es sogar, daß sie den raschen Entschlus er- grif, ihren rechtmäßigen Gemal zu verlassen, und ihren gleißenden Liebhaber in ein fremdes Land zu begleiten. Da sie den Vimoric als Witwe geheirathet, und da sie den ganzen Besiz ihres Vermögens sich vorbehalten, so nahm sie auch fast alles mit, was sie hatte; übergab es völlig Harcourts Willkühr, und lebte als seine angebliche Gattin mit ihm zu Genua. Vimorie hingegen und Harcourts Gemalin blieben in ihrer Einsamkeit dahinten, und genossen, troz der Dürftigkeit ihrer Um- stände, eine Seelenruhe, wie sie jenes treulose Paar in seinem verbotnen Umgang nie finden konnte.
Jndeß starb Masserinens Bruder. Vimo- rie nüzte die Abwesenheit seines entwichenen Weibes, und trat eine beträchtliche Erbschaft an. Harcourt erfuhr es zu Genua. Schon ging das große Vermögen, das Maßerine ihm überliefert hatte, almälig zu Ende. Der Un- ersättliche beschloß daher seinem Bruder auch
es ſogar, daß ſie den raſchen Entſchlus er- grif, ihren rechtmaͤßigen Gemal zu verlaſſen, und ihren gleißenden Liebhaber in ein fremdes Land zu begleiten. Da ſie den Vimoric als Witwe geheirathet, und da ſie den ganzen Beſiz ihres Vermoͤgens ſich vorbehalten, ſo nahm ſie auch faſt alles mit, was ſie hatte; uͤbergab es voͤllig Harcourts Willkuͤhr, und lebte als ſeine angebliche Gattin mit ihm zu Genua. Vimorie hingegen und Harcourts Gemalin blieben in ihrer Einſamkeit dahinten, und genoſſen, troz der Duͤrftigkeit ihrer Um- ſtaͤnde, eine Seelenruhe, wie ſie jenes treuloſe Paar in ſeinem verbotnen Umgang nie finden konnte.
Jndeß ſtarb Maſſerinens Bruder. Vimo- rie nuͤzte die Abweſenheit ſeines entwichenen Weibes, und trat eine betraͤchtliche Erbſchaft an. Harcourt erfuhr es zu Genua. Schon ging das große Vermoͤgen, das Maßerine ihm uͤberliefert hatte, almaͤlig zu Ende. Der Un- erſaͤttliche beſchloß daher ſeinem Bruder auch
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es ſogar, daß ſie den raſchen Entſchlus er-
grif, ihren rechtmaͤßigen Gemal zu verlaſſen,
und ihren gleißenden Liebhaber in ein fremdes
Land zu begleiten. Da ſie den Vimoric als
Witwe geheirathet, und da ſie den ganzen
Beſiz ihres Vermoͤgens ſich vorbehalten, ſo
nahm ſie auch faſt alles mit, was ſie hatte;
uͤbergab es voͤllig Harcourts Willkuͤhr, und
lebte als ſeine angebliche Gattin mit ihm zu
Genua. Vimorie hingegen und Harcourts
Gemalin blieben in ihrer Einſamkeit dahinten,
und genoſſen, troz der Duͤrftigkeit ihrer Um-
ſtaͤnde, eine Seelenruhe, wie ſie jenes treuloſe
Paar in ſeinem verbotnen Umgang nie finden
konnte.
Jndeß ſtarb Maſſerinens Bruder. Vimo-
rie nuͤzte die Abweſenheit ſeines entwichenen
Weibes, und trat eine betraͤchtliche Erbſchaft
an. Harcourt erfuhr es zu Genua. Schon
ging das große Vermoͤgen, das Maßerine ihm
uͤberliefert hatte, almaͤlig zu Ende. Der Un-
erſaͤttliche beſchloß daher ſeinem Bruder auch
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/375>, abgerufen am 26.11.2024.
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