der Teufelsanbeter ihn bewillkommnen werde. Dieser aber nahm weder von ihm Notiz, noch beantwortete er den Gruß des Oberstlieutenants. Er deutete nur auf den Teppich und meinte:
"Kaimakam, komar-sen -- du darfst dich setzen!"
Der Angeredete nahm in würdevoller Weise Platz, und der Makredsch ließ sich an seiner Seite nieder.
"Du hast uns gebeten, zu dir zu kommen," begann der Offizier. "Warum bist du nicht zu uns gekommen?"
"Du irrst!" antwortete Ali Bey sehr ernst. "Ich habe dich nicht gebeten, sondern ich habe dir nur kund gethan, daß ich die Osmanly niederkartätschen lassen werde, wenn du nicht kommst. Ist das eine Bitte? Du fragst ferner, warum ich nicht zu dir gekommen bin. Wenn ich von Scheik Adi nach Mossul komme, werde ich dich aufsuchen und nicht verlangen, daß du dich zu mir be- mühest; du bist von Mossul nach Scheik Adi gekommen und wirst die Gesetze der Höflichkeit kennen, welche dir gebieten, dich zu mir zu bemühen. Deine Frage ver- anlaßt mich übrigens, dir gleich die Stellung klar zu machen, von welcher aus wir gegenseitig zu einander sprechen werden. Du bist ein Diener, ein Beamter des Großherrn und des Mutessarif, ein Offizier, der im günstigen Falle ein Regiment kommandiert; ich aber bin ein freier Fürst der Kurden und Oberfeldherr aller meiner Krieger. Glaube darum nicht, daß dein Rang höher sei, als der meinige --"
"Ich bin nicht ein Diener des -- -- --"
"Schweige! Ich bin gewohnt, daß man mich hört und mich ausreden läßt; merke dir das, Kaimakam! Du bist ohne alles Recht und ohne vorherige Ankündigung in mein Gebiet eingebrochen, wie ein Dieb, wie ein Räuber mit bewaffneter Hand. Einen Räuber fange und töte ich, ganz wie es mir gefällt; da du aber ein Diener des Groß-
der Teufelsanbeter ihn bewillkommnen werde. Dieſer aber nahm weder von ihm Notiz, noch beantwortete er den Gruß des Oberſtlieutenants. Er deutete nur auf den Teppich und meinte:
„Kaimakam, komar-ſen — du darfſt dich ſetzen!“
Der Angeredete nahm in würdevoller Weiſe Platz, und der Makredſch ließ ſich an ſeiner Seite nieder.
„Du haſt uns gebeten, zu dir zu kommen,“ begann der Offizier. „Warum biſt du nicht zu uns gekommen?“
„Du irrſt!“ antwortete Ali Bey ſehr ernſt. „Ich habe dich nicht gebeten, ſondern ich habe dir nur kund gethan, daß ich die Osmanly niederkartätſchen laſſen werde, wenn du nicht kommſt. Iſt das eine Bitte? Du fragſt ferner, warum ich nicht zu dir gekommen bin. Wenn ich von Scheik Adi nach Moſſul komme, werde ich dich aufſuchen und nicht verlangen, daß du dich zu mir be- müheſt; du biſt von Moſſul nach Scheik Adi gekommen und wirſt die Geſetze der Höflichkeit kennen, welche dir gebieten, dich zu mir zu bemühen. Deine Frage ver- anlaßt mich übrigens, dir gleich die Stellung klar zu machen, von welcher aus wir gegenſeitig zu einander ſprechen werden. Du biſt ein Diener, ein Beamter des Großherrn und des Muteſſarif, ein Offizier, der im günſtigen Falle ein Regiment kommandiert; ich aber bin ein freier Fürſt der Kurden und Oberfeldherr aller meiner Krieger. Glaube darum nicht, daß dein Rang höher ſei, als der meinige —“
„Ich bin nicht ein Diener des — — —“
„Schweige! Ich bin gewohnt, daß man mich hört und mich ausreden läßt; merke dir das, Kaimakam! Du biſt ohne alles Recht und ohne vorherige Ankündigung in mein Gebiet eingebrochen, wie ein Dieb, wie ein Räuber mit bewaffneter Hand. Einen Räuber fange und töte ich, ganz wie es mir gefällt; da du aber ein Diener des Groß-
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der Teufelsanbeter ihn bewillkommnen werde. Dieſer aber
nahm weder von ihm Notiz, noch beantwortete er den
Gruß des Oberſtlieutenants. Er deutete nur auf den
Teppich und meinte:
„Kaimakam, komar-ſen — du darfſt dich ſetzen!“
Der Angeredete nahm in würdevoller Weiſe Platz,
und der Makredſch ließ ſich an ſeiner Seite nieder.
„Du haſt uns gebeten, zu dir zu kommen,“ begann
der Offizier. „Warum biſt du nicht zu uns gekommen?“
„Du irrſt!“ antwortete Ali Bey ſehr ernſt. „Ich
habe dich nicht gebeten, ſondern ich habe dir nur kund
gethan, daß ich die Osmanly niederkartätſchen laſſen
werde, wenn du nicht kommſt. Iſt das eine Bitte? Du
fragſt ferner, warum ich nicht zu dir gekommen bin. Wenn
ich von Scheik Adi nach Moſſul komme, werde ich dich
aufſuchen und nicht verlangen, daß du dich zu mir be-
müheſt; du biſt von Moſſul nach Scheik Adi gekommen
und wirſt die Geſetze der Höflichkeit kennen, welche dir
gebieten, dich zu mir zu bemühen. Deine Frage ver-
anlaßt mich übrigens, dir gleich die Stellung klar zu
machen, von welcher aus wir gegenſeitig zu einander ſprechen
werden. Du biſt ein Diener, ein Beamter des Großherrn
und des Muteſſarif, ein Offizier, der im günſtigen Falle
ein Regiment kommandiert; ich aber bin ein freier Fürſt
der Kurden und Oberfeldherr aller meiner Krieger. Glaube
darum nicht, daß dein Rang höher ſei, als der meinige —“
„Ich bin nicht ein Diener des — — —“
„Schweige! Ich bin gewohnt, daß man mich hört
und mich ausreden läßt; merke dir das, Kaimakam! Du
biſt ohne alles Recht und ohne vorherige Ankündigung
in mein Gebiet eingebrochen, wie ein Dieb, wie ein Räuber
mit bewaffneter Hand. Einen Räuber fange und töte ich,
ganz wie es mir gefällt; da du aber ein Diener des Groß-
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/83>, abgerufen am 22.12.2024.
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