Betruges so fest in seinem Glauben an das Hexen¬ wesen, wie in dem, an das Evangelium bleibt.
Die früheren Jahrhunderte des Mittelalters wußten wenig oder nichts von Hexen. Das Verbre¬ chen der Zauberei, wo es einmal vorkam, wurde milde bestraft. So z. B. setzte das Concilium zu An¬ cyra (314) die ganze Strafe dieser Weiber in ein blo¬ ßes Verbannen aus der christlichen Gemeinschaft; die Westgothen bestraften sie mit Prügeln, und Carl der Große ließ sie auf den Rath seiner Bischöfe so lange in gefänglicher Haft, bis sie aufrichtige Buße thaten *). Erst kurz vor der Reformation klagt Innocentius VIII., daß die Beschwerden der gan¬ zen Christenheit über das Unwesen dieser Weiber, so allgemein und in einem solchen Grade laut wür¬ den, daß dagegen auf das Entschiedenste eingegrif¬ fen werden müsse, und ließ zu dem Ende 1489 den berüchtigsten Hexenhammer (malleus malleficarum) anfertigen, nach welchem nicht blos in der ganzen katholischen, sondern merkwürdiger Weise auch in der protestantischen Christenheit, die doch sonst alles Katholische verabscheuete und zwar mit solchem fanatischen Eifer inquirirt wurde, daß die Prote¬ stanten es weit den Katholiken an Grausamkeit zu¬ vor thaten, bis katholischer Seits der edle Jesuit J. Spee und protestantischer obgleich erst siebzig Jahre
*) Horst, Zauberbibliothek, VI, 231.
Betruges ſo feſt in ſeinem Glauben an das Hexen¬ weſen, wie in dem, an das Evangelium bleibt.
Die früheren Jahrhunderte des Mittelalters wußten wenig oder nichts von Hexen. Das Verbre¬ chen der Zauberei, wo es einmal vorkam, wurde milde beſtraft. So z. B. ſetzte das Concilium zu An¬ cyra (314) die ganze Strafe dieſer Weiber in ein blo¬ ßes Verbannen aus der chriſtlichen Gemeinſchaft; die Weſtgothen beſtraften ſie mit Prügeln, und Carl der Große ließ ſie auf den Rath ſeiner Biſchöfe ſo lange in gefänglicher Haft, bis ſie aufrichtige Buße thaten *). Erſt kurz vor der Reformation klagt Innocentius VIII., daß die Beſchwerden der gan¬ zen Chriſtenheit über das Unweſen dieſer Weiber, ſo allgemein und in einem ſolchen Grade laut wür¬ den, daß dagegen auf das Entſchiedenſte eingegrif¬ fen werden müſſe, und ließ zu dem Ende 1489 den berüchtigſten Hexenhammer (malleus malleficarum) anfertigen, nach welchem nicht blos in der ganzen katholiſchen, ſondern merkwürdiger Weiſe auch in der proteſtantiſchen Chriſtenheit, die doch ſonſt alles Katholiſche verabſcheuete und zwar mit ſolchem fanatiſchen Eifer inquirirt wurde, daß die Prote¬ ſtanten es weit den Katholiken an Grauſamkeit zu¬ vor thaten, bis katholiſcher Seits der edle Jeſuit J. Spee und proteſtantiſcher obgleich erſt ſiebzig Jahre
*) Horſt, Zauberbibliothek, VI, 231.
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[VII/0013]
Betruges ſo feſt in ſeinem Glauben an das Hexen¬
weſen, wie in dem, an das Evangelium bleibt.
Die früheren Jahrhunderte des Mittelalters
wußten wenig oder nichts von Hexen. Das Verbre¬
chen der Zauberei, wo es einmal vorkam, wurde
milde beſtraft. So z. B. ſetzte das Concilium zu An¬
cyra (314) die ganze Strafe dieſer Weiber in ein blo¬
ßes Verbannen aus der chriſtlichen Gemeinſchaft;
die Weſtgothen beſtraften ſie mit Prügeln, und Carl
der Große ließ ſie auf den Rath ſeiner Biſchöfe ſo
lange in gefänglicher Haft, bis ſie aufrichtige Buße
thaten *). Erſt kurz vor der Reformation klagt
Innocentius VIII., daß die Beſchwerden der gan¬
zen Chriſtenheit über das Unweſen dieſer Weiber,
ſo allgemein und in einem ſolchen Grade laut wür¬
den, daß dagegen auf das Entſchiedenſte eingegrif¬
fen werden müſſe, und ließ zu dem Ende 1489 den
berüchtigſten Hexenhammer (malleus malleficarum)
anfertigen, nach welchem nicht blos in der ganzen
katholiſchen, ſondern merkwürdiger Weiſe auch in
der proteſtantiſchen Chriſtenheit, die doch ſonſt alles
Katholiſche verabſcheuete und zwar mit ſolchem
fanatiſchen Eifer inquirirt wurde, daß die Prote¬
ſtanten es weit den Katholiken an Grauſamkeit zu¬
vor thaten, bis katholiſcher Seits der edle Jeſuit J.
Spee und proteſtantiſcher obgleich erſt ſiebzig Jahre
*) Horſt, Zauberbibliothek, VI, 231.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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