ders diente, kam, um sich ein ruhigeres Leben und größre Achtung bei seinen Mitgenossen zu erwerben, auf den Einfall: Ob es nicht möglich seyn solte, sich im Ruf einer gewißen Heiligkeit zu sezzen? -- Die Emsigkeit, mit welcher er alle Sontage in die Kirche ging, die Andacht, mit welcher er der Predigt zu- zuhören schien, ein dreimaliger Genuß des Abendmals im Jahre, und ein sanfter, schlei- chender Ton in Worten und Werken schienen ihm zur Erreichung seines Entzwecks noch nicht hinreichend. Er suchte auch seine Ver- bindung mit dem Himmel durch Thatsachen zu bewähren, die allerdings mehr ins Auge fielen.
Denn so oft ihn jemand beleidigte, ertrug er Recht und Unrecht zwar mit größter Ge-
bäuden. Da es in Kurland eigentlich keine zu- sammenhängende Dörfer giebt. -- Graf von Medem war der Vater der schon erwähnten edlen Elise und der Herzogin von Kurland.
ders diente, kam, um ſich ein ruhigeres Leben und groͤßre Achtung bei ſeinen Mitgenoſſen zu erwerben, auf den Einfall: Ob es nicht moͤglich ſeyn ſolte, ſich im Ruf einer gewißen Heiligkeit zu ſezzen? — Die Emſigkeit, mit welcher er alle Sontage in die Kirche ging, die Andacht, mit welcher er der Predigt zu- zuhoͤren ſchien, ein dreimaliger Genuß des Abendmals im Jahre, und ein ſanfter, ſchlei- chender Ton in Worten und Werken ſchienen ihm zur Erreichung ſeines Entzwecks noch nicht hinreichend. Er ſuchte auch ſeine Ver- bindung mit dem Himmel durch Thatſachen zu bewaͤhren, die allerdings mehr ins Auge fielen.
Denn ſo oft ihn jemand beleidigte, ertrug er Recht und Unrecht zwar mit groͤßter Ge-
bäuden. Da es in Kurland eigentlich keine zu- ſammenhängende Dörfer giebt. — Graf von Medem war der Vater der ſchon erwähnten edlen Eliſe und der Herzogin von Kurland.
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ders diente, kam, um ſich ein ruhigeres Leben
und groͤßre Achtung bei ſeinen Mitgenoſſen
zu erwerben, auf den Einfall: Ob es nicht
moͤglich ſeyn ſolte, ſich im Ruf einer gewißen
Heiligkeit zu ſezzen? — Die Emſigkeit, mit
welcher er alle Sontage in die Kirche ging,
die Andacht, mit welcher er der Predigt zu-
zuhoͤren ſchien, ein dreimaliger Genuß des
Abendmals im Jahre, und ein ſanfter, ſchlei-
chender Ton in Worten und Werken ſchienen
ihm zur Erreichung ſeines Entzwecks noch
nicht hinreichend. Er ſuchte auch ſeine Ver-
bindung mit dem Himmel durch Thatſachen
zu bewaͤhren, die allerdings mehr ins Auge
fielen.
Denn ſo oft ihn jemand beleidigte, ertrug
er Recht und Unrecht zwar mit groͤßter Ge-
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***) bäuden. Da es in Kurland eigentlich keine zu-
ſammenhängende Dörfer giebt. — Graf von
Medem war der Vater der ſchon erwähnten
edlen Eliſe und der Herzogin von Kurland.
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/204>, abgerufen am 23.11.2024.
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