die plvtarchvs bey der Cimbriſchen Reuterey an-
gemercket, und die man auch auf den Siegeln der mitlern Zeit, und andern alten
Wapen ſiehet: in welchen ſich auch die Sorgfalt, ſo ſie fuͤr ihre Schilde gehabt,
erhalten, die ſie bloß, mit dem Unterſchied der Farben, diſtinguirten, Der Schild
war bey ihnen gleichſam ſo heilig, daß es fuͤr die groͤſte Schande geachtet ward,
wenn ihn iemand im Treffen verlohren, inmaſſen er ſich weder bey dem Gottes-
dienſt, noch auf Land-Taͤgen dorffte ſehen laſſen. Jhr Gewehr war ihr liebſtes
Geraͤthe: ſie legten es faſt nicht von ſich, und die jungen Leute freueten ſich auf
nichts ſo ſehr, als auf den Tag, da ſie ſollten wehrhafft gemacht werden 15.
Es war die groͤſte Betheurung, wenn ſie bey ihren Schwerdtern ſchwuh-
ren 16, und es gieng faſt nichts ſolennes unter ihnen vor, dabey nicht
Wehr und Waffen waͤren zum Vorſchein gekommen. Die Gallier, und an-
dre Nachbarn waren den Teutſchen nicht gewachſen. Aber die Roͤmer, die ſo lange
Zeit den Krieg ausgeuͤbet, waren ihnen an Diſciplin, und Ruͤſtung, uͤberlegen. Wel-
che Vortheile ſich am meiſten in Belagerungen, und wenn es in oͤffentlichem Felde

zum
[Beginn Spaltensatz] traduntur. Excipit Filius, non ut caetera maxi-
mus natu, ſed prout ferox bello, & melior.
9 Conf. not. praecedens. Von den Teutſchen
Pferden fagt ſonſt caesar L. IV. c. 2. Quin
etiam iumentis, quibus maxime Gallia delectatur,
quaeque impenſo parat pretio, Germani importatis,
non utuntur; ſed quae ſunt apud eos nata, praua
atque deformia, haec quotidiana exercitatione,
ſummi ut ſint laboris, efficiunt.
10 caesar L. IV. c. 2. Neque eorum
moribus turpius quidquant, aut inertius ha-
betur, quam ephippiis uti. Itaque ad quemuis numerum
ephippiatorum equitum, quamuis pauci, adire audent.
11 Ibid. Equeſtribus proeliis ſaepe ex equis deſili-
unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema-
nere ueſtigio aſſuefaciunt; ad quos ſe celeriter, cum
uſus poſcit, recipiunt.
12 caesaar de B. G. L. VII. c. 13. add. A.
[Spaltenumbruch] hirtivs de bello Alexandrino c.
29.
13 tacitvs de M. G. c. 6. Rari gladiis,
aut maioribus lanceis utuntur. Haſtas, uel ipſorum
uocabulo frameas, gerunt, anguſto & breui ferro;
ſed ita acri, & ad uſum habili, ut eadem telo, prout
ratio peſcit, uel cominus, uel eminus pugnent. Et
eques quidem ſcuto, frameaque contentus eſt. Pe-
dites & miſſilia ſpargunt, pluraque ſinguli, atque in
immenſum uibrant, nudi aut ſagulo leues. Nulla cultus
iactatio. Scuta tantum lectiſſimis coloribus diſtin-
guunt. Paucis loricæ, uix uni alteriue caſſis, aut galea.
