aber in einem Lande, das Amerika genannt wird. Dort wächst das Tier viel größer und ist auch viel wilder und gefährlicher, als bei euch."
"Du bist es, der sich irrt; denn nur hier in Kurdistan lebt dieses Tier."
"Ich bin noch nie in Kurdistan gewesen und erkenne dieses Fleisch doch bereits am Geruche; also muß ich es auch schon in andern Ländern gegessen haben."
"Was ist es für ein Tier?"
"Es ist Bär. Habe ich recht?"
"Ja wirklich, du kennst es!" rief er erstaunt.
"Ich kenne es noch besser, als du meinst. Ich habe noch nicht in diese Schüssel geblickt und wette dennoch mit dir, daß das Fleisch die Tatze vom Bären ist!"
"Du hast es erraten! Nimm und iß!"
Nun ging es an das Erzählen von Jagdgeschichten. Der Bär ist in Kurdistan allerdings sehr häufig anzu- treffen, aber bei weitem nicht so gefährlich, wie der große graue Petz von Nordamerika. Zu den gedämpften Bären- tatzen gab es ein dickes Mus von gedörrten Birnen und Pflaumen, dem ein gepanzertes Gericht folgte, nämlich gesottene Krebse, zu denen eine Zuspeise gereicht wurde, die mir sehr fremd und kompliziert erschien. Ich erlaubte mir, mich zu erkundigen, und die Frau des Vorstehers gab mir bereitwillig Auskunft:
"Nimm Kürbisse und koche sie zu Brei," meinte sie. "Thue Zucker und Butter dazu, rühre klaren Käse und geschnittenen Knoblauch hinein und füge zerdrückte Maul- beeren und weichgequollene Kerne von Sonnenblumen hinzu. Dann hast du diese Speise, welcher keine andere gleichkommt!"
Ich kostete diese unvergleichliche Mischung von Kürbis und Sonnenblume, Käse und Zucker, Butter, Maulbeeren
aber in einem Lande, das Amerika genannt wird. Dort wächſt das Tier viel größer und iſt auch viel wilder und gefährlicher, als bei euch.“
„Du biſt es, der ſich irrt; denn nur hier in Kurdiſtan lebt dieſes Tier.“
„Ich bin noch nie in Kurdiſtan geweſen und erkenne dieſes Fleiſch doch bereits am Geruche; alſo muß ich es auch ſchon in andern Ländern gegeſſen haben.“
„Was iſt es für ein Tier?“
„Es iſt Bär. Habe ich recht?“
„Ja wirklich, du kennſt es!“ rief er erſtaunt.
„Ich kenne es noch beſſer, als du meinſt. Ich habe noch nicht in dieſe Schüſſel geblickt und wette dennoch mit dir, daß das Fleiſch die Tatze vom Bären iſt!“
„Du haſt es erraten! Nimm und iß!“
Nun ging es an das Erzählen von Jagdgeſchichten. Der Bär iſt in Kurdiſtan allerdings ſehr häufig anzu- treffen, aber bei weitem nicht ſo gefährlich, wie der große graue Petz von Nordamerika. Zu den gedämpften Bären- tatzen gab es ein dickes Mus von gedörrten Birnen und Pflaumen, dem ein gepanzertes Gericht folgte, nämlich geſottene Krebſe, zu denen eine Zuſpeiſe gereicht wurde, die mir ſehr fremd und kompliziert erſchien. Ich erlaubte mir, mich zu erkundigen, und die Frau des Vorſtehers gab mir bereitwillig Auskunft:
„Nimm Kürbiſſe und koche ſie zu Brei,“ meinte ſie. „Thue Zucker und Butter dazu, rühre klaren Käſe und geſchnittenen Knoblauch hinein und füge zerdrückte Maul- beeren und weichgequollene Kerne von Sonnenblumen hinzu. Dann haſt du dieſe Speiſe, welcher keine andere gleichkommt!“
Ich koſtete dieſe unvergleichliche Miſchung von Kürbis und Sonnenblume, Käſe und Zucker, Butter, Maulbeeren
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aber in einem Lande, das Amerika genannt wird. Dort
wächſt das Tier viel größer und iſt auch viel wilder und
gefährlicher, als bei euch.“
„Du biſt es, der ſich irrt; denn nur hier in Kurdiſtan
lebt dieſes Tier.“
„Ich bin noch nie in Kurdiſtan geweſen und erkenne
dieſes Fleiſch doch bereits am Geruche; alſo muß ich es
auch ſchon in andern Ländern gegeſſen haben.“
„Was iſt es für ein Tier?“
„Es iſt Bär. Habe ich recht?“
„Ja wirklich, du kennſt es!“ rief er erſtaunt.
„Ich kenne es noch beſſer, als du meinſt. Ich habe
noch nicht in dieſe Schüſſel geblickt und wette dennoch
mit dir, daß das Fleiſch die Tatze vom Bären iſt!“
„Du haſt es erraten! Nimm und iß!“
Nun ging es an das Erzählen von Jagdgeſchichten.
Der Bär iſt in Kurdiſtan allerdings ſehr häufig anzu-
treffen, aber bei weitem nicht ſo gefährlich, wie der große
graue Petz von Nordamerika. Zu den gedämpften Bären-
tatzen gab es ein dickes Mus von gedörrten Birnen und
Pflaumen, dem ein gepanzertes Gericht folgte, nämlich
geſottene Krebſe, zu denen eine Zuſpeiſe gereicht wurde,
die mir ſehr fremd und kompliziert erſchien. Ich erlaubte
mir, mich zu erkundigen, und die Frau des Vorſtehers
gab mir bereitwillig Auskunft:
„Nimm Kürbiſſe und koche ſie zu Brei,“ meinte ſie.
„Thue Zucker und Butter dazu, rühre klaren Käſe und
geſchnittenen Knoblauch hinein und füge zerdrückte Maul-
beeren und weichgequollene Kerne von Sonnenblumen
hinzu. Dann haſt du dieſe Speiſe, welcher keine andere
gleichkommt!“
Ich koſtete dieſe unvergleichliche Miſchung von Kürbis
und Sonnenblume, Käſe und Zucker, Butter, Maulbeeren
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/139>, abgerufen am 22.12.2024.
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