leins Stimm erkannt, und herangeschlichen wäre, und so das Teufelswerk gewahret, fiel selbige ihr lächelnd in die Rede, und gab zur Antwort: "ei du böses Weib, wie kannstu meine Stimm, wenn ich an der Sehe spreche, oben auf dem Berg in der Heiden hören. Du leugst ja, denn das Mürmeln der Wellen macht es dir unmüg¬ lich!" Solches verdroß den alten Drachen, und wollt' ers besser machen, macht es aber noch ärger, indem er sprach: "du rührtest ja das Maul, wie ich sehen kunnte, und daraus habe ich abgenommen, daß du den Teufel deinen Buhlen angerufen!" Denn mein Töchterlein ver¬ setzte alsobald: O du gottlos Weib du sagst ja, du wärst in der Heiden gewest, als du meine Stimm gehöret; wie magstu denn in der Heiden sehen, ob ich unten am Wasser das Maul rühre, oder nit? --
Solche Widersprechung verwunderte auch Dn. Con¬ sulem und hub er an die alte Vettel zu bedräuen, daß sie doch noch am Ende würde gerecket werden, wenn sie solche Lügen fürbrächte, worauf selbige aber zur Ant¬ wort gab: " so sehet denn ob ich lüge!" Als sie nacket ins Wasser ginge, hatte sie noch kein Zeichen an ihrem Leib, als sie aber wieder daraus herfürstieg, sahe ich, daß sie zwischen den beiden Brüsten ein Zeichen bei ei¬ nes Wittens Größe hatte, woraus ich abnahm, daß der Teufel ihr solches geben, obwohl ich ihn nicht umb sie gesehen, noch sonst einen Geist oder Menschenkind, son¬ dern es den Anschein hatte, daß sie ganz allein war.
Hierauf sprang der Amtshaubtmann von seinem Ses¬
leins Stimm erkannt, und herangeſchlichen wäre, und ſo das Teufelswerk gewahret, fiel ſelbige ihr lächelnd in die Rede, und gab zur Antwort: „ei du böſes Weib, wie kannſtu meine Stimm, wenn ich an der Sehe ſpreche, oben auf dem Berg in der Heiden hören. Du leugſt ja, denn das Mürmeln der Wellen macht es dir unmüg¬ lich!" Solches verdroß den alten Drachen, und wollt' ers beſſer machen, macht es aber noch ärger, indem er ſprach: „du rührteſt ja das Maul, wie ich ſehen kunnte, und daraus habe ich abgenommen, daß du den Teufel deinen Buhlen angerufen!" Denn mein Töchterlein ver¬ ſetzte alſobald: O du gottlos Weib du ſagſt ja, du wärſt in der Heiden geweſt, als du meine Stimm gehöret; wie magſtu denn in der Heiden ſehen, ob ich unten am Waſſer das Maul rühre, oder nit? —
Solche Widerſprechung verwunderte auch Dn. Con¬ sulem und hub er an die alte Vettel zu bedräuen, daß ſie doch noch am Ende würde gerecket werden, wenn ſie ſolche Lügen fürbrächte, worauf ſelbige aber zur Ant¬ wort gab: „ ſo ſehet denn ob ich lüge!" Als ſie nacket ins Waſſer ginge, hatte ſie noch kein Zeichen an ihrem Leib, als ſie aber wieder daraus herfürſtieg, ſahe ich, daß sie zwiſchen den beiden Brüſten ein Zeichen bei ei¬ nes Wittens Größe hatte, woraus ich abnahm, daß der Teufel ihr ſolches geben, obwohl ich ihn nicht umb ſie geſehen, noch ſonſt einen Geiſt oder Menſchenkind, son¬ dern es den Anſchein hatte, daß ſie ganz allein war.
Hierauf ſprang der Amtshaubtmann von ſeinem Seſ¬
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leins Stimm erkannt, und herangeſchlichen wäre, und
ſo das Teufelswerk gewahret, fiel ſelbige ihr lächelnd
in die Rede, und gab zur Antwort: „ei du böſes Weib,
wie kannſtu meine Stimm, wenn ich an der Sehe ſpreche,
oben auf dem Berg in der Heiden hören. Du leugſt
ja, denn das Mürmeln der Wellen macht es dir unmüg¬
lich!" Solches verdroß den alten Drachen, und wollt'
ers beſſer machen, macht es aber noch ärger, indem er
ſprach: „du rührteſt ja das Maul, wie ich ſehen kunnte,
und daraus habe ich abgenommen, daß du den Teufel
deinen Buhlen angerufen!" Denn mein Töchterlein ver¬
ſetzte alſobald: O du gottlos Weib du ſagſt ja, du wärſt
in der Heiden geweſt, als du meine Stimm gehöret;
wie magſtu denn in der Heiden ſehen, ob ich unten am
Waſſer das Maul rühre, oder nit? —
Solche Widerſprechung verwunderte auch Dn. Con¬
sulem und hub er an die alte Vettel zu bedräuen, daß
ſie doch noch am Ende würde gerecket werden, wenn ſie
ſolche Lügen fürbrächte, worauf ſelbige aber zur Ant¬
wort gab: „ ſo ſehet denn ob ich lüge!" Als ſie nacket
ins Waſſer ginge, hatte ſie noch kein Zeichen an ihrem
Leib, als ſie aber wieder daraus herfürſtieg, ſahe ich,
daß sie zwiſchen den beiden Brüſten ein Zeichen bei ei¬
nes Wittens Größe hatte, woraus ich abnahm, daß der
Teufel ihr ſolches geben, obwohl ich ihn nicht umb ſie
geſehen, noch ſonſt einen Geiſt oder Menſchenkind, son¬
dern es den Anſchein hatte, daß ſie ganz allein war.
Hierauf ſprang der Amtshaubtmann von ſeinem Seſ¬
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/191>, abgerufen am 21.11.2024.
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