wohl wenige Männer hinabzusteigen sich getrauen. Dort- hin schaffen wir einige Fetzen seines alten Gewandes, wel- ches wir zerreißen. Man wird das finden und dann an- nehmen, daß er bei seiner nächtlichen Flucht in die Schlucht gestürzt sei."
"Wo kleidet er sich um?"
"Hier. Und der Bart muß ihm sofort abrasiert werden."
"So soll ich ihn sehen! O, Emir, welche Freude!"
"Ich stelle aber die Bedingung, daß ihr euch still verhaltet."
"Das werden wir ganz sicher. Aber unsere Wirtin wird ihn kommen sehen; denn sie ist stets in der offenen Küche."
"Das wirst du verhindern. Halef wird dich benach- richtigen, wenn Amad kommt. Dann gehst du hinunter und verhinderst die Wirtin, ihn zu bemerken. Das ist nicht schwer, und unterdessen bringt ihn der Diener in deine Stube, welche du verschließest, bis ich heim komme."
Ich hörte jetzt, daß Halef die Pferde herausschaffte, und ging. Draußen fand ich die Thüre des Engländers offen. Er winkte mich hinein und fragte:
"Darf ich reden, Sir?"
"Ja."
"Höre Pferde. Ausreiten? Wohin?"
"Vor die Stadt."
"Well; werde mitreiten!"
"Ich beabsichtige einen Ritt in den Wald. Ihr würdet gezwungen sein, ein wenig mit durch die Büsche zu kriechen."
"Werde kriechen!"
Er war schnell fertig. Sein Pferd wurde auch ge- sattelt, und bald ritten wir zum Thore hinaus, welches nach Asi und Mia führt. Es war so, wie mir der Kurde Dohub erzählt hatte. Der Pfad war so steil, daß wir
wohl wenige Männer hinabzuſteigen ſich getrauen. Dort- hin ſchaffen wir einige Fetzen ſeines alten Gewandes, wel- ches wir zerreißen. Man wird das finden und dann an- nehmen, daß er bei ſeiner nächtlichen Flucht in die Schlucht geſtürzt ſei.“
„Wo kleidet er ſich um?“
„Hier. Und der Bart muß ihm ſofort abraſiert werden.“
„So ſoll ich ihn ſehen! O, Emir, welche Freude!“
„Ich ſtelle aber die Bedingung, daß ihr euch ſtill verhaltet.“
„Das werden wir ganz ſicher. Aber unſere Wirtin wird ihn kommen ſehen; denn ſie iſt ſtets in der offenen Küche.“
„Das wirſt du verhindern. Halef wird dich benach- richtigen, wenn Amad kommt. Dann gehſt du hinunter und verhinderſt die Wirtin, ihn zu bemerken. Das iſt nicht ſchwer, und unterdeſſen bringt ihn der Diener in deine Stube, welche du verſchließeſt, bis ich heim komme.“
Ich hörte jetzt, daß Halef die Pferde herausſchaffte, und ging. Draußen fand ich die Thüre des Engländers offen. Er winkte mich hinein und fragte:
„Darf ich reden, Sir?“
„Ja.“
„Höre Pferde. Ausreiten? Wohin?“
„Vor die Stadt.“
„Well; werde mitreiten!“
„Ich beabſichtige einen Ritt in den Wald. Ihr würdet gezwungen ſein, ein wenig mit durch die Büſche zu kriechen.“
„Werde kriechen!“
Er war ſchnell fertig. Sein Pferd wurde auch ge- ſattelt, und bald ritten wir zum Thore hinaus, welches nach Aſi und Mia führt. Es war ſo, wie mir der Kurde Dohub erzählt hatte. Der Pfad war ſo ſteil, daß wir
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[264/0278]
wohl wenige Männer hinabzuſteigen ſich getrauen. Dort-
hin ſchaffen wir einige Fetzen ſeines alten Gewandes, wel-
ches wir zerreißen. Man wird das finden und dann an-
nehmen, daß er bei ſeiner nächtlichen Flucht in die Schlucht
geſtürzt ſei.“
„Wo kleidet er ſich um?“
„Hier. Und der Bart muß ihm ſofort abraſiert werden.“
„So ſoll ich ihn ſehen! O, Emir, welche Freude!“
„Ich ſtelle aber die Bedingung, daß ihr euch ſtill
verhaltet.“
„Das werden wir ganz ſicher. Aber unſere Wirtin
wird ihn kommen ſehen; denn ſie iſt ſtets in der offenen
Küche.“
„Das wirſt du verhindern. Halef wird dich benach-
richtigen, wenn Amad kommt. Dann gehſt du hinunter
und verhinderſt die Wirtin, ihn zu bemerken. Das iſt
nicht ſchwer, und unterdeſſen bringt ihn der Diener in
deine Stube, welche du verſchließeſt, bis ich heim komme.“
Ich hörte jetzt, daß Halef die Pferde herausſchaffte,
und ging. Draußen fand ich die Thüre des Engländers
offen. Er winkte mich hinein und fragte:
„Darf ich reden, Sir?“
„Ja.“
„Höre Pferde. Ausreiten? Wohin?“
„Vor die Stadt.“
„Well; werde mitreiten!“
„Ich beabſichtige einen Ritt in den Wald. Ihr würdet
gezwungen ſein, ein wenig mit durch die Büſche zu kriechen.“
„Werde kriechen!“
Er war ſchnell fertig. Sein Pferd wurde auch ge-
ſattelt, und bald ritten wir zum Thore hinaus, welches
nach Aſi und Mia führt. Es war ſo, wie mir der Kurde
Dohub erzählt hatte. Der Pfad war ſo ſteil, daß wir
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/278>, abgerufen am 23.12.2024.
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