"Ich verschmähte das Gericht, weil ich nicht gewohnt bin, Schnecken mit Knoblauch zu essen."
"O, Emir, ich werde dir etwas anderes bringen. In einer Stunde ist es Nacht; ich eile, und dann komme ich wieder, um dir von allem zu bringen, was wir haben!"
Sie erhob sich eilig, und ich bat:
"Erkundige dich auch, was eure Männer thun!"
Sie ging, und es war dies just zur rechten Zeit ge- schehen; denn noch waren kaum zehn Minuten vergangen, so trat Madana, welche das Mädchen begleitet hatte, in höchster Eile herein.
"Ich muß dich fesseln!" rief sie. "Mein Mann kommt, gesandt von Nedschir-Bey. Er darf nicht wissen, daß wir miteinander gesprochen haben. Verrate mich nicht!"
Sie band mir die Arme wieder empor und hockte sich dann neben dem Eingang nieder. Ihr altes, runzeliges Gesicht nahm dabei einen unnahbaren, feindseligen Aus- druck an.
Bereits nach wenigen Sekunden erscholl der Hufschlag eines Pferdes. Ein Reiter hielt vor der Hütte an, stieg ab und trat herein. Es war ein alter, hagerer Kerl, welcher jedenfalls nicht seinem Innern, wohl aber ganz gut seinem Aeußern nach zu meiner braven "Petersilie" paßte. Er trat ohne Gruß zu mir und untersuchte meine Fesseln; als er diese in Ordnung fand, wandte er sich barsch an sein Weib:
"Gehe hinaus und horche nicht!"
Sie verließ lautlos die Hütte, und er kauerte sich mir gegenüber auf dem Boden nieder. Ich war wirklich neugierig, was mir dieser Petersilius zu sagen habe, dessen Kleidern der bereits beschriebene Duft seiner Madana im Superlativ entströmte.
Ich antwortete ausweichend:
„Ich verſchmähte das Gericht, weil ich nicht gewohnt bin, Schnecken mit Knoblauch zu eſſen.“
„O, Emir, ich werde dir etwas anderes bringen. In einer Stunde iſt es Nacht; ich eile, und dann komme ich wieder, um dir von allem zu bringen, was wir haben!“
Sie erhob ſich eilig, und ich bat:
„Erkundige dich auch, was eure Männer thun!“
Sie ging, und es war dies juſt zur rechten Zeit ge- ſchehen; denn noch waren kaum zehn Minuten vergangen, ſo trat Madana, welche das Mädchen begleitet hatte, in höchſter Eile herein.
„Ich muß dich feſſeln!“ rief ſie. „Mein Mann kommt, geſandt von Nedſchir-Bey. Er darf nicht wiſſen, daß wir miteinander geſprochen haben. Verrate mich nicht!“
Sie band mir die Arme wieder empor und hockte ſich dann neben dem Eingang nieder. Ihr altes, runzeliges Geſicht nahm dabei einen unnahbaren, feindſeligen Aus- druck an.
Bereits nach wenigen Sekunden erſcholl der Hufſchlag eines Pferdes. Ein Reiter hielt vor der Hütte an, ſtieg ab und trat herein. Es war ein alter, hagerer Kerl, welcher jedenfalls nicht ſeinem Innern, wohl aber ganz gut ſeinem Aeußern nach zu meiner braven „Peterſilie“ paßte. Er trat ohne Gruß zu mir und unterſuchte meine Feſſeln; als er dieſe in Ordnung fand, wandte er ſich barſch an ſein Weib:
„Gehe hinaus und horche nicht!“
Sie verließ lautlos die Hütte, und er kauerte ſich mir gegenüber auf dem Boden nieder. Ich war wirklich neugierig, was mir dieſer Peterſilius zu ſagen habe, deſſen Kleidern der bereits beſchriebene Duft ſeiner Madana im Superlativ entſtrömte.
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[572/0586]
Ich antwortete ausweichend:
„Ich verſchmähte das Gericht, weil ich nicht gewohnt
bin, Schnecken mit Knoblauch zu eſſen.“
„O, Emir, ich werde dir etwas anderes bringen. In
einer Stunde iſt es Nacht; ich eile, und dann komme ich
wieder, um dir von allem zu bringen, was wir haben!“
Sie erhob ſich eilig, und ich bat:
„Erkundige dich auch, was eure Männer thun!“
Sie ging, und es war dies juſt zur rechten Zeit ge-
ſchehen; denn noch waren kaum zehn Minuten vergangen,
ſo trat Madana, welche das Mädchen begleitet hatte, in
höchſter Eile herein.
„Ich muß dich feſſeln!“ rief ſie. „Mein Mann
kommt, geſandt von Nedſchir-Bey. Er darf nicht wiſſen,
daß wir miteinander geſprochen haben. Verrate mich nicht!“
Sie band mir die Arme wieder empor und hockte
ſich dann neben dem Eingang nieder. Ihr altes, runzeliges
Geſicht nahm dabei einen unnahbaren, feindſeligen Aus-
druck an.
Bereits nach wenigen Sekunden erſcholl der Hufſchlag
eines Pferdes. Ein Reiter hielt vor der Hütte an, ſtieg
ab und trat herein. Es war ein alter, hagerer Kerl,
welcher jedenfalls nicht ſeinem Innern, wohl aber ganz
gut ſeinem Aeußern nach zu meiner braven „Peterſilie“
paßte. Er trat ohne Gruß zu mir und unterſuchte meine
Feſſeln; als er dieſe in Ordnung fand, wandte er ſich
barſch an ſein Weib:
„Gehe hinaus und horche nicht!“
Sie verließ lautlos die Hütte, und er kauerte ſich
mir gegenüber auf dem Boden nieder. Ich war wirklich
neugierig, was mir dieſer Peterſilius zu ſagen habe, deſſen
Kleidern der bereits beſchriebene Duft ſeiner Madana im
Superlativ entſtrömte.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/586>, abgerufen am 23.12.2024.
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