in meinem Abwesen gesaget, daß er nur einen Men¬ schen kenne, so zu zaubern verstünde, und als sie ihn ge¬ fraget, wer derselbige Mensch denn wäre, hätte er sie bei der Hand gegriffen und gesaget: "Sie ist es selbsten liebe Jungfer, denn sie hat meinem Herzen etwas an¬ gethan, wie ich verspüre!" Weiteres aber hätte er nich¬ tes gesaget, als daß er sie dabei mit brennenden Augen ins Angesicht geschauet und darüber wäre sie so roth worden.
Aber so seind die Mädchens, sie haben immer ihre Heimblichkeiten, wenn man den Rücken drehet, und ist das Sprüchwort wahr:
Mätens to höden Un Kücken to möten Sall den Düwel sülfst vertreten! *)
wie man leider nachgehends noch weiter finden wird.
*) d. i. etwa Mädchen und Küchlein zu hüthen; soll (wohl) den Teufel selbst verdrießen, wobei jedoch zu bemer¬ ken, daß die hochdeutsche Sprache das malerische Wort "mö¬ ten" nicht ausdrücken kann, welches eigentlich bedeutet, mit vorgestreckten Armen das Korn oder irgend einen andern lok¬ kenden Gegenstand vor dem Andrange der Thiere zu schützen.
in meinem Abweſen geſaget, daß er nur einen Men¬ ſchen kenne, ſo zu zaubern verſtünde, und als ſie ihn ge¬ fraget, wer derſelbige Menſch denn wäre, hätte er ſie bei der Hand gegriffen und geſaget: „Sie iſt es ſelbſten liebe Jungfer, denn ſie hat meinem Herzen etwas an¬ gethan, wie ich verſpüre!" Weiteres aber hätte er nich¬ tes geſaget, als daß er ſie dabei mit brennenden Augen ins Angeſicht geſchauet und darüber wäre ſie ſo roth worden.
Aber ſo ſeind die Mädchens, ſie haben immer ihre Heimblichkeiten, wenn man den Rücken drehet, und iſt das Sprüchwort wahr:
Mätens to höden Un Kücken to möten Sall den Düwel ſülfſt vertreten! *)
wie man leider nachgehends noch weiter finden wird.
*) d. i. etwa Mädchen und Küchlein zu hüthen; ſoll (wohl) den Teufel ſelbſt verdrießen, wobei jedoch zu bemer¬ ken, daß die hochdeutſche Sprache das maleriſche Wort „mö¬ ten" nicht ausdrücken kann, welches eigentlich bedeutet, mit vorgeſtreckten Armen das Korn oder irgend einen andern lok¬ kenden Gegenſtand vor dem Andrange der Thiere zu ſchützen.
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in meinem Abweſen geſaget, daß er nur einen Men¬
ſchen kenne, ſo zu zaubern verſtünde, und als ſie ihn ge¬
fraget, wer derſelbige Menſch denn wäre, hätte er ſie
bei der Hand gegriffen und geſaget: „Sie iſt es ſelbſten
liebe Jungfer, denn ſie hat meinem Herzen etwas an¬
gethan, wie ich verſpüre!" Weiteres aber hätte er nich¬
tes geſaget, als daß er ſie dabei mit brennenden Augen
ins Angeſicht geſchauet und darüber wäre ſie ſo roth
worden.
Aber ſo ſeind die Mädchens, ſie haben immer ihre
Heimblichkeiten, wenn man den Rücken drehet, und iſt
das Sprüchwort wahr:
Mätens to höden
Un Kücken to möten
Sall den Düwel ſülfſt vertreten! *)
wie man leider nachgehends noch weiter finden wird.
*) d. i. etwa Mädchen und Küchlein zu hüthen; ſoll
(wohl) den Teufel ſelbſt verdrießen, wobei jedoch zu bemer¬
ken, daß die hochdeutſche Sprache das maleriſche Wort „mö¬
ten" nicht ausdrücken kann, welches eigentlich bedeutet, mit
vorgeſtreckten Armen das Korn oder irgend einen andern lok¬
kenden Gegenſtand vor dem Andrange der Thiere zu ſchützen.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/110>, abgerufen am 18.02.2025.
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