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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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sorgsam gelauert hatte, bis seine Kame-
raden schliefen, sich zum Fenster herabgelas-
sen. Zwar war die Zeit, die er frei hatte,
höchstens eine Frist von sechs bis sieben Stun-
den; er selbst war nur halb angezogen, die
Nacht rauh, die Entfernung äußerst ansehn-
lich. Aber nichts von diesem allen hielt ihn
auf. Schneller als ein gelernter Läufer war
er hin und her geeilt; hatte mit schon vorher
abgemeßnen, bereit gehaltnen Lunten das Feuer
so angelegt, daß er gewiß wuste, erst in eini-
gen Stunden könne solches ausbrechen; war
gleich schnell und ganz unbemerkt zurückge-
kehrt; hatte sich, dem Schein nach, wecken
lassen und dann -- man kann leicht erachten,
mit welchem Herzen! -- in die Kirche bege-
ben. Zu eben der Zeit, als er vor dem Beicht-
stuhl kniete, muste, nach seiner Ausrechnung,
die auch nur alzurichtig eintraf, das Gut sei-
ner Feindin in vollen Flammen stehn.

Noch verwegner war er das zweitemal zu
Werke gegangen. Durch sein gedultiges Be-

O 3

ſorgſam gelauert hatte, bis ſeine Kame-
raden ſchliefen, ſich zum Fenſter herabgelaſ-
ſen. Zwar war die Zeit, die er frei hatte,
hoͤchſtens eine Friſt von ſechs bis ſieben Stun-
den; er ſelbſt war nur halb angezogen, die
Nacht rauh, die Entfernung aͤußerſt anſehn-
lich. Aber nichts von dieſem allen hielt ihn
auf. Schneller als ein gelernter Laͤufer war
er hin und her geeilt; hatte mit ſchon vorher
abgemeßnen, bereit gehaltnen Lunten das Feuer
ſo angelegt, daß er gewiß wuſte, erſt in eini-
gen Stunden koͤnne ſolches ausbrechen; war
gleich ſchnell und ganz unbemerkt zuruͤckge-
kehrt; hatte ſich, dem Schein nach, wecken
laſſen und dann — man kann leicht erachten,
mit welchem Herzen! — in die Kirche bege-
ben. Zu eben der Zeit, als er vor dem Beicht-
ſtuhl kniete, muſte, nach ſeiner Ausrechnung,
die auch nur alzurichtig eintraf, das Gut ſei-
ner Feindin in vollen Flammen ſtehn.

Noch verwegner war er das zweitemal zu
Werke gegangen. Durch ſein gedultiges Be-

O 3
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[213/0221] ſorgſam gelauert hatte, bis ſeine Kame- raden ſchliefen, ſich zum Fenſter herabgelaſ- ſen. Zwar war die Zeit, die er frei hatte, hoͤchſtens eine Friſt von ſechs bis ſieben Stun- den; er ſelbſt war nur halb angezogen, die Nacht rauh, die Entfernung aͤußerſt anſehn- lich. Aber nichts von dieſem allen hielt ihn auf. Schneller als ein gelernter Laͤufer war er hin und her geeilt; hatte mit ſchon vorher abgemeßnen, bereit gehaltnen Lunten das Feuer ſo angelegt, daß er gewiß wuſte, erſt in eini- gen Stunden koͤnne ſolches ausbrechen; war gleich ſchnell und ganz unbemerkt zuruͤckge- kehrt; hatte ſich, dem Schein nach, wecken laſſen und dann — man kann leicht erachten, mit welchem Herzen! — in die Kirche bege- ben. Zu eben der Zeit, als er vor dem Beicht- ſtuhl kniete, muſte, nach ſeiner Ausrechnung, die auch nur alzurichtig eintraf, das Gut ſei- ner Feindin in vollen Flammen ſtehn. Noch verwegner war er das zweitemal zu Werke gegangen. Durch ſein gedultiges Be- O 3

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/221>, abgerufen am 27.11.2024.