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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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Werkzeug Gottes und der heiligen Jungfrau gewesen, mir
ein Leben zu erhalten, welches mir teurer ist, als alles
auf Erden. Reichtümer darf ich dir nicht bieten, denn du
bist ein großer Emir, der da alles hat, was er braucht;
aber sage mir, wie ich dir danken soll, Effendi!"

"Danke Gott anstatt mir, dann kommt dein Dank
an die rechte Stelle; denn er ist es gewesen, der dein
Enkelkind gerettet hat!"

"Ich werde es thun und auch für dich beten, Herr,
und das Gebet eines Weibes, welches bereits nicht mehr
der Erde angehört, wird Gott erhören. Wie lange bleibst
du in Amadijah?"

"Nicht lange mehr."

"Und wohin gehest du?"

"Das soll niemand wissen, denn es wird vielleicht
Gründe geben, es zu verschweigen. Euch aber kann ich
sagen, daß ich nach Sonnenaufgang reiten werde."

"So gehest du nach derselben Gegend, nach welcher
auch ich abreise, Herr. Mein Tier wartet meiner bereits
vor dem Hause. Vielleicht sehen wir uns niemals wieder;
dann nimm den Segen einer alten Frau, die dir nichts
weiter geben darf, aber auch nichts Besseres geben kann!
Aber ein Geheimnis will ich dir verraten, denn es kann
dir vielleicht von Nutzen sein. Ueber den Osten von hier
brechen böse Tage herein, und es ist möglich, daß du einen
dieser Tage erlebst. Kommst du in Not und Gefahr an
einer Stelle, welche zwischen Aschiehtah und Gunduktha,
dem letzten Orte von Tkhoma, liegt, und es kann dir
niemand helfen, so sage dem ersten, der dir begegnet,
daß dich der Ruh 'i kulyan *) beschützen wird. Hört
er dich nicht, so sage es weiter, bis du einen findest, der
dir Auskunft giebt."

*) Kurdisch: Geist der Höhle.

Werkzeug Gottes und der heiligen Jungfrau geweſen, mir
ein Leben zu erhalten, welches mir teurer iſt, als alles
auf Erden. Reichtümer darf ich dir nicht bieten, denn du
biſt ein großer Emir, der da alles hat, was er braucht;
aber ſage mir, wie ich dir danken ſoll, Effendi!“

„Danke Gott anſtatt mir, dann kommt dein Dank
an die rechte Stelle; denn er iſt es geweſen, der dein
Enkelkind gerettet hat!“

„Ich werde es thun und auch für dich beten, Herr,
und das Gebet eines Weibes, welches bereits nicht mehr
der Erde angehört, wird Gott erhören. Wie lange bleibſt
du in Amadijah?“

„Nicht lange mehr.“

„Und wohin geheſt du?“

„Das ſoll niemand wiſſen, denn es wird vielleicht
Gründe geben, es zu verſchweigen. Euch aber kann ich
ſagen, daß ich nach Sonnenaufgang reiten werde.“

„So geheſt du nach derſelben Gegend, nach welcher
auch ich abreiſe, Herr. Mein Tier wartet meiner bereits
vor dem Hauſe. Vielleicht ſehen wir uns niemals wieder;
dann nimm den Segen einer alten Frau, die dir nichts
weiter geben darf, aber auch nichts Beſſeres geben kann!
Aber ein Geheimnis will ich dir verraten, denn es kann
dir vielleicht von Nutzen ſein. Ueber den Oſten von hier
brechen böſe Tage herein, und es iſt möglich, daß du einen
dieſer Tage erlebſt. Kommſt du in Not und Gefahr an
einer Stelle, welche zwiſchen Aſchiehtah und Gunduktha,
dem letzten Orte von Tkhoma, liegt, und es kann dir
niemand helfen, ſo ſage dem erſten, der dir begegnet,
daß dich der Ruh 'i kulyan *) beſchützen wird. Hört
er dich nicht, ſo ſage es weiter, bis du einen findeſt, der
dir Auskunft giebt.“

*) Kurdiſch: Geiſt der Höhle.
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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/344>, abgerufen am 23.12.2024.