Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.die wüste Sehe gesendet, welche aus jedem Büschlein *) o Jammer der Feind ist da! -- Ueber die wunderbare
Bildungsweise des Mädchens erklärt sich unser Verfasser später. die wüſte Sehe geſendet, welche aus jedem Büſchlein *) o Jammer der Feind ist da! — Ueber die wunderbare
Bildungsweiſe des Mädchens erklärt ſich unſer Verfaſſer ſpäter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="9"/> die wüſte Sehe geſendet, welche aus jedem Büſchlein<lb/> burren, ſo man ihm nahet. Wer will nun in das Dorf<lb/> laufen und ſchneiden die Mähnhaare und den Schwanz<lb/> von meiner gefallenen Kuh wegk, ſo hinten auf der Wör¬<lb/> the liegt. (Denn Roßhaare hatte es im ganzen Dorf<lb/> nicht, dieweil alle Roß vom Feinde längſt genommen<lb/> oder erſtochen waren.) Aber es wollte ſich Niemand nit<lb/> finden angeſehen die Angſt noch größer war, denn der<lb/> Hunger, als meine alte Ilſe anhub: ſo will ich ſchon<lb/> gehen, denn ich fürchte mich nit, dieweil ich auf Got¬<lb/> tes Wegen bin, gebet mir nur einen guten Stock. Als<lb/> ihr nun der alte Paaſsch ſeinen Stecken hingereichet, be¬<lb/> gunte ſie vor ſich zu ſingen „Gott der Vater wohn uns<lb/> bei," und verlief ſich bald in das Gebüſche. Hierzwi¬<lb/> ſchen vermahnete ich nun das Volk, alsbald Hand an¬<lb/> zulegen, kleine Rüthlein zu den Dohnen zu ſchneiteln und<lb/> Beeren zu ſuchen, dieweil es Mondſchein ware, und all¬<lb/> wärts viel Gänſeflieder auch Ebereſchen auf dem Berge<lb/> ſtunden. Die kleinen Kindlein aber hütete ich mit mei¬<lb/> ner Marien, dieweil die Gegend nicht ſicher für Wül¬<lb/> fen war. Hatten derohalben ein luſtig Feuer angemacht,<lb/> umb welches wir uns ſetzten und dem kleinen Volk die<lb/> Gebot verhöreten, als es hinter uns kniſterte und kna¬<lb/> ſterte, und mein Töchterlein mit den Worten: <hi rendition="#aq">proh do¬<lb/> lor, hostis!</hi> <note place="foot" n="*)">o Jammer der Feind ist da! — Ueber die wunderbare<lb/> Bildungsweiſe des Mädchens erklärt ſich unſer Verfaſſer<lb/> ſpäter.</note> auf und im die Höhlen ſprang. Aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0025]
die wüſte Sehe geſendet, welche aus jedem Büſchlein
burren, ſo man ihm nahet. Wer will nun in das Dorf
laufen und ſchneiden die Mähnhaare und den Schwanz
von meiner gefallenen Kuh wegk, ſo hinten auf der Wör¬
the liegt. (Denn Roßhaare hatte es im ganzen Dorf
nicht, dieweil alle Roß vom Feinde längſt genommen
oder erſtochen waren.) Aber es wollte ſich Niemand nit
finden angeſehen die Angſt noch größer war, denn der
Hunger, als meine alte Ilſe anhub: ſo will ich ſchon
gehen, denn ich fürchte mich nit, dieweil ich auf Got¬
tes Wegen bin, gebet mir nur einen guten Stock. Als
ihr nun der alte Paaſsch ſeinen Stecken hingereichet, be¬
gunte ſie vor ſich zu ſingen „Gott der Vater wohn uns
bei," und verlief ſich bald in das Gebüſche. Hierzwi¬
ſchen vermahnete ich nun das Volk, alsbald Hand an¬
zulegen, kleine Rüthlein zu den Dohnen zu ſchneiteln und
Beeren zu ſuchen, dieweil es Mondſchein ware, und all¬
wärts viel Gänſeflieder auch Ebereſchen auf dem Berge
ſtunden. Die kleinen Kindlein aber hütete ich mit mei¬
ner Marien, dieweil die Gegend nicht ſicher für Wül¬
fen war. Hatten derohalben ein luſtig Feuer angemacht,
umb welches wir uns ſetzten und dem kleinen Volk die
Gebot verhöreten, als es hinter uns kniſterte und kna¬
ſterte, und mein Töchterlein mit den Worten: proh do¬
lor, hostis! *) auf und im die Höhlen ſprang. Aber
*) o Jammer der Feind ist da! — Ueber die wunderbare
Bildungsweiſe des Mädchens erklärt ſich unſer Verfaſſer
ſpäter.
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