Die Anwesenden sahen ein, daß ich recht hatte. Auch ohne meine Worte sagte es ihnen die günstige Veränderung, welche mit der Kranken vorgegangen war. Sie ergingen sich in den ehrfurchtsvollsten Dankesbezeigungen, denen ich nur dadurch ein Ende machen konnte, daß ich mich schnell entfernte. Ich hinterließ die Weisung, mich bei einer etwaigen Verschlimmerung gleich holen zu lassen.
Als ich in meiner Wohnung anlangte, traf ich Mer- sinah, welche soeben mit wütender Gebärde und mit einem großen Löffel in der Hand aus der Küche geschossen kam. Hinter ihr flog ein großer, nasser Hader, der so vortreff- lich gezielt war, daß er ihre kleinen, wirren Knackwurst- zöpfe erreichte und sich sehr liebevoll um ihr ehrwürdiges Haupt herumschlang. Zugleich ertönte aus dem Innern des auf solche Weise entweihten Heiligtums die Stimme von Hadschi Halef Omar hervor:
"Warte, alter Drache!" rief er; "du sollst mir noch einmal über meinen guten Kaffee kommen!"
Sie wickelte sich aus der feuchten Umarmung des Hadern heraus und ballte denselben zusammen, jedenfalls um ihn in eine rückgängige Bewegung zu versetzen; da erblickte sie mich.
"O, Emir, wie gut ist es, daß du kommst! Errette mich von diesem wütenden Menschen!"
"Was giebt es denn, o Rose von Amadijah!"
"Er sagte, er hätte in deiner Büchse meinen Kaffee gefunden und in meiner Tüte den deinigen."
"Das ist wohl auch wahr?"
"Wahr? Ich schwöre es dir bei Ayescha, der Mutter aller Heiligen, daß ich deine Büchse nicht angerührt habe!"
"So, du Großmutter aller Lügnerinnen und Spitz- buben!" ertönte es aus der Küche. "Du bist nicht über
Die Anweſenden ſahen ein, daß ich recht hatte. Auch ohne meine Worte ſagte es ihnen die günſtige Veränderung, welche mit der Kranken vorgegangen war. Sie ergingen ſich in den ehrfurchtsvollſten Dankesbezeigungen, denen ich nur dadurch ein Ende machen konnte, daß ich mich ſchnell entfernte. Ich hinterließ die Weiſung, mich bei einer etwaigen Verſchlimmerung gleich holen zu laſſen.
Als ich in meiner Wohnung anlangte, traf ich Mer- ſinah, welche ſoeben mit wütender Gebärde und mit einem großen Löffel in der Hand aus der Küche geſchoſſen kam. Hinter ihr flog ein großer, naſſer Hader, der ſo vortreff- lich gezielt war, daß er ihre kleinen, wirren Knackwurſt- zöpfe erreichte und ſich ſehr liebevoll um ihr ehrwürdiges Haupt herumſchlang. Zugleich ertönte aus dem Innern des auf ſolche Weiſe entweihten Heiligtums die Stimme von Hadſchi Halef Omar hervor:
„Warte, alter Drache!“ rief er; „du ſollſt mir noch einmal über meinen guten Kaffee kommen!“
Sie wickelte ſich aus der feuchten Umarmung des Hadern heraus und ballte denſelben zuſammen, jedenfalls um ihn in eine rückgängige Bewegung zu verſetzen; da erblickte ſie mich.
„O, Emir, wie gut iſt es, daß du kommſt! Errette mich von dieſem wütenden Menſchen!“
„Was giebt es denn, o Roſe von Amadijah!“
„Er ſagte, er hätte in deiner Büchſe meinen Kaffee gefunden und in meiner Tüte den deinigen.“
„Das iſt wohl auch wahr?“
„Wahr? Ich ſchwöre es dir bei Ayeſcha, der Mutter aller Heiligen, daß ich deine Büchſe nicht angerührt habe!“
„So, du Großmutter aller Lügnerinnen und Spitz- buben!“ ertönte es aus der Küche. „Du biſt nicht über
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Die Anweſenden ſahen ein, daß ich recht hatte. Auch
ohne meine Worte ſagte es ihnen die günſtige Veränderung,
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ſich in den ehrfurchtsvollſten Dankesbezeigungen, denen
ich nur dadurch ein Ende machen konnte, daß ich mich
ſchnell entfernte. Ich hinterließ die Weiſung, mich bei
einer etwaigen Verſchlimmerung gleich holen zu laſſen.
Als ich in meiner Wohnung anlangte, traf ich Mer-
ſinah, welche ſoeben mit wütender Gebärde und mit einem
großen Löffel in der Hand aus der Küche geſchoſſen kam.
Hinter ihr flog ein großer, naſſer Hader, der ſo vortreff-
lich gezielt war, daß er ihre kleinen, wirren Knackwurſt-
zöpfe erreichte und ſich ſehr liebevoll um ihr ehrwürdiges
Haupt herumſchlang. Zugleich ertönte aus dem Innern
des auf ſolche Weiſe entweihten Heiligtums die Stimme
von Hadſchi Halef Omar hervor:
„Warte, alter Drache!“ rief er; „du ſollſt mir noch
einmal über meinen guten Kaffee kommen!“
Sie wickelte ſich aus der feuchten Umarmung des
Hadern heraus und ballte denſelben zuſammen, jedenfalls
um ihn in eine rückgängige Bewegung zu verſetzen; da
erblickte ſie mich.
„O, Emir, wie gut iſt es, daß du kommſt! Errette
mich von dieſem wütenden Menſchen!“
„Was giebt es denn, o Roſe von Amadijah!“
„Er ſagte, er hätte in deiner Büchſe meinen Kaffee
gefunden und in meiner Tüte den deinigen.“
„Das iſt wohl auch wahr?“
„Wahr? Ich ſchwöre es dir bei Ayeſcha, der Mutter
aller Heiligen, daß ich deine Büchſe nicht angerührt
habe!“
„So, du Großmutter aller Lügnerinnen und Spitz-
buben!“ ertönte es aus der Küche. „Du biſt nicht über
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/226>, abgerufen am 22.12.2024.
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