14 Von den Schwerdtern der Cimbren ſiehe das
I. Buch §. XIV. not. 1.
15 tacitvs c. 13. Nihil autem, neque pu-
blicae, neque priuatae rei, niſi armati agunt. Sed
arma ſumere non ante cuiquam moris, quam ciuitas
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principum aliquis, uel pater, uel propinquus ſcuto

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[52/0086] Andres Buch. Kriege der Teutſchen als die Roͤmiſchen waren 9. Sie hielten weder auf Sattel, noch auf Steigbuͤgel 10, und waren zum Theil geuͤbet, wenn es die Noth erforderte, abzuſteigen, und zu Fuß zu ſchlagen 11. Caeſar hat faſt in allen ſeinen Kriegen Teutſche Reuter gehabt, und ruͤhmet offt die guten Dienſte, ſo ſie ihm geleiſtet 12. Jhre Schlacht-Ord- nung beſtand gemeiniglich aus verſchiedenen Hauffen: wo die von einer Familie und Diſtrict beyſammen hielten. Doch wird bisweilen, und inſonderheit von den Cimbern angemercket, daß das geſammte Fuß-Volck ein geviertes Heer geſchloſ- ſen. Die Weiber und Kinder aber lieſſen ſie auf der Wagenburg. Jhre Waffen waren mit den Roͤmiſchen nicht zu vergleichen. Der Reuter hatte ſeinen Schild u. Pique, die Fuß-Knechte bedieneten ſich, uͤber das auch nach Gelegenheit, der Wurff- Spieſſe, des Bogens, u. der Schleuder 13. Selten geſchahe es, daß es an die groſſen Lantzen, u. Schlacht-Schwerdter kam 14. Pantzer u. Harniſche, und ſelbſt auch nur Sturmhauben, waren ſehr rar: die aber welche hatten, pflegten oben auf die Hel- me, Hoͤrner, oder Koͤpffe von wilden Thieren, zuſetzen, daher die foͤrchterli- chen Figuren entſtanden, die plvtarchvs bey der Cimbriſchen Reuterey an- gemercket, und die man auch auf den Siegeln der mitlern Zeit, und andern alten Wapen ſiehet: in welchen ſich auch die Sorgfalt, ſo ſie fuͤr ihre Schilde gehabt, erhalten, die ſie bloß, mit dem Unterſchied der Farben, diſtinguirten, Der Schild war bey ihnen gleichſam ſo heilig, daß es fuͤr die groͤſte Schande geachtet ward, wenn ihn iemand im Treffen verlohren, inmaſſen er ſich weder bey dem Gottes- dienſt, noch auf Land-Taͤgen dorffte ſehen laſſen. Jhr Gewehr war ihr liebſtes Geraͤthe: ſie legten es faſt nicht von ſich, und die jungen Leute freueten ſich auf nichts ſo ſehr, als auf den Tag, da ſie ſollten wehrhafft gemacht werden 15. Es war die groͤſte Betheurung, wenn ſie bey ihren Schwerdtern ſchwuh- ren 16, und es gieng faſt nichts ſolennes unter ihnen vor, dabey nicht Wehr und Waffen waͤren zum Vorſchein gekommen. Die Gallier, und an- dre Nachbarn waren den Teutſchen nicht gewachſen. Aber die Roͤmer, die ſo lange Zeit den Krieg ausgeuͤbet, waren ihnen an Diſciplin, und Ruͤſtung, uͤberlegen. Wel- che Vortheile ſich am meiſten in Belagerungen, und wenn es in oͤffentlichem Felde zum 8 9 Conf. not. praecedens. Von den Teutſchen Pferden fagt ſonſt caesar L. IV. c. 2. Quin etiam iumentis, quibus maxime Gallia delectatur, quaeque impenſo parat pretio, Germani importatis, non utuntur; ſed quae ſunt apud eos nata, praua atque deformia, haec quotidiana exercitatione, ſummi ut ſint laboris, efficiunt. 10 caesar L. IV. c. 2. Neque eorum moribus turpius quidquant, aut inertius ha- betur, quam ephippiis uti. Itaque ad quemuis numerum ephippiatorum equitum, quamuis pauci, adire audent. 11 Ibid. Equeſtribus proeliis ſaepe ex equis deſili- unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema- nere ueſtigio aſſuefaciunt; ad quos ſe celeriter, cum uſus poſcit, recipiunt. 12 caesaar de B. G. L. VII. c. 13. add. A. hirtivs de bello Alexandrino c. 29. 13 tacitvs de M. G. c. 6. Rari gladiis, aut maioribus lanceis utuntur. Haſtas, uel ipſorum uocabulo frameas, gerunt, anguſto & breui ferro; ſed ita acri, & ad uſum habili, ut eadem telo, prout ratio peſcit, uel cominus, uel eminus pugnent. Et eques quidem ſcuto, frameaque contentus eſt. Pe- dites & miſſilia ſpargunt, pluraque ſinguli, atque in immenſum uibrant, nudi aut ſagulo leues. Nulla cultus iactatio. Scuta tantum lectiſſimis coloribus diſtin- guunt. Paucis loricæ, uix uni alteriue caſſis, aut galea. 14 Von den Schwerdtern der Cimbren ſiehe das I. Buch §. XIV. not. 1. 15 tacitvs c. 13. Nihil autem, neque pu- blicae, neque priuatae rei, niſi armati agunt. Sed arma ſumere non ante cuiquam moris, quam ciuitas ſuffecturum probauerit. Tum in ipſo concilio, uel principum aliquis, uel pater, uel propinquus ſcuto fra- 16 8 traduntur. Excipit Filius, non ut caetera maxi- mus natu, ſed prout ferox bello, & melior.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/86>, abgerufen am 21.11.2024.