um nicht gesehen zu werden. Der Reiter kam eilig näher und an mir vorüber -- es war der Rais. Schon war er vorüber, da rief ich ihn an:
"Nedschir-Bey!"
Er hielt sein Pferd an.
Ich machte Dojan von der Leine frei, um ihn in seinen Bewegungen nicht zu hindern, falls mir sein Bei- stand nötig würde, und trat dann zu dem Rais.
"Wer bist du?" fragte er.
"Dein Gefangener," antwortete ich, sein Pferd beim Maule fassend.
Er beugte sich vor und sah mir in das Gesicht. Dann griff er nach mir; ich aber war schneller und packte seine Faust.
"Nedschir-Bey, höre in Ruhe, was ich dir zu sagen habe. Der Ruh 'i kulyan sendet mich: du sollst sofort zur Höhle kommen."
"Lügner! Wer hat dich befreit?"
"Wirst du dem Rufe des Geistes folgen oder nicht?"
"Hund, ich töte dich!"
Er langte mit seiner freien Hand nach dem Gürtel, zu gleicher Zeit aber gab ich ihm aus allen Kräften einen plötzlichen Ruck; er wurde bügellos und flog in einem weiten Bogen vom Pferde herab.
"Dojan, faß!"
Der Hund warf sich auf ihn, während ich mir Mühe geben mußte, das Pferd zu beruhigen. Als mir dies gelungen war, sah ich den Rais bewegungslos am Boden liegen; Dojan stand über ihm und hatte zwischen seinem aufgesperrten Gebiß den Hals des Mannes.
"Nedschir-Bey, die kleinste Bewegung oder das leiseste Wort kostet dir das Leben; dieser Hund ist schlimmer als ein Panther. Ich werde dich binden und dich mit nach
um nicht geſehen zu werden. Der Reiter kam eilig näher und an mir vorüber — es war der Raïs. Schon war er vorüber, da rief ich ihn an:
„Nedſchir-Bey!“
Er hielt ſein Pferd an.
Ich machte Dojan von der Leine frei, um ihn in ſeinen Bewegungen nicht zu hindern, falls mir ſein Bei- ſtand nötig würde, und trat dann zu dem Raïs.
„Wer biſt du?“ fragte er.
„Dein Gefangener,“ antwortete ich, ſein Pferd beim Maule faſſend.
Er beugte ſich vor und ſah mir in das Geſicht. Dann griff er nach mir; ich aber war ſchneller und packte ſeine Fauſt.
„Nedſchir-Bey, höre in Ruhe, was ich dir zu ſagen habe. Der Ruh 'i kulyan ſendet mich: du ſollſt ſofort zur Höhle kommen.“
„Lügner! Wer hat dich befreit?“
„Wirſt du dem Rufe des Geiſtes folgen oder nicht?“
„Hund, ich töte dich!“
Er langte mit ſeiner freien Hand nach dem Gürtel, zu gleicher Zeit aber gab ich ihm aus allen Kräften einen plötzlichen Ruck; er wurde bügellos und flog in einem weiten Bogen vom Pferde herab.
„Dojan, faß!“
Der Hund warf ſich auf ihn, während ich mir Mühe geben mußte, das Pferd zu beruhigen. Als mir dies gelungen war, ſah ich den Raïs bewegungslos am Boden liegen; Dojan ſtand über ihm und hatte zwiſchen ſeinem aufgeſperrten Gebiß den Hals des Mannes.
„Nedſchir-Bey, die kleinſte Bewegung oder das leiſeſte Wort koſtet dir das Leben; dieſer Hund iſt ſchlimmer als ein Panther. Ich werde dich binden und dich mit nach
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um nicht geſehen zu werden. Der Reiter kam eilig näher
und an mir vorüber — es war der Raïs. Schon war
er vorüber, da rief ich ihn an:
„Nedſchir-Bey!“
Er hielt ſein Pferd an.
Ich machte Dojan von der Leine frei, um ihn in
ſeinen Bewegungen nicht zu hindern, falls mir ſein Bei-
ſtand nötig würde, und trat dann zu dem Raïs.
„Wer biſt du?“ fragte er.
„Dein Gefangener,“ antwortete ich, ſein Pferd beim
Maule faſſend.
Er beugte ſich vor und ſah mir in das Geſicht. Dann
griff er nach mir; ich aber war ſchneller und packte ſeine
Fauſt.
„Nedſchir-Bey, höre in Ruhe, was ich dir zu ſagen
habe. Der Ruh 'i kulyan ſendet mich: du ſollſt ſofort
zur Höhle kommen.“
„Lügner! Wer hat dich befreit?“
„Wirſt du dem Rufe des Geiſtes folgen oder nicht?“
„Hund, ich töte dich!“
Er langte mit ſeiner freien Hand nach dem Gürtel,
zu gleicher Zeit aber gab ich ihm aus allen Kräften einen
plötzlichen Ruck; er wurde bügellos und flog in einem
weiten Bogen vom Pferde herab.
„Dojan, faß!“
Der Hund warf ſich auf ihn, während ich mir Mühe
geben mußte, das Pferd zu beruhigen. Als mir dies
gelungen war, ſah ich den Raïs bewegungslos am Boden
liegen; Dojan ſtand über ihm und hatte zwiſchen ſeinem
aufgeſperrten Gebiß den Hals des Mannes.
„Nedſchir-Bey, die kleinſte Bewegung oder das leiſeſte
Wort koſtet dir das Leben; dieſer Hund iſt ſchlimmer als
ein Panther. Ich werde dich binden und dich mit nach
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/613>, abgerufen am 23.12.2024.
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