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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Alles, was ihm noch von baarem Gelde
übrig geblieben war, mochte kaum hundert
Thaler betragen; er nahm einen ansehnlichen
Theil davon, und bestach die Vertraute sei-
ner Geliebten. Das Kammermädchen wider-
stand lange, aber endlich ergab sie sich. --
Von ihr erfuhr er ein heimliches Verständniß
seiner Treulosen mit eines reichen Banquiers
Sohne; von ihr erfuhr er, daß sie sich oft
Briefe schrieben; von ihr erhielt er endlich
das Versprechen, daß ihm nächstens eines die-
ser Sendschreiben in die Hände gespielt wer-
den sollte.

Seine Wuth war ohne Grenzen; aber auch
jezt zwang er sich; sah sein sogenanntes Mäd-
chen noch an dem nämlichen Tage; versicher-
te der Niederträchtigen: daß er ihrem Vor-
schlage weiter nachgedacht, ihn thunlich be-
funden, ja sich bereits auf einem bald abge-
henden Schiffe verdungen habe; ward des-
falls äußerst von ihr gelobt, und erhielt zwei
Tage drauf durch die bestochne Aufwärterin

Alles, was ihm noch von baarem Gelde
uͤbrig geblieben war, mochte kaum hundert
Thaler betragen; er nahm einen anſehnlichen
Theil davon, und beſtach die Vertraute ſei-
ner Geliebten. Das Kammermaͤdchen wider-
ſtand lange, aber endlich ergab ſie ſich. —
Von ihr erfuhr er ein heimliches Verſtaͤndniß
ſeiner Treuloſen mit eines reichen Banquiers
Sohne; von ihr erfuhr er, daß ſie ſich oft
Briefe ſchrieben; von ihr erhielt er endlich
das Verſprechen, daß ihm naͤchſtens eines die-
ſer Sendſchreiben in die Haͤnde geſpielt wer-
den ſollte.

Seine Wuth war ohne Grenzen; aber auch
jezt zwang er ſich; ſah ſein ſogenanntes Maͤd-
chen noch an dem naͤmlichen Tage; verſicher-
te der Niedertraͤchtigen: daß er ihrem Vor-
ſchlage weiter nachgedacht, ihn thunlich be-
funden, ja ſich bereits auf einem bald abge-
henden Schiffe verdungen habe; ward des-
falls aͤußerſt von ihr gelobt, und erhielt zwei
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[29/0037] Alles, was ihm noch von baarem Gelde uͤbrig geblieben war, mochte kaum hundert Thaler betragen; er nahm einen anſehnlichen Theil davon, und beſtach die Vertraute ſei- ner Geliebten. Das Kammermaͤdchen wider- ſtand lange, aber endlich ergab ſie ſich. — Von ihr erfuhr er ein heimliches Verſtaͤndniß ſeiner Treuloſen mit eines reichen Banquiers Sohne; von ihr erfuhr er, daß ſie ſich oft Briefe ſchrieben; von ihr erhielt er endlich das Verſprechen, daß ihm naͤchſtens eines die- ſer Sendſchreiben in die Haͤnde geſpielt wer- den ſollte. Seine Wuth war ohne Grenzen; aber auch jezt zwang er ſich; ſah ſein ſogenanntes Maͤd- chen noch an dem naͤmlichen Tage; verſicher- te der Niedertraͤchtigen: daß er ihrem Vor- ſchlage weiter nachgedacht, ihn thunlich be- funden, ja ſich bereits auf einem bald abge- henden Schiffe verdungen habe; ward des- falls aͤußerſt von ihr gelobt, und erhielt zwei Tage drauf durch die beſtochne Aufwaͤrterin

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/37>, abgerufen am 23.11.2024.