Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.Das Düngerkapital und der Raubbau. Berechnung des Wiederersatzes, soweit brauchbare Analysen vorla-gen, thatsächlich möglich; aber nun ergab sich, daß die Anwendung des statischen Gesetzes in der Praxis zu einer sehr unrentablen Wirth- schaft führte -- eine Thatsache, die vorher, bei der mehr oder we- niger willkürlichen Wahl der statischen Zahlen, verborgen bleiben mußte. Drechsler berichtet selbst in dem Vorwort seiner Schrift, daß nach seiner Erfahrung als praktischer Landwirth "die erfah- rungsmäßige richtige Düngung durchaus nicht übereinstimmt mit der nach Maßgabe der berechneten Erschöpfung erforderlichen Düngung." Derselbe macht nun mit Recht darauf aufmerksam, daß die Lie- big'sche Ersatzlehre nicht indentificirt werden dürfe mit dem Postu- lat der Statik: durch die Düngung müsse die vor der letzten Ernte oder einer Reihe von Ernten dem Felde eigenthümliche Fruchtbarkeit wiederhergestellt werden; dene jene sagt nur aus, daß im Großen und Ganzen ein Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Entnahme an Pflanzennährstoffen vorhanden sein müsse, ohne sich auf praktische Rathschläge über die Art und Weise dieses Wiederersatzes einzulassen. Aber auch die Drechsler'sche Modification -- und sie ist in 31) Au scheint in diesem Punkte Drechsler nicht verstanden zu haben.
Vergleiche Au: Die Hilfsdüngemittel etc. p. 400 und Drechsler a. a. O. p. 156 u. ff., wo dieser die neue Düngerzufuhr aus der Differenz der früheren Düngungen den gemachten Ernten und den zu machenden Ern- ten berechnet. Das Düngerkapital und der Raubbau. Berechnung des Wiedererſatzes, ſoweit brauchbare Analyſen vorla-gen, thatſächlich möglich; aber nun ergab ſich, daß die Anwendung des ſtatiſchen Geſetzes in der Praxis zu einer ſehr unrentablen Wirth- ſchaft führte — eine Thatſache, die vorher, bei der mehr oder we- niger willkürlichen Wahl der ſtatiſchen Zahlen, verborgen bleiben mußte. Drechsler berichtet ſelbſt in dem Vorwort ſeiner Schrift, daß nach ſeiner Erfahrung als praktiſcher Landwirth „die erfah- rungsmäßige richtige Düngung durchaus nicht übereinſtimmt mit der nach Maßgabe der berechneten Erſchöpfung erforderlichen Düngung.“ Derſelbe macht nun mit Recht darauf aufmerkſam, daß die Lie- big’ſche Erſatzlehre nicht indentificirt werden dürfe mit dem Poſtu- lat der Statik: durch die Düngung müſſe die vor der letzten Ernte oder einer Reihe von Ernten dem Felde eigenthümliche Fruchtbarkeit wiederhergeſtellt werden; dene jene ſagt nur aus, daß im Großen und Ganzen ein Gleichgewicht zwiſchen Zufuhr und Entnahme an Pflanzennährſtoffen vorhanden ſein müſſe, ohne ſich auf praktiſche Rathſchläge über die Art und Weiſe dieſes Wiedererſatzes einzulaſſen. Aber auch die Drechsler’ſche Modification — und ſie iſt in 31) Au ſcheint in dieſem Punkte Drechsler nicht verſtanden zu haben.
