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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Schandthat sich brauchen zu lassen, ermahnte
sie ernstlich von einem so schwarzen Vorhaben
abzustehen. Gerührt schien sie ihm zuzuhö-
ren. Mit Hand und Mund versprach sie ihm
zu folgen. Doch einige Tage nachher kaufte
sie sich heimlich Arsenik, fest entschlossen, sol-
ches bei erster bester Gelegenheit dem Faßino
beizubringen.

Einst, als er nach seiner gewöhnlichen Sitte
von einer Lustbarkeit ziemlich spät nach Hause
kam, und eine Schaale Hünerbrühe begehr-
te, befahl Viktorine ihrer Kammerfrau solche
für ihn zu besorgen, kaum aber wandte diese
den Rücken, so schüttete jene die Hälfte des
Arseniks in die Brühe; die andre Hälfte
wußte sie schlau genug in Feliciens Koffer zu
bringen.

Faßino starb; -- starb unter Umständen,
die offenbar auf Vergiftung schließen ließen.
Viktorine und ihre Kammerfrau wurden so-
fort verhaftet. Jm Koffer dieser Leztern fand
man das bewußte Gift. Jhre Schwüre gal-

Schandthat ſich brauchen zu laſſen, ermahnte
ſie ernſtlich von einem ſo ſchwarzen Vorhaben
abzuſtehen. Geruͤhrt ſchien ſie ihm zuzuhoͤ-
ren. Mit Hand und Mund verſprach ſie ihm
zu folgen. Doch einige Tage nachher kaufte
ſie ſich heimlich Arſenik, feſt entſchloſſen, ſol-
ches bei erſter beſter Gelegenheit dem Faßino
beizubringen.

Einſt, als er nach ſeiner gewoͤhnlichen Sitte
von einer Luſtbarkeit ziemlich ſpaͤt nach Hauſe
kam, und eine Schaale Huͤnerbruͤhe begehr-
te, befahl Viktorine ihrer Kammerfrau ſolche
fuͤr ihn zu beſorgen, kaum aber wandte dieſe
den Ruͤcken, ſo ſchuͤttete jene die Haͤlfte des
Arſeniks in die Bruͤhe; die andre Haͤlfte
wußte ſie ſchlau genug in Feliciens Koffer zu
bringen.

Faßino ſtarb; — ſtarb unter Umſtaͤnden,
die offenbar auf Vergiftung ſchließen ließen.
Viktorine und ihre Kammerfrau wurden ſo-
fort verhaftet. Jm Koffer dieſer Leztern fand
man das bewußte Gift. Jhre Schwuͤre gal-

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[338/0346] Schandthat ſich brauchen zu laſſen, ermahnte ſie ernſtlich von einem ſo ſchwarzen Vorhaben abzuſtehen. Geruͤhrt ſchien ſie ihm zuzuhoͤ- ren. Mit Hand und Mund verſprach ſie ihm zu folgen. Doch einige Tage nachher kaufte ſie ſich heimlich Arſenik, feſt entſchloſſen, ſol- ches bei erſter beſter Gelegenheit dem Faßino beizubringen. Einſt, als er nach ſeiner gewoͤhnlichen Sitte von einer Luſtbarkeit ziemlich ſpaͤt nach Hauſe kam, und eine Schaale Huͤnerbruͤhe begehr- te, befahl Viktorine ihrer Kammerfrau ſolche fuͤr ihn zu beſorgen, kaum aber wandte dieſe den Ruͤcken, ſo ſchuͤttete jene die Haͤlfte des Arſeniks in die Bruͤhe; die andre Haͤlfte wußte ſie ſchlau genug in Feliciens Koffer zu bringen. Faßino ſtarb; — ſtarb unter Umſtaͤnden, die offenbar auf Vergiftung ſchließen ließen. Viktorine und ihre Kammerfrau wurden ſo- fort verhaftet. Jm Koffer dieſer Leztern fand man das bewußte Gift. Jhre Schwuͤre gal-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/346>, abgerufen am 23.11.2024.