Rahab selig worden, Hebräer am 11ten, item St. Ja¬ cobus am zweiten, das Nämbliche? Wo aber leset ihr, daß ein Mensche selig worden, so sich selbsten und sei¬ nen Vater muthwillig das Leben genommen? Darumb beredet doch umb Gottes willen Euer Kind, daß sie in ihrem verstockten Sinn nicht muthwillig Leib und Seele dem Teufel übergebe, sondern sich retten lasse, dieweil es noch Zeit ist. Ihr möget ja bei ihr bleiben und Allens wieder wegbeten, so sie gesündiget, auch mir mit Eurem Beistand gegenwärtig sein, der ich gar gerne be¬ kenne, daß ich ein armer Sünder bin, und Euch viel Leides zugefüget, doch noch lange nicht so viel Leides, Ehre Abraham, denn David dem Uriae welcher aber gleich¬ wohl seelig worden, unangesehen er den Mann schänd¬ lich um sein Leben brachte, und nachgehends sein Weib beschlief. Darumb hoffe ich armer Mensch auch seelig zu werden, der ich müglichst noch eine größere Brunst zu eurem Töchterlein habe, denn dieser David zur Bath¬ seba, und will ich Euch Allens gar gerne doppelt wie¬ der vergelten, wenn wir nur erstlich in der Hütten seind.
Als der Versucher solches geredet, bedünketen mich seine Worte süßer denn Honig und gab ich zur Antwort: ach, gestrenger Herr, ich schäme mich, ihr mit solchem An¬ trag unter die Augen zu treten, worauf er aber alsobald sprach: so schreibet es ihr, kommt, hier ist Black, Feder und Papier.
Da nahm ich, wie Eva, die Frucht und aß, und gab sie meinem Töchterlein, daß sie auch essen söllte, will
Rahab ſelig worden, Hebräer am 11ten, item St. Ja¬ cobus am zweiten, das Nämbliche? Wo aber leſet ihr, daß ein Menſche ſelig worden, ſo ſich ſelbſten und ſei¬ nen Vater muthwillig das Leben genommen? Darumb beredet doch umb Gottes willen Euer Kind, daß ſie in ihrem verſtockten Sinn nicht muthwillig Leib und Seele dem Teufel übergebe, ſondern ſich retten laſſe, dieweil es noch Zeit iſt. Ihr möget ja bei ihr bleiben und Allens wieder wegbeten, ſo ſie geſündiget, auch mir mit Eurem Beiſtand gegenwärtig ſein, der ich gar gerne be¬ kenne, daß ich ein armer Sünder bin, und Euch viel Leides zugefüget, doch noch lange nicht ſo viel Leides, Ehre Abraham, denn David dem Uriae welcher aber gleich¬ wohl ſeelig worden, unangeſehen er den Mann ſchänd¬ lich um ſein Leben brachte, und nachgehends ſein Weib beſchlief. Darumb hoffe ich armer Menſch auch ſeelig zu werden, der ich müglichſt noch eine größere Brunſt zu eurem Töchterlein habe, denn dieſer David zur Bath¬ ſeba, und will ich Euch Allens gar gerne doppelt wie¬ der vergelten, wenn wir nur erſtlich in der Hütten ſeind.
Als der Verſucher ſolches geredet, bedünketen mich ſeine Worte ſüßer denn Honig und gab ich zur Antwort: ach, geſtrenger Herr, ich ſchäme mich, ihr mit ſolchem An¬ trag unter die Augen zu treten, worauf er aber alſobald ſprach: ſo ſchreibet es ihr, kommt, hier iſt Black, Feder und Papier.
Da nahm ich, wie Eva, die Frucht und aß, und gab ſie meinem Töchterlein, daß ſie auch eſſen ſöllte, will
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Rahab ſelig worden, Hebräer am 11ten, item St. Ja¬
cobus am zweiten, das Nämbliche? Wo aber leſet ihr,
daß ein Menſche ſelig worden, ſo ſich ſelbſten und ſei¬
nen Vater muthwillig das Leben genommen? Darumb
beredet doch umb Gottes willen Euer Kind, daß ſie in
ihrem verſtockten Sinn nicht muthwillig Leib und Seele
dem Teufel übergebe, ſondern ſich retten laſſe, dieweil
es noch Zeit iſt. Ihr möget ja bei ihr bleiben und
Allens wieder wegbeten, ſo ſie geſündiget, auch mir mit
Eurem Beiſtand gegenwärtig ſein, der ich gar gerne be¬
kenne, daß ich ein armer Sünder bin, und Euch viel
Leides zugefüget, doch noch lange nicht ſo viel Leides, Ehre
Abraham, denn David dem Uriae welcher aber gleich¬
wohl ſeelig worden, unangeſehen er den Mann ſchänd¬
lich um ſein Leben brachte, und nachgehends ſein Weib
beſchlief. Darumb hoffe ich armer Menſch auch ſeelig
zu werden, der ich müglichſt noch eine größere Brunſt
zu eurem Töchterlein habe, denn dieſer David zur Bath¬
ſeba, und will ich Euch Allens gar gerne doppelt wie¬
der vergelten, wenn wir nur erſtlich in der Hütten ſeind.
Als der Verſucher ſolches geredet, bedünketen mich
ſeine Worte ſüßer denn Honig und gab ich zur Antwort:
ach, geſtrenger Herr, ich ſchäme mich, ihr mit ſolchem An¬
trag unter die Augen zu treten, worauf er aber alſobald
ſprach: ſo ſchreibet es ihr, kommt, hier iſt Black, Feder
und Papier.
Da nahm ich, wie Eva, die Frucht und aß, und gab
ſie meinem Töchterlein, daß ſie auch eſſen ſöllte, will
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/242>, abgerufen am 21.11.2024.
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