Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.geben, der ihn nicht hat, wenn er auch noch so stark das Natürlich hat das Weib auch keine Logik. Es kennt Übrigens geht's auch bei uns diesbezüglich noch recht Daß unter den Kirchenvätern Augustinus eine höhere Die Seele des Menschen - des Mannmenschen natürlich geben, der ihn nicht hat, wenn er auch noch so stark das Natürlich hat das Weib auch keine Logik. Es kennt Übrigens geht's auch bei uns diesbezüglich noch recht Daß unter den Kirchenvätern Augustinus eine höhere Die Seele des Menschen – des Mannmenschen natürlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="39"/> geben, der ihn nicht hat, wenn er auch noch so stark das<lb/> Bedürfnis danach empfindet: denn Gefühlsgründe ändern<lb/> kein Titelchen an der Auffassung der Vernunft.<lb/></p> <p>Natürlich hat das Weib auch keine Logik. Es kennt<lb/> weder logisches »Gesetz« noch moralische »Pflicht«. »Also«<lb/> hat es überhaupt <hi rendition="#g">kein Ich</hi>. »Das absolute (?) Weib hat<lb/> kein Ich.« Dies ist nach Aussage des Verfassers »ein letztes,<lb/> wozu alle Analyse des Weibes führt«. Als historische Stützen<lb/> seiner Anschauung beruft er sich auf – die Chinesen! Seit<lb/> ältester Zeit sprechen sie dem Weibe eine eigene Seele ab.<lb/> Sie zählen nur die Knaben, haben sie nur Töchter, so betrachten<lb/> sie sich als kinderlos, – die Chinesen! Nun wissen<lb/> wir, wie wir es zu machen haben!<lb/></p> <p>Übrigens geht's auch bei uns diesbezüglich noch recht<lb/> chinesisch zu: Las man doch jüngst in einer Tageszeitung<lb/> in einem Bericht über das italienische Königspaar, der es<lb/> den Lesern offenbar »menschlich näherbringen« sollte, die<lb/> Königin Elena habe bei ihrer ersten Entbindung den König<lb/> und ihre Schwiegermutter »mit Tränen in den Augen« »um<lb/><hi rendition="#g">Verzeihung</hi> gebeten«, daß das Kind ein Mädchen sei!<lb/> Chinesenfreunde können also zufrieden sein.<lb/></p> <p>Daß unter den Kirchenvätern Augustinus eine höhere<lb/> Meinung vom Weibe gehabt habe als Tertullian und<lb/> Origenes wird dem innigen Verhältnis des ersteren zu seiner<lb/> Mutter zugeschrieben. Es scheint also die Bewertung des<lb/> Weibes von Privaterlebnissen abzuhängen, weshalb wir uns<lb/> auch über die Seelenlosigkeit, Ichlosigkeit etc. beruhigen<lb/> können; ebenso über die »Verhältnislosigkeit« des Weibes.<lb/> W hat nämlich »kein Verhältnis zu –« nun folgt irgend<lb/> ein Phänomen (Wahrheit, Ethik, Scham, Mitleid etc.) –<lb/> eine ständig wiederkehrende Phrase.<lb/></p> <p>Die Seele des Menschen – des Mannmenschen natürlich<lb/> – sei ein Mikrokosmus: er habe »alles« in sich und<lb/> könne daher alles werden, je nachdem, was er »in sich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0045]
geben, der ihn nicht hat, wenn er auch noch so stark das
Bedürfnis danach empfindet: denn Gefühlsgründe ändern
kein Titelchen an der Auffassung der Vernunft.
Natürlich hat das Weib auch keine Logik. Es kennt
weder logisches »Gesetz« noch moralische »Pflicht«. »Also«
hat es überhaupt kein Ich. »Das absolute (?) Weib hat
kein Ich.« Dies ist nach Aussage des Verfassers »ein letztes,
wozu alle Analyse des Weibes führt«. Als historische Stützen
seiner Anschauung beruft er sich auf – die Chinesen! Seit
ältester Zeit sprechen sie dem Weibe eine eigene Seele ab.
Sie zählen nur die Knaben, haben sie nur Töchter, so betrachten
sie sich als kinderlos, – die Chinesen! Nun wissen
wir, wie wir es zu machen haben!
Übrigens geht's auch bei uns diesbezüglich noch recht
chinesisch zu: Las man doch jüngst in einer Tageszeitung
in einem Bericht über das italienische Königspaar, der es
den Lesern offenbar »menschlich näherbringen« sollte, die
Königin Elena habe bei ihrer ersten Entbindung den König
und ihre Schwiegermutter »mit Tränen in den Augen« »um
Verzeihung gebeten«, daß das Kind ein Mädchen sei!
Chinesenfreunde können also zufrieden sein.
Daß unter den Kirchenvätern Augustinus eine höhere
Meinung vom Weibe gehabt habe als Tertullian und
Origenes wird dem innigen Verhältnis des ersteren zu seiner
Mutter zugeschrieben. Es scheint also die Bewertung des
Weibes von Privaterlebnissen abzuhängen, weshalb wir uns
auch über die Seelenlosigkeit, Ichlosigkeit etc. beruhigen
können; ebenso über die »Verhältnislosigkeit« des Weibes.
W hat nämlich »kein Verhältnis zu –« nun folgt irgend
ein Phänomen (Wahrheit, Ethik, Scham, Mitleid etc.) –
eine ständig wiederkehrende Phrase.
Die Seele des Menschen – des Mannmenschen natürlich
– sei ein Mikrokosmus: er habe »alles« in sich und
könne daher alles werden, je nachdem, was er »in sich
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