Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.schlagen, und an seinem Tisch speisen, so lange mir ge¬ In Ueckeritze lief auch viel Volks zusammen, als wir *) Entweder wohl um seine Verachtung auszudrücken,
oder aus einem abergläubischen Bewegungsgrund. ſchlagen, und an ſeinem Tiſch ſpeiſen, ſo lange mir ge¬ In Ueckeritze lief auch viel Volks zuſammen, als wir *) Entweder wohl um ſeine Verachtung auszudrücken,
oder aus einem abergläubiſchen Bewegungsgrund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="153"/> ſchlagen, und an ſeinem Tiſch ſpeiſen, ſo lange mir ge¬<lb/> liebte, wie er auch meim Töchterlein alle Tage von ſei¬<lb/> nem Tiſch ſchicken würd. Denn er hätte ein chriſtlich<lb/> Herze und wüßte ganz wohl, daß wir ſöllten unſerm<lb/> Feinde verzeihen. Vor ſolche Freundſchaft bedankete mich<lb/> aber unterthänigſt, wie mein Töchterlein auch that, an¬<lb/> erwogen, es uns jetzunder noch nit ſo arm erginge, umb<lb/> uns nicht ſelbſten unterhalten zu können. Als wir vor<lb/> der Waſſermühlen vorbeikamen, hatte der gottloſe Knappe<lb/> wieder den Kopf durch ein Loch geſtecket, und ſchnitt mei¬<lb/> nem Töchterlein ein ſchiefes Maul. Aber Lieber, es ſollt<lb/> ihm aufgedruckt werden! Denn der Amtshaubtmann win¬<lb/> kete dem Büttel, daß er den Buben heraushohlen mußte,<lb/> und nachdeme er ihm ſeinen duppelten Schabernack, ſo<lb/> er gegen mein Kind bewieſen fürgehalten, mußte der<lb/> Büttel den Kutſcher ſeine neue Peitſche nehmen, und ihme<lb/> 50 Prügel aufzählen, die weiß Gott nicht aus Salz und<lb/> Waſſer waren. Er brüllete letzlich wie ein Ochſe, wel¬<lb/> ches aber Niemand vor dem Rumor der Räder in der<lb/> Mühlen hörete, und da er ſich ſtellete, als könnte er nicht<lb/> mehr gehen, ließen wir ihn auf der Erden liegen und<lb/> fuhren unſrer Straßen. —</p><lb/> <p>In Ueckeritze lief auch viel Volks zuſammen, als wir<lb/> durchkamen, ſo ſich aber ziemlich geruhſam hielte ohn al¬<lb/> lein einen Kerl, ſo <hi rendition="#aq">salva venia</hi> in den Weg hoffirete,<lb/> als er uns kommen ſah <note place="foot" n="*)">Entweder wohl um ſeine Verachtung auszudrücken,<lb/> oder aus einem abergläubiſchen Bewegungsgrund.</note>. Der Büttel mußte auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0169]
ſchlagen, und an ſeinem Tiſch ſpeiſen, ſo lange mir ge¬
liebte, wie er auch meim Töchterlein alle Tage von ſei¬
nem Tiſch ſchicken würd. Denn er hätte ein chriſtlich
Herze und wüßte ganz wohl, daß wir ſöllten unſerm
Feinde verzeihen. Vor ſolche Freundſchaft bedankete mich
aber unterthänigſt, wie mein Töchterlein auch that, an¬
erwogen, es uns jetzunder noch nit ſo arm erginge, umb
uns nicht ſelbſten unterhalten zu können. Als wir vor
der Waſſermühlen vorbeikamen, hatte der gottloſe Knappe
wieder den Kopf durch ein Loch geſtecket, und ſchnitt mei¬
nem Töchterlein ein ſchiefes Maul. Aber Lieber, es ſollt
ihm aufgedruckt werden! Denn der Amtshaubtmann win¬
kete dem Büttel, daß er den Buben heraushohlen mußte,
und nachdeme er ihm ſeinen duppelten Schabernack, ſo
er gegen mein Kind bewieſen fürgehalten, mußte der
Büttel den Kutſcher ſeine neue Peitſche nehmen, und ihme
50 Prügel aufzählen, die weiß Gott nicht aus Salz und
Waſſer waren. Er brüllete letzlich wie ein Ochſe, wel¬
ches aber Niemand vor dem Rumor der Räder in der
Mühlen hörete, und da er ſich ſtellete, als könnte er nicht
mehr gehen, ließen wir ihn auf der Erden liegen und
fuhren unſrer Straßen. —
In Ueckeritze lief auch viel Volks zuſammen, als wir
durchkamen, ſo ſich aber ziemlich geruhſam hielte ohn al¬
lein einen Kerl, ſo salva venia in den Weg hoffirete,
als er uns kommen ſah *). Der Büttel mußte auch
*) Entweder wohl um ſeine Verachtung auszudrücken,
oder aus einem abergläubiſchen Bewegungsgrund.
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