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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Folgerungen.
dings von erheblicher praktischer Wichtigkeit sein, in sofern es gelin-
gen mag, in vielen Fällen nach der Drechsler'schen Anweisung zu
wirthschaften32), ohne auf große Schwierigkeiten zu stoßen, während
die ältere Methode, wenigstens sobald man klar definirbare ein-
fache Vegetationsbedingungen jenen complexen und auf empirischem
Wege gefundenen substituirt, sofort den grellen Widerspruch zwischen
der theoretischen Forderung und der praktischen Ausführbarkeit zeigt.
Aber auch Drechsler ist in seinen Untersuchungen über die Ersatz-
lehre niemals auf den Gedanken gekommen33), daß dieselbe auch in
jener weiteren Form einen groben Jrrthum in sich einschließen, daß
es wirthschaftliche Gesetze geben könne, die den Grad der Sättigung
eines Ackers mit Nährstoffkapital stets abzuändern bestrebt sind.



III. Folgerungen.

Wir sind nun auf Grund der vorhergehenden Untersuchung noch
im Stande, einige weitere Betrachtungen anzustellen.

Man hat vielfach Gelegenheit genommen, wegen der unvoll-
ständigen Ausnutzung menschlicher Düngestoffe viele unserer städti-
schen Latrinensysteme als verderblich zu bezeichnen und uns eine
Düngerwirthschaft nach chinesischem und japanesischem Muster anzu-
empfehlen1). Bei Ventilation der Fragen, ob Kanalisation oder

32) Allerdings vermag die Angabe Drechslers, daß er im letzten
Jahre seiner praktischen Thätigkeit seine neue Methode der Regulirung
der Düngung schon als Richtschnur für die Nährstoffzufuhr benutzt habe,
wenig dafür zu beweisen, daß die Anwendung seiner Methode nicht auch
in jenem besonderen Fall auf praktische Schwierigkeiten stoßen könne.
33) Wenigstens ist es mir nicht geglückt, die von Au und mir ver-
tretenen Grundsätze in Drechsler's Werk aufzufinden.
1) Liebig a. a. O. Th. I. p. 259 u. ff., u. Dr. H. Maron.
Annal. d. pr. Landw. Januar 1862.

Folgerungen.
dings von erheblicher praktiſcher Wichtigkeit ſein, in ſofern es gelin-
gen mag, in vielen Fällen nach der Drechsler’ſchen Anweiſung zu
wirthſchaften32), ohne auf große Schwierigkeiten zu ſtoßen, während
die ältere Methode, wenigſtens ſobald man klar definirbare ein-
fache Vegetationsbedingungen jenen complexen und auf empiriſchem
Wege gefundenen ſubſtituirt, ſofort den grellen Widerſpruch zwiſchen
der theoretiſchen Forderung und der praktiſchen Ausführbarkeit zeigt.
Aber auch Drechsler iſt in ſeinen Unterſuchungen über die Erſatz-
lehre niemals auf den Gedanken gekommen33), daß dieſelbe auch in
jener weiteren Form einen groben Jrrthum in ſich einſchließen, daß
es wirthſchaftliche Geſetze geben könne, die den Grad der Sättigung
eines Ackers mit Nährſtoffkapital ſtets abzuändern beſtrebt ſind.



III. Folgerungen.

Wir ſind nun auf Grund der vorhergehenden Unterſuchung noch
im Stande, einige weitere Betrachtungen anzuſtellen.

Man hat vielfach Gelegenheit genommen, wegen der unvoll-
ſtändigen Ausnutzung menſchlicher Düngeſtoffe viele unſerer ſtädti-
ſchen Latrinenſyſteme als verderblich zu bezeichnen und uns eine
Düngerwirthſchaft nach chineſiſchem und japaneſiſchem Muſter anzu-
empfehlen1). Bei Ventilation der Fragen, ob Kanaliſation oder

32) Allerdings vermag die Angabe Drechslers, daß er im letzten
Jahre ſeiner praktiſchen Thätigkeit ſeine neue Methode der Regulirung
der Düngung ſchon als Richtſchnur für die Nährſtoffzufuhr benutzt habe,
wenig dafür zu beweiſen, daß die Anwendung ſeiner Methode nicht auch
in jenem beſonderen Fall auf praktiſche Schwierigkeiten ſtoßen könne.
33) Wenigſtens iſt es mir nicht geglückt, die von Au und mir ver-
tretenen Grundſätze in Drechsler’s Werk aufzufinden.
1) Liebig a. a. O. Th. I. p. 259 u. ff., u. Dr. H. Maron.
Annal. d. pr. Landw. Januar 1862.
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[63/0073] Folgerungen. dings von erheblicher praktiſcher Wichtigkeit ſein, in ſofern es gelin- gen mag, in vielen Fällen nach der Drechsler’ſchen Anweiſung zu wirthſchaften 32), ohne auf große Schwierigkeiten zu ſtoßen, während die ältere Methode, wenigſtens ſobald man klar definirbare ein- fache Vegetationsbedingungen jenen complexen und auf empiriſchem Wege gefundenen ſubſtituirt, ſofort den grellen Widerſpruch zwiſchen der theoretiſchen Forderung und der praktiſchen Ausführbarkeit zeigt. Aber auch Drechsler iſt in ſeinen Unterſuchungen über die Erſatz- lehre niemals auf den Gedanken gekommen 33), daß dieſelbe auch in jener weiteren Form einen groben Jrrthum in ſich einſchließen, daß es wirthſchaftliche Geſetze geben könne, die den Grad der Sättigung eines Ackers mit Nährſtoffkapital ſtets abzuändern beſtrebt ſind. III. Folgerungen. Wir ſind nun auf Grund der vorhergehenden Unterſuchung noch im Stande, einige weitere Betrachtungen anzuſtellen. Man hat vielfach Gelegenheit genommen, wegen der unvoll- ſtändigen Ausnutzung menſchlicher Düngeſtoffe viele unſerer ſtädti- ſchen Latrinenſyſteme als verderblich zu bezeichnen und uns eine Düngerwirthſchaft nach chineſiſchem und japaneſiſchem Muſter anzu- empfehlen 1). Bei Ventilation der Fragen, ob Kanaliſation oder 32) Allerdings vermag die Angabe Drechslers, daß er im letzten Jahre ſeiner praktiſchen Thätigkeit ſeine neue Methode der Regulirung der Düngung ſchon als Richtſchnur für die Nährſtoffzufuhr benutzt habe, wenig dafür zu beweiſen, daß die Anwendung ſeiner Methode nicht auch in jenem beſonderen Fall auf praktiſche Schwierigkeiten ſtoßen könne. 33) Wenigſtens iſt es mir nicht geglückt, die von Au und mir ver- tretenen Grundſätze in Drechsler’s Werk aufzufinden. 1) Liebig a. a. O. Th. I. p. 259 u. ff., u. Dr. H. Maron. Annal. d. pr. Landw. Januar 1862.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/73>, abgerufen am 21.11.2024.