geht es in der Fremde. Auch ich trieb mich in ihr herum. Ohne deine Figur, vielleicht auch ohne deine Kentniß, fand ich auswärts doch manchen Vorschlag meinGlück zu machen. Glaube mir: Gelegenheit flieht den nicht im- mer, der sie sucht, und kömmt selbst zu demje- nigen, der sie nur nicht ausschlägt!"
Tief würkten diese oder ähnliche Reden auf R's ohnedem mit sich selbst unzufriedne See- le. Daß er aber aus ihnen, die gutgesint und richtig im Ganzen waren, grade nur das Lezte undGefährlichste sich heraus- hob; daß er mit dem festen Entschlus, seine Alte nicht zu heirathen, nun auch den eben so festen: sein Glück nur in der Fremde zu suchen, verband; -- auch dies war ei- ner von den gewöhnlichen Gängen menschli- chen Geistes! Jn seiner Vaterstadt, dünkte ihm, warte nur Spott, Armuth und Verach- tung seiner. Jm Auslande hofte er es besser zu finden. Nur unter seinen eignen Namen und mit ganz leeren Händen mochte er den
geht es in der Fremde. Auch ich trieb mich in ihr herum. Ohne deine Figur, vielleicht auch ohne deine Kentniß, fand ich auswaͤrts doch manchen Vorſchlag meinGluͤck zu machen. Glaube mir: Gelegenheit flieht den nicht im- mer, der ſie ſucht, und koͤmmt ſelbſt zu demje- nigen, der ſie nur nicht ausſchlaͤgt!“
Tief wuͤrkten dieſe oder aͤhnliche Reden auf R's ohnedem mit ſich ſelbſt unzufriedne See- le. Daß er aber aus ihnen, die gutgeſint und richtig im Ganzen waren, grade nur das Lezte undGefaͤhrlichſte ſich heraus- hob; daß er mit dem feſten Entſchlus, ſeine Alte nicht zu heirathen, nun auch den eben ſo feſten: ſein Gluͤck nur in der Fremde zu ſuchen, verband; — auch dies war ei- ner von den gewoͤhnlichen Gaͤngen menſchli- chen Geiſtes! Jn ſeiner Vaterſtadt, duͤnkte ihm, warte nur Spott, Armuth und Verach- tung ſeiner. Jm Auslande hofte er es beſſer zu finden. Nur unter ſeinen eignen Namen und mit ganz leeren Haͤnden mochte er den
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geht es in der Fremde. Auch ich trieb mich
in ihr herum. Ohne deine Figur, vielleicht
auch ohne deine Kentniß, fand ich auswaͤrts
doch manchen Vorſchlag meinGluͤck zu machen.
Glaube mir: Gelegenheit flieht den nicht im-
mer, der ſie ſucht, und koͤmmt ſelbſt zu demje-
nigen, der ſie nur nicht ausſchlaͤgt!“
Tief wuͤrkten dieſe oder aͤhnliche Reden auf
R's ohnedem mit ſich ſelbſt unzufriedne See-
le. Daß er aber aus ihnen, die gutgeſint
und richtig im Ganzen waren, grade nur
das Lezte undGefaͤhrlichſte ſich heraus-
hob; daß er mit dem feſten Entſchlus, ſeine
Alte nicht zu heirathen, nun auch den eben ſo
feſten: ſein Gluͤck nur in der Fremde
zu ſuchen, verband; — auch dies war ei-
ner von den gewoͤhnlichen Gaͤngen menſchli-
chen Geiſtes! Jn ſeiner Vaterſtadt, duͤnkte
ihm, warte nur Spott, Armuth und Verach-
tung ſeiner. Jm Auslande hofte er es beſſer
zu finden. Nur unter ſeinen eignen Namen
und mit ganz leeren Haͤnden mochte er den
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/272>, abgerufen am 23.11.2024.
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