deme wir geendet, stiege der Amtshaubtmann rasch vom Roß, und wollte mit seinen drei Wegweisern, so hinter ihm gingen, zum König, item hatte ich mein Töchter¬ terlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum Kö¬ nig. Winkete also Se. Majestät den Amtshaubtmann ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majestät auf latei¬ nisch beglückwünschte, und Ihr hochmüthiges Herze rüh¬ mete, daß sie der armen bedrängten Christenheit zu Schutz und Hilfe, hätte den deutschen Boden heimbsuchen wöl¬ len, es auch vor ein göttlich Anzeichen priese, daß sol¬ liches gerade an diesem erschienen Jubelfest unserer ar¬ men Kirchen beschehen sei, und möchte Sr. Majestät es gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was zu bescheeren gedächt, worauf Sr. M. sie lieblich lächelnde ansahe. Sollich freundlich Wesen machte sie wieder zu¬ versichtlich, da sie vorhero schon merklich gezittert, und antwortete sie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein über¬ reichend, auf welchem das carmen lag: accipe hanc vilem coronam et haec*) worauf sie anfinge das carmen herzubeten. Hierzwischen wurde Se. Majestät immer lieblicher, sahe bald sie an, und bald in das car¬ men und nickete besondern freundlich mit dem Haubt als der Schluß kamb, und lautete selbiger also, wie ich annoch hersetzen will:
tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor intrabis patriae libera regna meae; tunc meliora student nostrae tibi carmina musae
*) Nimm diesen schlechten Kranz und dieses.
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deme wir geendet, ſtiege der Amtshaubtmann raſch vom Roß, und wollte mit ſeinen drei Wegweiſern, ſo hinter ihm gingen, zum König, item hatte ich mein Töchter¬ terlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum Kö¬ nig. Winkete alſo Se. Majeſtät den Amtshaubtmann ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majeſtät auf latei¬ niſch beglückwünſchte, und Ihr hochmüthiges Herze rüh¬ mete, daß ſie der armen bedrängten Chriſtenheit zu Schutz und Hilfe, hätte den deutſchen Boden heimbſuchen wöl¬ len, es auch vor ein göttlich Anzeichen prieſe, daß ſol¬ liches gerade an dieſem erſchienen Jubelfeſt unſerer ar¬ men Kirchen beſchehen ſei, und möchte Sr. Majeſtät es gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was zu beſcheeren gedächt, worauf Sr. M. ſie lieblich lächelnde anſahe. Sollich freundlich Weſen machte ſie wieder zu¬ verſichtlich, da ſie vorhero ſchon merklich gezittert, und antwortete ſie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein über¬ reichend, auf welchem das carmen lag: accipe hanc vilem coronam et haec*) worauf ſie anfinge das carmen herzubeten. Hierzwiſchen wurde Se. Majeſtät immer lieblicher, ſahe bald ſie an, und bald in das car¬ men und nickete beſondern freundlich mit dem Haubt als der Schluß kamb, und lautete ſelbiger alſo, wie ich annoch herſetzen will:
tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor intrabis patriae libera regna meae; tunc meliora student nostrae tibi carmina musae
*) Nimm dieſen ſchlechten Kranz und dieſes.
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deme wir geendet, ſtiege der Amtshaubtmann raſch vom
Roß, und wollte mit ſeinen drei Wegweiſern, ſo hinter
ihm gingen, zum König, item hatte ich mein Töchter¬
terlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum Kö¬
nig. Winkete alſo Se. Majeſtät den Amtshaubtmann
ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majeſtät auf latei¬
niſch beglückwünſchte, und Ihr hochmüthiges Herze rüh¬
mete, daß ſie der armen bedrängten Chriſtenheit zu Schutz
und Hilfe, hätte den deutſchen Boden heimbſuchen wöl¬
len, es auch vor ein göttlich Anzeichen prieſe, daß ſol¬
liches gerade an dieſem erſchienen Jubelfeſt unſerer ar¬
men Kirchen beſchehen ſei, und möchte Sr. Majeſtät es
gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was
zu beſcheeren gedächt, worauf Sr. M. ſie lieblich lächelnde
anſahe. Sollich freundlich Weſen machte ſie wieder zu¬
verſichtlich, da ſie vorhero ſchon merklich gezittert, und
antwortete ſie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein über¬
reichend, auf welchem das carmen lag: accipe hanc
vilem coronam et haec *) worauf ſie anfinge das
carmen herzubeten. Hierzwiſchen wurde Se. Majeſtät
immer lieblicher, ſahe bald ſie an, und bald in das car¬
men und nickete beſondern freundlich mit dem Haubt
als der Schluß kamb, und lautete ſelbiger alſo, wie ich
annoch herſetzen will:
tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor
intrabis patriae libera regna meae;
tunc meliora student nostrae tibi carmina musae
*) Nimm dieſen ſchlechten Kranz und dieſes.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/129>, abgerufen am 18.02.2025.
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