Vergleiche Au: Die Hilfsdüngemittel ꝛc. p. 400 und Drechsler a. a. O. p. 156 u. ff., wo dieſer die neue Düngerzufuhr aus der Differenz der früheren Düngungen den gemachten Ernten und den zu machenden Ern- ten berechnet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="62"/><fw place="top" type="header">Das Düngerkapital und der Raubbau.</fw><lb/> Berechnung des Wiedererſatzes, ſoweit brauchbare Analyſen vorla-<lb/> gen, thatſächlich möglich; aber nun ergab ſich, daß die Anwendung<lb/> des ſtatiſchen Geſetzes in der Praxis zu einer ſehr unrentablen Wirth-<lb/> ſchaft führte — eine Thatſache, die vorher, bei der mehr oder we-<lb/> niger willkürlichen Wahl der ſtatiſchen Zahlen, verborgen bleiben<lb/> mußte. <hi rendition="#g">Drechsler</hi> berichtet ſelbſt in dem Vorwort ſeiner Schrift,<lb/> daß nach ſeiner Erfahrung als praktiſcher Landwirth „die erfah-<lb/> rungsmäßige richtige Düngung durchaus nicht übereinſtimmt mit der<lb/> nach Maßgabe der berechneten Erſchöpfung erforderlichen Düngung.“<lb/> Derſelbe macht nun mit Recht darauf aufmerkſam, daß die Lie-<lb/> big’ſche Erſatzlehre nicht indentificirt werden dürfe mit dem Poſtu-<lb/> lat der Statik: durch die Düngung müſſe die vor der letzten Ernte<lb/> oder einer Reihe von Ernten dem Felde eigenthümliche Fruchtbarkeit<lb/> wiederhergeſtellt werden; dene jene ſagt nur aus, daß im Großen<lb/> und Ganzen ein Gleichgewicht zwiſchen Zufuhr und Entnahme an<lb/> Pflanzennährſtoffen vorhanden ſein müſſe, ohne ſich auf praktiſche<lb/> Rathſchläge über die Art und Weiſe dieſes Wiedererſatzes einzulaſſen.</p><lb/> <p>Aber auch die <hi rendition="#g">Drechsler</hi>’ſche Modification — und ſie iſt in<lb/> That Nichts Anderes<note place="foot" n="31)"><hi rendition="#g">Au</hi> ſcheint in dieſem Punkte <hi rendition="#g">Drechsler</hi> nicht verſtanden zu haben.<lb/> Vergleiche <hi rendition="#g">Au:</hi> Die Hilfsdüngemittel ꝛc. <hi rendition="#aq">p.</hi> 400 und <hi rendition="#g">Drechsler</hi> a. a. O.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 156 u. ff., wo dieſer die neue Düngerzufuhr aus der Differenz der<lb/> früheren Düngungen den gemachten Ernten und den zu machenden Ern-<lb/> ten berechnet.</note> — geht von dem Gedanken der Conſtanz<lb/> des Düngerkapitals aus. Er ſelbſt ſteht in ſeinen Rathſchlägen<lb/> ganz auf dem Boden der <hi rendition="#g">Liebig</hi>’ſchen Erſatzlehre, und der ganze<lb/> Unterſchied von der früheren Lehre beſteht lediglich darin, daß er die<lb/> Düngung in einer Weiſe angeordnet wiſſen will, die es geſtattet,<lb/> den Bedarf der einzelnen Kulturpflanzen der Fruchtfolge an Nähr-<lb/> ſtoffen möglichſt zu berückſichtigen. Dieſer Unterſchied mag aller-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0072]
Das Düngerkapital und der Raubbau.
Berechnung des Wiedererſatzes, ſoweit brauchbare Analyſen vorla-
gen, thatſächlich möglich; aber nun ergab ſich, daß die Anwendung
des ſtatiſchen Geſetzes in der Praxis zu einer ſehr unrentablen Wirth-
ſchaft führte — eine Thatſache, die vorher, bei der mehr oder we-
niger willkürlichen Wahl der ſtatiſchen Zahlen, verborgen bleiben
mußte. Drechsler berichtet ſelbſt in dem Vorwort ſeiner Schrift,
daß nach ſeiner Erfahrung als praktiſcher Landwirth „die erfah-
rungsmäßige richtige Düngung durchaus nicht übereinſtimmt mit der
nach Maßgabe der berechneten Erſchöpfung erforderlichen Düngung.“
Derſelbe macht nun mit Recht darauf aufmerkſam, daß die Lie-
big’ſche Erſatzlehre nicht indentificirt werden dürfe mit dem Poſtu-
lat der Statik: durch die Düngung müſſe die vor der letzten Ernte
oder einer Reihe von Ernten dem Felde eigenthümliche Fruchtbarkeit
wiederhergeſtellt werden; dene jene ſagt nur aus, daß im Großen
und Ganzen ein Gleichgewicht zwiſchen Zufuhr und Entnahme an
Pflanzennährſtoffen vorhanden ſein müſſe, ohne ſich auf praktiſche
Rathſchläge über die Art und Weiſe dieſes Wiedererſatzes einzulaſſen.
Aber auch die Drechsler’ſche Modification — und ſie iſt in
That Nichts Anderes 31) — geht von dem Gedanken der Conſtanz
des Düngerkapitals aus. Er ſelbſt ſteht in ſeinen Rathſchlägen
ganz auf dem Boden der Liebig’ſchen Erſatzlehre, und der ganze
Unterſchied von der früheren Lehre beſteht lediglich darin, daß er die
Düngung in einer Weiſe angeordnet wiſſen will, die es geſtattet,
den Bedarf der einzelnen Kulturpflanzen der Fruchtfolge an Nähr-
ſtoffen möglichſt zu berückſichtigen. Dieſer Unterſchied mag aller-
31) Au ſcheint in dieſem Punkte Drechsler nicht verſtanden zu haben.
Vergleiche Au: Die Hilfsdüngemittel ꝛc. p. 400 und Drechsler a. a. O.
p. 156 u. ff., wo dieſer die neue Düngerzufuhr aus der Differenz der
früheren Düngungen den gemachten Ernten und den zu machenden Ern-
ten berechnet.
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