Aber jezt, mit Anfang des Jahrs 1791, zog zu seinen Aeltern ein Knecht, Joseph So**r, von Prag gebürtig, auf welchen Zen** so- fort ein unseeliges Zutrauen sezte. Es war ein Mensch schon nahe am Dreißigen, der von seinen vorigen Diensten ein günstiges Zeugnis der Treue und Thätigkeit mitbrachte. Aber eine gewisse trozzige Miene und der Umstand, daß er sehr arm war, machten Jenem Hof- nung: daß So** zu allem möglichen sich werde erkaufen lassen; und gleich in der ersten Woche suchte Zen** dahin einzulenken. Freilich wa- ren seine ersten Fragen äußerst entfernt; und erkundigten sich blos: Ob er nicht mit gewissen Mitteln bekannt sei? Ob er ihm nicht einen gewissen Dienst leisten wolle, wofür er es dann lebenslang bei ihm gut haben könne? und der- gleichen mehr. Da aber So**, wie sehr natür- lich, hierauf weder mit Ja noch Nein, son- dern mit der Gegenfrage: was er denn eigent- lich damit meine? antwortete; so entdeckte er sich ihm ganz; schwur, daß er seine Frau von
Aber jezt, mit Anfang des Jahrs 1791, zog zu ſeinen Aeltern ein Knecht, Joſeph So**r, von Prag gebuͤrtig, auf welchen Zen** ſo- fort ein unſeeliges Zutrauen ſezte. Es war ein Menſch ſchon nahe am Dreißigen, der von ſeinen vorigen Dienſten ein guͤnſtiges Zeugnis der Treue und Thaͤtigkeit mitbrachte. Aber eine gewiſſe trozzige Miene und der Umſtand, daß er ſehr arm war, machten Jenem Hof- nung: daß So** zu allem moͤglichen ſich werde erkaufen laſſen; und gleich in der erſten Woche ſuchte Zen** dahin einzulenken. Freilich wa- ren ſeine erſten Fragen aͤußerſt entfernt; und erkundigten ſich blos: Ob er nicht mit gewiſſen Mitteln bekannt ſei? Ob er ihm nicht einen gewiſſen Dienſt leiſten wolle, wofuͤr er es dann lebenslang bei ihm gut haben koͤnne? und der- gleichen mehr. Da aber So**, wie ſehr natuͤr- lich, hierauf weder mit Ja noch Nein, ſon- dern mit der Gegenfrage: was er denn eigent- lich damit meine? antwortete; ſo entdeckte er ſich ihm ganz; ſchwur, daß er ſeine Frau von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0229"n="221"/><p>Aber jezt, mit Anfang des Jahrs 1791, zog<lb/>
zu ſeinen Aeltern ein Knecht, Joſeph So**r,<lb/>
von Prag gebuͤrtig, auf welchen Zen** ſo-<lb/>
fort ein unſeeliges Zutrauen ſezte. Es war<lb/>
ein Menſch ſchon nahe am Dreißigen, der von<lb/>ſeinen vorigen Dienſten ein guͤnſtiges Zeugnis<lb/>
der Treue und Thaͤtigkeit mitbrachte. Aber<lb/>
eine gewiſſe trozzige Miene und der Umſtand,<lb/>
daß er ſehr arm war, machten Jenem Hof-<lb/>
nung: daß So** zu allem moͤglichen ſich werde<lb/>
erkaufen laſſen; und gleich in der erſten Woche<lb/>ſuchte Zen** dahin einzulenken. Freilich wa-<lb/>
ren ſeine erſten Fragen aͤußerſt entfernt; und<lb/>
erkundigten ſich blos: Ob er nicht mit gewiſſen<lb/>
Mitteln bekannt ſei? Ob er ihm nicht einen<lb/>
gewiſſen Dienſt leiſten wolle, wofuͤr er es dann<lb/>
lebenslang bei ihm gut haben koͤnne? und der-<lb/>
gleichen mehr. Da aber So**, wie ſehr natuͤr-<lb/>
lich, hierauf weder mit Ja noch Nein, ſon-<lb/>
dern mit der Gegenfrage: was er denn eigent-<lb/>
lich damit meine? antwortete; ſo entdeckte er<lb/>ſich ihm ganz; ſchwur, daß er ſeine Frau von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[221/0229]
Aber jezt, mit Anfang des Jahrs 1791, zog
zu ſeinen Aeltern ein Knecht, Joſeph So**r,
von Prag gebuͤrtig, auf welchen Zen** ſo-
fort ein unſeeliges Zutrauen ſezte. Es war
ein Menſch ſchon nahe am Dreißigen, der von
ſeinen vorigen Dienſten ein guͤnſtiges Zeugnis
der Treue und Thaͤtigkeit mitbrachte. Aber
eine gewiſſe trozzige Miene und der Umſtand,
daß er ſehr arm war, machten Jenem Hof-
nung: daß So** zu allem moͤglichen ſich werde
erkaufen laſſen; und gleich in der erſten Woche
ſuchte Zen** dahin einzulenken. Freilich wa-
ren ſeine erſten Fragen aͤußerſt entfernt; und
erkundigten ſich blos: Ob er nicht mit gewiſſen
Mitteln bekannt ſei? Ob er ihm nicht einen
gewiſſen Dienſt leiſten wolle, wofuͤr er es dann
lebenslang bei ihm gut haben koͤnne? und der-
gleichen mehr. Da aber So**, wie ſehr natuͤr-
lich, hierauf weder mit Ja noch Nein, ſon-
dern mit der Gegenfrage: was er denn eigent-
lich damit meine? antwortete; ſo entdeckte er
ſich ihm ganz; ſchwur, daß er ſeine Frau von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/229>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.