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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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er Schulden. Jn den Handlungsbüchern
selbst herrschte eine kaum begreifliche Unord-
nung. Schon seit einigen Jahren war das
Soll beständig gewachsen, das Haben un-
aufhörlich gesunken. Durch verschiedne dreiste
Versuche hatte der alte R. wahrscheinlich sich
helfen wollen, und immer tiefer sich verstrickt.
Blos der Kredit seines Namens hatte das
Ganze noch zusammen gehalten.

Eine solche Entdeckung war für den jüngern
R. gleich überraschend, als traurig. Jezt
eben, da er seine Freiheit erst zu genießen hofte,
solt' er eines Wohlstandes entsagen, an wel-
chem er von Jugend auf sich gewöhnt hatte?
-- Zwar war er klug genug, seine misliche
Lage noch jedermann zu verschweigen; doch
daß sie lange verschwiegen bleiben werde, ließ
kaum sich hoffen. Nur ein paar Gläubiger
durften mit gerechtem Mistrauen sich melden,
und die Handlung stürzte übern Haufen.
Selbst wenn alles dann aufs beste einge-
leitet, aufs schnellste und glücklichste ver-

er Schulden. Jn den Handlungsbuͤchern
ſelbſt herrſchte eine kaum begreifliche Unord-
nung. Schon ſeit einigen Jahren war das
Soll beſtaͤndig gewachſen, das Haben un-
aufhoͤrlich geſunken. Durch verſchiedne dreiſte
Verſuche hatte der alte R. wahrſcheinlich ſich
helfen wollen, und immer tiefer ſich verſtrickt.
Blos der Kredit ſeines Namens hatte das
Ganze noch zuſammen gehalten.

Eine ſolche Entdeckung war fuͤr den juͤngern
R. gleich uͤberraſchend, als traurig. Jezt
eben, da er ſeine Freiheit erſt zu genießen hofte,
ſolt' er eines Wohlſtandes entſagen, an wel-
chem er von Jugend auf ſich gewoͤhnt hatte?
— Zwar war er klug genug, ſeine misliche
Lage noch jedermann zu verſchweigen; doch
daß ſie lange verſchwiegen bleiben werde, ließ
kaum ſich hoffen. Nur ein paar Glaͤubiger
durften mit gerechtem Mistrauen ſich melden,
und die Handlung ſtuͤrzte uͤbern Haufen.
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leitet, aufs ſchnellſte und gluͤcklichſte ver-

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[254/0262] er Schulden. Jn den Handlungsbuͤchern ſelbſt herrſchte eine kaum begreifliche Unord- nung. Schon ſeit einigen Jahren war das Soll beſtaͤndig gewachſen, das Haben un- aufhoͤrlich geſunken. Durch verſchiedne dreiſte Verſuche hatte der alte R. wahrſcheinlich ſich helfen wollen, und immer tiefer ſich verſtrickt. Blos der Kredit ſeines Namens hatte das Ganze noch zuſammen gehalten. Eine ſolche Entdeckung war fuͤr den juͤngern R. gleich uͤberraſchend, als traurig. Jezt eben, da er ſeine Freiheit erſt zu genießen hofte, ſolt' er eines Wohlſtandes entſagen, an wel- chem er von Jugend auf ſich gewoͤhnt hatte? — Zwar war er klug genug, ſeine misliche Lage noch jedermann zu verſchweigen; doch daß ſie lange verſchwiegen bleiben werde, ließ kaum ſich hoffen. Nur ein paar Glaͤubiger durften mit gerechtem Mistrauen ſich melden, und die Handlung ſtuͤrzte uͤbern Haufen. Selbſt wenn alles dann aufs beſte einge- leitet, aufs ſchnellſte und gluͤcklichſte ver-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/262>, abgerufen am 23.11.2024.