that dies, aber sehr langsam und ungern, wie ich be- merken mußte.
"Dein Gefangener? Was fällt dir ein? Sallam!"
Ich wandte mich wieder nach der Thüre.
"Haltet ihn!" gebot er.
Die beiden Lieutenants ergriffen mich, einer hüben und der andere drüben. Ich blieb stehen und lachte erst dem rechten und dann dem linken in das Angesicht; dann flogen sie, einer hinter dem andern, über den Raum hin- weg und stürzten vor dem Mutesselim zur Erde.
"Da hast du sie, Mutesselim. Hebe sie auf! Ich sage dir, daß ich gehen werde, wenn es mir beliebt, und keiner deiner Arnauten soll mich halten! Aber ich werde bleiben, denn ich habe noch mit dir zu sprechen. Dies thue ich aber nur, um dir zu beweisen, daß kein Nemtsche einen Türken fürchtet. Frage also weiter, was du zu fragen hast!"
Dem guten Manne war ein solcher Widerstand gar niemals vorgekommen; er war gewohnt, daß ein jeder sich tief vor ihm beugen müsse, und schien jetzt gar nicht so recht zu wissen, was er thun solle.
"Ich sagte," begann er endlich wieder, "daß du kein Freund des Mutessarif seist."
"Du hast doch seinen Brief gelesen."
"Und du hast gegen ihn gekämpft!"
"Wo?"
"In Scheik Adi!"
"Beweise es!"
"Ich haben einen Zeugen."
"Laß ihn kommen!"
"Ich werde dir diesen Wunsch erfüllen."
Auf einen Wink des Mutesselim verließ der Agha das Zimmer.
that dies, aber ſehr langſam und ungern, wie ich be- merken mußte.
„Dein Gefangener? Was fällt dir ein? Sallam!“
Ich wandte mich wieder nach der Thüre.
„Haltet ihn!“ gebot er.
Die beiden Lieutenants ergriffen mich, einer hüben und der andere drüben. Ich blieb ſtehen und lachte erſt dem rechten und dann dem linken in das Angeſicht; dann flogen ſie, einer hinter dem andern, über den Raum hin- weg und ſtürzten vor dem Muteſſelim zur Erde.
„Da haſt du ſie, Muteſſelim. Hebe ſie auf! Ich ſage dir, daß ich gehen werde, wenn es mir beliebt, und keiner deiner Arnauten ſoll mich halten! Aber ich werde bleiben, denn ich habe noch mit dir zu ſprechen. Dies thue ich aber nur, um dir zu beweiſen, daß kein Nemtſche einen Türken fürchtet. Frage alſo weiter, was du zu fragen haſt!“
Dem guten Manne war ein ſolcher Widerſtand gar niemals vorgekommen; er war gewohnt, daß ein jeder ſich tief vor ihm beugen müſſe, und ſchien jetzt gar nicht ſo recht zu wiſſen, was er thun ſolle.
„Ich ſagte,“ begann er endlich wieder, „daß du kein Freund des Muteſſarif ſeiſt.“
„Du haſt doch ſeinen Brief geleſen.“
„Und du haſt gegen ihn gekämpft!“
„Wo?“
„In Scheik Adi!“
„Beweiſe es!“
„Ich haben einen Zeugen.“
„Laß ihn kommen!“
„Ich werde dir dieſen Wunſch erfüllen.“
Auf einen Wink des Muteſſelim verließ der Agha das Zimmer.
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that dies, aber ſehr langſam und ungern, wie ich be-
merken mußte.
„Dein Gefangener? Was fällt dir ein? Sallam!“
Ich wandte mich wieder nach der Thüre.
„Haltet ihn!“ gebot er.
Die beiden Lieutenants ergriffen mich, einer hüben
und der andere drüben. Ich blieb ſtehen und lachte erſt
dem rechten und dann dem linken in das Angeſicht; dann
flogen ſie, einer hinter dem andern, über den Raum hin-
weg und ſtürzten vor dem Muteſſelim zur Erde.
„Da haſt du ſie, Muteſſelim. Hebe ſie auf! Ich ſage
dir, daß ich gehen werde, wenn es mir beliebt, und keiner
deiner Arnauten ſoll mich halten! Aber ich werde bleiben,
denn ich habe noch mit dir zu ſprechen. Dies thue ich
aber nur, um dir zu beweiſen, daß kein Nemtſche einen
Türken fürchtet. Frage alſo weiter, was du zu fragen
haſt!“
Dem guten Manne war ein ſolcher Widerſtand gar
niemals vorgekommen; er war gewohnt, daß ein jeder ſich
tief vor ihm beugen müſſe, und ſchien jetzt gar nicht ſo
recht zu wiſſen, was er thun ſolle.
„Ich ſagte,“ begann er endlich wieder, „daß du kein
Freund des Muteſſarif ſeiſt.“
„Du haſt doch ſeinen Brief geleſen.“
„Und du haſt gegen ihn gekämpft!“
„Wo?“
„In Scheik Adi!“
„Beweiſe es!“
„Ich haben einen Zeugen.“
„Laß ihn kommen!“
„Ich werde dir dieſen Wunſch erfüllen.“
Auf einen Wink des Muteſſelim verließ der Agha
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/293>, abgerufen am 23.12.2024.
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